Kinder schützen ihre Köpfe mit Schulheften

Kata­stro­phen­vor­sorge

Für den Notfall gewappnet

Durch katastrophale Natur­er­eig­nisse werden Menschen wiederholt mit unermesslichem Leid konfrontiert und vor enorme Heraus­for­de­rungen gestellt. Innerhalb von wenigen Stunden, manchmal von wenigen Minuten, werden infolge von Wirbelstürmen, Über­schwem­mungen, Vulkan­aus­brü­chen, Erdbeben oder Tsunamis Zehntausende Menschen getötet, verletzt oder obdachlos.

Die wirt­schaft­liche Entwicklung einer Region oder eines ganzen Landes wird mit einem Schlag um Jahrzehnte zurückgeworfen. Mit den Projekten zur Kata­stro­phen­vor­sorge, setzt sich das DRK für eine Verbesserung der Wider­stands­fä­hig­keit betroffener Bevöl­ke­rungs­gruppen in Kata­stro­phen­ge­bieten ein. 

Nicht nur die großen Katastrophen, sondern auch eine Vielzahl von kleinräumigen extremen Natur­er­eig­nissen, wie zum Beispiel Erdrutsche, sind in der Lage, wiederholt erhebliche Schäden anzurichten, wenn den Menschen diese Naturgefahren nicht bewusst sind und sie auf diese Ereignisse nicht angemessen vorbereitet sind.

Der Klimawandel verschärft die Gefahren für die betroffenen Bevöl­ke­rungs­gruppen noch weiter und auch die Lebens­be­din­gungen in fragilen und konflik­t­an­fäl­ligen Regionen stellen eine große Heraus­for­de­rung für die Menschen dar. Darüber hinaus führt die zunehmende Verstädterung dazu, dass Menschen beispielsweise in informellen Siedlungen leben, die häufig keinerlei Schutz bieten. In diesen Bereichen ist die Kata­stro­phen­hilfe und -vorsorge besonders wichtig.

Kata­stro­phen­vor­sorge in drei Schritten

Mit den Projekten zur Kata­stro­phen­vor­sorge stärkt das DRK die Wider­stands­fä­hig­keit der Bevölkerung gegenüber den Folgen von Natur­ka­ta­stro­phen in besonders bedrohten Ländern. Grundsätzlich besteht die Kata­stro­phen­vor­sorge dabei aus drei zentralen Schritten:

DRK stärkt Resilienz
Klimaangepasste landwirtschaftliche Methoden sind existenzsichernd.

1. Risi­ko­ana­lyse

Bei der Risikoanalyse wird die lokale Bevölkerung befähigt, die Naturgefahren und Kata­stro­phen­ri­siken, aber auch die bereits vorhandenen Selbst­hil­fe­ka­pa­zi­täten vor Ort, zu identifizieren. Lokales Wissen und bereits etablierte Strukturen, wie z.B. Evaku­ie­rungs­wege, sichere Zufluchts­punkte oder funk­ti­o­nie­rende Dorfkomitees werden berücksichtigt und eingebunden. Anhand von Risikokarten lassen sich die gefährdeten und sicheren Gebiete im Projektgebiet ausweisen.

Unterstützung beim Häuserbau
Spezifische Bauweisen erhöhen die Standfestigkeit von Gebäuden.

2. Kata­stro­phen­vor­beu­gung und -minderung

Die Kata­stro­phen­vor­beu­gung und -minderung des DRK beinhaltet Aktivitäten, die dazu beitragen, zukünftige Kata­stro­phen­folgen mittel- bis langfristig zu verhindern bzw. zu mildern. Das DRK konzentriert sich dabei sowohl auf strukturelle als auch auf nicht-strukturelle Maßnahmen. Zu den strukturellen Maßnahmen zählen baulich-technische Aktivitäten, wie der Bau von sturmsicheren Gemein­de­zen­tren, Flutkanälen oder die Absicherung von erdrutsch­ge­fähr­deten Hängen. Zu den nicht-strukturellen Maßnahmen zählen vor allem die Vermittlung von Fachwissen über Kata­stro­phen­vor­sorge an Lehrer*innen, die Produktion von entsprechenden Unter­richts­ma­te­ri­a­lien sowie Gesundheits- und Hygie­ne­auf­klä­rungen.

