Malaria nicht vergessen!

Anlässlich der internationalen Geberkonferenz für den Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria am 26. und 27. September in Berlin fordert DRK-Präsident Rudolf Seiters mehr Engagement für die Bekämpfung von Malaria:

Von den Fluten in Afrika ist mittlerweile die ganze Sahel-Zone betroffen: Hunderttausende Menschen sind auf der Flucht, die Ernte ist zerstört – Afrika steht vor einer humanitären Katastrophe. In ein paar Wochen drohen Krankheiten hinzuzukommen und die Situation weiter zu verschlechtern: Stehende Wassermassen und Hitze sind Brutstätten für die Anopheles-Mücke. Sie ist verantwortlich für die Übertragung von Malaria. Wir müssen Nothilfe leisten in Afrika. Das Deutsche Rote Kreuz hat bereits eine Trinkwasser-Aufbereitungsanlage in die vom Nil überschwemmte Region im Zentralsudan geschickt.

Wir müssen aber auch präventive Hilfe leisten und in den überschwemmten Gebieten Moskitonetze verteilen sowie die Bevölkerung über die tödliche Krankheit Malaria aufklären. Hier sind Politik und Geldgeber gefordert – damit wir direkt handeln können und nicht erst durch die Bilder von kranken und sterbenden Kindern aufgeschreckt werden.

Bisher zu wenig Beachtung für Malaria

Von großer Bedeutung für die Malaria-Bekämpfung wie gerade in Afrika ist die momentan in Berlin stattfindende Wiederauffüllungskonferenz des Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria (GFATM). Nach 2001 setzen sich zum zweiten Mal alle wichtigen internationalen Geber an einen Tisch, um die Finanzierung für die Jahre 2008 bis 2010 festzulegen. Wir begrüßen, die Zusage der Bundesregierung, die finanzielle Unterstützung für den GFATM in den nächsten drei Jahren deutlich auf insgesamt 600 Millionen Euro zu erhöhen. Das ist eine große Chance besonders für den Kampf gegen Malaria, eine Krankheit, die bisher wenig im öffentlichen Interesse stand. Nur zwei Prozent der Weltbevölkerung glaubt, dass Malaria ein dringliches Problem ist. Dabei stellt die Infektion eine der häufigsten Erkrankungs- und Todesursachen weltweit dar: Jedes Jahr infizieren sich schätzungsweise 500 Millionen Menschen mit Malaria, drei Millionen sterben daran. Kinder unter fünf Jahren sind besonders häufig betroffen. 90 Prozent der Todesfälle sind im subsaharischen Afrika zu beklagen. Dort sind die wirtschaftlichen Auswirkungen dramatisch: Studien belegen, dass sich das Wirtschaftswachstum in Afrika jedes Jahr aufgrund der Todesfälle und verminderter Leistungsfähigkeit um 1,3 Prozent verlangsamt.

Europäische Allianz gegen Malaria

Anfang 2007 hat sich die Europäische Allianz gegen Malaria gegründet, um klare Signale im Kampf gegen die Krankheit zu setzen. Der Allianz gehören zehn Organisationen aus fünf europäischen Ländern an, in Deutschland hat das Deutsche Rote Kreuz (DRK) die Federführung. Sie haben zum Ziel, dass sich Politiker, Nichtregierungsorganisationen und Medien mit vereinten Kräften für eine Welt ohne Malaria einsetzen. Wenn die internationalen Geber zusammenkommen, ist dies Anlass für die Allianz, um an die notwendigen und möglichen Maßnahmen im Kampf gegen Malaria sowie die finanziellen Zusagen, die dafür nötig sind, zu erinnern. Denn die Krankheit kann durch relativ einfache Mittel vermieden, erkannt und behandelt werden. Dazu sollte die Wiederauffüllungskonferenz folgenden Aspekten besondere Beachtung schenken:

