Kampf gegen Ebola in Westafrika - ein Überblick

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Foto: Stephen Ryan / IFRC

Was macht das DRK aktuell?

  • In Sierra Leone wird seit Ende Oktober 2014 das von der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften betriebene Ebola-Behandlungszentrum in Kenema vom DRK erheblich unterstützt. Mehrere Wochen lang wurde die Klinik von einem DRK-Helfer, Prof. Joachim Gardemann, geleitet. Er hat vor Weihnachten seinen Einsatz planmäßig beendet und ist nach Deutschland zurückgekehrt. Die Klinik wurde inzwischen von zuvor 20-30 Betten auf 60 ausgebaut. Seit der Eröffnung Mitte September wurden dort rund 600 Patienten behandelt. Etwa die Hälfte von ihnen hat überlebt.
    Weil sich der Schwerpunkt der Infektionen in Sierra Leone zum Teil regional verlagert hat, eröffnete die Internationale Föderation des Roten Kreuzes am 1. Januar 2015 darüber hinaus in Kono eine weitere Behandlungsstation mit einer Kapazität von 40 Betten. Mit Unterstützung von DRK-Helfern wurden dort inzwischen 178 Patienten behandelt, 101 davon haben überlebt.
     
  • In Liberia (Monrovia) hat das DRK an Weihnachten 2014 mit Unterstützung der Bundeswehr, die sich inzwischen (7. März) planmäßig aus dem Einsatz wieder zurückgezogen hat,  ein Behandlungszentrum eröffnet, das von der Weltgesundheitsorganisation zuvor baulich errichtet worden war. Als Folge des erfreulich deutlichen Rückgangs der Ebola-Neuinfektionen in Liberia hat das DRK gemeinsam mit der Bundeswehr und in intensivem Dialog mit der Bundesregierung die Verwendung des Ebola-Behandlungszentrums geändert und blieb vor Ort. Seit Ende Januar werden die bestehenden Strukturen vor Ort zur Unterstützung  des liberianischen Gesundheitssystems bei der Behandlung von schweren Nicht-Ebola-Infektionskrankheiten eingesetzt (z.B.: Malaria, Meningitis etc.).

    So werden jetzt nur noch Nicht-Ebola-Erkrankte behandelt, welche derzeit in lokalen Gesundheitseinrichtungen, aus Angst vor Ansteckung, nicht betreut werden können. Das Kon-zept der Infektionsklinik, welches auf Initiative des Liberianischen Gesundheitsministeriums erprobt wird, besitzt Modellcharakter. Die Strukturen wurden seit der Eröffnung zudem genutzt, um dort 200 einheimische Ärzte, Techniker, Pflegepersonal und Hygieniker für die Behandlung von Ebola auszubilden, die nun für den Einsatz bereitstehen.

    Bisher haben sich in der Einrichtung in Monrovia 361 Patienten vorgestellt, 106 davon wurden stationär aufgenommen.

Das DRK hat seit Anfang Oktober 2014 insgesamt 75 Helfer nach Westafrika in den Einsatz gegen Ebola entsendet, davon 14 nach Sierra Leone. Aktuell sind 26 Helfer in Einsatz in Liberia.

Ein erster Hilfsflug ist am 4. November 2014 von Berlin-Schönefeld gestartet. An Bord des Frachtflugzeugs befanden sich 25 Tonnen Hilfsgüter für die Ebola-Behandlungsstation in Sierra Leone, darunter Behandlungszelte, Stromgeneratoren, Chlor zur Desinfektion und Klimaanlagen.

Ein zweiter Hilfsflug (gemeinsam mit THW) startete am 18. November von Berlin-Schönefeld nach Liberia. An Bord befanden sich insgesamt 85 Tonnen Hilfsgüter, davon 60Tonnen Material vom DRK. Es handelt sich dabei unter anderem um Schutzausstattung für die Behandlung von Ebola-Patienten, sechs Tonnen Desinfektionsmittel, drei Fahrzeuge, Ersatzstromerzeuger, Medikamente und medizinisches Verbrauchsmaterial.

