Mangelhafte Wasser- und Sanitärversorgung, Armut und zunehmende Wetterextreme sind wesentliche Probleme, mit denen die Menschen in Togo tagtäglich leben. Das DRK arbeitet in verschiedenen Projekten eng mit dem Togolesischen Roten Kreuz zusammen, um die Betroffenen zu unterstützen.
Rund die Hälfte der Einwohnerinnen und Einwohner in Togo leben in Armut. Laut dem durch die Vereinten Nationen errechneten Index der menschlichen Entwicklung (Human Development Index, HDI), der unter anderem das Pro-Kopf-Einkommen, das Bildungs- und Beschäftigungsniveau und die Lebenserwartung im Vergleich zu anderen Ländern berücksichtigt, rangiert Togo in seiner Entwicklung auf Platz 167 von 189 Ländern. Vielerorts reicht etwa die Wasser-, Hygiene- und Sanitärversorgung nicht aus. Besonders in den ländlichen Gebieten haben viele Bewohner keinen oder nur eingeschränkten Zugang zu sauberem Wasser. Ihre Notdurft verrichten sie häufig im Freien oder in sogenannten „fliegende Toiletten“ – Plastiktüten. In der Folge sterben immer wieder Menschen an hygienebedingten Krankheiten wie Cholera oder Typhus.
Der Klimawandel erschwert die Lebensumstände der Menschen zusätzlich. So ist Togo immer häufiger von intensiven Dürreperioden, Stürmen oder Überschwemmungen betroffen. Sie bedrohen die Existenzgrundlagen der Menschen, die zum großen Teil von der Landwirtschaft leben – ein Risiko für die Ernährung der Betroffenen. Im Jahr 2014 litten 28 Prozent der Kinder unter 5 Jahren an chronischer Mangelernährung, 6,5 Prozent der Kinder waren gar akut mangelernährt.
Für eine bessere Trinkwasserversorgung bohren wir Brunnen und reparieren beschädigte Wasserzapfstellen in Togo. Eigens dafür gegründete Wasserkomitees setzen sich für die nachhaltige Pflege der Brunnen ein und verwalten die Beiträge, die alle Brunnennutzer zahlen, damit künftige Reparaturen umgesetzt werden können. Gemeinsam mit den Bewohnerinnen und Bewohnern bauen wir zudem Latrinen. Die Toiletten sind so entwickelt, dass feste und flüssige Bestandteile getrennt voneinander gesammelt und später weiterverwertet werden – der mit Wasser vermischte Urin wird zu flüssigem Dünger und auch die getrockneten Fäkalien führen dem Boden schließlich wieder Nährstoffe zu.
Neben der Verbesserung der Infrastruktur bringen wir den Menschen das Thema Hygiene näher. In Schulungen erfahren sie, wie Krankheiten, unsauberes Wasser und unzureichende Hygiene zusammenhängen. Die geschulten Gemeindemitglieder geben ihr Wissen an die anderen Dorfbewohner weiter – nicht nur über persönliche Gespräche, sondern auch durch Veranstaltungen mit Tänzen, Gesängen und kleinen Sketchen.
Fehlender Regen, zurückgehende Bodenfruchtbarkeit und Klimaveränderungen lassen die Ernteerträge in Togo schrumpfen und bedrohen die Existenzgrundlagen der Einwohner. Hier setzt unsere Arbeit zur Ernährungssicherung an: Wir zeigen den Menschen, wie sie Kompost aus Ernte- und Haushaltsabfällen herstellen und die Überreste aus den Latrinen richtig verwenden, um den Boden fruchtbarer zu machen. Auch führen wir spezielle Pflanzen ein, um den Boden zu verbessern, etwa die Bohnenart Mucuna oder die Straucherbse Cajanus.
In Feldschulen lernen die Kleinbäuerinnen und Kleinbauern effektivere landwirtschaftliche Techniken, die dem Klimawandel gewachsen sind, und erfahren, wie sie Saatgut selbst herstellen können. Die Überschüsse aus den dadurch erhöhten Ernteerträgen können die Familien verkaufen. So gelingt es ihnen deutlich besser, ihre Lebensgrundlagen abzusichern. Auch bei der Vermarktung ihrer Produkte unterstützen wir die Teilnehmenden mit entsprechenden Kursen. Gleichzeitig fördern wir Baumschulen und bestärken die Menschen, umwelt- und ressourcengerecht zu wirtschaften.
