Hundert Jahre Bergwacht

Eine der bekanntesten Gemeinschaften innerhalb des Deutschen Roten Kreuzes feiert Jubiläum.

Dass Menschen scharenweise in die Berge fahren, um dort Erholung und Freude an der Natur zu finden, um Sport zu treiben oder Abenteuer zu erleben, diese Entwicklung setzte erst Ende des 19. Jahrhunderts ein. Dann allerdings im großen Stil. Weil damit auch die Zahl der Unfälle und Unglücke in den Bergen stark anstieg, kam es am 14. Juni 1920 in München zur Gründung der Bergwacht. Von Beginn an spielte dabei die Sorge um eine Schädigung der Bergwelt durch den Massen­tou­rismus eine tragende Rolle, und bis heute zählen Natur- und Umweltschutz zu den wichtigen Arbeitsfeldern der Bergwacht.

Die zweite große Aufgabe war die Rettung in unwegsamem Gelände; frühe Hilfstrupps formten sich teilweise nach dem Vorbild der Sani­täts­ko­lonnen des Roten Kreuzes. Aus eher improvisierten Anfängen heraus entwickelte sich bald eine professionelle Rettungsarbeit, zunächst vor allem im Winter. Inzwischen ist die Bilanz jahreszeitlich weitgehend ausgeglichen, da mit dem immer beliebter werdenden Wandern, mit zunehmenden Outdoor-Aktivitäten und häufigeren Sport­ver­an­stal­tungen auch die Zahl der Einsätze im Sommer gestiegen ist.

Längst ist die Bergwacht nicht nur im Hochgebirge gefragt und gefordert. Bestanden etwa in Rheinland-Pfalz bis vor kurzem nur einige wenige Stützpunkte in Klet­ter­re­vieren, so wurden mit dem Ausbau von Wanderwegen und Frei­zeit­mög­lich­keiten in der Eifel und entlang der Mosel – beides in steilem Gelände – etliche weitere Standorte erforderlich.

Zu einer Säule des alpinen Rettungswesens hat sich die Luftrettung entwickelt. Seit einigen Jahren können Helfer aus ganz Deutschland sie im Bergwacht-Zentrum für Sicherheit und Ausbildung in Bad Tölz trainieren – ganzjährig, kostensparend und wetter­un­ab­hängig. Dass fortwährende Übung und modernste Ausrüstung für die Arbeit der Bergwacht unabdingbar sind, wurde einmal mehr beim wohl aufse­hen­er­re­gendsten Einsatz der letzten Jahre deutlich, der Bergung eines Verletzten aus der Riesending-Höhle in den Berch­tes­ga­dener Alpen im Sommer 2014. Nur durch die enge Zusammenarbeit mehrerer hoch­spe­zi­a­li­sierter Rettungstrupps aus dem In- und Ausland konnte der Höhlenforscher schließlich aus fast tausend Metern Tiefe geborgen werden.

„Die Bergwacht im DRK – ehrenamtlich und professionell“, unter diesem Motto geht die Hilfs­or­ga­ni­sa­tion ins Jubiläumsjahr. Auf Bundesebene findet der offizielle Festakt in Berlin statt; die Bergwacht Bayern begeht den Jahrestag außerdem an historischer Stätte, im Münchner Hofbräuhaus.

Einen faszinierenden Querschnitt durch die Arbeit der Bergwacht bietet das Buch „Am Berg – Bergretter über Ihre dramatischsten Stunden“. Autor Thomas Käsbohrer erzählt darin dreiunddreißig packende Geschichten nach. Erschienen ist es 2019 im Verlag millemari.

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