Das DRK hatte am 8. Oktober jeweils ein Erkundungsteam (Field-Assessment) nach Liberia und nach Sierra Leone entsandt, um wesentliche Informationen für die konkreten weiteren operativen Schritte zu ermitteln. Die Erkundungen waren die Basis für die dann ergriffenen Maßnahmen (siehe oben)

Beide Projekte, in Monrovia und in Kenema, sollen, gemessen am Bedarf, bis etwa maximal Mitte des Jahres durch die Bundesregierung unterstützt werden. Die Bundesregierung hat finanzielle Mittel von bis zu 18 Mio. EUR bereitgestellt.

Wie ist die allgemeine Lage?

Vor etwas mehr als einem halben Jahr, im Sommer 2014 wurden die Prognosen der Gesundheitsexperten für die Ebola-Gebiete  in Westafrika von Tag zu Tag erschreckender. Im Oktober 2014 sagte die amerikanische Seuchenbehörde Centre of Disease Control voraus, dass sich bis zum Januar 2015 bis zu 1,4 Millionen Menschen in Westafrika anstecken werden. Diese Prognose war die Grundlage für die Anforderung einer enormen Bettenanzahl in Ebola-Behandlungseinrichtungen durch die Weltgesundheitsorganisation. Glücklicherweise fiel die Zahl der Infizierten und Verstorbenen in der Region bisher wesentlich geringer aus, als angenommen. Heute, im März  2015, gehen von einer Gesamtzahl von etwa 24.000 Infektionen aus, rund 10.000 Menschen (davon allein rund 500 aus dem medizinischen Bereich) sind gestorben.

Insgesamt beruht ein erfolgreicher Kampf gegen Ebola aus Sicht des Roten Kreuzes auf fünf Eckpfeilern:

  1. Aufklärung der Bevölkerung über die Krankheit und ihre Ansteckungsrisiken und Einbeziehen der Menschen in alle Aktivitäten
  2. Kontakt von Infizierten mit gesunden Menschen zurückverfolgen, die Kontaktpersonen be-obachten und isolieren
  3. Klinische Behandlung von Infizierten
  4. Sichere und würdevolle Beerdigungen
  5. Psychosoziale Betreuung von Betroffenen

Neben den Maßnahmen rund um die Ebola-Behandlungseinrichtung in Monrovia werden die lokalen Rot-Kreuz-Helfer vor Ort in Westafrika von mittlerweile über 370 internationalen Rot-Kreuz-Helfern unterstützt. Gemeinsam wurde so von lokalen und internationalen Helfern in allen drei be-troffenen Ländern (Liberia, Sierra Leone und Guinea) bemerkenswertes geleistet:

  • Es wurden mehr als 10.000 freiwillige lokale Helfer trainiert, die in den Dörfern von Tür zu Tür gehen und Aufklärungsarbeit betreiben, um weitere Ansteckungen zu vermeiden.
  • Sie haben über 52.000 Menschen beobachtet, die mit Ebola-Patienten Kontakt hatten, und mögliche Übertragungswege zurückverfolgt, um die Betroffenen identifizieren, gegebenen-falls isolieren und behandeln zu können.
  • Speziell trainierte Rot-Kreuz-Teams haben rund 14.752 sichere und würdige Beerdigungen organisiert. 180.000 Menschen haben psychosoziale Betreuung durch das Rote Kreuz erhalten (Patienten, Überlebende, Familienangehörige).

Wie viele Freiwillige haben sich gemeldet?

  • Beim  DRK haben sich insgesamt  3.576 Menschen telefonisch oder per Email über den Einsatz informiert. Konkrete Bewerbungen gingen 1.110  ein.  Von den bisher gesichteten Bewerbungen sind 603 Personen grundsätzlich für den schwierigen Einsatz geeignet, darunter 230 Ärzte. Das entspricht einer Quote von rund 15 Prozent gemessen an der Zahl derer, die sich interessiert gezeigt haben. Zugleich gehen nach wie vor weitere Bewerbungen ein und es sind noch nicht alle vorliegenden Bewerbungen final ausgewertet.
  • Die Freiwilligen wurden nach Kriterien wie Berufserfahrung, Tropentauglichkeit und Englischkenntnissen ausgewählt.

