Im Frauenhaus des DRK-Kreisverbandes Worms finden Frauen und Kinder Schutz, die vor häuslicher Gewalt fliehen müssen. Die Mitarbeiterinnen entwickeln mit den Frauen Schritte in ein selbstbestimmtes Leben in Sicherheit.
Es beginnt meist unauffällig. Zum Beispiel mit einfachen Fragen: „Wo bist Du? Mit wem triffst Du Dich gerade?“ Verliebte Frauen denken dann oft: „Er achtet auf mich! Er liebt mich so sehr!“ Doch der vermeintliche Traumprinz hat manchmal ganz anderes im Sinn als Liebe.
Gewalt in der Partnerschaft hat viele Ebenen. Zuerst sind es oft verletzende Worte. Der Täter beginnt, die Frau herabzuwürdigen und zu erniedrigen, um ihr Selbstwertgefühl zu brechen. Dann kommt die Isolation: Sie soll Freunde und Familie meiden und nur zu Hause bleiben. Am Ende steht oft die körperliche Gewalt.
Warum bleiben Frauen überhaupt bei solchen Männern? Sandra Noppenberger, Leitung des Wormser Frauenhauses, erklärt: „Viele Frauen geben sich selbst die Schuld. Sie haben Angst, allein zu sein, oder wollen nicht, dass die Kinder ihren Vater verlieren. Wenn sie gehen wollen, bedroht der Mann sie oft noch mehr oder kündigt an, ihnen die Kinder wegzunehmen.“
Wenn Frauen Hilfe suchen, kommen sie ins Frauenhaus. „Es ist ein großer Schritt, zu uns zu kommen. Nicht alle Frauen holen sich überhaupt Hilfe. Hier finden sie Sicherheit und Ruhe“, erläutert ihre Leitungsteam-Kollegin Monika Diel. Die Adresse des Frauenhauses ist geheim, um die Frauen und die Mitarbeiterinnen vor unerwünschtem Besuch zu schützen. „Außerdem schicken wir die Frauen bewusst in andere Städte, um ihre Sicherheit zu erhöhen“, verrät Monika Diel.
„Jede Frau erhält in unserem Haus fortlaufend psychosoziale Beratung, um ihre Gewalterfahrung zu verarbeiten, den Schutz zu erhöhen und den Alltag selbstbewusst zu meistern. Als Erstes machen wir deutlich, dass sie selbst nichts falsch gemacht haben. Dann helfen wir ihnen, sich ein neues Leben ohne Gewalt aufzubauen“, führt Sandra Noppenberger aus.
Viele dieser Frauen haben Kinder. Auch sie werden im Frauenhaus liebevoll pädagogisch gefördert und therapeutisch unterstützt. Sehr wichtig sind die alters- und bedarfsgerechten Freizeitangebote – zum Beispiel Ausflüge, gemeinsames Spielen und das beliebte Malprojekt. „Spenden ermöglichen uns, Farben und Pinsel anzuschaffen. Außerdem nutzen wir sie, um Schreibmaterial für unsere Nachhilfe oder Bücher zu kaufen“, berichtet Sandra Noppenberger.
Ob es schwer ist, jeden Tag Frauen zu begleiten, die Gewalt erlebt haben? Monika Diel und Sandra Noppenberger verneinen: „Wir erleben ständig, dass Frauen ihre Chance nutzen und nach dem Auszug bei uns ihr neues, unabhängiges Leben genießen. Die meisten gehen nie zurück zu ihrem gewalttätigen Partner. Wir sind froh, ihnen helfen zu können!“
Fast alle 2 Minuten
wird ein Mensch in Deutschland Opfer häuslicher Gewalt.
Jede dritte Frau
erlebt mindestens einmal in ihrem Leben physische und/oder sexualisierte Gewalt.
Beinahe jeden Tag
versucht ein Partner oder Expartner, eine Frau zu töten.
In Deutschland stehen gewaltbetroffenen Frauen und ihren Kindern rund 400 Frauenhäuser mit mehr als 6.000 Plätzen zur Verfügung. Hinzu kommen rund 750 Fachberatungsstellen. Der Bedarf ist jedoch deutlich höher – es fehlen etwa 14.000 weitere Plätze. Die Frauenhäuser sind personell und institutionell unzureichend ausgestattet. Die Finanzierung ist nicht gesichert. Durch Spenden können wichtige Hilfsangebote im Frauenhaus aufrechterhalten werden.