Mit fleckigem, offenem Hemd und zerrissener Jeans verlangt der Familienvater lallend nach mehr Bier. Seine Frau flüchtet verschreckt in die Ecke und jammert, es sei kein Geld mehr da und die Kinder hätten hohes Fieber und müssten dringend zum Arzt. "Quatsch" brüllt Laiendarsteller Patrick, die Kinder seien verhext, da helfe auch kein Arzt mehr.
Patrick ist Mitglied einer Laien-Schauspielgruppe – und Freiwilliger beim Ruandischen Roten Kreuz. Auf einer Wiese in dem Dorf Nyagatare dicht an der Grenze zum Kongo führt die Gruppe ein Theaterstück auf, kommentiert von den Zuschauern, die sich im Halbkreis auf der Wiese niedergelassen haben. In dem Stück geht es um Malaria – und wie sich die Dorfbewohner davor schützen können. Die Frau bringt ihre fiebrigen Kinder heimlich zum Arzt, der Malaria diagnostiziert und ein Medikament verabreicht. Der wütende Vater wird von Rotkreuzhelfern aufgeklärt, dass seine Kinder mitnichten verhext seien, sondern unter schwerer Malaria litten. Sie erklären ihm, wie er mit einem Moskitonetz über dem Bett seine Familie vor der Seuche schützen kann. Das Happy End wird vom Publikum mit lautem Schnalzen und Klatschen gefeiert, anschließend verteilen Rotkreuz-Helfer Moskitonetze.
Malaria stark reduziert
Aufklärung, flächendeckende Verteilung von Moskitonetzen und der Zugang zu Medikamenten zur Behandlung von Malaria haben maßgeblich dazu beigetragen, die Malariafälle in Ruanda drastisch zu reduzieren. Die Malariaerkrankungen seien um mehr als 60 Prozent zurückgegangen, steht im WHO-Bericht, der Mitte September publiziert wurde. Die ruandische Regierung hat ein nationales Malariaprogramm implementiert, das von der Ärztin Corine Karema geleitet wird. Die resolute Frau hat ein hohes Ziel gesetzt: In Ruanda sollen 90 Prozent der Schwangeren und Kleinkinder bis zum Jahre 2010 unter einem Moskitonetz schlafen, um sie vor der Malaria übertragenden Anophelesmücke zu schützen. Unterstützt wird sie dabei vom Gesundheitsministerium und auch vom Roten Kreuz.
Aufklärung dank freiwilliger Helfer
Das Deutsche Rote Kreuz ist seit 14 Jahren in Ruanda tätig und fördert in Zusammenarbeit mit dem Ruandischen Roten Kreuz Programme zur Reduzierung der Malaria. Ehrenamtliche lokale Mitarbeiter werden geschult und fahren dann in ihre Dörfer, um die Bewohner über Präventionsmethoden aufzuklären und dafür zu sorgen, dass Kleinkinder mit hohem Fieber ärztlich untersucht werden. Mit Fahrrädern und Schautafeln ausgestattet radeln sie auch zu entlegenen Ansiedlungen und erzählen, wie man sich vor Malaria schützen kann.
Malariadarbietung mit Volksfestcharakter
Die Theateraufführungen von Patrick und seinen Kollegen haben schon fast Volksfestcharakter. In Orten, wo es weder Fernseher noch Kino oder Theaterhäuser gibt, sind solche Darbietungen sehr beliebt und gut besucht. Anschließend stehen die Dorfbewohner zusammen und diskutieren über den Inhalt, wer ein Moskitonetz erhalten hat, zeigt es stolz den Nachbarn.
(06.10.2008)
Um in weiteren Dörfern Aufklärungsarbeit leisten und Moskitonetze verteilen zu können, ist das Deutsche Rote Kreuz auf Spenden angewiesen.
Weitere Informationen:
www.europeanallianceagainstmalaria.org