Ein Mann hockt im Lager Kutupalong unter einem Zelt und hält eine Abwasserprobe hoch
Benedikt Orlob entnimmt Abwasserproben in Kutupalong.

Bangladesch: Ein Labor für sauberes Wasser im Flüchtlingscamp

 - Bangladesch

Anlässlich des Weltwassertags erinnert sich Benedikt Orlob an seine Zeit als DRK-Helfer in Bangladesch, in der er mithilfe eines kleinen Feldlabors die Abwasseraufbereitung im Camp für Geflüchtete aus Myanmar unterstützte.

Ein Camp mit fast genauso vielen Einwohnern wie Düsseldorf. Die Menschen hier leben allerdings nur in einfachen Hütten, ohne Infrastruktur und mit etwas besseren Plumpsklos. Eine Situation, die in ihrer Dimension einfach nicht vorzustellen ist und mich etwas überwältigt, als ich dort eintreffe. Aber fange ich erst einmal am Anfang an:

Abwasserbehandlung in Cox´s Bazar.

Der erste Einsatz für das Feldlabor

Ich stehe kurz vor meinem Masterabschluss in Water Science, ein Studiengang, der sich auf die Analytik von Wasser spezialisiert. Und genau deswegen bin ich nach Cox´s Bazar, Bangladesch, entsendet worden. Wenn mehr als 770.000 Menschen täglich auf die Toilette gehen, muss man sich auch darum kümmern, was mit dem Abwasser passiert. Deswegen betreibt die Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung vor Ort zwei Kläranlagen, dezentral in einem der Teilcamps. Und da zu einer Kläranlage auch eine Analytik gehört, wird dort ein Labor betrieben.

Bangladesch ist der erste Einsatzort, seit das Feldlabor durch das Österreichische Rote Kreuz entwickelt wurde. Und zusammen mit dem Entwickler Johannes baue ich das Labor auf und führe die ersten Untersuchungen durch – gut sechs Wochen, in denen wir Laboranten und Lehrer sind und noch dutzende Aufgaben mehr übernehmen.

Erste Probennahme von Benedikt Orlob (links) und Johannes Boussek (rechts)

Wir meistern logistische Herausforderungen

Das Labor steht in Cox´s Bazar, während das Camp 1,5 bis 3 Fahrstunden entfernt ist. Ein recht großes logistisches Problem, denn für unsere Arbeit brauchen wir Mischproben, die über den ganzen Tag verteilt genommen werden, um gute Ergebnisse zu liefern. Eine meiner ersten Aufgaben ist es also, die lokalen Mitarbeiter im Camp intensiv zu trainieren, damit sie wissen, wie und wann sie in den verschiedenen Stufen des Klärwerks Proben nehmen.

Trotz der Sprachbarriere klappt die Schulung erstaunlich gut. Dabei werden wir die ganze Zeit von neugierigen Augen beobachtet. Wann sieht man dort schon Menschen in viel zu engen weißen Kitteln herumlaufen und mit aus Bambus und Plastikflaschen gebasteltem Equipment arbeiten?

Nach zwei Tagen Training übergeben wir das Beproben dem lokalen Anlagen-Manager Abudllah und widmen uns der reinen Laborarbeit. Für mich, der schon ausreichend rudimentäre Labore an Universitäten gesehen hat, ist die – notwendige – Einfachheit des Feldlabors trotzdem eine Neuheit. Bis heute fasziniert mich, wie mit den einfachsten Methoden immer noch wissenschaftlich belastbare Ergebnisse erzeugt werden können.

Wir sind ein neuer Teil in der unfassbar großen Operation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung in Cox´s Bazar, dementsprechend groß ist das Interesse der Kolleginnen und Kollegen aus anderen Arbeitsbereichen. Regelmäßig kommen internationale oder lokale Mitarbeitende vorbei und sagen einfach mal Hallo, um einen Blick auf die zwei Menschen zu werfen, die einen tierischen Spaß dabei haben, mit Fäkalien zu arbeiten. Doch nicht nur die direkten Kolleginnen und Kollegen, sondern auch andere Hilfsorganisationen sind neugierig auf das Labor und so werde ich nebenbei noch zu einer Art Reiseführer durch unser kleines Labor.

Eine spannende und lehrreiche Zeit im Feldlabor

Menschen in Kitteln in einem Feldlabor
Labortraining für Rotkreuz- und Rothalbmondhelfer sowie andere humanitäre Organisationen

Dazu kommt das Training unseres Kollegen aus Uganda, der das Labor nach unserer Abreise übernehmen soll. Mit all diesen Aufgaben verstreichen die Tage rasant, sodass das Ende meines Einsatzes bald da ist: das groß angelegte Labortraining, um weiteres Personal für das Labor zu qualifizieren und Interessierten aus dem Sektor einen Einblick in unsere Arbeit zu gewähren. Wir sind eine bunt gemischte Truppe mit Menschen aus sieben Nationen und ich freue mich, einen Kollegen aus Norwegen dabei wieder zu treffen, den ich vor zwei Jahren auf einem Training in Deutschland kennen gelernt habe. Es ist eine wahre Freude, einer so bunten Gruppe an Menschen unsere Methoden beizubringen.

Direkt im Anschluss an das Training übergeben Johannes und ich das Labor an unsere Kolleginnen und Kollegen aus Uganda, Schweden und den Philippinen. Mir bleibt die Erinnerung an eine spannende und lehrreiche Zeit.

Fotos: Benedikt Orlob/DRK, Lobke Potter