Das Forschungsprojekt „Bewältigung Psychosozialer Lagen in Krisen und Katastrophen (PsychoKat)“ befasste sich mit den psychosozialen Folgen von Krisen und Katastrophen. Im Fokus standen die Erarbeitung eines langfristigen psychosozialen Lagebildes der Gesellschaft, die Analyse von Hilfesuchverhalten sowie die Stärkung der psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) in Hilfsorganisationen.
Die psychosoziale Belastung infolge der Corona-Pandemie sowie der Hochwasserkatastrophe 2021 war für viele Menschen enorm. Systematisierte Einsatzinformationen aus der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) lagen hierzu jedoch kaum vor. Um diese Lücke zu schließen, erarbeitete das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt PsychoKat ein umfassendes psychosoziales Lagebild.
Das Projekt gibt einen Überblick über den psychosozialen Zustand der Bevölkerung sowie über bestehende psychosoziale Unterstützungs- und Versorgungsangebote, wobei deren Erreichbarkeit für (besonders) betroffene Menschen im Fokus stand. Das psychosoziale Lagebild umfasst sowohl die Form und das Ausmaß psychosozialer Belastungen als auch das Hilfesuchverhalten der Bevölkerung in Bezug auf psychosoziale Unterstützungsangebote. Alle erhobenen Inhalte wurden multifunktional recherchiert und visuell aufbereitet. Darüber hinaus untersuchte das Projekt die PSNV in Hilfsorganisationen, wobei der Ablauf und die Evaluation von PSNV-Einsätzen innerhalb des DRK eingehend betrachtet wurden.
Das DRK konzentrierte sich im Rahmen des Projekts auf die eigenen PSNV-Gliederungen und deren Einsatzerfahrungen. Dabei wurde die PSNV-Expertise aus dem DRK-Gesamtverband zusammengeführt.
Zudem entwickelte und testete das DRK einheitliche, pilothafte PSNV-Einsatzprotokolle, um die Qualitätssicherung von PSNV-Einsätzen zu gewährleisten. Mit einem standardisierten Protokoll für PSNV-B-Einsätze steht nun ein praxisnahes Instrument zur Verfügung, das eine strukturierte Dokumentation und nachhaltige Auswertung von PSNV-Einsätzen ermöglicht.
Laufzeit: 01/2022 - 04/2025
Projektpartner: Technische Universität Braunschweig, Bereich: Psychologie soziotechnischer Systeme; Fraunhofer Institut für Offene Kommunikationssysteme (FOKUS), Geschäftsbereich ESPRI
Assoziierte Partner: Fraunhofer-Institut für Kurzzeitdynamik, Ernst-Mach-Institut (EMI); Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK)
Mittelgeber: Bundesministerium für Bildung und Forschung, Programm: Forschung für die zivile Sicherheit
PsychoKat nimmt Bezug auf die vom DRK identifizierten Handlungsnotwendigkeiten „Optimale Koordinierung und Einsatz von Personalressourcen", „Stärkung der Selbsthilfefähigkeit der Bevölkerung”, „Betreuungsdienst der Zukunft”, „Vulnerable Gruppen in Krisen und Katastrophen”, „Sozialräumliche Vernetzung vor Ort”.
Die im Forschungsprojekt gewonnenen Erkenntnisse zu den PSNV-Einsatzinformationen des DRK, zum Hilfesuchverhalten der Bevölkerung in Krisen und zum psychosozialen Lagebild in Deutschland fließen in eine Informationsplattform ein. Diese Plattform bietet eine Suchfunktion sowie ein interaktives Dashboard
In dieser Funktionsschau des Dashboards der Multifunktionalen Informationsplattform sehen Sie beispielhaft den Korrelationspfad für den Zusammenhang „Klimawandel: Risikowahrnehmung: Wahrscheinlichkeit - Allgemeine Kenntnis PSNV“ und „Wissenseinschätzung PSNV/Kenntnis PSNV-Angebote“ für alle Modellregionen im Trenddesign. Des Weiteren ist neben der Datenrecherche auch die Literaturrecherche beispielhaft nach Schlagworteingabe dargestellt, die via Ergebnislink einen direkten Zugriff auf einschlägige Literatur ermöglicht.
Die Publikation "Psychosoziale Notfallversorgung – Gemeinsam stark in Krisenzeiten" bietet eine umfassende Analyse der psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) im Deutschen Roten Kreuz (DRK) und präsentiert neben einer Bestandsaufnahme ein standardisiertes Einsatzprotokoll zur Qualitätssicherung. Die Forschungsergebnisse zeigen eine bemerkenswerte PSNV-Infrastruktur innerhalb des DRK, die jedoch in der öffentlichen Wahrnehmung kaum präsent ist und von erheblicher Heterogenität in der Dokumentationspraxis geprägt ist.
Mit der Einführung eines wissenschaftlich fundierten und praxiserprobten Einsatzprotokolls schafft die Publikation erstmals eine Grundlage für evidenzbasierte Qualitätssicherung und kontinuierliche Weiterentwicklung der psychosozialen Versorgung in Krisensituationen.
Wissen ist ein entscheidender Faktor für die kontinuierliche Weiterentwicklung der psychosozialen Notfallversorgung. Gleichzeitig erschweren föderale Strukturen häufig eine einheitliche Erfassung und Auswertung von Einsatzdaten.
Der Fachbeitrag „Standardisierung von PSNV-Einsatzprotokollen im Deutschen Roten Kreuz: Ein Beitrag zur systematischen Wissensgenerierung in föderalen Organisationen“ zeigt, wie durch die Einführung eines einheitlichen Einsatzprotokolls systematisch Einsatzinformationen erfasst und für die wissenschaftliche Analyse nutzbar gemacht werden. Der Beitrag beschreibt, wie der Mangel an vergleichbaren Einsatzdaten die Erkenntnisgewinnung in der PSNV erschwert und wie standardisierte Dokumentationsprozesse helfen, Muster und Bedarfe im Einsatzgeschehen besser zu erkennen.
Das Forschungsprojekt wurde zum 30.04.2025 abgeschlossen. Für Anfragen spezifisch zu PsychoKat schreiben Sie Ihr Anliegen gerne an psychokat(at)drk(dot)de.
Sarah Horváth
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Team Forschung
+49 30 85 404 372
s.horvath(at)drk(dot)de