In den Wohngruppen des DRK Soziale Dienste Bielefeld sind Menschen mit Alterskrankheiten wie Demenz zu Hause. Dort fühlen sie sich wohl und finden „neue alte“ Erinnerungen – auch dank einer aromatischen Bohne.
Es fängt mit Kleinigkeiten an: Wichtige Termine und Wochentage werden vergessen. Wir kennen das aus dem Urlaub, da ist es ein gutes Zeichen. Bei einer Demenz hingegen verschwinden im weiteren Verlauf auch Dinge aus dem Langzeitgedächtnis. Immer mehr Fähigkeiten gehen verloren und mit ihnen auch die Eigenständigkeit. Ein Umzug ins klassische Pflegeheim ist oft alternativlos, aber nicht in den Regionen Bielefeld, Herford und Minden-Lübbecke: „Das DRK bietet hier 14 Wohngruppen, in denen neben Frauen und Männern mit Demenz auch Menschen mit anderen alterstypischen Erkrankungen wie Parkinson ein Zuhause haben“, erklärt Iris Pape, die stellvertretende Fachbereichsleitung der Pflege. „Wir unterstützen sie und bringen Struktur in ihren Alltag. Das ist besonders für Demenzkranke sehr wichtig.“
Gemeinsam Hausarbeiten verrichten, kochen, essen, spazieren gehen – solche festen Rituale geben den Menschen Halt. Dank Spenden konnten die Sozialen Dienste für vier der Wohngruppen „Betreuungskisten“ zusammenstellen. Darin befinden sich unter anderem Massagebälle und Fitnessbänder, aber auch Spiele wie Memory und Mitmachbücher
„Wir haben ein Buch über Kaffee. Die Betreuenden verteilen dazu Kaffeebohnen zum Fühlen und Riechen. Wenn die Bewohnerinnen und Bewohner die Bohnen dann in einer alten Hand-Kaffeemühle mahlen, werden neben dem wundervollen Duft auch Erinnerungen freigesetzt“, beschreibt Iris Pape.
„Es ist immer wieder ein besonderer Moment, wenn wir mit den Menschen über die Gegenstände aus der Kiste, wie das Kaffeebuch, ins Gespräch kommen. Deswegen wollen wir auch für die anderen Wohngruppen solche Kisten zusammenstellen.“ Übrigens gibt es neben den 14 Wohngruppen für Ältere auch ein Pilotprojekt für 20- bis 65-Jährige, die zum Beispiel querschnittsgelähmt sind oder unter Multipler Sklerose leiden: „Die haben natürlich andere Bedürfnisse. Aber der Bedarf nach Aufmerksamkeit und Zuspruch ist auch bei diesen Menschen groß.“ Bei so viel Zuneigung ist es kein Wunder, dass die Warteliste lang ist.
270.000 Menschen in Deutschland
erleiden pro Jahr einen Schlaganfall.
10 bis 15 Prozent der Betroffenen
sind unter 55 Jahre alt.
Bluthochdruck, Vorhofflimmern und
Kalkablagerungen in den Halsgefäßen sind die häufigsten Ursachen.
„Frau Koch ist bereits seit 2008 ehrenamtlich für das DRK im Einsatz. Sie wollte dann unbedingt die Schlaganfall-Selbsthilfegruppe leiten“, erklärt Felix Bäsell, Ehrenamtskoordinator des DRK Rügen-Stralsund. „Bei uns können Angehörige anrufen, die sich nicht zu helfen wissen, und Betroffene, die Unterstützung brauchen. Wir stellen Kontakt zu Kliniken und Therapeuten her und helfen auch, wichtige Anträge zu stellen, etwa zum nötigen Pflegegrad.“ Die Hilfe geht über die Beratung weit hinaus, betont Bäsell: „Wir unterstützen die Menschen im Alltag. Sie können sich melden, wenn sie Hilfe beim Einkauf benötigen, spazieren gehen möchten oder einfach Lust auf einen Kaffeeklatsch haben.“
An jedem zweiten Montag trifft sich die Selbsthilfegruppe in den Räumen des DRK. Bei den Treffen sind Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen vertreten, aber alle sind dort gleich. Wie beim Mannschaftssport: „Wir sind ein Team, wir motivieren und helfen uns gegenseitig auf dem Weg zurück ins Leben“, sagt die ehemalige Handballerin Margitta Koch. Immer wieder zieht es die Gruppe raus: auf einen Kaffee in der Stadt, in den Vogelpark Marlow oder zum Schwimmen. „Da ist ein Herr im Rollstuhl, der ab den Schultern abwärts gelähmt ist. Er war jahrelang nicht mehr im Wasser. Für ihn war es ein unvergessliches Erlebnis“, erinnert sich Felix Bäsell. „Wir geben den Menschen mit unserer Hilfe und den Ausflügen Struktur in ihrem Leben und etwas, worauf sie sich freuen können. Und darüber freuen wir uns!“