Helferin im Gespräch mit einem Rollstuhlfahrer
Syrienkrise

Erdbeben trifft auf Dekade humanitärer Not

Nach 12 Konfliktjahren ist die Not größer denn je: Rund 15 Millionen Syrerinnen und Syrer benötigen humanitäre Hilfe. Das Erdbeben am 6. Februar 2023 hat tausende Menschenleben gekostet und die ohnehin unzureichende Infrastruktur weiter zerstört. Seit 2012 unterstützt das DRK den Syrischen Arabischen Roten Halbmond bei der Versorgung notleidender Menschen – v.a. in den Bereichen Gesundheit, Unterkunft, Wasser und Hilfslogistik.

Solange der Konflikt in Syrien nicht beendet ist und der Wiederaufbau nicht gelingt, bleibt humanitäre Nothilfe für Syrien lebensnotwendig für die betroffenen Menschen.

15,4 Millionen Menschen – 70 Prozent der syrischen Bevölkerung – benötigen humanitäre Hilfe. Darunter sind sieben Millionen Kinder. Sie leiden unter der mangelnden Grundversorgung mit Nahrung, Trinkwasser, Gesundheitsdiensten und Bildung.

Die Bevölkerung ist nach wie vor lokalen Kampfhandlungen ausgesetzt, die zivile Opfer fordern und Menschen immer wieder zur Flucht zwingen. Über fünf Millionen Menschen sind von dem Erdbeben betroffen. Mindestens 300.000 von ihnen brauchen akut Hilfe.

Wirtschaftliche Lage

2022 hat sich die wirtschaftliche Lage durch den Konflikt in der Ukraine, Inflation und vorherrschende Sanktionen weiter verschlechtert. Die Nahrungsmittelpreise haben sich fast verzehnfacht. So müssen 70 Prozent der Familien Schulden machen, um sich überhaupt mit überlebensnotwendigen Lebensmitteln versorgen zu können. Zudem behindert eine dramatische Treibstoffknappheit die rechtzeitige Lieferung der am dringendsten benötigten humanitären Hilfe.

Zwei Kinder in Syrien lesen eine Broschüre zur Aufklärung über Cholera
Aufklärung zu Cholera in Syrien

Gesundheitssystem

Der andauernde Konflikt hat auch im Gesundheitssystem Spuren hinterlassen: Nur 50 Prozent der Gesundheitseinrichtungen sind noch funktionsfähig, 70 Prozent des Gesundheitspersonals mussten aufgrund der instabilen Lage ihre Wohnorte verlassen.

Diese massive Unterversorgung und der Mangel an Medikamenten im Land treffen auf eine erhöhte Anfälligkeit für Krankheiten durch den schlechten Zugang zu Nahrungsmitteln, aber auch zu sauberem Wasser. So kam es 2022 zu einem Cholera-Ausbruch, bei dem von rund 50.000 Erkrankten 100 Menschen starben.

2022 gab es 17 Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen – dies erschwert die Arbeit der verbliebenen Gesundheitsmitarbeitenden zusätzlich.

Folgen der Krise für die Menschen

Syrien befindet sich in einer der größten humanitären Katastrophen weltweit mit verheerenden Auswirkungen für die Zivilbevölkerung:

  • 6,8 Millionen Menschen sind innerhalb Syriens vertrieben, 5,6 Millionen haben Zuflucht in den Nachbarländern gesucht.
  • 90 Prozent der Bevölkerung leben in Armut; zwei Drittel davon in extremer Armut.
  • 12,1 Millionen Menschen können sich nicht ausreichend mit Lebensmitteln versorgen.
  • 2,4 Millionen Kinder können keine Schule besuchen.
  • 27 Prozent der Haushalte geben an, dass ihre Kinder Anzeichen psychischer Belastung zeigen.
  • 75 Prozent der Menschen mit Behinderung haben keinen Zugang zu medizinischer, wirtschaftlicher und sozialer Unterstützung.
  • 52 Prozent der Bevölkerung hat keinen dauerhaften Zugang zu sicherem Trinkwasser
  • 85 Prozent der Bevölkerung können ihre Grundbedürfnisse wie Nahrungsmittel, Wasser, Seife nicht decken.

Humanitäre Hilfe in Syrien

Das DRK leistet bereits seit 2012 humanitäre Hilfe in Syrien und den betroffenen Nachbarländern und arbeitet dabei eng mit seinen Nationalen Schwestergesellschaften wie dem Syrischen Arabischen Roten Halbmond (SARC) zusammen.

Die Helfer*innen des SARC decken mehr als 60 Prozent der humanitären Hilfsleistungen in Syrien ab. Im Jahr 2021 erhielten insgesamt 5,9 Millionen Menschen humanitäre Hilfe in Syrien. Beispielsweise erhielten 4,2 Millionen Menschen Haushaltsgegenstände wie Matratzen, Decken oder Töpfe, und in Einrichtungen des SARC wurden 1,9 Millionen Gesundheitsdienste durchgeführt.

