Die Folgen des Konflikts im Darfur, Wassermangel sowie chronische Armut und Mangelernährung sind nur einige der Probleme, mit denen die Menschen im Sudan zu kämpfen haben. Erschwerend hinzu kommen die Auswirkungen der Corona-Pandemie, eine starke Wirtschaftskrise, eine instabile politische Übergangssituation und wiederkehrende Naturkatastrophen. Um die Bevölkerung bei der Bewältigung der täglichen Schwierigkeiten und Nöte zu unterstützen, ist das Deutsche Rote Kreuz seit mehr als 20 Jahren vor Ort – allein in Darfur trotz der schwierigen Sicherheitslage seit über zehn Jahren durchgängig. Dabei arbeitet das DRK eng mit dem Sudanesischen Roten Halbmond (SCRS) zusammen.
Die Folgen des Konflikts in Darfur prägen den Sudan nach wie vor weitreichend. Neben den wirtschaftlichen Schäden wie zerstörten Häusern, verwüsteten Feldern oder beschädigter Infrastruktur gehört großes menschliches Leid dazu: Im Sudan gibt es mehr als drei Millionen Binnenvertriebene. Sie befinden sich in Darfur, Kordofan und Blue Nile, die über die letzten 2 Jahrzehnte die Epizentren bewaffneter Konflikte waren.
Gleichzeitig beherbergt der Sudan rund 1,2 Millionen Geflüchtete und Asylbewerber aus Eritrea, Somalia, Äthiopien (Tigray-Konflikt), Tschad und dem Südsudan und gehört damit zu den zehn wichtigsten Aufnahmeländern für Geflüchtete weltweit. Eine Situation, in der die ohnehin begrenzten Ressourcen noch mehr beansprucht werden.
Nach dem durch die Vereinten Nationen errechneten Index der menschlichen Entwicklung, der unter anderem das Pro-Kopf-Einkommen, das Bildungs- und Beschäftigungsniveau und die Lebenserwartung im Vergleich zu anderen Ländern berücksichtigt, rangiert der Sudan auf Platz 170 von 189 Ländern (HDI 2020). Insgesamt sind 14,3 Millionen Menschen - 30 Prozent der Gesamtbevölkerung - im Sudan auf humanitäre Hilfe angewiesen. Geschätzte 10,9 Millionen Menschen leiden unter Ernährungsunsicherheit: COVID-19, die Wirtschaftskrise, Konflikte und Naturkatastrophen führen zu einer steten Verschlechterung der allgemeinen Ernährungssicherheit des Landes.
Auch die Gesundheitssituation im Sudan ist mangelhaft. Unzureichende Hygienebedingungen führen häufig zu vermeidbaren Krankheiten. 10,9 Millionen Menschen benötigen in diesem Sektor humanitäre Hilfe. Einige Regionen sind zudem immer wieder durch Überschwemmungen, aber auch Dürren gefährdet.
Hauptziel unserer Arbeit im Sudan ist es, die Bevölkerung grundlegend zu stärken und ihre Widerstandskraft zu erhöhen. Nur so können die Menschen Krisen gut bewältigen. Um das zu erreichen, engagieren wir uns in verschiedenen lebenswichtigen Bereichen – in der Wasserversorgung etwa, in Hygiene oder der Ernährungssicherung, dem nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen oder dem friedlichen Zusammenleben zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen wie Geflüchteten und Gemeindebewohnern.
Starke Gemeinden zeichnen sich dadurch aus, dass sie ausreichend eigene Kapazitäten haben – etwa Ersthelfer für den Notfall oder Menschen, die sich mit Gesundheit, Hygiene oder modernen landwirtschaftlichen Anbaumethoden auskennen und sich in ihren Gemeinden dafür engagieren. In unseren Projekten binden wir die Bevölkerung intensiv ein, schulen sie und stärken den Roten Halbmond vor Ort. Denn all das Wissen und die Fähigkeiten, die sie sich dabei aneignen, bleiben der Gemeinde langfristig erhalten und helfen dem Sudan im Hinblick auf eine stärkere Widerstandskraft.
Auch der Sudan ist vom Klimawandel betroffen: Die Ernteerträge sinken. Weil die Landwirtschaft meist das Haupteinkommen der Familien darstellt, sind viele Kleinbauern in ihrer Existenz bedroht. Gleichzeitig sind Alternativen zur Landwirtschaft als Einnahmequelle im Sudan nur sehr begrenzt vorhanden. Viele Familien ernähren sich zudem häufig einseitig, eine Ursache von Unter- und Mangelernährung.
Gemeinsam mit dem Sudanesischen Roten Halbmond unterstützen wir die betroffene Bevölkerung, ihren landwirtschaftlichen Anbau an den Klimawandel anzupassen, ihre Ernährung zu verbessern und dabei nachhaltig mit den natürlichen Ressourcen umzugehen. So erproben sie in Feldschulen zum Beispiel verbesserte Anbaumethoden und die Aussaat dürreresistenter Getreidesorten. Sie erhalten Saatgut für verschiedene Kräuter- und Gemüsesorten genauso wie das notwendige Werkzeug für Aussaat und Ernte. Einfache Anlagen zur Speicherung von Regenwasser tragen dazu bei, dass auch in der Trockenzeit Wasser für den Gemüseanbau vorhanden ist. In Schulungen lernen die Familien darüber hinaus, Lebensmittel sicher zu lagern, sauber zu verarbeiten und nährstoffreich zu kochen. In den Dörfern entstehen Gruppen aus Gemeindemitgliedern gebildet mit Frauen und Männern, die sich mit diesen Aspekten der Ernährungssicherung auseinandersetzen und die Maßnahmen begleiten.
