In seinen Rollen beschäftigt sich Ludwig Trepte immer wieder mit menschlichen Abgründen. Im echten Leben will der 30-Jährige Menschlichkeit fördern. Im Interview mit Gerhard Walter erklärt der Schauspieler, warum für ihn das humanitäre Völkerrecht so wichtig ist.
Zur Vorbereitung auf ein Serienprojekt habe ich vor einiger Zeit das Buch „Schlachtbank Düppel“ von Tom Buk-Swienty gelesen. Darin werden auch die Geschichte des Roten Kreuzes sowie die Erfahrungen und der Lebensweg von Henry Dunant beschrieben. Unter anderem die Erfahrungen und der Lebensweg von Henry Dunant. Seine Schilderungen der barbarischen Schlacht bei Solferino waren erschütternd, aber seine Menschlichkeit ist ein Lichtblick. Tausende tote, verstümmelte Soldaten, Wassermangel und keine Ärzte: Dunant versuchte, selbst zu helfen und Helfer unter der örtlichen Bevölkerung zu organisieren. Er überzeugte die Bevölkerung, alle verwundeten Soldaten ohne Rücksicht auf die Nationalität zu pflegen und österreichische Ärzte aus der Gefangenschaft zu entlassen. Henry Dunants Bereitschaft hat mich stark beeindruckt und sollte ein Vorbild für Menschlichkeit für uns alle sein. Die spontane Hilfe in Solferino wurde unter dem Leitsatz „tutti fratelli“ geleistet – wir alle sind Brüder. Und das gilt auch heute noch.
Anfang 2018 fragte mich das DRK, ob ich Interesse hätte, ein Onlinevideo zur Bedeutung des humanitären Völkerrechts zu drehen. Ich willigte sofort ein, da ich auch durch meine bisherige Rollenauswahl immer wieder mit diesem Thema konfrontiert wurde und ich mich auch privat mit dem humanitären Völkerrecht beschäftigt habe. So gehörte ich zum TV-Team, das das Dokudrama „Eine mörderische Entscheidung“ drehte. Der Film beschreibt die Ereignisse der Bombardierung eines Tanklasters nahe der afghanischen Stadt Kundus im Jahr 2009 mit vielen Toten und Verletzten. Natürlich ist mein Interesse durch das Engagement und die gemeinsame Arbeit mit dem DRK stetig gewachsen. Auch hoffe ich, in Zukunft aktiver Begleiter zu bleiben, um mich weiterhin für das humanitäre Völkerrecht einsetzen zu können.
Die Helfer sind für mich die Personifizierung von Neutralität, Hoffnung und Menschlichkeit, da sie sich für Andere vorbehaltlos einsetzen. Und zwar in Gebieten, die zum Teil andauernd mit Fassbomben beschossen werden, auch Krankenhäuser werden davon nicht ausgenommen. Die humanitären Helfer behandeln alle Betroffenen gleich und riskieren ihr eigenes Leben. Es beweist, dass es noch immer Menschen mit sozialem Gerechtigkeitsempfinden und moralischem Bewusstsein gibt.
Schockieren weniger. Es macht mich wütend und traurig. Aber einer der Grundsätze des DRK ist ja die Unparteilichkeit – was bedeutet, dass auch diesen Leuten im Notfall wieder eine rettende Hand gereicht werden würde. Das ist den meisten Personen, die Rettungskräfte angreifen, wahrscheinlich gar nicht bewusst.
In welcher Rolle werden wir Sie demnächst sehen? Ich drehe derzeit den historischen Dreiteiler „Unsere wunderbaren Jahre“. In der zweiten Jahreshälfte 2019 bin ich an der Seite von Anna Maria Mühe und August Diehl in der Bauhaus-Serie „Die neue Zeit“ im ZDF zu sehen.
Seit seinem zwölften Lebensjahr steht Ludwig Trepte vor der Kamera. Seither wirkte er in zahlreichen Film- und TV-Produktionen mit, wie z. B. „Guten Morgen, Herr Grothe" (2008) und „Ihr könnt euch niemals sicher sein“ (2009), für die er u. a. mit einem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde. Für seine Rolle als Viktor Goldstein erhielt Ludwig Trepte in „Unsere Mütter, unsere Väter“ international große Beachtung. Neben dem Deutschen und dem Bayerischen Fernsehpreis (2013) wurde der Film 2014 mit dem EMMY Award ausgezeichnet. Es folgten mehrere TV- und Kinoprojekte, z.B. "Deutschland 86" (2017), „4 Blocks“ (2019), „Die neue Zeit“ (2019) und "Unsere wunderbaren Jahre" (2020). Demnächst ist Ludwig in der Kinoverfilmung von „Lauras Stern“ zu sehen.