Hitzewellen sind eine zunehmende Gefahr. Was wir in Deutschland spüren, trifft die Menschen andernorts noch härter. Zum Beispiel in Hanoi.
Tran Thi Be würde sich gerne einen Platz im Schatten suchen. Doch das kann sie nicht. Obwohl sie bereits 80 Jahre alt ist, muss sie auf den vollgestopften Straßen von Vietnams Hauptstadt Hanoi Müll sammeln, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Die Wertstoffe wie Aluminium, Plastik oder Papier kann sie an eine zentrale Recyclingstelle verkaufen. „Die Hitzewellen erschöpfen mich sehr. Manchmal kann ich sie kaum aushalten.“
In Vietnam ist es im Sommer nicht ungewöhnlich, wenn die Temperaturen über 40 Grad steigen. In den letzten 30 Jahren sind die Hitzewellen immer häufiger und länger geworden. Denn Vietnam gehört zu den Ländern, die besonders stark von den Folgen des Klimawandels betroffen sind.
Tran Thi Be lebt im ärmsten Viertel des Stadtteils Long Binh. Viele ihrer Nachbarn arbeiten den ganzen Tag unter der sengenden Sonne. An Verkaufsständen, auf Baustellen oder mit dem Motorradtaxi. Zwei Drittel leiden regelmäßig an typischen Symptomen von Überhitzung: Schwindel, Kopfschmerzen oder Übelkeit.
2018 haben das Vietnamesische und das Deutsche Rote Kreuz zusammen einen Maßnahmenplan entwickelt, um durch frühzeitige Maßnahmen die körperlichen Belastungen durch Hitzewellen zu reduzieren.
„Durch die Wettervorhersage wissen wir bereits etwa zehn Tage vorher, wenn ein Schwellenwert – eine Mischung aus hoher Temperatur und Luftfeuchtigkeit – erreicht wird. In Hanoi sind das zum Beispiel 48,16 Grad. Diese Zeit nutzen wir, um den Einsatz vorzubereiten. Wenn die Hitzewelle beginnt, können wir direkt loslegen“, erklärt Catrin Braun, die DRK-Referentin für vorausschauende humanitäre Hilfe in Asien. Wo geholfen wird, steht schon im Vornhinein fest: „Wir haben in den Städten Hanoi, Danang und Haiphong jene Stadtteile identifiziert, in denen besonders viele Menschen auf unsere Unterstützung angewiesen sind.“
Wenn der Ernstfall eintritt, fahren Kühlbusse zu den belebtesten Ecken der Viertel. Außerdem werden in Windeseile Kühlzelte errichtet. Hier können die erschöpften Besucherinnen und Besucher sich abkühlen, erfrischen und mit Wasser vor Austrocknung schützen. Das beugt Hitzeerkrankungen in erheblichem Maße vor.
Gleichzeitig sind Freiwillige des Vietnamesischen Roten Kreuzes in den Straßen unterwegs, um möglichst vielen Menschen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. „Die Freiwilligen erkennen starke Überhitzungssymptome oder Hitzschläge. Sie können Betroffene umgehend an medizinisches Personal verweisen“, betont Catrin Braun.
Die Maßnahmen in Vietnam sind ein Pilotprojekt des DRK. Alle gewonnenen Erkenntnisse dienen als Grundlage für künftige weitere städtische Hitzeprojekte rund um die Welt. Durch die Folgen des Klimawandels werden diese immer mehr an Bedeutung zunehmen.
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