Im Zeichen der Humanität

Während des Deutsch-Dänischen Krieges zieht die Idee des Roten Kreuzes weitere Kreise. Zum ersten Mal wird das neue Schutzzeichen auf einem Kriegsschauplatz eingesetzt.

Bereits vier Monate nach Gründung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) tritt der Ernstfall ein. Mitten in Europa kommt es zum Krieg. Preußen und Österreich marschieren am 1. Februar 1864 in Dänemark ein, um dessen Streben nach mehr Einfluss in Schleswig, Holstein und Lauenburg entgegenzutreten.

Das Internationale Komitee entsendet zwei Delegierte als Beobachter. Der Genfer Arzt Louis Appia soll den Kriegsverlauf auf preußischer Seite verfolgen, der holländische Kartograph Charles van de Velde auf Seiten der Dänen. Die Mission gestaltet sich heikel. Gerade ihre Unparteilichkeit macht die Emissäre suspekt, und ihr Anliegen ist nicht ohne weiteres begreiflich zu machen. Louis Appia bringt es schließlich auf eine Formel: „Unsere Mission ist es, den Krieg menschlicher zu machen – sofern dies nicht einen Widerspruch in sich darstellt.“

Zur gleichen Zeit wird in Berlin das Preußische Rote Kreuz gegründet; Dänemark und Österreich verfügen dagegen noch nicht über eine nationale Hilfsgesellschaft. Nachdem die Angreifer die südlichen Grenzbefestigungen relativ leicht überwunden haben, bilden die Schanzen von Düppel das letzte Bollwerk auf Jütland. Die Belagerung zieht sich fünf Wochen lang hin. Der 18. April wird dann zum Tag der Entscheidung.

Bereits am Nachmittag verkünden Böllerschüsse in Berlin die Siegesnachricht. Die Dänen gründen, durch Schaden klug geworden, noch im Mai eine nationale Rotkreuzorganisation. Es ist der fünfte Verband in Europa. Die anschaulichen Berichte der beiden Delegierten fördern das Selbstverständnis der jungen Hilfsorganisation und prägen ihre Arbeit über Jahre hinweg.

Zwar verfügt das Rote Kreuz in diesem Krieg noch über keine eigenen Hilfskräfte, doch verschiedene Gruppen von Freiwilligen arbeiten bereits in seinem Geiste und teilweise auch schon unter seinem Zeichen. So etwa die rund zwanzig Brüder des Rauhen Hauses, einer evangelischen Sozialstiftung aus Hamburg, die in Lazaretten helfen und Spendengaben verteilen.

In seiner historischen Schriftenreihe Beiträge zur Rotkreuzgeschichte hat das DRK zwei Bände zu dieser spannenden Frühgeschichte des Roten Kreuzes herausgegeben. Band 1 ist dem Wirken von Louis Appia gewidmet, Band 2 den Brüdern vom Rauhen Haus und weiteren Hamburger Hilfsvereinen während des Deutsch-Dänisches Krieges. Die Reihe erscheint bei der Akademischen Verlagsgemeinschaft München (AVM).

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