Freiwillige mit Ausrüstung
Verteilung von Ausrüstung in Bangladesch

3. Vorbe­rei­tung auf den Kata­stro­phen­fall

Bei der Vorbereitung auf zukünftige Kata­stro­phen­fälle unterstützt das DRK den Aufbau von lokalen Einsatzgruppen für Erste Hilfe sowie "Suchen und Retten", die Erarbeitung von Notfall- und Evaku­ie­rungs­plänen und die Durchführung von Evaku­ie­rungs­übungen mit der gefährdeten Bevölkerung. Der Aufbau von lokalen Früh­warn­sys­temen bis auf Dorfebene hat dabei eine besondere Bedeutung, da eine Frühwarnung nur dann effektiv zur Kata­stro­phen­vor­sorge beitragen kann, wenn sie die gefährdete Bevölkerung rechtzeitig erreicht. Dem DRK sind hier geschlossene und schnelle Kommu­ni­ka­ti­ons­ketten besonders wichtig.

Klima­wandel und Wetter­ex­treme erfordern Kata­stro­phen­vor­sorge

Eine Folge des Klimawandels sind verstärkt auftretende Wetterextreme wie Wirbelstürme, Überflutungen und Dürren. Mehr als 80 Prozent der weltweiten Kata­stro­phen­hilfe von Rotkreuz- und Rothalb­mond­ge­sell­schaften steht mittlerweile im Zusammenhang mit solchen Extremwetter-Ereignissen. Die Zahl der Menschen, die nach Natur­ka­ta­stro­phen humanitäre Hilfe benötigen, steigt stetig. 

Besonders betroffen sind Menschen in ärmeren Ländern, die ihre Exis­tenz­grund­lagen vorwiegend auf Land- und Viehwirtschaft gründen und immer wieder mit Über­schwem­mungen und Hitzewellen kämpfen. Kata­stro­phen­fälle in Form von extremen Wett­ereig­nissen bedrohen das Leben der Bevölkerung und zerstören Gebäude, Infra­struk­turen und Ernteerträge betroffener Regionen. Um diesen steigenden humanitären Bedarfen begegnen zu können, legt das DRK besonderen Wert auf voraus­schau­ende humanitäre Hilfe und hat gemeinsam mit seinen Partnern und dem Auswärtigen Amt den sog. Forecast-based Financing (FbF) Ansatz entwickelt – übersetzt: Vorher­sa­ge­ba­sierte Finanzierung. Mit diesem Ansatz aus dem Bereich der Kata­stro­phen­vor­sorge werden auf Grundlage von Vorhersagen finanzielle Mittel bereitgestellt, um das Leid und große Schäden durch frühzeitige Maßnahmen zu mindern. Zunächst auf Naturgefahren beschränkt, arbeitet das DRK daran, den Ansatz auch auf andere Bereiche auszuweiten, um die humanitäre Hilfe in Gänze deutlich voraus­schau­ender gestalten zu können

Kata­stro­phen­vor­sorge in fragilen Kontexten und Konflikt­re­gi­onen

Die Umsetzung von Maßnahmen der Kata­stro­phen­vor­sorge in fragilen und konflik­t­an­fäl­ligen Regionen stellt für die Arbeit des DRK eine weitere Heraus­for­de­rung dar. Fast 60 Prozent der weltweit durch Natur­ka­ta­stro­phen getöteten Menschen kommen derzeit in den 30 fragilsten Staaten ums Leben. Kata­stro­phen­vor­sorge in fragilen Kontexten ist deshalb besonders wichtig, auch wenn die oftmals schwachen staatlichen Strukturen, ein hoher Grad der Margi­na­li­sie­rung bestimmter Bevöl­ke­rungs­gruppen und die immens hohen humanitären Bedarfe die Arbeit erschweren. 

