Genau dort, wo Henry Dunant so viele Male auf den Bodensee schaute und sich an seine Genfer Heimat erinnert fühlte, steht heute das Denkmal der Bildhauerin Charlotte Germann-Jahn. Es erinnert seit 1963, dem einhundertsten Jahrestag der Rotkreuzgründung, an den prominentesten Bewohner Heidens.
Unstete Jahrzehnte hatte Dunant in verschiedenen Ländern Europas zugebracht, bevor er sich 1887 in Heiden niederließ. Nach mehreren Zwischenstationen in Heiden selbst und in der Nachbarschaft bewohnte er ab 1892 und bis zu seinem Tod 1910 ein Zimmer im Krankenhaus der Gemeinde. Der dortige Arzt Hermann Altherr hatte es vermittelt, und er betreute Dunant gleichzeitig auch medizinisch. Seine französische Ehefrau war Dunants häufige muttersprachliche Gesprächspartnerin im ansonsten deutschsprachigen Umfeld.
Heiden war 1838 durch einen großen Stadtbrand weitgehend zerstört worden. Der Wiederaufbau im Biedermeier-Stil prägt bis heute das Stadtbild der 4.300-Einwohner-Gemeinde im Kanton Appenzell Ausserrhoden. Als beliebter Kurort, spezialisiert auf Molke-Kuren, strahlte er damals internationales Flair aus.
In Heiden kam es auch zur Bekanntschaft zwischen Henry Dunant und dem Journalisten Georg Baumberger. Der publizistische Niederschlag dieser Begegnung in den Zeitungen Europas führte zur Wiederentdeckung des zurückgezogenen Dunant – und 1901 zum Friedensnobelpreis für den vergessenen Rotkreuzgründer.
Das historische Krankenhausgebäude, in dem Dunant die letzten achtzehn Jahre seines Lebens verbrachte, beherbergt Heidens größte Attraktion: das Henry-Dunant-Museum. Nach Umbau und Neukonzeption ist es im August 2024 wiedereröffnet worden. Was dort zu sehen ist, dreht sich natürlich um Henry Dunant. Zu den Highlights gehört aber auch eine Kopie der Friedensglocke, die am 9. August 1945 den Atombombenabwurf in Nagasaki überdauert hat. Sie wurde dem Heidener Museum von der japanischen Stadt geschenkt und wird an jedem 9. August geschlagen, um zu erinnern und zu mahnen.
Eine weitere Attraktion im Zentrum Heidens ist, nicht allzu weit von dem eingangs erwähnten Dunant-Denkmal entfernt, der sogenannte „Friedenstisch“. Der Schweizer Künstler HR Fricker schuf ihn 2010 zu Dunants hundertstem Geburtstag. An dem roten Tisch in Kreuzform sollen sich spontan Menschen niederlassen, um dort ihre Konflikte zu besprechen.
In den Folgejahren schuf Fricker weitere Exemplare solcher Tische, von denen einer auch auf dem Gelände des DRK-Generalsekretariats in Berlin steht.
Museum Henry Dunant,
Asylstrasse 2
CH-9410 Heiden
0041 – 71 891 4404
Öffnungszeiten: täglich 11-16 Uhr
Internet: www.dunant-museum.ch
E-Mail: info(at)dunant-museum(dot)ch
Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln: direkter Postbus im Halbstundentakt ab St. Gallen; Zahnradbahn im Stundentakt ab Rorschach
Abseits vom Roten Kreuz:
Das Museum Heiden (Kirchplatz 6; www.museum-heiden.ch) mit ortsgeschichtlicher, naturhistorischer und völkerkundlicher Abteilung
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