3.000 Unterkünfte, eine Blutbank, drei wiedererrichtete Schul- bzw. Universitätsgebäude, 872 Latrinen, sechs Brunnen und ein Waschplatz: Zahlen, die einen großen Teil der Wiederaufbauarbeit des Deutschen Roten Kreuzes in Haiti widerspiegeln. In den vergangenen zwei Jahren hat das DRK zahlreiches erreicht, doch es ist noch viel zu tun. Um die enormen Schäden der Katastrophe vom 12. Januar 2010 zu beseitigen, braucht es viel Geduld und eine langfristig angelegte Strategie, denn von der Planung über die Materialbeschaffung bis hin zur Ausführung gibt es zahlreiche Herausforderungen.
Eine gute Planung ist das A und O
Einige Projekte hat das DRK direkt nach dem Erdbeben als Sofortmaßnahme begonnen und dann weiterentwickelt – etwa die Unterstützung des Mutter-Kind-Krankenhauses in Carrefour mit fachlichem Know-How und Ausrüstung oder die Wasserversorgungsprogramme. Doch die Weiterentwicklung und die Planung zusätzlicher Hilfe müssen gut durchdacht sein. Wo ist es sinnvoll neue Unterkünfte zu bauen? Haben die Menschen dort eine Chance, sich eine neue Lebensgrundlage zu schaffen? Oder wo müssen noch Landrechte geklärt werden? Bevor die Maßnahmen beginnen können, bedarf es guter Vorbereitung – vom Grundbucheintrag bis zu Baugenehmigung.
Alle Maßnahmen stimmt das DRK eng mit dem Haitianischen Roten Kreuz, den staatlichen Behörden und anderen Hilfsorganisationen ab. Das ist eine wichtige Voraussetzung, um Doppelfinanzierungen oder die Fehlleitung von Geldern zu vermeiden, doch es ist ein ebenso langwieriger Prozess: Nach dem Beben sind viele Behörden überlastet gewesen– zu viele Menschen waren betroffen, auch zahlreiche Beamte hatten ihr Leben verloren. Hinzu kommt, dass es in Haiti schon vor der Katastrophe an vielen Stellen an Infrastruktur und staatlichen Strukturen gemangelt hatte. Ein Zustand, der durch das Beben verstärkt wurde. So benötigt etwa der Aufbau einer Blutbank – ein Plan, der auch in Deutschland geraume Zeit in Anspruch nehmen würde – in Haiti umso mehr Geduld.
Material- und Fachkräftemangel
Für den Wiederaufbau bedarf es zahlreicher Rohstoffe und Materialien. Nicht alle sind in Haiti ausreichend vorhanden. Beispielweise sind Haitis Wälder weitgehend abgeholzt und auch Beton wird in dem Inselstaat nicht in den benötigten Mengen hergestellt. Viele Materialen müssen daher importiert werden. Nach einer Katastrophe wie in Haiti mit einem so großen Materialbedarf sind lange Lieferzeiten keine Ausnahme, besonders am Anfang des Wiederaufbaus – etwa durch überlastete Zollämter, noch nicht geräumte Straßen, Verzögerungen bei der Verschiffung oder fehlende technische Ausstattung am Flughafen zum Verladen der Güter. Zudem mangelte es in Haiti an Fachkräften. So wurden zum Beispiel Schreiner und Maurer für den Bau der Unterkünfte zunächst ausgebildet.
Der große Bedarf an Materialen hat eine weitere Folge: Die große Nachfrage treibt die lokalen Preise für Holz und andere Baumaterialien in die Höhe. Das ist zum einen eine Zusatzbelastung für die Bevölkerung und zum anderen ein großer Nachteil für Hilfsorganisationen wie das Deutsche Rote Kreuz, die mit den Spendengeldern möglichst vielen Menschen helfen möchten. So musste das DRK den Bau von 400 permanenten Unterkünften aus Kostengründen aufgeben. Stattdessen werden nun 300 zusätzliche Latrinen gebaut.
Unruhen verzögern den Wiederaufbau
Schon vor dem Erdbeben lebten acht von zehn Haitianern unterhalb der Armutsgrenze, drei von vier Kindern waren unterernährt. Die Katastrophe hat die Not der der Menschen noch verstärkt. Vielen Haitianern fehlen Zukunftsperspektiven, sie sind verzweifelt. Sie sind so verzweifelt, dass sie auf die Straße gehen und demonstrieren oder gar Unruhen anstiften, etwa wenn immer mehr Organisationen das Land verlassen und Haitis Bewohner ohne Arbeit zurücklassen. Die verschärfte Sicherheitslage im Land hat zu Ausgangssperren und Unterbrechungen der Wiederaufbauarbeiten geführt. So mussten Besuche in die Projektgebiete abgesagt sowie Ein- und Ausreisen von Delegierten verschoben werden. Die Helfer konnten im Lagerhaus teilweise nicht weiterarbeiten und das Material für die Unterkünfte vorbereiten.
Das Rote Kreuz bleibt
Vor diesem Hintergrund hat das DRK in Haiti vieles erreicht. Doch die Menschen benötigen immer noch unsere Hilfe. So bleiben das Deutsche Rote Kreuz und die internationale Rotkreuz-und Rothalbmond-Bewegung auch die nächsten Jahre vor Ort, um die Menschen zu unterstützen. In dieser Zeit wird die Wasser- und Abwasserversorgung weiter ausgebaut und die Katastrophenvorsorge intensiviert. Zudem wird das DRK den Menschen helfen, sich eine neue Lebensgrundlage zu schaffen.
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