Entlastende Hilfen für Pflegende.

„Manchmal hilft es schon, einfach zuzuhören.“

Wenn Friedel Weyrauch am Samstagabend das Telefon abnimmt, ist ihr Gesprächspartner oft verzweifelt. Denn sie berät am DRK-Sorgentelefon Menschen, deren Kinder, Lebenspartner, Freunde oder Verwandte suchtkrank oder suchtgefährdet sind.

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„Die Hemmschwelle für einen Anruf ist hoch. Keiner sagt gern, dass zum Beispiel sein Partner ein Suchtproblem hat. Wer trotzdem die Telefonnummer wählt, hat meist eine lange Leidenszeit hinter sich und weiß keinen Ausweg mehr“, erklärt die engagierte Telefonseelsorgerin.

Das Telefon ist von Freitag bis Sonntag jeweils von 8 bis 22 Uhr erreichbar. An Wochenenden ist der Hilfebedarf groß. Mit der Pandemie ist er weiter gestiegen. Insgesamt 759 Anrufe hat Friedel Weyrauch im vergangenen Jahr angenommen. Manchmal führt sie neun oder zehn Gespräche am Tag.

Meist verliert sie nur wenige Worte: „In erster Linie höre ich zu. Den meisten hilft es, sich die Sorgen vom Herzen zu reden. Auf Wunsch vermittele ich Kontakte – eine Selbsthilfegruppe, eine Beratungsstelle oder die Suchthilfe. Die Entscheidung, was jetzt zu tun ist, muss jeder aber eigenständig treffen.“

Ehrlich mit sich selbst

Portrait einer telefonierenden DRK-Ehrenamtlichen
Seit Jahrzehnten bringt sich Friedel Weyrauch für die DRK-Selbsthilfe ein. Dafür hat sie 2008 das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen. Im Rahmen der 100-Jahr-Feier des DRK wurde sie außerdem mit der Dank-Medaille des DRK ausgezeichnet.

Bei ihren Telefongesprächen hilft ihr auch ihre eigene Geschichte. Denn Friedel Weyrauch hatte lange Jahre selbst ein Alkoholproblem. „Mein Arzt gab mir nur noch ein halbes Jahr zu leben, wenn ich nicht aufhöre.“

Da begann sie, Selbsthilfegruppen zu besuchen. „Lange habe ich nur zugehört. Dabei habe ich festgestellt, was bei mir im Argen liegt, und bin ehrlich mit mir selbst geworden.“

Dafür ist sie bis heute dankbar: „Für mich ist es immer noch ein Wunder, dass ich es geschafft habe. Seitdem will ich etwas zurückgeben und Leuten helfen, die noch leiden.“

Etwas zurückgeben

1990 hat Friedel Weyrauch in Erbach im Odenwaldkreis ihre erste eigene Selbsthilfegruppe im DRK gegründet. Über 30 Jahre später besteht diese Gruppe noch immer. Und einige mehr sind dazugekommen – für Trauernde, für Depressionskranke, für süchtige Jugendliche. „Bei einer Veranstaltung für Angehörige von Suchtbetroffenen kamen fast 30 Leute. Im Odenwaldkreis ist das eine große Menge.“ 

Für ihre ehrenamtliche Arbeit hat Friedel Weyrauch sich weitreichend fortgebildet und zur Suchtkrankenhelferin ausbilden lassen. „In der Ausbildung habe ich vor allem gelernt, richtig zuzuhören. Ich halte mich im Hintergrund. Die Gesprächsdynamik ergibt sich meist von ganz allein und kann ganz unterschiedlich sein. Manches gilt aber immer: Niemand ist allein mit seinen Sorgen. Was gesprochen wird, bleibt im Raum. Es gibt keine Vorwürfe, sondern Verständnis und Mitgefühl.“

Das galt auch unter den Einschränkungen der Corona-Pandemie. „Wir haben uns erst digital oder mit großem Abstand auf der Wiese getroffen. Dann haben wir Hygienekonzepte entwickelt. Die Zusammenkünfte können unter Auflagen wieder stattfinden.“

Mehr als eine Gruppe

„Eine Sucht ist eine Krankheit“, erinnert Friedel Weyrauch. „Die kann man nicht immer ohne Hilfe zum Stillstand bringen. Darum sind die Gruppen so wichtig. Wie sagte ein Gruppenmitglied einmal so schön: ‚Das kratzt mir die Hornhaut von der Seele‘.“

Ob ihr der ganze Aufwand nicht auch einmal zu viel wird? „Ich bin froh, dass ich diese Arbeit überhaupt machen kann. Und es bedeutet mir viel, wenn ich anderen beistehen kann.“

Hilfe zur Selbsthilfe

Diese Aufgabe ist Friedel Weyrauch so wichtig, dass sie sich deutschlandweit als Sprecherin der Suchtselbsthilfegruppen im DRK engagiert. Im ganzen Land gibt es etwa 100 solcher Angebote. Eine davon ist die Selbsthilfe-Zentrale für Eisenhüttenstadt, Beeskow und Umgebung.

Die Hilfsangebote sind bunt und vielfältig. „Neben Suchtselbsthilfegruppen treffen sich zum Beispiel auch Betroffene von Parkinson oder Diabetes. Es gibt kaum ein Thema und kaum einen Lebensbereich, zu dem sich keine Selbsthilfegruppe bilden kann“, erklärt Jule Hermann vom DRK-Kreisverband Märkisch-Oder-Havel-Spree.

Der Kreisverband hat die Selbsthilfe-Zentrale vor einem Jahr als Träger übernommen. Seitdem hat sie sich als Ort der Kommunikation und des Austausches noch stärker in der Region etabliert: „Die Gruppenangebote sind stark nachgefragt. Mit der Corona-Pandemie hat der Bedarf noch zugenommen.“

Dabei wird jeder, der an einer Gruppe teilnehmen möchte, auch aufgenommen. „Jeder Mensch, der Hilfe zur Selbsthilfe sucht, ist willkommen. Und wenn eine Gruppe zu groß wird, teilen wir sie einfach auf.“

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