Ich heiße Karuna Sagar Inakollu, bin 26 Jahre alt, komme aus Bapatla in Südostindien und mache in München derzeit meinen Master an der Technischen Universität München. Meine Leidenschaft für das Ehrenamt habe ich von meinem Vater, der sich nebenberuflich seit seiner Jugend beim Indischen Roten Kreuz engagiert. Schon als Kind beeindruckte mich, wie sehr er sich für humanitäre Arbeit einsetzte. Das hat mich schließlich dazu gebracht, beim Kreisverband München mitzumachen und so das Rote Kreuz in einem neuen Land weiter zu unterstützen.
Seit 2023 engagiere ich ehrenamtlich beim Münchner Roten Kreuz, konkret im internationalen Kochprojekt „Küchengespräche“. Dort kommt ein vielfältiges Team von Freiwilligen aus unterschiedlichen Kulturen regelmäßig zusammen, um für Seniorinnen und Senioren in verschiedenen Einrichtungen des Roten Kreuzes zu kochen. Wir teilen dabei Rezepte, Geschichten und Traditionen. So entsteht ein Raum für Begegnung und Verständnis.
Beim Kochen und gemeinsamen Essen können die internationalen Freiwilligen entspannt Deutsch üben, während die älteren Menschen die Möglichkeit haben, mit jungen Leuten aus verschiedenen Kulturen in Kontakt zu treten – und dabei Gerichte aus aller Welt zu genießen.
Ich koordiniere das Kochprojekt und nehme auch sehr gerne aktiv teil. Darüber hinaus unterstütze ich bei der Organisation und Durchführung verschiedener Veranstaltungen des DRK-Landesverbandes des Bayrischen Roten Kreuzes. Es ist ein schönes Gefühl, mit den älteren Menschen in Kontakt zu kommen, für die wir kochen. Sie sind immer freundlich und dankbar – ihr Lächeln macht jede Anstrengung lohnend. Für sie da zu sein, erfüllt mich mit echter Freude. Die Wärme und Wertschätzung, die sie zeigen, erinnern mich daran, wie viel kleine Gesten der Zuwendung und Freundlichkeit bewirken können.
Die größte Hürde war zunächst die Sprache. Auch wenn viele beim Münchner Roten Kreuz Englisch sprechen, läuft die Kommunikation hauptsächlich auf Deutsch. Anfangs war es schwer, Gesprächen zu folgen und mich aktiv einzubringen. Doch mit der Zeit habe ich mehr Sicherheit im Austausch mit meinem Team gewonnen.
Eine weitere Herausforderung war es, mich an ein neues Freiwilligensystem in einem anderen Land zu gewöhnen. Das Deutsche Rote Kreuz funktioniert anders als das Indische Rote Kreuz. Die Strukturen, Abläufe und Erwartungen waren neu für mich. Mit Unterstützung der anderen Freiwilligen habe ich mich aber gut eingefunden.
SolferinoIm Juni 1859 wurde der Schweizer Henry Dunant Zeuge der Schlacht von Solferino. Tausende von Verletzten lagen hilflos auf dem Schlachtfeld, und das an einem der heißesten Tage des Jahres. Ärzte und Sanitäter aber waren kaum verfügbar. Aufgrund seiner erschütternden Erlebnisse von Not und Elend der verwundeten Soldaten gründete Dunant wenig später gemeinsam mit Freunden in Genf das Internationale Rote Kreuz. Bei der Fiaccolata (Italienisch für Fackelzug) in Solferino gedenken jedes Jahr Tausende Rotkreuzlerinnen und Rotkreuzler aus ganz Europa mit einem Fackelzug der Geburtsstunde der Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung.Mehr erfahren |
Ein echtes Highlight war 2024 unsere gemeinsame Reise nach Solferino in Italien. Teil der Erinnerung an dieses historische Ereignis zu sein, bei der Fiaccolata (dem Fackelzug) mitzulaufen und das Rot-Kreuz-Museum zu besuchen – das war unvergesslich. Es hat mein Verständnis für die Bewegung vertieft und mich noch mehr motiviert, mich weiterhin zu engagieren.
Ich mochte Italiens Kultur schon immer, also war es ein absoluter Traum, mit meinen Kolleginnen und Kollegen dorthin zu reisen. Schon die Anreise war unvergesslich, voller Vorfreude und guter Gespräche, vor allem mit unserer Teamleiterin Marlene, die alles perfekt organisiert hat.
Wir übernachteten in Sirmione, einem wunderschönen Ferienort am Wasser. Die entspannte Atmosphäre und die Gemeinschaftsaktivitäten machten das Ganze zu einer Zeit des Zusammenhalts und der Freundschaft. Zum Glück hatten wir einen italienischen Freiwilligen dabei, der uns zusammen mit Marlene bei Sprachbarrieren geholfen hat – das hat vieles erleichtert!
Ein besonders bewegender Moment war die Fiaccolata selbst, der Fackelzug. Vier bis fünf Stunden lang mit tausenden Menschen aus verschiedenen Ländern zu laufen, alle mit brennenden Fackeln und vereint im Geist des Roten Kreuzes – das war einfach magisch. Solferino hat mir gezeigt, wie schön Vielfalt ist, und mich daran erinnert, warum ich mich für diese weltweite Bewegung entschieden habe.
Aber auch jedes einzelne Kochevent in unserem Münchner Projekt ist besonders: Wenn wir zusammen essen und Geschichten austauschen, entsteht eine echte Verbindung – unabhängig von Sprache oder Herkunft.
Ich habe gelernt, wie wichtig Gemeinsinn, kultureller Austausch und Teamarbeit sind. Die Zeit beim Kreisverband München hat mich persönlich wachsen lassen – ich bin offener, anpassungsfähiger und empathischer geworden. Sie hat mir auch gezeigt, wie entscheidend Sprache für gute Zusammenarbeit ist – daher will ich mein Deutsch weiter verbessern. Und: Ich möchte mich natürlich auch in Zukunft, egal wo ich bin, für humanitäre Projekte einsetzen.