Schauplätze der Rotkreuzgeschichte

Ein Haus für die Schwestern

Das ehemalige Marienhaus in Schwerin
Collage Schelfmarkt Schwerin: ganzes Gebäude, Nahaufnahme Tür

Am 28. Februar 1880 wird im Herzogtum Mecklenburg-Schwerin der Mecklenburgische Marien-Frauen-Verein ins Leben gerufen. Drei Jahre nach seiner Gründung beginnt er auch mit der Ausbildung von Schwestern und richtet für sie in der Schweriner Münzstraße ein Mutterhaus ein. Dort stehen dann auch sechzehn Krankenbetten zur Verfügung, einige Jahre später auch ein Operationssaal.

Porträt einer Schweriner DRK-Schwester vor 1933
Dienstkleidung der DRK-Schwestern in Schwerin bis 1933

Da die Einrichtung guten Zuspruch findet, wird bald eine Erweiterung erforderlich. Vom großherzoglichen Finanzministerium kann der Verein ein geeignetes Haus am Schelfmarkt 1 anmieten, das er später auch käuflich erwirbt. Am 14. September 1895 wird das neue Mutterhaus feierlich durch Großherzogin Marie eingeweiht.

Das Gebiet rund um den Schelfmarkt, die heutige Schelfstadt, ist bis 1832 als Neustadt eigenständig gewesen. Das Ensemble von Schelfmarkt und Schelfstraße ist bereits Mitte des 18. Jahrhunderts nach Plänen von Jakob Reitz entwickelt worden. 

Am Schelfmarkt 1 ist zwischen 1735 und 1747 ein Fachwerkpalais mit barocker Fassadensymmetrie entstanden. Es wird 1752 um fünf Fensterachsen erweitert; 1781 kommt eine doppelte Gaubenreihe hinzu. Das Fachwerkgebäude wird so zu einem hochwertigen, zweigeschossigen Wohnhaus mit Walmdach.

Im Erdgeschoss bringt der Marien-Verein die Wohnung der Oberin, das Esszimmer der Schwestern, die Wirtschaftsräume, drei Krankenzimmer der 3. Klasse und eine Isolierstation unter. Im Obergeschoss befinden sich drei Krankenzimmer der 1. und 2. Klasse, drei Schwesternzimmer, ein Operationsraum sowie ein Raum für medizinische Bäder. Das Haus kann rund zwanzig Patienten aufnehmen.

1913 wird mit dem Anbau eines neuen Krankenhauses in Richtung der heutigen Röntgenstraße begonnen, so dass der Militärverwaltung zu Beginn des Ersten Weltkriegs hundert Betten zur Verfügung gestellt werden können. Aus dieser Zeit stammt auch die große Beschriftung an der Fassade mit den beiden Roten Kreuzen: „MFV 1880-1914“.

Nachdem sie anfänglich lediglich unter dem Namen Heeres- oder Kriegsschwestern bekannt gewesen sind, tragen die Schwestern nun auch die Rotkreuztracht. Im Zweiten Weltkrieg wird dann im Krankenhaus das Reservelazarett II untergebracht. Mit dem Ende des Krieges erfolgt auch hier eine Zäsur. In der Sowjetischen Besatzungszone und anfangs auch noch in der DDR ist das Rote Kreuz verboten, seine Schwesternschaften werden aufgelöst und bilden sich in der DDR nicht wieder neu. 

Im ehemaligen Marienkrankenhaus eröffnet dann im Dezember 1946 die erste Poliklinik in der Sowjetischen Besatzungszone. Heute befinden sich dort eine Tagesklinik für Suchtkranke und verschiedene Reha-Einrichtungen. Das nahe gelegene, denkmalgeschützte einstige Mutterhaus am Schelfmarkt, das zwischendurch städtisch genutzt worden ist, beherbergt inzwischen Büros, Praxis- und Wohnräume. An der Front des Gebäudes in der Röntgenstraße aber erinnern die Initialen des Marien-Frauen-Vereins noch heute an die Rotkreuz-Zeit. 

Neues Krankenhaus des Marien-Frauen-Vereins in Schwerin
Ehemaliges Krankenhaus des Marien-Frauen-Vereins mit Schriftzug

Adresse und Öffnungszeiten

Ehemaliges Marienhaus
Schelfmarkt 1

19055 Schwerin

Öffnungszeiten: Die Gebäude werden heute privat genutzt und sind daher nur von außen zu besehen.

Tipps & Links

Weitere Orte zu Rotkreuzschwesternschaften und -krankenhäusern: Alexanderdorf, Bad Cannstatt, Berlin (Rittberghaus und Cecilienhaus), Coburg (Marienhaus), Darmstadt (Alicehospital), Hamburg (Schlump und Helenenstift), Hannover (Clemtinenhaus), Kassel, Lübeck, Nabburg, Plauen und Stuttgart .

Gräber, Gräberfelder und Gedenksteine: Berlin (Glienicke), Dresden (Simongrab und Albertinerinnen), Hamburg (Ohlsdorf), Karlsruhe, Marsberg, Mittweida, Nürnberg, Oldenburg, Satteldorf und Stahnsdorf.

Auch sehenswert: Schwerin bietet zahlreiche Baudenkmale wie das pittoreske Schloss – das Residenzensemble ist im Bewerbungsverfahren zum UNESCO-Weltkulturerbe –, diverse alte Fachwerkgebäude oder das Arsenal am Pfaffenteich. Auch der Schweriner See und die landschaftlich reizvolle Umgebung lohnen einen Besuch. (www.schwerin.de/kultur-tourismus)

Buchtipp: Waldemar Röhricht, Das Deutsche Rote Kreuz in Rostock. Von seinen Anfängen bis 1932, hg. vom DRK-Kreisverband Rostock, Rostock 2005

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