Durch Schulungen ist das Bewusstsein für eine ausgewogene Ernährung deutlich gestiegen. Regelmäßige Bildungsgespräche in den Dörfern und das Vorführen von der Herstellung von Lebensmittel mit hohem Nährstoffgehalt führen dazu, dass sich die Mitglieder der Dorfgemeinden gesünder und ausgewogener ernähren.
Da der Fokus vieler unserer Projektaktivitäten auf die Frauen der Gemeinden gerichtet ist, hat sich der Status der Frauen deutlich verbessert. Ihr Platz in der Gesellschaft ist gestärkt, vor allem auch durch die Unterstützung so genannter „Mütterclubs“. Durch die Existenz dieser Mütterclubs werden die Frauen stärker in die Dorfversammlungen miteingebunden und sind aktiv an Entscheidungsprozessen beteiligt.
In Togo wird es immer schwieriger, auf den Wechsel von Trockenperioden und Regenzeit angemessen zu reagieren. Wir unterstützen die Menschen deshalb, sich auf Naturkatastrophen vorzubereiten und die Folgen des Klimawandels besser zu bewältigen. Eine Rolle spielen dabei Frühwarnsysteme. Pegelmesssäulen an Flüssen etwa geben Auskunft über das aktuelle Überschwemmungsrisiko. Ist es kritisch, alarmieren Freiwillige rechtzeitig ihre Gemeinden. Ziel ist es, die Frühwarnsysteme durch verlässliche Vorhersagen sowie längere Vorwarnzeiten zu optimieren und auszubauen.
Darüber hinaus unterstützen wir die Menschen, die Risiken und Selbsthilfekapazitäten in ihren Gemeinden zu analysieren. Risikokarten machen sie für die Gemeindemitglieder transparent. In einem Aktionsplan legen die Bewohnerinnen und Bewohner schließlich fest, wie sie die Risiken reduzieren und die Stärken ausbauen können – je nach Gegebenheiten sind das zum Beispiel eine flutresistente Bauweise oder die Aufforstung als natürlicher Hochwasserschutz.
Menschen, die tagtäglich kämpfen, um über die Runden zu kommen oder eine Grundversorgung zu erhalten, können Krisen – ob Naturkatastrophen oder von Menschen verursachte Krisen – nur schwer bewältigen. Oberstes Ziel unserer Arbeit ist es deshalb, die Menschen grundsätzlich zu stärken, um ihre Widerstandskraft zu erhöhen. Dazu zählen nicht nur eine sichere Wasser- und Abwasserversorgung oder stabile Einkommensquellen, sondern auch das Wissen um den Klimawandel oder um ihre Grundrechte. In all diesen Bereich engagieren wir uns.
Als neue Form der Katastrophenvorsorge betreibt das Deutsche Rote Kreuz in Togo Forecast-based Financing – ein Finanzierungsmechanismus, der auf frühzeitige Hilfe setzt. Der Mechanismus basiert auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, modernen Wettervorhersagen und Frühwarnsystemen: Schlägt das Frühwarnsystem bei einem bestimmten Schwellenwert Alarm, wird Hilfe veranlasst, bevor hohe Pegelstände oder ein Sturm katastrophale Folgen haben. Die frühzeitigen Maßnahmen können dabei zum Beispiel die Verteilung von Chlortabletten für die Aufbereitung von Trinkwasser, die Ausstrahlung von Radiosendungen zu empfohlenen Katastrophenvorsorgemaßnahmen oder die Befestigung von Häusern und Wegen umfassen.
Ein Lied auf die sehr guten Ernteerträge! Die Frauen des Mütterclubs in Adokpoe in der togolesischen Präfektur Zio freuen sich über den Erfolg mit den neuen Anbaumethoden.
Region: Maritime und Savanes sowie die Nachbarländer Benin und Burkina Faso
Laufzeit: 01. Januar 2019 bis 31. Dezember 2021
Projektvolumen: 1.050.000 €
Finanzierung: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Partner: Togolesisches Rotes Kreuz