Die Folgen bewaffneter Konflikte, Wassermangel, chronische Armut und Ernährungsunsicherheit sind nur einige der Herausforderungen, mit denen die Menschen im Sudan konfrontiert sind. Eine starke Wirtschaftskrise und wiederkehrende Extremwetterereignisse, wie Überschwemmungen und Dürren, infolge des Klimawandels erschweren die Situation der Menschen im Land zusätzlich. Um die humanitäre Lage der Menschen im Sudan zu verbessern, ist das Deutsche Rote Kreuz seit mehr als 30 Jahren vor Ort tätig. Dabei arbeitet das DRK eng mit dem Sudanesischen Roten Halbmond (SCRS) zusammen.
Seit dem 15 April 2023 liefern sich die Sudanesische Armee und die paramilitärische Gruppe Rapid Support Forces (RSF) schwere Gefechte an vielen Orten im Land. Am heftigsten sind die Kämpfe in der Hauptstadt Khartum, in der rund fünf Millionen Menschen leben, und in Darfur. Die Kämpfe in dicht besiedelten Gebieten gefährden vor allem die Zivilbevölkerung: Hunderte von Zivilisten haben bereits ihr Leben verloren und Tausende wurden verletzt.
Seit dem Ausbruch des Konflikts sind mehr als 730.000 Menschen vertrieben worden und innerhalb des Sudans auf der Flucht. Mehr als 860.000 Menschen, so die Schätzung der Vereinten Nationen (UNHCR), könnten aufgrund der andauernden Gewalt im Land den Sudan in Richtung Nachbarländer verlassen. Über 200.000 Menschen haben dies bereits getan. Viele sind in Tschad, im Südsudan, in Ägypten, in der Zentralafrikanische Republik, und in Äthiopien angekommen (Stand 12.5.2023).
Die Gesundheitsversorgung im Sudan steht kurz vor dem Zusammenbruch - in einer Situation, in der die Verletzten sofortige medizinische Hilfe benötigen. Das medizinische Personal hat inmitten der Kämpfe fast keinen Zugang zu den Gesundheitseinrichtungen, es fehlt an Medikamenten, medizinischem Material, Tragen, Betten und Diesel für Stromgeneratoren. Grundlegende Dienstleistungen wie die Wasser- und Stromversorgung sind unterbrochen. Die Familien im Konfliktgebiet haben kaum sicheren Zugang zu Lebensmitteln und Trinkwasser, was zu einem erhöhten Risiko für den Ausbruch von Krankheiten führt.
Um die medizinische Versorgung der betroffenen Menschen zu verbessern, unterstützt das DRK den Nothilfeeinsatz des Internationales Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) und stellt medizinische Ausrüstung, Medizintechnik und Schutzausrüstung für Krankenhaus-Personal zur Verfügung.
Gut ausgebildete Freiwillige der Sudanesischen Rothalbmond-Gesellschaft (SRCS) stehen zur Unterstützung in den Gesundheitseinrichtungen zur Verfügung. Hunderte von ihnen leisten unermüdlich Erste Hilfe und unterstützen das medizinische Personal in Khartum und anderen Regionen des Landes. Zudem helfen sie beim Transport von Verwunderten. Das DRK steht dem SRCS bei diesem Einsatz unterstützend zur Seite.
Gemeinsam mit dem SRCS und mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes bereitet das DRK zusätzlich Soforthilfemaßnahmen für Menschen vor, die vor den Kämpfen fliehen. Binnenvertriebene werden entlang ihrer Fluchtwege Bargeldhilfen und/oder Hilfsgüter sowie Zugang zu Wasser- und Sanitärversorgung erhalten.
Das DRK plant – in stetiger Prüfung der Sicherheitslage vor Ort – seine Hilfsaktivitäten dem Bedarf entsprechend auszuweiten.
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Der aktuelle bewaffnete Konflikt hat die schon sehr dramatische humanitäre Lage im Land nochmals verschlimmert. Laut dem 2023 Humanitarian Needs Overview (HNO), benötigen im Jahr 2023 15,8 Millionen Menschen - etwa ein Drittel der Gesamtbevölkerung humanitäre Hilfe – schon vor der aktuellen Eskalation. Im Sudan gab es zudem mehr als 3,7 Millionen Binnenvertriebene.
Gleichzeitig beherbergt der Sudan rund 1,1 Millionen Geflüchtete aus Eritrea, Somalia, Äthiopien, Tschad und dem Südsudan und gehört damit zu den zehn wichtigsten Aufnahmeländern für Geflüchtete weltweit. Eine Situation, in der die ohnehin begrenzten Ressourcen noch mehr beansprucht werden
Geschätzte 15,8 Millionen Menschen leiden unter Ernährungsunsicherheit: die Wirtschaftskrise, Konflikte und Naturkatastrophen führen zu einer steten Verschlechterung der allgemeinen Ernährungssicherheit des Landes.
