Lachende Menschengruppe vor Latrine

Welttoilettentag: Das DRK baute in Togo über 2200 Latrinen

 - Togo

Der 19. November ist internationaler Welt-Toilettentag. Grund auch für uns hier in Togo, um Rückschau zu halten auf unser Latrinen-Projekt. Was haben die Toiletten im praktischen Leben der Dorfbewohner verändert?

DRK-Mitarbeiterin mit Dorfvorstehern vor Latrine
Der Dorfchef, rechts neben Andrea Kehrwald, setzte sich sehr dafür ein, dass sein Dorf für dieses Projekt ausgewählt wurde. Er unterstützt die Mitarbeiter des Togoischen Roten Kreuzes dabei, die Dorfbewohner zu sensibilisieren und zur korrekten Nutzung der neuen Latrinen anzuhalten.

Mangelhafte Trinkwasser- und Sanitärsituation

Wie in vielen ländlichen Regionen Afrikas sind in Togo die Versorgung mit sauberem Trinkwasser und das Abwasser-Management oft mangelhaft. Trinkwasser ist in vielen Dörfern nur eingeschränkt zugänglich. Die Notdurft wird meist im Freien verrichtet, was nicht selten zu hygienebedingten Krankheiten wie Durchfall, Cholera und Typhus führt. Nur 12 Prozent der ländlichen Bevölkerung haben Zugang zu Toiletten!

In 60 Dörfern der Region Maritime im Süden von Togo rückten wir dem Problem praktisch zu Leibe. Ziel eines von der EU finanzierten Projektes des Deutschen Roten Kreuzes​​​​​​​ war, die Trinkwasserversorgung und Hygiene in den Dörfern zu verbessern. Neben rund 66 Brunnen wurden dabei bis 2015 über 2.200 Familien- und Schul-Latrinen gebaut.

Trennen, trocknen und verwerten: So funktionieren die EcoSan-Latrinen

Die Schul-Latrinen sind besonders ökologisch ausgerichtete EcoSan-Latrinen und so gebaut, dass feste und flüssige Bestandteile jeweils getrennt voneinander gesammelt werden.

Der Urin kann bereits nach einem Monat, gemischt mit Wasser, zur Düngung eingesetzt werden. Die Fäkalien andererseits trocknen und kompostieren 6 bis 8 Monate, abgeriegelt in einer Kammer unter der Toilette, mit Hilfe der hohen Außen-Temperaturen.

Dadurch werden alle Krankheitserreger abgetötet, und das Endprodukt steigert als wertvoller organischer Dünger umweltfreundlich und kostengünstig die Erträge der Familienfelder.

Sauberkeit und Hygiene: Die Mütterclubs machen den Unterschied

Neben den baulichen Maßnahmen ging es aber auch darum, in Schulungen die Themen Gesundheit und Hygiene insgesamt zu vermitteln. Die Ausbilder des Togolesischen Roten Kreuzes stützten sich dabei auf die im Rahmen des Projektes gegründeten Mütterclubs.

Heute, nach knapp zwei Jahren ist es schön zu sehen, wie die ehemaligen Projektdörfer tatsächlich viel sauberer geworden sind. Die Mütterclubs organisieren, dass herumliegender Müll in regelmäßigen Dorfputz-Aktionen beseitigt wird.

Es wird darauf geachtet, dass die Duschen ordentliche Sickergruben haben, so dass kein stehendes Wasser die Verbreitung der Malariamücken begünstigt. Die Latrinen werden zu 90 – 95% genutzt und sind in gutem Zustand.

Vor allem die Frauen berichten uns von den vielen Vorteilen, die die Latrinen für sie und ihre Kinder hätten: Sie müssen nun nicht mehr hinaus in den Busch, um ihre Notdurft zu verrichten.

Vor allem bei Nacht oder in der Regenzeit sind sie damit auch nicht mehr der Gefahr von Schlangenbissen ausgesetzt. Seit das Dorf sauberer ist, haben die Kinder auch weniger Durchfall.

Togolesin durchmischt Kompostdünger am Fuß einer Latrine

Kostengünstig und organisch: Der Dünger aus den Latrinen steigert die Erträge

Durch ein vom Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit seit 2015 finanziertes Projekt im Rahmen der Sonderinitiative „Eine Welt ohne Hunger“, das genau bei diesen EcoSan-Latrinen ansetzt, haben wir die Chance, die Dörfer auch weiterhin bei der korrekten und konsequenten Nutzung unterstützend zu begleiten: Jetzt wird dieser bei der Nutzung der Latrinen entstehende organische Dünger in der Landwirtschaft eingesetzt, um die Erträge und damit die Ernährungssicherheit der Familien zu steigern.

Die Mitarbeiter des Roten Kreuzes konnten die anfänglichen kulturellen Vorbehalte angesichts des „Toiletten-Düngers“ durch technische Begleitung der Mütterclubs und praktische Unterstützung nach und nach abbauen. Heute sind die Frauen und ihre Familien überzeugte Nutzer!

Fotos: Andrea Kehrwald/DRK