Soforthilfe nach schwerem Erdbeben

Im Rahmen der Soforthilfe stellte das Deutsche Rote Kreuz Hilfsgüter zur Verfügung, um akut bei der Erstversorgung der Betroffenen zu unterstützen, zum Beispiel:

  • Ausrüstung für Rettungskräfte zum Suchen und Bergen
  • 5.000 Matratzen und 9000 Decken sowie weitere dringend benötigte Hilfsgüter
  • Treibstoff und Fahrzeuge, um die Menschen vor Ort mit Hilfsgütern erreichen zu können

Die medizinische Hilfe wurde weiter ausgebaut, zum Beispiel durch große Lieferungen von Medikamenten zur Versorgung der Menschen in den betroffenen Gebieten. Mobile medizinische Teams versorgten Menschen in schwer zugänglichen Regionen, die kein Krankenhaus erreichen konnten.

Katastrophen- und Hilfseinsatz nach dem schweren Erdbeben

Rothalbmond-Freiwillige und 2 Kinder am Rollstuhl einer Frau

Humanitäre Geldleistungen nach dem Erdbeben

Damit sie die Folgen des schweren Erdbebens besser bewältigen können, unterstützt das DRK 6.700 besonders betroffene Familien mit Bargeldhilfen. Wie die Familien die Hilfe nutzen, erfahren Sie in unserer Foto-Galerie.

Gesundheit

Schwangere, Mütter und Kinder leiden besonders unter der eingeschränkten Funktionsfähigkeit des Gesundheitssystems. Das DRK unterstützt Gesundheitseinrichtungen, wie zum Beispiel das Kinderkrankenhaus in Aleppo, um auch nach dem Erdbeben überlebenswichtige Gesundheitsdienste aufrechterhalten zu können. Im Kinderkrankenhaus in Aleppo werden besonders schwere Fälle aus der ganzen Region behandelt. Darüber hinaus erhalten Frauen Zugang zu Schwangerschaftsvor- und -nachsorge und ihre Geburten werden durch geschultes Gesundheitspersonal begleitet.

Projekt: Verbesserung der Gesundheitsversorgung

Bei einer eingeschränkten Gesundheitsversorgung sind präventive Maßnahmen und eine gestärkte Selbsthilfekapazität essenziell. Ehrenamtliche des SARC werden ausgebildet, um gemeinsam mit den Gemeinden, spezifische Gesundheitsrisiken frühzeitig zu erkennen und vorbeugend – zum Beispiel durch intensive Hygienemaßnahmen – reagieren zu können. Eine tragende Rolle spielen hier lokale Gesundheitskommitees. Sie informieren über Gesundheitsrisiken und sind ausgebildet, auf Krisen wie Ausbrüche von Krankheiten reagieren zu können. 

Logistik

Um Menschen in Not landesweit mit Hilfsgütern versorgen zu können, unterhält der Syrische Arabische Rote Halbmond 242 Lagerhäuser, welche unter anderem vom DRK unterstützt werden. Durch den Betrieb von speziellen medizinischen Lagerhäusern ist es möglich, Gesundheitseinrichtungen und mobile Kliniken mit notwendigen Materialien zur medizinischen Versorgung zu beliefern.

Die Lagerhäuser fungieren als Drehkreuze für alle importierten Hilfsgüter. Vorgehalten werden dort unter anderem Lebensmittelpakete, Hygienepakete, Medizin und medizinisches Material. Das DRK unterstützt hier vor allem die Optimierung der logistischen Abläufe. Dies beinhaltet die Überarbeitung von Ablaufprotokollen, die Bereitstellung von Gerätschaften und Brandschutz. So können mehr Menschen schneller erreicht werden. Eine besondere Herausforderung stellt dabei die medizinische Logistik dar, da unter erschwertem Zugang zu Strom und Benzin Kühlketten für Medikamente und Impfstoffe aufrechterhalten werden müssen.

Zwei Kinder tragen Hilfspaket

Ihre Spende kommt an.

Seit 2012 unterstützen wir den Syrischen Arabischen Roten Halbmond dabei, notleidende Menschen zu versorgen. Helfen Sie mit Ihrer Spende!

Geflüchtete in angrenzenden Ländern

Foto: syrische Flüchtlingskinder spielen vor einer grauen Wand mit Pappkarton

Der andauernde Konflikt hat direkte Auswirkungen auf die Nachbarstaaten. Etwa 5 Millionen Menschen sind in die Türkei, den Libanon, Jordanien und den Irak geflohen. Allein der Libanon, ein Land mit vier Millionen Einwohnern, hat nahezu eine Million Geflüchtete aufgenommen. Aber auch in den anderen Nachbarländern ist die Situation angespannt. Angesichts der Dauer des Syrienkrieges werden mittel- und langfristige Maßnahmen als Ergänzung der Nothilfe immer wichtiger. Ihre Spende wird auch deshalb dringend benötigt.

