Schicksalsklärung Zweiter Weltkrieg: Angehörige erzählen - DRK-Suchdienst stellt Projekt Zeitzeugengespräche vor - DRK e.V.
· Berlin · 019/22

Schicksalsklärung Zweiter Weltkrieg: Angehörige erzählen - DRK-Suchdienst stellt Projekt Zeitzeugengespräche vor

In 15 Kurzfilmen portraitiert das Projekt Zeitzeugengespräche Angehörige, die ihre persönlichen Geschichten von Suche, Verlust und erlösender Gewissheit erzählen. Sie alle sind auch eng mit dem Suchdienst des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) verbunden: Endlich wissen diese Menschen nun um die Schicksale ihrer seit dem Zweiten Weltkrieg verschwundenen Liebsten. Die berührenden Gespräche sind in einem neu entwickelten Format auf der Website des DRK-Suchdienstes veröffentlicht, zusammen mit anschaulichen Grafikelementen, Fotos, Karten sowie vielen Hintergrundinformationen. Zusätzlich zu den 15 Porträt-Filmen, erklären Suchdienst-Mitarbeitende in einem weiteren Kurzfilm den Weg von der Suchanfrage über die Nachforschung bis hin zur Schicksalsklärung.

Der DRK-Suchdienst klärt auch fast 77 Jahre nach Kriegsende für Familien den Verbleib ihrer Kriegsvermissten. So erfuhr Manfred Kropp mit 79 Jahren vom Tod seines Vaters in sowjetischer Gefangenschaft 1942. Elfi Barthel, 1945 als 4-Jährige verschleppt, suchte nach ihrer leiblichen Familie und fand so endlich auch ihre eigene Identität. Wolfgang Voss benötigte Nachweise über seine Kriegsgefangenschaft in den Jahren 1945 bis 1949. Günther Posselt erfuhr im Rentenalter von Lagerhaft und Tod des Vaters nach Kriegsende.

„Die Zeitzeugengespräche geben unserem humanitären Mandat ein Gesicht und eine Stimme. Sie dokumentieren die Aufgabe Schicksalsklärung und den wichtigen Beitrag des DRK-Suchdienstes für die deutsche Gesellschaft der Nachkriegszeit”, sagt DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt. Ob Wehrmachtsvermisste, Zivilverschollene, Kriegsgefangene, Zivilinternierte, Kinder, die von ihren Familien getrennt worden sind, oder Gefangene in sowjetischen Speziallagern in der ehemaligen Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) auf dem Gebiet der späteren Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Von den insgesamt über 20 Millionen Suchanfragen auf ca. 50 Millionen (nunmehr digitalisierten) Karteikarten, die der DRK-Suchdienst seit April 1945 erhalten hat, waren 1959 noch ca. 2,5 Millionen Suchanfragen offen. Über 1,2 Millionen Menschen konnten seitdem bis heute mit Unterstützung des DRK-Suchdienstes wieder mit ihren vermissten Angehörigen vereint werden, haben Auskünfte über ihre Schicksale oder sogar über sich selbst erhalten.

Im Jahr 2021 erreichten den DRK-Suchdienst 13.614 Anfragen zur Schicksalsklärung Zweiter Weltkrieg sowie 1.729 Suchanfragen von Flüchtlingen, die den Kontakt zu ihren Angehörigen verloren haben. Außerdem hat der DRK-Suchdienst im Jahr 2021 bundesweit insgesamt 15.877 Beratungen zur Familienzusammenführung durchgeführt.

Zum Projekt „Zeitzeugengespräche“

Hinweis zu Suchdienst-Aktivitäten in der Ukraine

Die Möglichkeiten des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) und des Ukrainischen Roten Kreuzes (URK), in der Ukraine aktiv nach vermissten Personen zu suchen, sind derzeit erheblich eingeschränkt. Aufgrund der anhaltenden Fluchtbewegung ist die Suchdienstarbeit auch außerhalb der Ukraine schwierig. Der DRK-Suchdienst nimmt aber bereits Suchanfragen von Menschen in Deutschland auf, die den Kontakt zu ihren Angehörigen in der Ukraine oder in der Russischen Föderation verloren haben. Dabei liegt ein besonderes Augenmerk auf Anfragen unbegleiteter Kinder, die nicht wissen, wo sich ihre Eltern aufhalten sowie Eltern, die ihre Kinder vermissen. Diese Fälle wie auch alle anderen Suchdienst-Anfragen nehmen unsere DRK-Suchdienst-Beratungsstellen und unsere Fachgruppe Internationale Suche am DRK-Suchdienst-Standort München entgegen. Seit 1953 wird der DRK-Suchdienst vom Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) institutionell gefördert.

Weitere Informationen: DRK Suchdienst.de - bewaffneter Konflikt in der Ukraine

Anne Schneller (Hannover/Niedersachsen) forschte nach der Gefangenschaft ihrer Großmutter.
Barbara Rostam (Reutlingen/Baden-Württemberg) erfuhr vom Tod des Vaters in Kriegsgefangenschaft.
Doris Knauf (Singhofen/Rheinland-Pfalz) suchte mit ihrer Freundin nach ihrer leiblichen Familie.
Elfi Barthel (Morsbach/Nordrhein-Westfalen) suchte mit ihrer Tochter Anke nach ihrer leiblichen Familie.
Elfriede Drenkhahn (Hamburg) suchte nach den Spuren ihres vermissten Onkels.
Günther Posselt (Greifswald/Meckl.-Vorpommern) erfuhr von Lagerhaft und Tod des Vaters.
Joachim Paetzelt (Weimar/Thüringen) vermisste seinen Vater seit Kriegsende.
Josef Turba (Konstanz, Baden-Württemberg), forschte nach der Kriegsgefangenschaft seiner Mutter und Großmutter.
Birgit Knittel (Oranienburg/Brandenburg) suchte mit ihrem Vater nach dem Verbleib der Großmutter.
Manfred Kropp (Adlkofen/Bayern) erfuhr vom Tod des Vaters in sowjetischer Gefangenschaft.
Josef Paul Gatz (Hamburg), suchte nach seinem verschleppten Vater.
Ralf Schulz-Pedersen (Kassel/Hessen) suchte nach den Orten der Kriegsgefangenschaft seines Vaters.
Die Schwestern Reil-Borchers (Itzgrund/Bayern) wurden von ihren Nichten gefunden.
Werner Völkel (Arnsdorf/Sachsen) forschte nach der Gefangenschaft seines Vaters.
Wolfgang Voss (†, Ravensburg/Baden-Württemberg) brauchte Nachweise über seine Kriegsgefangenschaft.
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