Um im Sudan die Versorgung mit Trinkwasser und Latrinen sicherzustellen, aber auch die Wasser- und Hygienesituation zu verbessern, binden wir Schulen, Haushalte und lokale Gemeindestrukturen in unsere Maßnahmen ein.
Handwerker und Freiwillige aus der Region bauen, reparieren und umzäunen Wasserstellen, deren langfristige Instandhaltung von neu gegründeten Wasserkomitees mit geschulten Gemeindemitgliedern sichergestellt wird. Wir bilden die Handwerker und Freiwilligen zudem aus, um Latrinen und Wasserreservoirs in Schulen und für besonders bedürftige Haushalte zu errichten. Familien, die selbst in der Lage sind, Latrinen zu bauen, stellen wir Material bereit und unterstützen sie bei der Umsetzung. Auch für die Wartung erhalten die Menschen Schulungen.
Weil schlechte hygienische Bedingungen das Risiko vermeidbarer Krankheiten erhöhen, sensibilisieren wir die Bevölkerung im Sudan für Hygieneregeln. So zeigen geschulte Hygieneberater den Menschen auch zuhause, wie einfache Verhaltensweisen – etwa Händewaschen oder die Nutzung der für viele ungewohnte Latrinen – vor Krankheiten schützen können. Speziell angepasste Trainings für Schulen, machen Schulkinder und Lehrer zu „Hygieneprofis“, die ihr Wissen weitergeben. Und weil Müll zur Vermehrung von Insekten und Schädlingen als Krankheitsüberträger führt, fördern wir die Müllentsorgung in Schulen, Haushalten und Gemeinden.
Vor allem in Gastgemeinden für Binnenvertriebene lernen Kinder immer wieder unter provisorischen Bedingungen – in Strohhütten, auf dem Boden sitzend und kaum mit Unterrichtsmaterial. Um diesen Kindern im Sudan ein besseres, sicheres Lernen zu ermöglichen, bauen wir Klassenräume und richten diese mit einer Grundausstattung ein.
Besonders die ländliche Bevölkerung im Sudan, aber auch Flüchtlinge in abgeschiedenen Camps und Erstaufnahmezentren verfügen kaum über Zugang zur Gesundheitsversorgung, während Mangel- und Unterernährung als ernste Gesundheitsrisiken verbreitet sind. Um das zu verbessern, unterstützen wir lokale Gesundheitsstationen zum Beispiel mit Medikamenten, bilden das medizinische Personal weiter oder schulen Freiwillige in Erster Hilfe. Neben der Behandlung von akut Erkrankten ist die Betreuung von Frauen sowie Kindern ein wichtiger Bestandteil der Arbeit. Aufklärungskampagnen – durchgeführt in Zusammenarbeit mit neu gegründeten Gesundheitskomitees in den Dörfern – helfen darüber hinaus, Krankheiten und Mangelernährung im Sudan vorzubeugen.
Immer wieder ist das Deutsche Rote Kreuz im Sudan aktiv, um in akuten Notlagen zu helfen. Beim Cholera-Ausbruch 2017 etwa hat das DRK den Sudanesischen Roten Halbmond bei Aufklärungskampagnen und mit Hilfsgütern unterstützt. In den Erstaufnahmezentren für Flüchtlinge an den Grenzen des Sudans unterstützen wir Erste-Hilfe-Stationen und statten diese aus. Freiwillige erhalten Schulungen, um die Verletzten dort erstversorgen zu können. Neben der medizinischen Hilfe für die vom Konflikt betroffene Bevölkerung im Darfur waren wir an Hilfsaktionen infolge von Überschwemmungen beteiligt. Nach den schweren Überflutungen im Herbst 2020 wurden dringend benötigte Hilfsgüter wie Schlafmatten, Decken und Zeltplanen an betroffene Familien verteilt.
Neben der Mangelversorgung leiden die Bewohner einiger Regionen immer wieder unter den Folgen von Überschwemmungen: wirtschaftlichen Schäden und Erkrankungen. Den regelmäßig von Naturkatastrophen betroffenen Gemeinden im Sudan helfen wir dabei, sich besser für den Notfall zu wappnen, so dass Schäden geringer ausfallen. In Schulungen lernen sie zum Beispiel, Gefahren rechtzeitig zu erkennen und sich selbst sowie ihr Hab und Gut zu schützen. Erfahrene Freiwillige führen mit den Gemeindemitgliedern Risikoanalysen durch und erstellen Notfallpläne. Im Ernstfall erhalten besonders bedürftige Familien Notfallsets mit Moskitonetzen, Planen und Decken.
Region: Damazine, Blue Nile
Projektvolumen: 580.000 Euro
Laufzeit: 01. März 2021 bis 31. Dezember 2022
Finanzierung: Auswärtiges Amt und Spenden
Partner: Sudanesischer Roter Halbmond (SRCS)
Region: Girba, Kassala (Hamdayet Transit Center) und Gedaref (Um Rakuba Camp)
Projektvolumen: 268.852 Euro
Laufzeit: 01.Dezember 2020 bis 31. Mai 2021
Finanzierung: Auswärtiges Amt
Partner: Sudanesischer Roter Halbmond (SRCS)
Regionen: Sennar, Blue Nile
Laufzeit: 16. September 2020 bis 31. Dezember 2020
Projektvolumen: 348.150 Euro
Finanzierung: Auswärtiges Amt, Spenden
Partner: Sudanesischer Roter Halbmond (SRCS)