Sudan: Menschen das Leben retten

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Helfer im Südsudan bei der Einsatzbesprechung. (c) DRK/Wilke&Bäcker

Am 9. Juli erklärt der Südsudan seine Unabhängigkeit vom Norden. Der bislang flächenmäßig größte Staat Afrikas wird an diesem Tag offiziell geteilt. Ein Helfer berichtet über seine Arbeit für den Sudanesischen Roten Halbmond und die Herausforderungen an die neu entstehende nationale Hilfsgesellschaft im Südsudan.

"Wenn ich jemandem das Leben rette, dann bestärkt mich das im Glauben an meine Arbeit. Ich habe das Gefühl, ein Ziel erreicht zu haben, ich fühle mich stärker und bin bereit es wieder zu tun.“, sagt Taban Sabir, der seit vier Jahren für die nationale Rothalbmondgesellschaft im Süden des Sudan arbeitet.

<link http: www.drk.de aktuelles multimedia>Das Rote Kreuz im Südsudan - ein Bericht in Wort und Bild

Es gehört nicht immer zum Alltag der freiwilligen Rotkreuz- und Rothalbmondhelfer mit einer Entscheidung über Leben und Tod konfrontiert zu sein. Im Sudan gehört diese aber zur grimmen Wirklichkeit ihres Einsatzes.

Taban Sabir kam zum ersten Mal mit der Rotkreuz-Bewegung in Kontakt, als er 1997 aus dem Sudan nach Uganda geflohen war. "Ich war in Uganda in einem Flüchtlingslager untergekommen. Damals bekam ich die Chance, als Freiwilliger beim Roten Kreuz aktiv zu werden, und seitdem bin ich dabei. Wir arbeiteten an Jugendprogrammen und lernten alles über Erste Hilfe. So habe ich viel über die Rotkreuzbewegung gelernt. "

"Nachdem das Friedensabkommen unterzeichnet wurde, ging ich zurück in den Sudan und engagierte mich dort weiter als Freiwilliger für den Sudanesischen Roten Halbmond. Im Jahr 2007 wurde mir dann die Stelle als Katastrophenschutz-Koordinator im Südsudan angeboten. Und ich liebe diese Aufgabe sehr!" berichtet Taban begeistert.

"In den vergangenen Jahren haben wir mit Unterstützung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), die Kapazitäten unserer Niederlassungen im Süden des Sudan deutlich ausgebaut. Ursprünglich waren wir nur in vier der zehn Staaten präsent. Mittlerweile haben wir überall Freiwillige rekrutiert, ihnen die Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung nähergebracht und viele Menschen in Erster Hilfe ausgebildet.“ Das ist im Südsudan besonders wichtig, weil medizinische Einrichtungen nur spärlich vorhanden sind. Dadurch sterben immer noch Menschen an Verletzungen, die leicht von jemandem mit Kenntnissen in Erster Hilfe hätten versorgt werden können.

Taban sagt, dass die Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung im Sudan sehr stark sei, weil sie als einzige Organisation durchgängig – auch zu Kriegszeiten - im Land aktiv war. Vor kurzem haben Freiwillige des Sudanesischen Roten Halbmonds Vertriebene in der umstrittenen Grenzregion zwischen Nord- und Südsudan Abyei versorgt. "Wir haben 150 Freiwillige dort, die alle in Erster Hilfe und Katastrophenhilfe ausgebildet sind." Wieder einmal wurden die Erste Hilfe Kenntnisse der Freiwilligen dringend benötigt. Viele Menschen wurden verletzt, als sie vor den Kämpfen davonliefen. Die Freiwilligen haben dafür gesorgt, dass die Menschen eine Erste-Hilfe-Behandlung erhalten, damit sie sich anschließend in Sicherheit bringen konnten.

Am 9. Juli werden im Südsudan ein unabhängiger Staat und dann auch eine neue nationale Hilfsgesellschaft gebildet. Taban hofft, dass diese neue nationale Gesellschaft schnell an Stärke gewinnt und eine Kraft für den Frieden darstellt. "Ich hoffe, wir bekommen die Mittel, um gute Mitarbeiter rekrutieren zu können, die die Bevölkerung davon überzeugen, sich als Freiwillige zu engagieren. Unsere Partner in der Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung haben uns geholfen, stark zu werden.  Ich hoffe, dass wir eines Tages dazu in der Lage sind, eigenständig zu arbeiten und Hilfe zu leisten."

Auf die Frage nach den Herausforderungen, die nun auf die nationale Gesellschaft warten, antwortet Taban, dass die freiwilligen Helfer dringend weiter unterstützt werden müssen. Für ihn sind sie die Grundlage einer funktionierenden nationalen Gesellschaft.

Die Menschen im Südsudan haben große Hoffnungen und Erwartungen an den neuen Staat. Viele hoffen, dass auch mehr Arbeitsplätze entstehen. Taban hat Sorge, dass die Menschen dann keine Zeit mehr finden, sich freiwillig zu engagieren. Aber er denkt, er kann andere davon überzeugen und mit seinem Enthusiasmus anstecken: "Ich bin stolz, für diese Bewegung zu arbeiten. Ich würde sie nie verlassen wollen. Ich werde andere davon überzeugen sich ebenfalls anzuschließen."
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