Die Jahre 1940 – 1970

Noch einmal von vorn – Das Jugendrotkreuz in der Bundesrepublik Deutschland

1945 liegt Deutschland in Schutt und Asche. Auf nationaler Ebene ist das DRK als „faschistische Organisation“ durch Beschluss der Siegermächte verboten worden. In der amerikanischen und englischen Besatzungszone nimmt es jedoch auf lokaler Ebene seine Arbeit bald wieder auf, nach einem Verbot 1947 auch in der französischen Zone, und organisiert sich mit politisch möglichst unbelasteten Personen neu.

Kinder und Jugendliche fallen in dieser Zeit oft in eine Leere. Im amerikanisch besetzten Bayern kann ab 1947/48 wieder Jugendrotkreuzarbeit stattfinden, später folgen die beiden anderen Westzonen diesem Beispiel. Ab 1952 erscheint die Zeitschrift Jugendrotkreuz und Erzieher. Wieder steht die Schule im Mittelpunkt der Kinder- und Jugendarbeit im DRK. Die JRK-Schulgruppen sollen Kinder und Jugendliche mit dem weltumspannenden Gedanken von Rotkreuzarbeit vertraut machen und für eine internationale Zusammenarbeit begeistern. Diese Arbeit wird außerhalb der Schulstunden weitergeführt, so dass wieder eine eigene Jugendstruktur im DRK entsteht. Bei praktischen Übungen und Einsätzen unterstützen die Bereitschaftsmitglieder. So übernimmt das DRK eine gesellschaftliche Verantwortung für Kinder und Jugendliche und knüpft an das an, was bereits in der Weimarer Republik eine seiner Leitlinien gewesen ist: dem Nächsten zu dienen.

Nach und nach bildet das JRK eigene Strukturen aus. Eine Bundesversammlung trifft sich zur Beratung der Programme und Ziele. In den Gremien formulieren haupt- und ehrenamtlich Tätige gemeinsam Aufgaben und Intentionen. Der Jugendverband bildet so einen aktiven Teil des Gesamtverbands. Ende der sechziger Jahre wird im JRK – wie in der Gesamtgesellschaft auch – der Ruf nach mehr Eigenständigkeit und Selbstständigkeit immer vernehmbarer.

Für das Jugendrotkreuz war nicht sehr viel da, um nicht zu sagen, fast nichts, und es hing an der Eigeninitiative derjenigen, die vorne standen und Jugendleiter waren. Die Person musste halt versuchen, aus fast nichts was zu machen. Irgendwie haben sie uns begeistert, und wir sind dabeigeblieben. Der Jugendleiter hatte einen Kummerkasten. am Haus. Da konnte die alte Dame oder der alte Herr irgendwelche Probleme, die er hatte, reinwerfen, und da haben wir in der Gruppe versucht zu helfen. Bei einer Frau haben wir das Holz aufgeschichtet oder auch mal Einkäufe erledigt. Ansonsten hat man Spiele gemacht.

Hans Bühler1958, damals 12 Jahre, DRK-West

Noch einmal von vorn – Das Jugendrotkreuz in der DDR

In der DDR beginnt das DRK seine Arbeit nach dem 22. Oktober 1952, mit dem Beschluss des Ministerrates über die Gründung eines eigenen Deutschen Roten Kreuzes.

Dazu gehört auch eine eigene Jugendarbeit. In enger Zusammenarbeit mit den staatlichen Jugendorganisationen wird zunächst dem Aufbau von Arbeitskreisen zehn- bis vierzehnjähriger „Junger Sanitäter“ in den Schulen Priorität eingeräumt, ab 1954 wird dann aus den zehn- bis achtzehnjährigen Mitgliedern ein Jugendrotkreuz gebildet. Dieses erreicht allerdings nie die gleiche Eigenständigkeit wie in anderen Ländern, steht vielmehr unter dem Einfluss der FDJ, der Freien Deutschen Jugend.

Ein anspruchsvolles Bildungsprogramm in Theorie und Praxis zu medizinischen und sozialen Themen befähigt die Jugendlichen zu einem breiten Einsatzspektrum. Es reicht von Erster Hilfe bei Veranstaltungen bis zu Maßnahmen zur Verbesserung der Hygiene und des Gesundheitsschutzes. Freizeitprogramme wie die Ferienbetreuung körperbehinderter Kinder werden auch international gewürdigt. 1959 finden vierzehn solcher Freizeiten mit rund 850 Teilnehmern statt. Vereinzelt können diese „Rolli-Lager“ auch nach der Wende noch fortgeführt werden. Außerdem bietet das DRK Kinderferienlager und sogar internationale Jugendaustauschprojekte an; ab 1957 entwickeln sich Leistungsvergleiche auf allen Ebenen zu jährlichen Höhepunkten.

1961 gab es einen Austausch mit einer tschechischen Gruppe. Anschließend habe ich mein Ehrenzeichen in Bronze gekriegt, weil ich einem tschechischen Lehrer das Leben gerettet habe. Er hatte einen Herzinfarkt, und durch meine Maßnahmen hat er überlebt. Ich kriegte auch noch ein Schreiben mit einer Danksagung.

Udo Hartwich1961, damals 17 Jahre, DRK-Ost
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