Somalische Mutter mit Kleinkind im Arm

Somalia: Wenn das Kran­ken­haus zu weit weg ist

 - Somalia

Die Farben der somalischen Landschaft sind bestimmt von gedeckten Sand- und Staubtönen und dem blassen Grün einiger der Dürre trotzender Büsche und Bäume. Um so farbenfroher ist die Kleidung der somalischen Frauen. Um uns leuchten orange, blaue, türkise Gewänder. Wir besuchen die mobile Gesund­heits­sta­tion in Qudbiga.

Maßband um Arm eines somalischen Kindes
Alles im grünen Bereich: die Oberarmmessung bei Caydaruus zeigt, dass er nicht unterernährt ist.

Verläss­liche Gesund­heits­ver­sor­gung auf dem Land

Vor der Gesund­heits­sta­tion, einem nach vorne offenen Zelt mit einem Tisch und ein paar Geräten, steht eine junge Mutter in einem leuchtend violetten Gewand. Seynab aus dem Dorf Qudbiga ist 25 Jahre alt, seit sechs Jahren verheiratet und hat drei Kinder. Amina, die Kleinste ist erst acht Monate alt und wird zum Teil noch von der Mutter gestillt. Der älteste Sohn ist vier und trägt den schönen Namen Caydaruus. Mohamed, sein jüngerer Bruder ist 30 Monate alt. Sie erzählt uns, dass ihrer Söhne zu Hause meist Reis, Spaghetti und das traditionelle Fladenbrot Injera essen.

Die junge Mutter hat ihre drei Kinder in die mobile Gesund­heits­sta­tion gebracht, die das Deutsche Rote Kreuz gemeinsam mit dem Somalischen Roten Halbmond betreibt, weil Amina und Caydaruus schon seit Längerem unter einer Ohren­ent­zün­dung leiden. Auch der kleine Mohamed hat eine Infektion der Mund­schleim­haut. Alle bekommen kostenlose Medizin und werden auch mit medizinischen Tipps versorgt.

Seynab weiß schon eine Menge über Gesundheit und Vorbeugung von Krankheiten, weil sie seit der Impfung ihrer Kinder zu den regelmäßigen Teilnehmern der Gesund­heits­trai­nings gehört, die wir in unserem mit Mitteln der Europäischen Union unterstützten Projekt mit den mobilen Gesund­heits­sta­ti­onen anbieten. Hier wird auch der Ernährungs- und Entwick­lungs­status ihrer Kinder überprüft. Mithilfe eines Maßbandes mit Farbskala wird der Oberarmumfang von Caydaruus gemessen. Die Farbskala gibt schnell Auskunft, ob Caydaruus gefährdet ist. Wenn der Oberarm sehr dünn ist und die Skala „rot“ anzeigt, deutet dies auf akute schwere Unterernährung hin.

Die junge Frau ist sehr froh, dass sie sich hier wohnortnah medizinisch betreuen lassen kann und nicht tagelang zu Fuß zu einem der Krankenhäuser in den größeren Orten laufen muss.

Buch mit Tabelle und vielen Eintragungen
Ordentlich wird alles registriert, was in der Mobilen Gesundheitsstation passiert.

Was sich der Dorf­äl­teste wünscht

Ibrahim, der Dorfälteste, erklärt uns, dass es 80 Kilometer sind bis Burao, dem nächsten größeren Ort mit medizinischer Versorgung. Und das sei deshalb ein Problem, weil es nicht immer zuverlässige Trans­port­mög­lich­keiten gibt. Er wünscht sich noch mehr mobile Gesund­heits­sta­ti­onen für die Familien in den umliegenden Dörfern und speziell für werdende Mütter und Neugeborene. Denn bisher sind traditionelle Geburts­hel­fe­rinnen oft die einzige Unterstützung bei Hausgeburten. Aber auch Latrinen wären ein wichtiges Thema, damit die Hygie­ne­be­din­gungen besser werden.

Menschen und Tiere vor Unterständen
Ein Markt in Burao, der nächsten größeren Stadt

Er begrüßt nicht nur das Impfprogramm, sondern er hofft auch, dass die Bargeldhilfen unseres Projektes weiter fortgesetzt werden. Die Menschen hier waren sehr froh, dass sie während der Dürre mit der finanziellen Unterstützung durch das Rote Kreuz grundlegende Dinge beschaffen konnten, die es ihnen ermöglichten, die schwerste Zeit zu überbrücken. Ob es für Nahrungsmittel, die Anschaffung einer Milchziege oder für Medikamente investiert wurde, konnten die notleidenden Empfänger dieser sogenannten „Cash Assistance“ selbst bestimmen.

Nun freut sich Ibrahim, dass viele der Dorfbewohner auch bereit sind, an den Frei­wil­li­gen­schu­lungen des Somalischen Roten Halbmonds teilzunehmen. Sie haben erkannt, dass die beste Hilfe die zur Selbsthilfe ist, ein schöner Erfolg.

EU-Flagge und Schriftzug

Unsere Projekt­part­ner­schaft

Die Gene­ral­di­rek­tion Humanitäre Hilfe und Kata­stro­phen­schutz der Europäischen Kommission (ECHO) wurde 1992 gegründet. ECHO unterstützt Nothil­fe­pro­jekte in den meisten Konflikt- und Kata­stro­phen­ge­bieten auf der Welt. Mehr Informationen zu ECHO erfahren.

Das Projekt mit den Mitteln der Europäischen Union wird noch bis einschließlich Februar 2018 diese Familien unterstützen. Fest steht aber auch, dass die gesamte Region auch noch weit in das Jahr 2018 von humanitärer Nothilfe abhängig sein wird. Deshalb sind wir weiterhin auf Ihre Spenden angewiesen.