Für die Arbeit des DRK bedeutet dies, dass Bedarfs­ana­lysen einen deutlich breiteren Fokus erhalten müssen, so dass neben den Faktoren Kata­stro­phen­an­fäl­lig­keit, Naturgefahren und lokale Kapazitäten auch die konkreten Aspekte der Fragilität und der Konflikte berücksichtigt werden. 

Geoin­for­matik in der Kata­stro­phen­vor­sorge

Geoinformatik - Missing Maps
Missing-Maps-Workshop

Viele Gebiete, in denen das DRK Projekte umsetzt, sind unzureichend auf Karten erfasst. Dies erschwert vor allem die Erstellung von Risikoanalysen. In Ermangelung von geeignetem und zugänglichem Kartenmaterial werden Risikokarten häufig noch per Hand gezeichnet, was zu einer ungenauen räumlichen Verortung von Informationen führen kann.

Um dieses Problem zu beheben, verstärkt das DRK sein Engagement im Bereich der Geoinformatik. Beispielsweise durch das sog. Missing Maps Projekt können Projektgebiete in OpenStreetMap, einer frei verfügbaren Geodatenbank, erfasst werden. Diese neu erstellten Karten verbessern die Katstro­phen­vor­sorge und dienen als wichtige Grundlage für Risikoanalysen. So helfen die Karten dabei, in Kata­stro­phen­fällen einschätzen zu können, wo z.B. durch  Über­schwem­mungen die meisten Betroffenen und die größten Schäden sind und wie Hilfe in diesen Gebieten am besten organisiert werden kann.

Alle Informationen zum Missing Maps Projekt

Kata­stro­phen­vor­sorge und Urba­ni­sie­rung

DRK-lerin spricht mit Frau auf Straße
Einsatz in Vietnam

Bis 2050 werden zwei Drittel der Welt­be­völ­ke­rung in Städten leben. Für Großstädte in Entwick­lungs­län­dern kann der schnelle Zuwachs von Einwohnern zu einer Überlastung und einem ungeplanten Wachstum führen. Informelle Wohngebiete und nicht eingehaltene Bauvor­schriften führen hier zu einer stärkeren Anfälligkeit gegenüber Naturgefahren. Oftmals liegen keine Flucht- und Rettungspläne vor, da insbesondere die informellen Wohngebiete nicht offiziell erfasst sind. Auch Gebäude, die nicht erdbebensicher gebaut sind, können bei einer Katastrophe zu einer massiven Gefahr für die dort lebenden Menschen werden. Kata­stro­phen­vor­sorge in diesen urbanen Räumen wird daher immer wichtiger. 

Um sich diesen Heraus­for­de­rungen entsprechend stellen zu können, wird das DRK in der Weiter­ent­wick­lung der Kata­stro­phen­vor­sorge den Fokus seiner Aktivitäten stärker auf den urbanen Raum richten,um so Ansätze und Maßnahmen zu entwickeln, die den lokalen Umständen in den urbanen Räumen entsprechen.

Vernet­zung im Bereich der Kata­stro­phen­vor­sorge

Die Vernetzung der deutschen Akteure auf den unter­schied­li­chen Ebenen der Kata­stro­phen­vor­sorge spielt für das DRK eine zentrale Rolle. Dies wird durch die folgenden unter­schied­li­chen Dialogformenermöglicht:

Publikum bei Übertragung

Fach­ta­gung Kata­stro­phen­vor­sorge

Die Fachtagung ermöglicht den Dialog zwischen deutschen Akteuren der nationalen und inter­na­ti­o­nalen Kata­stro­phen­vor­sorge. Auf der jährlich stattfindenden Fachtagung haben die Akteure die Möglichkeit, sich zu aktuellen Entwicklungen, Ansätzen und Maßnahmen in den jeweiligen Bereichen auszutauschen.

Helfende vor Flipchart

Prepa­red­ness-Arbeits­gruppe

Hier diskutieren relevante Akteure der inter­na­ti­o­nalen Kata­stro­phen­vor­sorge mit einem Fokus auf die humanitäre Kata­stro­phen­vor­sorge unter­schied­liche Ansätze und Heraus­for­de­rungen, um so gemeinsame Bereiche identifizieren zu können, in denen Best-Practice-Beispiele heraus­ge­ar­beitet und weiter­ent­wi­ckelt werden können.

