Mehr als drei Millionen Menschen sind von den Zerstörungen des Zyklon Sidr betroffen. Die DRK-Gesundheits-Expertin Sylvia Johnson, vor Ort in der bangladeschischen Hauptstadt Dhaka, schildert im Interview die schwere Situation im Katastrophengebiet.
Interview mit DRK-Gesundheits-Expertin Sylvia Johnson:Wie ist derzeit die Situation vor Ort?
Sylvia Johnson: Die Lage in Dhaka ist ruhig, obwohl jetzt viele Hilfsorganisationen sehr beschäftigt sind mit dem Einkauf von Hilfsgütern, der anschließenden Lieferung und mit der ganzen Koordination und Planung, um die Betroffenen zu erreichen. Aber Sie können sich natürlich vorstellen, in den betroffenen Gebieten sieht es ganz anders aus. Es wird berichtet, dass die Leute Hunger haben, es ist ihnen kalt. Viele Verletzte haben noch keine Versorgung. Viele leiden an allen möglichen Krankheiten. Und viele müssen vor allem mit der Trauer klarkommen, da sie sehr viele Verwandte verloren haben.Welche Maßnahmen ergreift das Deutsche Rote Kreuz, um die Not zu lindern?
Johnson: Wir haben sehr viele Gesundheitsstellen in den betroffenen Gebieten. Das sind Basis-Gesundheits-Stationen vor allem für Mutter und Kind. Und ausgehend von diesen Stationen werden wir die betroffenen Dörfer und Gebiete medizinisch betreuen. Nach einer bestimmten Zeit werden auch in diesen Gebieten einfache Überlebenspakete mit Nahrungsmitteln und Bekleidung verteilt.Sind diese Gesundheits-Stationen auch von den Unwettern betroffen?
Johnson: 14 der Stationen sind sehr stark betroffen. Deren Dächer wurden weggeweht und sie weisen Schäden an der Bausubstanz auf.Was brauchen die Menschen in Bangladesch derzeit am Nötigsten?
Johnson: Ich würde sagen: Nahrung. Ein großer Teil der Ernte ist verloren gegangen. Man rechnet so ungefähr mit achtzig Prozent. Vor allem, nachdem von Juli bis September zahlreiche Überschwemmungen waren. Jetzt hat dieses Desaster quasi eine zweite Runde eingeläutet und die Ernte, die für November geplant war, vernichtet. Die Leute brauchen Essen, sie brauchen Wärme, in Form von Decken, sie brauchen Kleidung und vor allem brauchen sie Trinkwasser.Seit wann engagiert sich das DRK in Bangladesch und in welcher Form?
Johnson: Das DRK ist seit 1996 in Bangladesh. Also schon eine sehr lange Zeit. Es hat begonnen mit Katastrophen-Management und mit Zyklon-Schutzbauten, die auch jetzt vielen Leuten das Leben gerettet haben. Seit ungefähr sechs Jahren arbeiten wir mehr im Gesundheitsbereich und unterstützen Basis-Gesundheits-Stationen, um die Mütter und Kindersterblichkeit etwas zu reduzieren.Wie funktioniert die Zyklonen-Vorsorge?
Johnson: Die Vorsorge funktioniert so, dass in den Dörfern Freiwillige dafür ausgebildet werden, ihre Nachbarn oder ihr ganzes Dorf sofort warnen zu können. Sie erkennen so die frühen Warnzeichen und können sich dann an der Evakuierung beteiligen. An diesem Netz von Freiwilligen nehmen Tausende im ganzen Küstengebiet Teil. Sie haben großen Einfluss auf die Menschen, die dann in sehr kurzer Zeit ihre Häuser verlassen und in diese Zyklon-Schutz-Shelter hineingelangen müssen.Wie können die Menschen hier in Deutschland helfen?
Johnson: Am besten durch Spenden. Weil wir mit diesen Spenden Nahrungsmittel, Kleidung und alles Notwendige wie Decken und Plastikplanen, das ganze Unterstützungsmaterial vor Ort kaufen können und dann auch weiter verteilen.Um die Not der Menschen vor Ort zu lindern, bittet das DRK um Spenden für die Betroffenen : Mit 18 Euro werden 10 Betroffene drei Tage lang mit Nahrungsmitteln versorgt.
Mit 41 Euro können 20 Menschen je eine warme Decke erhalten.
Mit 62 Euro werden 11 Familien mit Plastikplanen zum Bau einer Notunterkunft ausgestattet.