Äthiopien

Ungewisse Rückkehr

Frau vor Hütte mit Kind im Eingang

Benishangul-Gumuz liegt an der Grenze zum Sudan und ist eine der fragilsten Regionen Äthiopiens. Dort leistet das DRK lebensnotwendige humanitäre Hilfe für im eigenen Land Vertriebene und Zurückkehrende.

In Äthiopien leben viele Menschen, die von der Landwirtschaft abhängig sind. Ihre Einkommen sind oft sehr niedrig und schwanken, nicht zuletzt, weil es immer wieder Dürren und darauffolgende
Überschwemmungen gibt. Armut und Mangel sind allgegenwärtig. Es fehlt an Nahrungsmitteln und sauberem Wasser, aber auch an Medikamenten oder Hygieneartikeln. Noch gibt es Märkte, auf denen Waren angeboten werden. Doch die Preise sind oft so hoch, dass viele Menschen sie nicht bezahlen können.

Besonders groß ist die Not der Menschen, die durch bewaffnete Konflikte aus ihren Heimatorten vertrieben worden sind. Bewaffnete Auseinandersetzungen haben viele Menschen in Äthiopien entwurzelt, auch in unserer Projektregion Benishangul-Gumuz. Wenn die Waffen ruhen, kehren sie meist in ihre Heimatregionen zurück. Doch ihre Lage ist sehr schwierig.

Unter Plastikplanen

„In Benishangul-Gumuz benötigen mehr als eine halbe Million Menschen dringend humanitäre Hilfe“, berichtet Endale Zenebe. Der Projektkoordinator des Äthiopischen Roten Kreuzes besucht oft die behelfsmäßigen Siedlungen, in denen die Menschen in beschädigten Strohhütten oder unter Plastikplanen leben: „Einige haben überhaupt keine Unterkunft und schlafen unter Bäumen auf dem harten
Erdboden. Es fehlt ihnen an vielen wichtigen Dingen, zum Beispiel an sauberem Wasser, Medikamenten, Toiletten, Hygieneartikeln und einfachen Haushaltsgegenständen wie Töpfen zum Kochen und Decken zum Wärmen. Selbst die Kinder haben nicht genug nahrhafte Nahrungsmittel.“

Grundbedürfnisse decken

Foto: Wasserhähne und Wasserkanister

Das DRK hat gemeinsam mit seiner lokalen Schwestergesellschaft 644 Haushalte identifiziert, die besonders dringend Hilfe benötigen. In diesen Haushalten gibt es Schwangere, stillende oder alleinerziehende Mütter. Auch Menschen mit chronischen Erkrankungen und Behinderungen werden durch das Projekt erreicht.

Sie erhalten drei Monate lang 5.400 äthiopische Birr, umgerechnet etwa 100 Euro. „Mit dem Geld decken die Familien ihre Grundbedürfnisse wie Nahrungsmittel, Kleidung und medizinische Kosten“, führt Endale Zenebe aus. „Zusätzlich unterstützen wir diese Haushalte dabei, Unterkünfte zu bauen oder zu reparieren. Wir stellen auch Hygieneartikel wie Seife zur Verfügung und bilden Freiwillige im Bereich Gesundheit und in Erster Hilfe aus. Außerdem sanieren wir Wasserstellen und öffentliche Latrinen.“

„Beim Latrinenbau setzen wir auf das Cash-for-Work-Prinzip: Die Menschen in den Dörfern werden mit den Arbeiten beauftragt und direkt entlohnt. Das ist ein weiterer Schritt, um die Gemeinden zu stärken“, ergänzt Marieke Krull, DRK-Länderreferentin Ostafrika.

Eigenständig schützen

Um die Lebenssituation der Menschen in Benishangul-Gumuz langfristig zu verbessern, bieten wir zusätzlich berufsausbildende Trainings für 200 Jugendliche an. „25 Prozent der jungen Menschen finden nach der Schule keine Arbeit, obwohl die meisten bereit sind, jede Arbeit anzunehmen. Es besteht eine Diskrepanz zwischen den ihnen vermittelten Fähigkeiten und den auf dem Arbeitsmarkt benötigten Qualifikationen“, erklärt Marieke Krull.

„Wir haben den Bedarf auf dem regionalen Arbeitsmarkt untersucht und bilden die Jugendlichen entsprechend aus. Das kann bedeuten, dass wir ihnen Computer- oder Buchhaltungskenntnisse vermitteln oder sie in handwerklichen Fähigkeiten wie Tischlern, Telefonreparatur oder Landwirtschaft trainieren.“

Von den 200 Jugendlichen bekommen später 100 weitere Unterstützung vom Äthiopischen Roten Kreuz, um sie in den bestehenden Arbeitsmarkt zu integrieren. Das beinhaltet Beratung und auch finanzielle Hilfe, um den Start zu ermöglichen. Durch das entstehende Einkommen kann der Lebensunterhalt zukünftig eigenständig gesichert werden.

Portrait eines Rotkreuz-Mitarbeiters vor Lagerhalle
Endale Zenebe

Fast alle Haushalte, die wir mit Bargeld unterstützen, haben Nahrungsmittel gekauft (94 Prozent). Zusätzlich beglich fast jeder zweite Haushalt medizinische Kosten. Ein kleiner Teil der Bargeldhilfe wurde auch für den Kauf von Haushaltsgegenständen, Kleidung, die Begleichung von Schulden und die Beschaffung von Hygieneartikeln verwendet.

Endale Zenebe, Projektkoordinator Äthiopisches Rotes Kreuz

Äthiopien

Amtssprache: Amharisch

123,4 Millionen

Menschen leben in Äthiopien.

1.112.000 km²

groß ist die Fläche des Landes.

Addis Abeba

ist die Hauptstadt des Äthiopiens.

Äthiopien ist ein Land mit über 90 verschiedenen ethnischen Gruppen und ebenso vielen Sprachen. Es ist auch der bevölkerungsreichste Binnenstaat der Welt. Bewaffnete Auseinandersetzungen im
ganzen Land – von Benishangul-Gumuz über Oromia bis Tigray – haben zu Gewalt und Vertreibung geführt. 

Aktuell sind 4,5 Millionen Äthiopierinnen und Äthiopier im eigenen Land auf der Flucht. Zusätzlich suchen über 900.000 Geflüchtete aus anderen Krisenregionen wie dem Sudan und Südsudan im Land Schutz. Insgesamt benötigen 31,4 Millionen Menschen humanitäre Hilfe, darunter 16,5 Millionen Kinder.

Quelle: Vereinte Nationen, Weltbank

Sechs Gründe, warum Bargeld hilft 

Sofern die regionalen Märkte noch funktionieren, haben direkte Geldleistungen für die Betroffenen viele Vorteile:

  1. Die Verteilung der Hilfe funktioniert zügig und sicher über lokale Bank- und Postfilialen oder per Smartphone-Überweisung.
  2. Die Menschen können genau nach ihren Bedürfnissen für sich sorgen.
  3. Wir stärken die Lebensgrundlagen der lokalen Händlerinnen und Händler.
  4. Es fallen keine Kosten für die Lagerung und den Transport von Waren an.
  5. Die Höhe der Leistung ist flexibel an die Situation vor Ort und das Angebot auf den Märkten anpassbar.
  6. Im Rahmen von Cash-for-Work-Programmen können wir Menschen für ihre Arbeit direkt entlohnen.
Frau mit ihren Kindern vor Haus

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