Henry Dunant erlebt die Folgen der grausamen Schlacht von Solferino und entdeckt seine neue Mission: den Krieg menschlicher zu machen.
Henry Dunant, ein 31-jähriger Geschäftsmann aus Genf, ist in den 1850er- und 1860er-Jahren als Kolonisator in Algerien tätig. Zunächst arbeitet er im Auftrag einer Handelsgesellschaft und beteiligt sich an der Ansiedlung von Schweizer Siedlerinnen und Siedlern in der französischen Kolonie. Später verfolgt er eigene koloniale Projekte, insbesondere den Bau von Getreidemühlen, mit denen er Gewinn erzielen will. Doch er stößt auf Schwierigkeiten: Die notwendigen Konzessionen von den französischen Behörden bleiben aus. In der Folge gerät er in finanzielle Schwierigkeiten, macht Schulden und steht schließlich kurz vor dem Bankrott. Hilfe erhofft er sich vom Kaiser höchstpersönlich. Napoleon III. befindet sich aber gerade auf einem Feldzug. Er unterstützt in der Lombardei die Italiener im Krieg gegen die Habsburger. Dunant reist ihm hinterher und erreicht am 25. Juni 1859 Castiglione, eine kleine Stadt südlich des Gardasees. Er besichtigt das Schlachtfeld von Solferino und ist zutiefst erschüttert. Bei dem grausamen Gefecht sind 40.000 Menschen niedergemetzelt und verstümmelt worden. Ihre toten Körper liegen jetzt auf Wegen und in Gräben. Verletzte Soldaten "mit offenen Wunden und einsetzendem Wundbrand, sind wie von Sinnen vor Schmerzen, sie bitten flehentlich, dass man sie tötet, und winden sich mit verzerrtem Gesicht im Todeskampf", schreibt Dunant später über die Sterbeszenen, die sich tief in sein Gedächtnis einbrennen. Er eilt den Verwundeten ohne Ausrüstung zu Hilfe; einheimische Helfer bringen sie mit Karren und Wagen in die umliegenden Klöster und Kirchen. Während er unermüdlich versucht, das Leid der Verletzten zu lindern, entdeckt Dunant seine neue Mission: Er möchte das Los der verwundeten Soldaten verbessern und den Krieg menschlicher machen.
Während Dunant als junger Mann das koloniale System akzeptiert und davon profitiert, wird er im hohen Alter zum Antikolonialisten. Er kritisiert die europäischen "Barbaren", die die Religionen, Gesetze und Traditionen der Kolonisierten verachteten und "sich oft als gierig und grausam erwiesen" hätten.