Die schwere Monsunflut im vergangen Jahr brachte Pakistan viel Aufmerksamkeit und Spenden, die den Menschen vor Ort Dank sorgfältiger Planungen auch heute noch helfen. Bereits während erste Hilfsgüter wie Lebensmittel, Haushaltsgegenstände und Zelte für den Übergang an die betroffene Bevölkerung verteilt wurden, plante das DRK den Wiederaufbau langfristig stabilerer Häuser im Süden des Landes.
"Wiederaufbau-Projekte sind Mammutprojekte", sagt Marianne Pecnik, Bau-Delegierte des DRK vor Or. "Es gibt im Vorfeld des eigentlichen Hausbaues, genau wie in Deutschland, umfangreiche Vorkehrungen zu treffen: Landbesitzrechte müssen geklärt werden. Das neue Haus muss verschiedenen Ansprüchen genügen – vor allem, wenn es vor Naturkatastrophen schützen soll. Baumaterial muss eingekauft werden." Vor diesem Hintergrund konzipierte das DRK, gemeinsam mit Vertretern des Pakistanischen Roten Halbmondes und der UN, einfache, aber stabile Häuser für insgesamt 300 Familien.
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Die Häuser
Der Grundriss umfasst eine Fläche von insgesamt 30 Quadratmetern. Neben einer abgegrenzten Küche gibt es einen Großraum, der traditionell sowohl Schlafplatz als auch Aufenthaltsraum und Lager ist. In beiden Räume findet man kompakte Fenster und Mosquitonetze. Den klimatischen Bedingungen vor Ort wird durch Belüftungslöcher für die bis 50°C heißen Sommer und Lehmziegel zur Isolierung in den bis unter 5°C kalten Nächten des Winters, Rechnung getragen.
Vorausschauendes Bauen katastrophensicherer Häuser
Die robuste Konstruktion der Gebäude ermöglicht es den Bewohnern, ihre Dächer während einer neuen Flut als Zuflucht für die ganze Familie zu verwenden. Diese Art der Selbsthilfe wurde bereits in der Vergangenheit von vielen Menschen genutzt. Allerdings hielten die bisherigen Dachkonstruktionen dieser Belastung meist nicht Stand.
"Integrierte Katastrophenvorsorge ist ein ganz wesentlicher Bestandteil des DRK-Projektkonzepts in Pakistan. So erhält z.B. jeder neue Eigentümer eines fertiggestellten Hauses eine Leiter und Bambusstäbe. Mit letzteren können die Familien kleine Schutzräume auf dem Dach zur Sicherung von Haushaltvorräten und Besitz errichten", so Marianne Pecnik. In der Winter- sowie in der Erntezeit dienen die Dachflächen auch als Lagerplatz für die Feldfrüchte.
Das Land
Viele der zerstörten Häuser können nicht an ihrem ursprünglichen Platz wiederaufgebaut werden. Zu groß ist die Gefahr einer weiteren Überflutung. So lässt es sich nicht vermeiden, dass Familien nicht mehr auf dem eigenen Land bauen und neues hierfür ausgewiesen werden muss. Wie auch in Deutschland ist dies in Pakistan mit diversen Auflagen der Behörden verbunden, die immer auch eine Herausforderung darstellen. Mittlerweile wurde jedoch für jedes Baugebiet ein sogenanntes NOC (Non-Objection Certificate) ausgestellt, das den Begünstigten die Rechte über ihr Haus und das zugehörige Land bestätigt.
Die Familien
Pecnik erklärt: "Die 300 begünstigten Familien wurden nach bestimmten festen Kriterien ausgewählt." So wurden u.a. Familien berücksichtigt, deren Häuser vollständig zerstört wurden und die sich finanziell deren Wiederaufbau nicht leisten können. Zudem war auch die Zahl der Kinder, ob ältere Menschen, Kranke oder schwangere Frauen Teil der Familie sind, bei der Auswahl maßgeblich.
Allerdings unterstützen das DRK und der Pakistanische Rote Halbmond die betroffenen Familien nicht nur im Rahmen des Hausbaus. Mit den ausgewählten Dörfern und Gemeinden ist eine langfristige Zusammenarbeit in der Trinkwasser- und Gesundheitsversorgung sowie Katastrophenvorsorge geplant.
Die Arbeit
"Die Beschaffung von Baumaterial ist nach wie vor eine große Herausforderung.", berichtet die DRK-Fachkraft. "Nach dem erneut heftigen Monsum im August und September dieses Jahres brach die Ziegelproduktion zeitweise zusammen, das Material war im September und Oktober für einige Wochen kaum erhältlich."
Und dennoch: Es geht voran. Ein ortsansässiges Bauunternehmen übernahm zunächst die groben Arbeitsschritte und lieferte die Baumaterialien an. Unter fachkundiger Anleitung durch das Bauunternehmen haben die Familien bereits die Fundamente ausgehoben, auch den abschließenden Lehmanstrich an ihren Dächern werden die zukünftigen Hausbesitzer selbst bewerkstelligen. Nachbarn helfen einander, lokale Handwerker und Helfer mauern unter Anleitung vom Roten Kreuz und Halbmond die Wände. In gemeinsamer Anstrengung entsteht so in etwa fünf bis sechs Wochen ein neues Haus.
Die Kosten
Die Häuser bestehen aus einem Betonfundament und Ziegelwänden. 1000 Ziegel kosten beispielsweise 68 Euro. Für den Bau eines Hauses belaufen sich die Kosten auf insgesamt 1868 Euro. Davon werden die Handwerker (383 Euro), das Baumaterial und dessen Transport (insgesamt 1484 Euro) bezahlt.
Die Finanzierung
Unterstützt wird dieses Projekt von den zahlreichen Spendengeldern, die das DRK im letzten Jahr für die Pakistanhilfe sammeln konnte. Zudem werden 134 der 300 Häuser im Wert von 250.000 Euro vom DRK-Landesverband Nordrhein finanziert. "Im Juni 2012, noch bevor die Monsunsaison beginnt, sollen die Familien sicher in ihren neuen Häusern untergekommen sein. Darauf arbeiten wir nach Kräften hin", erklärt Pecnik.