Das Deutsche Rote Kreuz und die Bayer AG haben sich zusammen geschlossen, um Familienplanung in humanitären Krisen zu fördern.
Die freie Entscheidung darüber, ob, wann und wie viele Kinder wir bekommen, ist ein Menschenrecht. Aber Krisensituationen können selbstbestimmte Familienplanung einschränken oder unmöglich machen – das wollen wir und die Bayer AG ändern.
Laut WHO haben 270 Millionen Frauen im reproduktiven Alter keinen ausreichenden Zugang zu Verhütungsmittel. Jedes Jahr werden weltweit über 120 Millionen Frauen ungewollt schwanger.
Eine erneute Schwangerschaft kurz nach der Entbindung ist sowohl für die Mutter als auch für ihr Baby riskant, besonders in Krisensituationen.
Familienplanung in humanitären Krisen
Zugang zu Familienberatung und Verhütungsmitteln rettet Leben und bedeutet Selbstbestimmung und Schutz vor ungewollten Schwangerschaften, vor allem für Frauen.
Das DRK entwickelt daher in enger Zusammenarbeit mit der Bayer AG ein entsprechendes Modul für die Einsätze des DRK in der humanitären Sofort- und Nothilfe und in langanhaltenden Krisensituationen.
Menschen, die im Rahmen einer humanitären Krise medizinische Versorgung für sich oder ihre Kinder in Anspruch nehmen, können auch eine Beratung erhalten, um ihre Familienplanung aktiv zu gestalten. Das Modul beinhaltet eine Vielzahl von Materialien zur Beratung und zu Trainingszwecken sowie eine Auswahl von Familienplanungsmethoden wie beispielsweise orale Kontrazeptiva und Implantate zur Verhütung.
Das neue Angebot zur Familienplanung ergänzt das Grundversorgungsprogramm des DRK im Bereich der Reproduktions-, Mutter-, Kind-, und Neugeborenen-Gesundheit. Nach erfolgreicher Pilotierung kann das Modul innerhalb der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung ausgeweitet werden – sowohl im Rahmen weltweiter humanitärer Sofort- und Nothilfeeinsätze als auch im Kontext der längerfristigen Gesundheitsarbeit in Gemeinden.
Die Neupositionierung von Familienplanung als ein unverzichtbares und lebensrettendes Angebot in der humanitären Hilfe ist in der aktuellen Version des SPHERE-Handbuchs und den Standards für medizinische Notfallteams der WHO festgelegt. Diese gelten als wichtigste Referenzen für die Festlegung von Mindeststandards in der humanitären Hilfe.
Die Bayer AG unterstützt bereits seit über 50 Jahren Bildungsprogramme und selbstbestimmte Familienplanung in mehr als 130 Ländern, insbesondere hinsichtlich des Zugangs zu modernen Verhütungsmethoden. Im Rahmen seiner Nachhaltigkeitsstrategie will Bayer bis 2030 jährlich 100 Millionen Frauen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen den Zugang zu moderner Empfängnisverhütung ermöglichen. Dabei liegt der Fokus darauf, sowohl Wissen über eine selbstbestimmte Familienplanung zu vermitteln als auch die Verfügbarkeit und Erschwinglichkeit von Verhütungsmitteln zu gewährleisten.
Das Projekt vereint somit die Expertise des Deutschen Roten Kreuzes in der humanitären Hilfe mit der Fachkompetenz der Bayer AG auf den Gebieten der Familienplanung und des Lieferkettenmanagements, um Menschen in größter Not zu unterstützen.
Bewaffnete Konflikte, Naturkatastrophen, Epidemien und Pandemien: 235 Millionen Menschen werden im Jahr 2021 laut Schätzungen der UN/Vereinten Nationen auf humanitäre Hilfe angewiesen sein.
Über 40 Prozent der Frauen, die Flucht und Vertreibung erleben, wollen eine Schwangerschaft vermeiden. In Krisensituationen steigt die Zahl der ungewollten Schwangerschaften, unsicheren Abtreibungen und Geburtskomplikationen. Familienplanung kann in diesem Zusammenhang lebensrettend sein.
Diesem humanitären Bedarf gerecht zu werden, ist eine Aufgabe, die keine Gemeinde und Hilfsorganisation, kein Unternehmen, keine Regierung oder Forschungsinstitution allein bewältigen kann. Hier sind starke Partnerschaften gefragt, um wirkungsvoll den wachsenden humanitären Bedarf zu decken.
Jana Lowsky
Referentin für sexuelle und reproduktive Gesundheit in der Not- und Katastrophenhilfe
Telefon: 030 / 85 404 194
E-Mail: J.Lowsky(at)drk.de