Quelle: UN OCHA
Auch die Gesundheitssituation war schon vor dem Ausbruch des Konflikts mangelhaft. Unzureichende Hygienebedingungen führen häufig zu vermeidbaren Krankheiten. 10,9 Millionen Menschen benötigen in diesem Sektor humanitäre Hilfe. Einige Regionen sind zudem immer wieder durch Überschwemmungen, aber auch Dürren gefährdet, sodass jedes Jahr Tausende Menschen ihre Lebensgrundlagen verlieren.
Nach dem durch die Vereinten Nationen errechneten Index der menschlichen Entwicklung, der unter anderem das Pro-Kopf-Einkommen, das Bildungs- und Beschäftigungsniveau und die Lebenserwartung im Vergleich zu anderen Ländern berücksichtigt, rangiert der Sudan auf Platz 170 von 189 Ländern.
Quellen: UN OCHA, World Food Programme
Hauptziel unserer Arbeit im Sudan ist es, die Bevölkerung grundlegend zu stärken und ihre Widerstandskraft zu erhöhen. Nur so können die Menschen Krisen gut bewältigen. Um das zu erreichen, engagieren wir uns in verschiedenen lebenswichtigen Bereichen – in der Wasserversorgung etwa, in Hygiene oder der Ernährungssicherung, dem nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen oder dem friedlichen Zusammenleben zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen wie Geflüchteten und Gemeindebewohnern.
Starke Gemeinden zeichnen sich dadurch aus, dass sie ausreichend eigene Kapazitäten haben – etwa Ersthelfer für den Notfall oder Menschen, die sich mit Gesundheit, Hygiene oder modernen landwirtschaftlichen Anbaumethoden auskennen und sich in ihren Gemeinden dafür engagieren. In unseren Projekten binden wir die Bevölkerung intensiv ein, schulen sie und stärken den Roten Halbmond vor Ort. Denn all das Wissen und die Fähigkeiten, die sie sich dabei aneignen, bleiben der Gemeinde langfristig erhalten und helfen dem Sudan im Hinblick auf eine stärkere Widerstandskraft.
Auch der Sudan ist vom Klimawandel betroffen: Die Ernteerträge sinken. Weil die Landwirtschaft meist das Haupteinkommen der Familien darstellt, sind viele Kleinbauern in ihrer Existenz bedroht. Gleichzeitig sind Alternativen zur Landwirtschaft als Einnahmequelle im Sudan nur sehr begrenzt vorhanden. Viele Familien ernähren sich zudem häufig einseitig, eine Ursache von Unter- und Mangelernährung.
Gemeinsam mit dem Sudanesischen Roten Halbmond unterstützen wir die betroffene Bevölkerung, ihren landwirtschaftlichen Anbau an den Klimawandel anzupassen, ihre Ernährung zu verbessern und dabei nachhaltig mit den natürlichen Ressourcen umzugehen. So erproben sie in Feldschulen zum Beispiel verbesserte Anbaumethoden und die Aussaat dürreresistenter Getreidesorten. Sie erhalten Saatgut für verschiedene Kräuter- und Gemüsesorten genauso wie das notwendige Werkzeug für Aussaat und Ernte. Einfache Anlagen zur Speicherung von Regenwasser tragen dazu bei, dass auch in der Trockenzeit Wasser für den Gemüseanbau vorhanden ist. In Schulungen lernen die Familien darüber hinaus, Lebensmittel sicher zu lagern, sauber zu verarbeiten und nährstoffreich zu kochen. In den Dörfern entstehen Gruppen aus Gemeindemitgliedern gebildet mit Frauen und Männern, die sich mit diesen Aspekten der Ernährungssicherung auseinandersetzen und die Maßnahmen begleiten.
Um im Sudan die Versorgung mit Trinkwasser und Latrinen sicherzustellen, aber auch die Wasser- und Hygienesituation zu verbessern, binden wir Schulen, Haushalte und lokale Gemeindestrukturen in unsere Maßnahmen ein.
Handwerker und Freiwillige aus der Region bauen, reparieren und umzäunen Wasserstellen, deren langfristige Instandhaltung von neu gegründeten Wasserkomitees mit geschulten Gemeindemitgliedern sichergestellt wird. Wir bilden die Handwerker und Freiwilligen zudem aus, um Latrinen und Wasserreservoirs in Schulen und für besonders bedürftige Haushalte zu errichten. Familien, die selbst in der Lage sind, Latrinen zu bauen, stellen wir Material bereit und unterstützen sie bei der Umsetzung. Auch für die Wartung erhalten die Menschen Schulungen.
