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Bundes­haus­halt 2025: Spit­zen­ver­bände der Freien Wohl­fahrts­pflege fordern Inves­ti­ti­onen statt Kürzungen

Menschen halten ihre Hände übereinander.
© Willing-Holtz / DRK

Die Bundes­ar­beits­ge­mein­schaft der Freien Wohl­fahrts­pflege (BAGFW) appelliert an die Abgeordneten des Deutschen Bundestages, deutlich mehr in die soziale Infrastruktur zu investieren und Kürzungen abzuwenden. Anlass sind die Beratungen über den Bundeshaushalt 2025 im Bundestag.

Bisher sieht der Entwurf der Bundes­re­gie­rung Kürzungen in verschiedenen Bereichen der sozialen Infrastruktur vor, von Hilfen für Lang­zeit­ar­beits­lose bis hin zu Inte­gra­ti­ons­kursen. Einschneidend stellt sich die Situation auch beim Bundes­för­der­pro­gramm für die Psychosoziale Betreuung und Beratung für Geflüchtete dar: Hier sollen die Mittel im Vergleich zum laufenden Jahr um fast die Hälfte gekürzt werden, von 13 auf 7 Millionen Euro.

Die Einrichtungen der sozialen Arbeit befinden sich schon jetzt in einer dramatischen finanziellen Lage. Das hat eine Erhebung der Verbände im Sommer ergeben. 63,8 Prozent der über 8.000 befragten Organisationen gaben an, dass sie Angebote und Leistungen in den vergangenen Jahren bereits einschränken mussten. 14,7 Prozent der Organisationen mussten Angebote und Leistungen sogar gänzlich einstellen. Mehr als drei Viertel der Befragten rechnen damit, ihre Angebote auch 2025 weiter zurückfahren zu müssen.

Vor diesem Hintergrund müsse in die soziale Infrastruktur investiert werden, statt Nullrunden oder gar Kürzungen fort­zu­schreiben. Dazu erklärt der Präsident der BAGFW Michael Groß (AWO): „Soziale Arbeit schafft sozialen Zusammenhalt – angesichts der besorg­nis­er­re­genden Lage unserer Demokratie darf hier nicht gespart werden. Die Haus­halts­po­litik der Bundes­re­gie­rung hat unsere Einrichtungen, Kolleg*innen und Klient*innen im letzten Jahr bereits hart getroffen. Wir brauchen endlich mehr Investitionen in die Menschen und sozialen Einrichtungen, die sie beraten, begleiten und betreuen!“

Dr. Joachim Rock, Haupt­ge­schäfts­führer des Paritätischen Gesamt­ver­bandes: “Wer Integration fördern und soziale Spaltungen überwinden will, muss in das Soziale investieren. Wir brauchen mehr Mittel für Beschäf­ti­gungs­för­de­rung, für individuelle Hilfen, Sprach- und Inte­gra­ti­ons­kurse. Eine Politik der Ausschlüsse und Ausgrenzung kann sich unsere Gesellschaft nicht leisten."

Gerda Hasselfeldt, Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes (DRK): „Die ausbleibenden Investitionen werden sich dauerhaft negativ niederschlagen. Soziale Angebote, ob in der Pflege oder der Kinder- und Jugendhilfe, sind nicht nur wichtige Anlaufstelle für Menschen, die Unterstützung benötigen, sondern auch Orte des ehrenamtlichen Engagements. Im Rahmen dieser bringen sich Menschen ein, gestalten entscheidend mit und stärken so den Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Die Bundes­re­gie­rung sollte in soziale Angebote investieren, statt auf Kosten der Gesellschaft zu sparen."

Rüdiger Schuch, Präsident der Diakonie Deutschland: „Unsere vom Bund geförderten Migra­ti­ons­fach­dienste leisten einen unver­zicht­baren Beitrag zur Integration und zu einem solidarischen und demokratischen Miteinander vor Ort.  Denn sie unterstützen zugewanderte Menschen dabei, bei uns anzukommen und sich zurecht­zu­finden, die deutsche Sprache zu lernen, eine Ausbildung zu machen oder eine Arbeit aufzunehmen. Dafür benötigen sie eine angemessene finanzielle Ausstattung. Menschen, die gut integriert sind, können ihren gesell­schaft­li­chen Beitrag leisten.

Abraham Lehrer, Präsident Zentral­wohl­fahrts­stelle der Juden in Deutschland: “Fehlende Beratung, Begleitung und Unterstützung vulnerabler Zielgruppen stellen ein Inte­gra­ti­ons­hin­dernis dar und werden langfristig zu hohen Folgekosten führen. Insbesondere Personen, die auf mehreren Ebenen von Margi­na­li­sie­rung betroffen sind, werden aus dem gesell­schaft­li­chen Zusammenleben verdrängt. Soziale Dienste und Einrichtungen übernehmen unersetzbare Rollen als Dienstleister, Engagement-Förderer, Sozialanwalt sowie Inno­va­ti­ons­ak­teur und tragen maßgeblich zur Stärkung des gesell­schaft­li­chen Zusammenhalts bei.”

Eva Welskop-Deffaa, Präsidentin Deutscher Caritasverband: „Wer gesell­schaft­liche Teilhabe fördern und digitale Gräben überwinden will, muss im Sozialbereich in digitale Innovationen investieren. Angefangen von der Chatberatung für Menschen in Über­schul­dungs­si­tu­a­ti­onen bis zur Robotik in der Pflege sind alle Zweige der sozialen Arbeit darauf angewiesen, den Anschluss an die digitale Revolution nicht zu verlieren. Die großen gesell­schaft­li­chen Trans­for­ma­tions-Heraus­for­de­rungen – Digi­ta­li­sie­rung, Klimawandel, Demographie – sind zuallererst auch Heraus­for­de­rungen für die Freie Wohl­fahrts­pflege. Das muss im Bundeshaushalt seinen sichtbaren Niederschlag finden.“  

Eine Zusam­men­fas­sung der Umfra­ge­er­geb­nisse befindet sich hier auf der Webseite der BAGFW.

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