Finanzielle Zusagen müssen eingehalten werden

Zum einen haben die Staats- und Regierungschefs auf dem G8-Gipfel in Heiligendamm zugesagt, ihre finanzielle Unterstützung für den GFATM bis 2010 auf sechs bis acht Milliarden US-Dollar (acht bis elf Milliarden Euro) anzuheben. Deutschland will durchschnittlich 500 Millionen Euro pro Jahr im Kampf gegen die drei großen Krankheiten einsetzen. Das DRK und seine deutsche Partnerorganisation Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) begrüßen dieses verstärkte Engagement der Bundesregierung und fordern sie auf, als Gastgeberin der Wiederauffüllungskonferenz eine Vorbildfunktion einzunehmen und diese Zusage einzuhalten.

Zugang zu Medikamenten

Sind die Menschen bereits erkrankt, fehlen oft die Medikamente. Das wirksamste Mittel auf dem Markt ist zurzeit eine Kombinationstherapie auf der Basis von Artemisinin (ACT). Durch sie lässt sich Malaria gut behandeln und sie verlangsamen Resistenzbildungen. ACTs kosten aber zehn bis 20 Mal mehr als die herkömmlichen Mittel und sind nur in den staatlichen Gesundheitseinrichtungen verfügbar. Die internationale Gemeinschaft ist deshalb aufgefordert, die Verbreitung der ACTs verstärkt zu unterstützen. Nur eine Einbeziehung des Privatsektors und breite Aufklärungsarbeit in Verbindung mit einer Stärkung der staatlichen Gesundheitssysteme kann zu einer effektiven Nutzung und Behandlung führen.

Kostenlose Verteilung von Moskitonetzen

Drittens fordert das DRK die Geberländer dazu auf, die kostenlose Verteilung von mit Insektiziden imprägnierten Moskitonetzen zu unterstützen. Und auch präventiv, wie aktuell bei den Fluten in Afrika, die gefährdete Bevölkerung mit Netzen zu versorgen. Regelmäßig und sachgemäß angewendet senken diese die Sterblichkeitsrate um bis zu 20 Prozent und die Anzahl der Malaria-Erkrankungen bei Kleinkindern um bis zu 50 Prozent.

Nachhaltige Hilfe

Die finanzielle Unterstützung seitens der internationalen Geber ist notwendig, um den Kampf gegen Malaria zu gewinnen. Es muss aber sichergestellt sein, dass mit dem Geld sinnvolle Projekte unterstützt werden, die langfristigen Nutzen bringen. Auf Nachhaltigkeit setzt das DRK bei seinen Projekten in gefährdeten Gebieten wie Ruanda und Sudan. Es reicht nicht, Tausende von imprägnierten Netzen nach Afrika zu schicken. Sie müssen in erster Linie an Frauen und Kinder verteilt werden und spätestens nach drei Jahren neu imprägniert oder – je nach Zustand – ausgetauscht werden. Zentraler Bestandteil der Malaria-Prävention sind auch Information und Bildung. In Ruanda zum Beispiel hat das DRK 100 freiwillige Helfer ausgebildet, welche die Bevölkerung über die richtige und regelmäßige Anwendung von Moskitonetzen, die Erkennung und Behandlung von Malaria sowie den Schutz von Schwangeren und Kindern informieren.

Für Afrika ist Malaria nach Aids die schwerwiegendste Krankheit. Auch im Amazonasgebiet sowie in Teilen Asiens gefährdet Malaria die Gesundheit von Millionen Menschen. 40 Prozent der Weltbevölkerung sind bedroht. Die gute Nachricht aber ist, dass die Krankheit mit einfachen Mitteln vorgebeugt oder behandelt werden kann. Wenn die Zusagen der Geberländer auf der Wiederauffüllungskonferenz eingehalten werden, kommen wir unserem Ziel ein großes Stück näher: Einer Welt ohne Malaria!

Weitere Informationen zum Thema finden Sie unter:
www.europeanallianceagainstmalaria.org

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