Die Arbeit vor Ort erfordert eine hohe Personalrotation – einerseits bedingt durch den physischen und psychischen Anspruch der Tätigkeit, andererseits durch den hohen Betreuungsbedarf der Patienten. Medizinisches Personal wird vor Abreise und fortlaufend vor Ort geschult und soll alle vier bis fünf  Wochen ausgetauscht werden.

Alle Freiwilligen erhalten vor ihrer Ausreise ein spezielles Training für den Ebola-Einsatz. Diese Kurse werden vom DRK in guter Zusammenarbeit mit dem Missionsärztlichen Institut und der Mis-sionsärztlichen Klinik in Würzburg ausgerichtet. Auf dem Lehrplan des mehrtägigen Kurses steht insbesondere der richtige Umgang mit der Schutzausstattung, mit Mitteln und Wegen der Desinfektion oder Patientenscreening. Das Kurrikulum wurde von Ärzte ohne Grenzen (MsF) entwickelt und dem DRK zur Verfügung gestellt. Bislang haben 119 freiwillige Helfer den Ebola-Trainingskurs in Würzburg durchlaufen.

Umgang mit Rückkehrern aus dem Einsatz:

Das DRK folgt den vom Robert Koch Institut empfohlenen Maßnahmen zum Umgang mit medizinischem und anderem Personal, das in der Patientenversorgung oder Ausbruchsbekämpfung tätig war.

Demnach werden die Helfer nach dem Einsatz bis zu 21 Tage in einem Nachsorgeverfahren betreut - so lange dauert die Inkubationszeit von Ebola. In dieser Zeit sind sie unter anderem auch angehalten, täglich zweimal Fieber zu messen.

Ein Aussetzen der Berufstätigkeit über einen Zeitraum von 21 Tagen nach dem letzten möglichen Kontakt ist laut Robert-Koch-Institut aus infektiologischen Gründen nicht erforderlich, kann aber im Einzelfall aus anderen Gründen erwogen werden (u.a. Erholung, Vermeidung banaler Infekte und damit falscher Verdachtsfälle). Dies gilt insbesondere, wenn medizinisches Personal, welches auch in Deutschland in der unmittelbaren Patientenversorgung tätig ist, aus dem sehr belastenden Einsatz in Westafrika nach Deutschland zurückkehrt.

Was eine Repatriierung von Helfern im Falle einer Infizierung mit Ebola angeht, so hat die Bundesregierung am 27. November offiziell das neue Medevac-Flugzeug "Robert Koch" vorgestellt.

Der umgerüstete A340 ist Teil des Maßnahmenpakets, das die Bundesregierung im Kampf gegen Ebola beschlossen hat und umsetzt. Das Flugzeug verfügt über eine spezielle Sonderisolationseinheit, in der hochinfektiöse Patienten aus Infektionsgebieten, wie der von Ebola betroffenen Region in Westafrika, ausgeflogen und behandelt werden können.

Wie kann der Einzelne helfen?

Bisher sind rund 1,5 Millionen Euro Spenden für den Kampf gegen Ebola beim DRK eingegangen.

Ebola muss vor Ort bekämpft werden, um es so schnell wie möglich einzudämmen. Der Einsatz des DRK in Westafrika wird zum Teil von der Bundesregierung finanziert. Darüber hinaus unterstützt das DRK mit Spendengeldern die dringend notwendige Stärkung der lokalen Gesundheitsstrukturen in der Region, der Ausbildung von Freiwilligen für den Einsatz in Ebola-Gebieten und der Freiwilligen von den Nationalgesellschaften des Roten Kreuzes vor Ort. Je mehr Menschen direkt in den betroffenen Gebieten aufgeklärt und geschult werden können, desto eher wird eine weitere Ausbreitung verhindert.

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