Die Überschwemmungen in Pakistan haben nicht nur viele Menschenleben gekostet und großen materiellen Schaden angerichtet, sie sind auch für zahlreiche psychische Erkrankungen verantwortlich. Das Rote Kreuz versucht nun, traumatisierten Kindern zu helfen, so auch im Swat-Tal im Nordwesten des Landes.
Als der Fluß Swat Anfang August in der an Afghanistan grenzenden Provinz Khyber Pakhtunkhwa über die Ufer trat, schlug er eine Schneise der Verwüstung durch seine Umgebung. In der Kleinstadt Madyan, der früheren Perle des malerischen Swat-Tals, sind mehr als die Hälfte der 40.000 Einwohner davon betroffen: Hunderte Familien haben ihre Häuser verloren. Innerhalb von Minuten spülte der Fluss Brücken und Häuser aus Beton fort. Niemand in der Stadt weiß, wie es jetzt weitergehen soll. Das kleine, zweigeschossige Krankenhaus hatte die Flut ebenso in Stücke gerissen wie die Brücke, die Madyan mit dem anderen Ufer des Flusses verband. Und die fruchtbaren Böden, auf denen jahrzehntelang Landwirtschaft betrieben wurde, sind nur noch mit Steinen und Geröll bedeckt.
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Etwa 3.000 Menschen leben hier in Zelten, verteilt auf drei Flüchtlingslager. Viele andere sind zwar bei Verwandten untergekommen, doch auch sie haben die Existenzgrundlage verloren. Der Pakistanische Rote Halbmond war die erste Hilfsorganisation, die nach der Flut nach Madyan kam und Zelte, Nahrung, Kochutensilien und Hygieneartikel mitbrachte, doch diese Hilfe reicht nicht aus. Im nahenden Winter haben die obdachlos gewordenen Familien keine Alternative zum Kampieren in den provisorischen Zeltstädten, angewiesen auf Hilfe von außen. Unterhalb von Madyan hat der Swat die zur Stadt führende Straße zerstört, sodass Hilfslieferungen per LKW unmöglich sind.
Die Flut war nicht das erste Trauma
In den vergangenen Jahren hatten die Bewohner des Swat-Tals unter politischer Instabilität zu leiden, bewaffnete Konflikte zwangen viele Menschen zur Flucht. Als seien diese Ereignisse allein noch nicht psychisch belastend genug, kam nun auch noch die Flutkatastrophe hinzu. Viele Betroffene, vor allem Kinder, sind nun traumatisiert.
Der Pakistanische Rote Halbmond hat nun in Madyan mit Unterstützung des Dänischen Roten Kreuzes ein psychosoziales Hilfsprogramm für neun- bis elfjährige Kinder gestartet. Geplant war das Programm schon vor den heftigen Monsunregenfällen im Sommer, es richtete sich ursprünglich an Kinder, die bewaffnete Auseinandersetzungen erleben mussten. Unter anderem mit Picknicks, Sportaktivitäten und Dichtwettbewerben sollen sich die Kinder nun wieder Spielfreude, Vertrauen und Zuversicht aneignen.
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Amjad Hilal leitet das psychosoziale Programm des Pakistanischen Roten Halbmonds im Swat-Tal. Er sagt: „Die Verhaltensänderungen, die wir an den Kindern beobachten konnten, sind erstaunlich. Es dauerte nur ein paar Wochen, bis sie sich öffneten und wieder zu spielen begannen, kein Vergleich zur der Zeit direkt nach Flut, als sie still und verstört waren.“
Auch wenn es in erster Linie die materiellen Hilfslieferungen der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften sind, die das Überleben der Flutopfer sichern, so helfen die psychosozialen Aktivitäten doch den Kindern (und damit auch den Eltern), die Schrecken der letzten Wochen zu verarbeiten und die Traumatisierungen zu überwinden.