Ukraine: „Die Menschen hier haben uns gerettet, wirklich.“

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DRK-Mitarbeiterin Oana Bara war in der Ukraine unterwegs und hat Menschen getroffen, die innerhalb des Landes vor den Kampfhandlungen fliehen mussten, so wie die Studierenden Sofia und Anton. Beide konnten nur das Nötigste mitnehmen, als sie nach einem Raketenangriff in die Westukraine flohen. Aber auch dort herrscht Mangel, etwa an warmer Kleidung und medizinischer Versorgung.

Hilfsgüterverteilung des Ukrainischen Roten Kreuzes.

Flucht in die Westukraine

Sofia und Anton hatten sich schon fast an die konstanten Raketenangriffe gewöhnt. Als sie jedoch eines Morgens von einem Einschlag direkt neben ihrem Studentenwohnheim in Mykolajiw geweckt werden, beschließen sie und zwei weitere Freunde, dass es genug sei. Sie lassen alles zurück und machen sich auf den Weg Richtung Westen. Über Odessa kommen die Freunde schließlich in Luzk an – einer Großstadt am Fluss Styr mit etwas mehr als 210.000 Einwohnern. Sie liegt circa 85 km von der polnischen Grenze entfernt im Nordwesten der Ukraine.

Vor den Rakentenangriffen sind Sofia und Anton in die West-Ukraine geflüchtet.

Millionen flohen innerhalb des Landes

Wie den jungen Studierenden geht es vielen in der Ukraine. Seit Beginn des Krieges Ende Februar 2022 sind rund 5,9 Millionen Menschen innerhalb des Landes auf der Flucht (Quelle: INTERNATIONAL ORGANIZATION FOR MIGRATION, https://dtm.iom.int/ukraine). Fast ein Jahr später ist die humanitäre Lage katastrophal. Die meiste Infrastruktur ist überlastet oder nicht funktionell. Viele der Binnenvertriebenen sind traumatisiert, können nicht arbeiten und haben in vielen Fällen ihr Zuhause, Hab und Gut und ihre Lebensgrundlage verloren, manche auch ihre Angehörigen. Wasser- und Energieknappheit erleben sie, aber auch eingeschränkte Gesundheitsdienste. Der kalte Winter erschwert die Situation momentan um ein Vielfaches.

Wir sitzen in der Küche ihrer Unterkunft in Luzk. Anton schaut immer wieder auf sein Smartphone. Sofia und Anton machen sich große Sorgen um ihre Familien, die zurückgeblieben sind. Sie sind dennoch froh, dass sie selbst den immer intensiveren Kampfhandlungen entfliehen konnten. In Luzk angekommen, kümmerten sie sich als erstes um eine Bleibe und sind nun bereits seit einigen Monaten in einer Unterkunft für Geflüchtete untergekommen, in der sie das Ukrainische Rote Kreuz unterstützt, auch mit Lebensmittelpaketen des DRK.

„Die Menschen hier haben uns gerettet, wirklich. Sie behandeln uns nicht wie Geflüchtete, alle sind so gut zu uns.“

Die beiden können nun zumindest online weiterstudieren. Sofia betont: „Wir haben genug zu essen und fühlen uns wohl“. Was sie am meisten brauchen, ist warme Winterkleidung, denn die Temperaturen liegen bereits weit unter null, und Hygieneartikel. Die beiden jungen Leute können wegen der fortlaufenden Angriffe nicht nach Mykolajiw zurück, um ihr Hab und Gut aus dem Wohnheim zu holen.

Oana Bara (r.) mit Helferinnen des Ukrainischen Roten Kreuzes.

Die humanitäre Hilfe des DRK in der Ukraine

Das Deutsche Rote Kreuz stellt umfassende Hilfen für die Bevölkerung in der Ukraine sowie für Menschen auf der Flucht bereit, um Leben zu schützen und Menschen in Not zu versorgen. Das Auswärtige Amt unterstützte im Jahr 2022 die humanitäre Hilfe des DRK in der Ukraine und deren Nachbarländern im Umfang von 10 Millionen Euro.

Aufgrund der Winterbedingungen unterstützen wir Haushalte in der Ukraine, die Geflüchtete aufgenommen und so höhere Aufwendungen haben. Auch öffentlich betriebene Notunterkünfte erhalten über die Wintermonate gezielt Hilfe sowie Zuschüsse zu den Heiz- und Stromkosten. Das URK verteilt überdies Hilfsgüter wie warme Decken und Winterkleidung nach Bedarf an Betroffene.

Fotos: Oana Bara/DRK

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