Das DRK ist in den jeweiligen Ländern vor Ort und stellt mit seinen Partnern tagtäglich die Grundversorgung mit Nahrungsmitteln, Medikamenten und anderen lebensnotwendigen Hilfsgütern für die Geflüchteten sicher. Dazu erhalten Bedürftige neben direkten Hilfsgütern unter anderem Bargeldzahlungen, um selbst erwerben zu können, was sie am dringendsten zum Überleben brauchen.

Syrische Geflüchtete im Libanon

Syrische Frau mit Hilfspaket des DKK

Situation
Fast eine Million aus Syrien geflohene Menschen leben derzeit in dem kleinen Land. Das DRK unterstützt seine Schwestergesellschaft vor Ort unter anderem mit Bargeldhilfen.

Hilfe des DRK im Libanon

  • Unterstützung des Rettungsdienstes des Libanesischen Roten Kreuzes
  • Unterstützung des Blutbank-Systems
  • Bargeldhilfen zur Deckung von Grundbedürfnissen
  • konfliktsensible Katastrophenvorsorge und Förderung der Resilienz

 

Zur DRK-Hilfe für Geflüchtete im Libanon

Hilfe für Geflüchtete im Irak

Irakisches Mädchen mit Suppenteller

Situation
Zu den rund 240.000 Geflüchteten aus Syrien kommen über 1,2 Millionen intern vertriebene Iraker und Irakerinnen. Gemeinsam mit dem Irakischen Roten Halbmond und anderen Akteuren arbeitet das DRK an mittelfristigen Projekten zur Stärkung der Selbsthilfe- und Widerstandskräfte der Bevölkerung.

Hilfe des DRK im Irak

  • Bargeldhilfen zur Deckung von Grundbedürfnissen
  • Sicherung der Lebensgrundlagen
  • Gemeindebasierte Gesundheitsvorsorge
  • Erste-Hilfe-Trainings und Schulungen zur Brandvermeidung
  • Gemeindebasierte Katastrophenvorsorge

Zur DRK-Nothilfe im Irak

Syrische Geflüchtete in der Türkei

Türkische Rothalbmond-Helferin mit syrischem Mädchen am Tisch

Situation
In der Türkei leben derzeit offiziell 4 Millionen Geflüchtete – mehr als in jedem anderen Land der Welt. Konflikte in umliegenden Regionen, insbesondere in Syrien, zwingen immer mehr Menschen, ihre Heimat zu verlassen und in der Türkei Zuflucht suchen.

Hilfe des DRK in der Türkei

In Zusammenarbeit mit dem Türkischen Roten Halbmond unterstützt das DRK den Betrieb von ambulanten Zentren für Psychotherapie und Psychiatrie in insgesamt zwölf urbanen Zentren in der Türkei.

Zur DRK-Hilfe für Geflüchtete in der Türkei

Helfende danken für die Spenden für Syrien

Spende für Syrien

Die Helferinnen und Helfer des Roten Kreuzes und Roten Halbmondes sagen „Danke“, denn mit Ihrer Spende für Syrien unterstützen Sie lebensnotwendige Maßnahmen.

Die humanitäre Lage der Bevölkerung ist dramatisch und von Entbehrungen geprägt. Der Großteil der Binnenvertriebenen in Syrien und der Geflüchteten in den Nachbarländern lebt in Notunterkünften oder Flüchtlingscamps.

Spenden Sie für Syrien, um denen Hilfe zukommen zu lassen, die sie am dringendsten benötigen – allen voran ältere Menschen, Frauen und Kinder.

Mit Ihren Spenden konnten wir bislang viel bewirken. Unterstützen Sie uns weiterhin mit Ihrer   Online-Spende für die humanitäre Hilfe in Syrien.

DRK-Blog

Stimmen aus Syrien

Frau mit Kind in Syrien

Syrien: DRK-Hilfe im Krisengebiet

Im Camp für Binnenvertriebene im syrischen Jebreen hat DRK-Mitarbeiterin Oana Bara mit Hadra Ibrahim gesprochen. Die junge Mutter spricht von Verlust und einem Leben voller Entbehrungen. Das DRK unterstützt die Nothilfe des Syrischen Arabischen Roten Halbmonds für Menschen wie Hadra Ibrahim.

Helferin in Syrien

„Es ist schwer, sein Land in solch einer Krise zu sehen“

Rouba Khwanda arbeitet seit acht Jahren für den SARC in Syrien, zuerst im Nothilfe-Team, jetzt im Wasser- und Hygienebereich. Es ist schwer für sie, ihr Land in dieser Krise zu sehen, doch sie sagt: „Es motiviert mich sehr zu sehen, dass unsere Hilfe ankommt.“ Wir stellen sie und andere Helfer im DRK-Blog vor.

Projektreise in Syrien

Schauspieler Ludwig Trepte in Syrien

Der mehrfach ausgezeichnete Schauspieler Ludwig Trepte engagiert sich für das DRK und macht dabei vor allem auf das humanitäre Völkerrecht aufmerksam. 2020 besuchte er verschiedene humanitäre Projekte in Damaskus und Homs. Im Interview schildert Ludwig Trepte seine Eindrücke.

Aktuelle Meldungen aus Syrien

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