Sri Lanka: "Traumatisiert und unterernährt" - DRK e.V.

Sri Lanka: "Traumatisiert und unterernährt"

Obwohl die Regierung in Sri Lanka die Kämpfe für beendet erklärt hat, kommt die tropische Insel nicht zur Ruhe. Der seit über zwanzig Jahren dauernde Bürgerkrieg zwischen der aufständischen Volksgruppe der Tamilen und der Zentralregierung in Colombo fordert seinen Tribut. Es ist inzwischen die Rede von 300.000 Vertriebenen. Niemand weiß, wann sie in ihre Heimatorte zurückkehren können.

Martin Hahn, Leiter der Rotkreuz-Auslandshilfe, war bis vor kurzem in Sri Lanka. Er ist da nicht sehr optimistisch: "Viele Häuser wurden im Nordosten der Insel zerstört. Dort gibt es Anti-Personen-Minen. Eine schnelle Rückkehr scheint ausgeschlossen zu sein." Und auch aus einem Flüchtlingslager der überfüllten Stadt Vavuniya kann er zunächst nur Besorgniserregendes berichten: "Die Vertriebenen sind zum Teil schon seit einem Jahr auf der Flucht. Sie sind geschwächt, sehr unterernährt und zum Teil traumatisiert, da viele von ihnen direkt im Kampfgebiet eingeschlossen waren. Die Krankenhäuser hier sind total überfüllt. Wir waren in einem Krankenhaus mit 16 Betten. Hier hielten sich 1.600 Menschen auf. 300 davon haben Hepatitis und Windpocken." Das Sri Lankische Rote Kreuz hat 270 Freiwillige mobilisiert, um die überforderten Krankenhäuser zu unterstützen.

Eingekesselte Familien - niemand kennt ihr Schicksal

Ganz besonders schlimm ist die Situation auf einer Landzunge im Nordosten der Insel, wo Zehntausende von Menschen wochenlang von der Armee eingekesselt waren, weil die Führer der Tamilischen Widerstandsbewegung dort ihre letzte Bastion hatten. Ohne Nahrung, ohne Wasser, ohne medizinische Versorgung harrten Männer, Frauen und Kinder in einem Gebiet aus - kaum größer als der Central-Park in New York. Tote und Verletzte gab es täglich durch den Beschuss. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK), das in umkämpften Gebieten das Mandat hat, versuchte die im Kampfgebiet eingeschlossenen Zivilisten mit Booten von der See her mit Lebensmitteln zu versorgen, es gab zahlreiche Evakuierungen. Doch die letzte Ausschiffung von 516 Verletzten war am 9. Mai. Auch das IKRK weiß noch nicht, wie es in dem ehemals eingekesselten Gebiet aussieht. Es hat immer noch keinen Kontakt zu den 20 nationalen Mitarbeitern und ihren Familien, die bei den Eingekesselten waren. Monica Zanarelli vom IKRK: "Ein paar unserer Mitarbeiter konnten sich inzwischen melden und zumindest mitteilen, dass sie am Leben sind. Aber von den anderen wissen wir nichts".

Spezielle Hilfe für Schwangere geplant

Das Deutsche Rote Kreuz wird sich in Sri Lanka an den Hilfsmaßnahmen für die Vertriebenen beteiligen. Für Patienten in Krankenhäusern sollen "Grundausstattungspakete" bereitgestellt werden. Sie beinhalten Hygieneartikel, wie Handtücher, Seife und Unterwäsche. Ein besonderes Paket wird für Schwangere zusammengestellt. In den nächsten Wochen und Monaten werden in den Lagern viele Kinder zur Welt kommen. Und es werden 100 Toiletten aufgestellt. Haben die Menschen keinen Zugang zu sauberen Toiletten, können sich schnell Seuchen und Krankheiten ausbreiten. Die geschwächten Menschen sind besonders anfällig für Durchfallerkrankungen. Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen verteilt u.a. Öl, Linsen, Reis, Zucker. Das Deutsche Rote Kreuz will diese Verteilung durch vitaminreiche Spezialprodukte unterstützen. Dabei geht es zum Beispiel um besonders gehaltvolle, proteinreiche Kekse, die von Unterernährten gut vertragen werden. Das Deutsche Rote Kreuz wird der Bundesregierung mehrere Projekte für eine Förderung vorschlagen.

Intensive Arbeit seit Tsunami 2004

In Sri Lanka ist das DRK seit langem aktiv. Das Deutsche Rote Kreuz unterstützt die leidende Zivilbevölkerung insbesondere seit dem Tsunami 2004. Seitdem wurden Krankenhäuser und Gesundheitsstationen renoviert und mit medizinischem Material ausgestattet, Wasserleitungssysteme gebaut sowie Hilfsgüter an Flüchtlinge verteilt. Außerdem baute das DRK über 1.200 Häuser auf, die durch den Tsumani zerstört worden waren. Das Krankenhaus in PTK, in der eingekesselten Region, das ebenfalls mit DRK-Geldern unterstützt wurde, ist leider durch die jüngsten Kämpfe stark beschädigt worden. Doch andere Projekte im Osten und Süden des Landes dienen weiter der Bevölkerung. Dabei handelt es sich um Hausbau in Ampara, die Rekonstruktion eines Distrikt-Hospitals in Santhamaruthu und Gesundheitsstationen in Gampaha. Auch der Suchdienst des Roten Kreuzes ist in die Hilfe eingebunden. Sobald die Menschen sich als Flüchtling registriert haben, kann das Rote Kreuz mit seinem Suchdienst bei der Familienzusammenführung helfen. Einige Familien wurden bereits vor Monaten bei Kämpfen auseinander gerissen. Damit können auch Kinder, die von ihren Eltern getrennt wurden, schnell wieder mit ihren Vätern, Müttern oder Verwandten zusammengebracht werden.

Das Deutsche Rote Kreuz bittet um Spenden

DRK-Spendenkonto:
Konto: 41 41 41
Bank für Sozialwirtschaft
BLZ 370 205 00
Stichwort: Sri Lanka

Weitere Informationen: <link http: www.zeit.de online sri-lanka-fluechtlinge-helfer external-link-new-window>Interview mit Martin Hahn auf ZEIT-Online
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