· Slowakei

Slowakei: Drei Kran­ken­schwes­tern im Einsatz für das DRK

Acht Personen in den verschiedenen Dienstbekleidungen des Slowakischen Roten KReuzes, des DRK und des IKRK stehen in Vyšné Nemecké in der Slowakei vor einem Bürocontainer.
Das internationale Team mit den drei DRK-Schwestern (2., 6. und 7. v.l.) im ostslowakischen Vyšné Nemecké.

Kinder­kran­ken­schwester Jennifer aus München, Kran­ken­schwester Sigrid aus Stuttgart und die frühere Kran­ken­schwester Katrin aus Bad Liebenzell waren alle schon für das DRK im Auslands­ein­satz. Nun begegneten sie sich bei einem aktuellen Einsatz in der Slowakei, wo es darum ging, das lokale Rote Kreuz bei seiner Arbeit für Geflüchtete aus der Ukraine zu unterstützen.

Das Drei­er­team ergänzt sich gut

Das Slowakische Rote Kreuz in Zusammenarbeit mit der Inter­na­ti­o­nalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften (IFRK) hat das DRK um fachliche Unterstützung durch drei Kran­ken­schwes­tern gebeten. Einsatzorte sollten die verschiedenen Rotkreuz-Erste-Hilfe-Posten auf slowakischem Gebiet an den drei Grenz­über­gängen zu der Ukraine (Ubl‘a, Vyšné Nemecké, Vel‘ké Slemence) sowie in zwei größeren Städten (Humenné, Košice) sein.

Am Reisetag lernen wir unser Dreierteam kennen und haben großes Glück, denn wir verstehen uns gleich prima und ergänzen uns gut. Jennifer ist Kinder­kran­ken­schwester, arbeitet in München im Rotkreuz-Krankenhaus und ist seit 2005 Mitglied der Schwes­tern­schaft München vom Bayerischen Roten Kreuz; es ist ihr zweiter Auslands­ein­satz für das DRK.

Was ist der Bedarf vor Ort?

DRK-Hilfe in Ubl‘a

Von unseren Aufgaben her wurde schnell klar, dass wir nicht für die „klassische“ Arbeit als Kran­ken­schwes­tern benötigt werden, da die Anzahl der Geflüchteten, die seit Mitte April über die Grenze kommen, glück­li­cher­weise gesunken ist. Diejenigen, die kommen, haben zumeist keine größeren akuten Beschwerden, die von uns Kran­ken­schwes­tern versorgt werden müssten.

Es kris­tal­li­sierte sich heraus, dass die Rotkreuz-Orts- und Kreisverbände Unterstützung brauchen in dieser für sie komplett neuen Situation – hier hatten die Ortsverbände bis vor dem Ausbruch des Ukraine-Krieges keinerlei Berüh­rungs­punkte mit der klinischen Versorgung von Kranken. Wie auch bei uns in Deutschland, bestand die Erste-Hilfe-Vorerfahrung eher in der Grund­aus­bil­dung von Erste-Hilfe-Kursen für Ehrenamtliche, für Schüler oder für den Führerschein oder in klassischen Kran­ken­trans­porten. Sprich, es fehlt an orga­ni­sa­to­ri­schen Strukturen und an der entsprechenden Erfahrung des Personals.

Sigrid ist Kran­ken­schwester und kann auf viele Jahre Berufs­er­fah­rung in der Intensivpflege im Klinikum Stuttgart zurückgreifen. Sie gehört seit 1993 zur Würt­tem­ber­gi­schen Schwes­tern­schaft vom Roten Kreuz, auch für sie ist es der zweite Einsatz.

Katrin ist ebenfalls seit Jahrzehnten Kran­ken­schwester, arbeitet jedoch seit 15 Jahren in anderen Bereichen des Gesund­heits­we­sens, basierend auf ihren Studi­en­ab­schlüssen in Gesund­heits­wis­sen­schaften und Public Health sowie im Management von Gesundheits- und Sozi­al­ein­rich­tungen. Dies ist ihr vierter Einsatz für das DRK, zudem verfügt sie über jahrelange Erfahrung als Entwick­lungs­hel­ferin in Kenia.

Mit den KollegInnen vom Slowakischen Roten Kreuz und der Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften arbeiten wir alle gut zusammen.

Unterkunft am See in dem Ort Kaluža.

In den ersten zwei Tagen besuchten wir alle Standorte des Slowakischen Roten Kreuzes hier in der Ostslowakei, um uns einen Überblick über die Tätigkeiten und Angebote zu verschaffen und uns örtlich zurecht­zu­finden. Untergebracht waren wir zentral zwischen den Standorten in einer kleinen Pension an einem See in dem Ort Kaluža.

Gleich vom ersten Tag an arbeiteten wir somit nicht ausschließlich als Kran­ken­schwes­tern in den Erste-Hilfe-Posten mit, sondern beobachteten und dokumentierten die Bedarfe und Bedürfnisse der ankommenden Geflüchteten. Die Kenntnisse und Expertise in der Durchführung von Assessments und der darauf aufbauenden Planung nächster passender Schritte von Katrin war hier ein glücklicher Zufall für uns alle.

Bessere Hilfe bei chro­ni­schen Beschwerden und Versor­gung mit Medi­ka­menten

Neben den akuten Beschwerden wie Husten, Erbrechen, Kopfschmerzen oder Fieber litten viele PatientInnen unter chronischen Beschwerden wie Hypertonie oder Diabetes.

Uns fiel auf, dass die vielen freiwilligen HelferInnen des Slowakischen Roten Kreuzes oft wenig klinische Erfahrung und Ausbildung haben. Sie benötigen Unterstützung bei der leit­li­ni­en­ge­rechten Behandlung der Symptome und bei der allgemeinen Optimierung von Prozessen. Daher arbeiten wir derzeit u.a. an der Konzeption passender Behand­lungs­stan­dards und an Ideen, wie chronisch erkrankte Menschen auch hier in der Slowakei ihre regulären Medikamente verschrieben bekommen können.

Von den Grenz­über­gängen zu den Flücht­lings­un­ter­künften

Videokonferenz während des Einsatzes

Nach zwei Wochen ist unser Einsatz im östlichen Grenzgebiet der Slowakei beendet und wir konnten einen ausführlichen Bericht mit den dokumentierten Ergebnissen unseres Assessments an das Slowakische Rote Kreuz übergeben.

Für die kommenden zwei Wochen steht ein anderer Arbeitsbereich an – die Unterstützung von zwei weiteren Ortsverbänden (Košice und Žilina), die dort eine große Anzahl an Geflüchteten in Unterkünften versorgen.

Wir wechseln also von der Ersthilfe an den Grenz­über­gängen zur länger­fris­tigen medizinischen Betreuung. Und wir freuen uns schon auf die kommenden Wochen mit sicherlich weiteren spannenden Heraus­for­de­rungen.

Košice, 24.04.2022

Fotos: DRK

Unterstützen Sie jetzt ein Hilfsprojekt mit Ihrer Spende