Weil schlechte hygienische Bedingungen das Risiko vermeidbarer Krankheiten erhöhen, sensibilisieren wir die Bevölkerung im Sudan für Hygieneregeln. So zeigen geschulte Hygieneberater den Menschen auch zuhause, wie einfache Verhaltensweisen – etwa Händewaschen oder die Nutzung der für viele ungewohnte Latrinen – vor Krankheiten schützen können. Speziell angepasste Trainings für Schulen, machen Schulkinder und Lehrer zu „Hygieneprofis“, die ihr Wissen weitergeben. Und weil Müll zur Vermehrung von Insekten und Schädlingen als Krankheitsüberträger führt, fördern wir die Müllentsorgung in Schulen, Haushalten und Gemeinden.
Vor allem in Gastgemeinden für Binnenvertriebene lernen Kinder immer wieder unter provisorischen Bedingungen – in Strohhütten, auf dem Boden sitzend und kaum mit Unterrichtsmaterial. Um diesen Kindern im Sudan ein besseres, sicheres Lernen zu ermöglichen, bauen wir Klassenräume und richten diese mit einer Grundausstattung ein.
Besonders die ländliche Bevölkerung im Sudan, aber auch Flüchtlinge in abgeschiedenen Camps und Erstaufnahmezentren verfügen kaum über Zugang zur Gesundheitsversorgung, während Mangel- und Unterernährung als ernste Gesundheitsrisiken verbreitet sind. Um das zu verbessern, unterstützen wir lokale Gesundheitsstationen zum Beispiel mit Medikamenten, bilden das medizinische Personal weiter oder schulen Freiwillige in Erster Hilfe. Neben der Behandlung von akut Erkrankten ist die Betreuung von Frauen sowie Kindern ein wichtiger Bestandteil der Arbeit. Aufklärungskampagnen – durchgeführt in Zusammenarbeit mit neu gegründeten Gesundheitskomitees in den Dörfern – helfen darüber hinaus, Krankheiten und Mangelernährung im Sudan vorzubeugen.
Immer wieder ist das Deutsche Rote Kreuz im Sudan aktiv, um in akuten Notlagen zu helfen. Beim Cholera-Ausbruch 2017 etwa hat das DRK den Sudanesischen Roten Halbmond bei Aufklärungskampagnen und mit Hilfsgütern unterstützt. In den Erstaufnahmezentren für Flüchtlinge an den Grenzen des Sudans unterstützen wir Erste-Hilfe-Stationen und statten diese aus. Freiwillige erhalten Schulungen, um die Verletzten dort erstversorgen zu können. Neben der medizinischen Hilfe für die vom Konflikt betroffene Bevölkerung im Darfur waren wir an Hilfsaktionen infolge von Überschwemmungen beteiligt. Nach den schweren Überflutungen im Herbst 2020 wurden dringend benötigte Hilfsgüter wie Schlafmatten, Decken und Zeltplanen an betroffene Familien verteilt.
Neben der Mangelversorgung leiden die Bewohner einiger Regionen immer wieder unter den Folgen von Überschwemmungen: wirtschaftlichen Schäden und Erkrankungen. Den regelmäßig von Naturkatastrophen betroffenen Gemeinden im Sudan helfen wir dabei, sich besser für den Notfall zu wappnen, so dass Schäden geringer ausfallen. In Schulungen lernen sie zum Beispiel, Gefahren rechtzeitig zu erkennen und sich selbst sowie ihr Hab und Gut zu schützen. Erfahrene Freiwillige führen mit den Gemeindemitgliedern Risikoanalysen durch und erstellen Notfallpläne. Im Ernstfall erhalten besonders bedürftige Familien Notfallsets mit Moskitonetzen, Planen und Decken.
Region: Damazine, Blue Nile
Projektvolumen: 580.000 Euro
Laufzeit: 01. März 2021 bis 31. Dezember 2022
Finanzierung: Auswärtiges Amt und Spenden
Partner: Sudanesischer Roter Halbmond (SRCS)
Region: Girba, Kassala (Hamdayet Transit Center) und Gedaref (Um Rakuba Camp)
Projektvolumen: 268.852 Euro
Laufzeit: 01.Dezember 2020 bis 31. Mai 2021
Finanzierung: Auswärtiges Amt
Partner: Sudanesischer Roter Halbmond (SRCS)
Regionen: Sennar, Blue Nile
Laufzeit: 16. September 2020 bis 31. Dezember 2020
Projektvolumen: 348.150 Euro
Finanzierung: Auswärtiges Amt, Spenden
Partner: Sudanesischer Roter Halbmond (SRCS)