Karuna Sagar Inakollu bringt beim DRK-Kreisverband München neben Gerichten und Gewürzen aus seiner Heimat Indien auch sein großes Herz ein.
Der süßliche Duft von gedünsteten Zwiebeln liegt in der Luft und vermischt sich mit dem zitronigen Ingwer-Aroma. Der Kreuzkümmel kitzelt in der Nase und regt die Sinne an, dass das Wasser im Mund zusammenläuft. Im Alten- und Service-Zentrum Lehel des DRK-Kreisverbandes München, einem Treffpunkt für ältere Menschen, wird heute wieder gekocht: Nicht von Profis, sondern von Ehrenamtlichen aus Deutschland und aller Welt.
Beim Projekt „Interkulturelle Küchengespräche“ wird einmal im Monat geschnippelt, gerührt, zusammen gegessen und vor allem: miteinander geredet. Eine der wichtigsten Zutaten bei diesem und unzähligen anderen DRK-Projekten sind Menschen, die sich mit Herz, Talent und Hingabe ehrenamtlich engagieren: Menschen wie Karuna Sagar Inakollu.
Der gebürtige Inder ist 26 Jahre alt und stammt aus Bapatla im Süden des Landes. Zurzeit studiert er an der Technischen Universität München. Dass er sich in seiner Freizeit mit voller Energie beim Deutschen Roten Kreuz engagiert, ist wenig überraschend. Sein Weg ins Ehrenamt begann schon früh – und sehr weit entfernt.
„Mein Vater war seit seiner Jugend freiwillig beim Indischen Roten Kreuz aktiv“, erzählt Karuna. „Ich habe als Kind gesehen, wie viel Gutes man bewegen kann. Das wollte ich auch.“ Also hat auch er sich beim Indischen Roten Kreuz engagiert. Als Karuna später zum Studium nach Bayern kommt, soll sein Engagement nicht an der Landesgrenze enden. Beim DRK-Kreisverband München findet er schnell neue Aufgaben, ein neues Team und eine zweite Heimat.
Was es heißt, Teil der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung zu sein, wird Karuna im Sommer 2024 besonders bewusst. Mit anderen Ehrenamtlichen reist er zum alljährlichen Fackellauf in Norditalien – an jenen historischen Ort, wo Henry Dunant nach dem Grauen der Schlacht von Solferino im Jahr 1859 die Idee des Roten Kreuzes fasste: „Helfen, ohne zu fragen wem!“ „Der Fackellauf war unglaublich“, sagt Karuna.
„Tausende Menschen aus ganz Europa, die alle für Menschlichkeit stehen. Diese Gemeinschaft zu spüren, war ein Gänsehautmoment.“ Die Eindrücke aus Solferino spiegeln sich auch in Karunas Engagement vor Ort wider: als Teil des interkulturellen Kochprojekts des DRK-Kreisverbands München, wo Menschlichkeit im Alltag erlebbar wird. „Wir tauschen Geschichten aus, lachen, lernen voneinander. Für die Seniorinnen und Senioren ist es ein echtes Highlight.“
Ganz leicht war der Einstieg ins Ehrenamt in Deutschland trotzdem nicht. Die Sprache war eine Herausforderung. Auch die Strukturen im Deutschen Roten Kreuz unterscheiden sich deutlich von denen in Indien. „Ich musste viel lernen – aber ich wurde nie allein gelassen. Alle waren immer offen, hilfsbereit und geduldig.“
Heute koordiniert Karuna mehrere Projekte und bleibt dabei bescheiden. „Ich bin sehr dankbar für das Vertrauen, das man mir entgegenbringt“, sagt er. „Ich bin gewachsen – menschlich, sprachlich und im Miteinander.“
Zum letzten Mal für heute hebt Karuna den Topfdeckel, der Duft zieht bis in den Gastraum. Jetzt wird serviert. Die ersten Bissen werden probiert und die Gespräche verstummen kurz. Karuna sieht die freudigen Gesichter – und lächelt.
Eines seiner Lieblingsgerichte ist übrigens Chicken Biryani, ein Festessen, das in Indien traditionell in großen Runden geteilt wird. Das Rezept zum Nachkochen finden Sie hier (Bild vergrößert sich durch Anklicken). Viel Freude beim Essen und Teilen.