Gruppe in Rotkreuz-Niederlassung

Regionale Workshops

Ergänzend zur Preparedness-Arbeitsgruppe werden Workshops in Hoch­ri­si­ko­re­gi­onen mit den lokalen Part­ner­or­ga­ni­sa­ti­onen der deutschen NGOs durchgeführt. Hierdurch werden sowohl Erfahrungen und Ansätze vor Ort ausgetauscht als auch Ergebnisse in die NGO-Geschäfts­stellen in Deutschland zurückgespielt.

Projekte zur Kata­stro­phen­vor­sorge

Katastrophenvorsorge in Gemeinden im Südsudan

Das DRK unterstützt das Südsu­da­ne­si­sche Rote Kreuz bei der Verbesserung seines Kata­stro­phen­ri­si­ko­ma­nage­ments mit dem Ziel, die Bevölkerung besser vor Katastrophen und Krisen zu schützen.

Rotkreuzfreiwillige bei Saatgutverteilung

Mosambik: Gemeinsam mit dem Mosam­bi­ka­ni­schen Roten Kreuz setzt sich das DRK dafür ein, das Kata­stro­phen­ri­siko-Management und die Wider­stands­fä­hig­keit von Gemeinden zu stärken.

Katastrophenvorsorge in Gemeinden im Südsudan

Das DRK unterstützt das Südsu­da­ne­si­sche Rote Kreuz bei der Verbesserung seines Kata­stro­phen­ri­si­ko­ma­nage­ments mit dem Ziel, die Bevölkerung besser vor Katastrophen und Krisen zu schützen.

Rotkreuzfreiwillige bei Saatgutverteilung

Mosambik: Gemeinsam mit dem Mosam­bi­ka­ni­schen Roten Kreuz setzt sich das DRK dafür ein, das Kata­stro­phen­ri­siko-Management und die Wider­stands­fä­hig­keit von Gemeinden zu stärken.

DRK-Blog

Stimmen aus den Projekt­län­dern

zum Thema Katastro­phen­vor­sorge
Menschen im Gespräch um Tisch mit Karten
 - Enrique Bermejo Dotor - Antananarivo, Madagaskar
DRK-Mitarbeiter Enrique Bermejo Dotor über seine Arbeit und das Leben im südostafrikanischen Madagaskar, wo das DRK Menschen schon vor einer drohenden Katastrophe gezielt unterstützt, damit sie sich besser schützen können.
Auf einem Podium stehen viele Menschen
 - Julie von Stülpnagel - Berlin
im Angesicht globaler Entwicklungen und gesellschaftlicher sowie geopolitischer Konflikte diskutierten Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sa­tionen, Universitäten, Forschungs­ein­rich­tungen und Expertinnen und Experten aus dem In- und Ausland über Katastro­phen­vor­sorge und Bevölkerungsschutz weltweit. Dabei schaffte die Konferenz im April 2024 immer wieder den Sprung aus der Konzeption und Analyse in die wahre Geschichte: Die „Stories from the field“, machten die zwei Tage anschaulich und bunt – manchmal auch erschreckend realistisch.
Eine Gruppe Frauen in bunter Kleidung stehen vor einem vom DRK errichteten neuen Kornspeicher.
 - Oana Bara - Mosambik
Es ist ein besonderer Tag für die Frauen in Gogote, einem Dorf in Mosambik in der Provinz Gaza. Mit Gloria Nhantumbo, der langjährigen und erfahrenen Projekt­ko­or­di­na­torin des Mosambikanischen Roten Kreuzes (CVM), Hildi Schätti, der DRK-Projektdelegierten, und Carlos Chambisso, dem Präsidenten des CVM im Distrikt Chokwe, bin ich in der Provinz Gaza und unterwegs in das entlegene Dorf. Wir sind zu Besuch gekommen, um die praktischen Fortschritte unseres Projektes zu begutachten und die Menschen dahinter kennenzulernen.
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