Eine Rotkreuz-Mitarbeiterin steht vor einem Zelt, auf dem die Logos des Liberianischen, des Deutrschen Roten Kreuzes und der Bundeswehr zu sehen sind.

Ebola und andere Bedrohungen – warum unsere Hilfe weiterhin wichtig ist

 - Liberia

Seit Mitte Februar 2015 ist Regine Reim (46), ehrenamtliche Helferin in der DRK-Bereitschaft Beuel, im Einsatz in Monrovia an der westafrikanischen Küste Liberias. Im Behandlungszentrum des DRK leitet sie den Bereich 'Infektionskontrolle, Seuchenvorsorge und Hygiene'. In Deutschland ist es still geworden um das Thema Ebola, aber wie sieht es wirklich aus vor Ort?

Im DRK-Behandlungszentrum erhalten Menschen mit schweren Infektionen Hilfe

Eine DRK-Mitarbeiterin im roten Shirt mit DRK-Logo wird umrahmt von zwei liberianischen Kolleginnen
Regine Reim mit ihren Kolleginnen in Monrovia.

25 Patientinnen und Patienten werden gerade stationär betreut: Sie kommen mit ebolaverdächtigen Symptomen und anderen schweren Infektionskrankheiten an das Tor. Beim geringsten Verdacht werden sie aufgenommen, es werden Tests durchgeführt – denn es gilt, jeglichen Ebolafall in der Bevölkerung schnellstmöglich zu identifizieren.

Bis jetzt waren alle Tests negativ – seit 18 Tagen schien Liberia ebolafrei zu sein. (Am 20. März 2015 wurde bedauerlicherweise ein einzelner neuer Ebolafall aus Liberia gemeldet. Es bleibt zu hoffen, das dies der letzte sein wird.*) Es bleiben die durch den Verdacht auf Ebola Stigmatisierten; wegen der Verwechslungsgefahr der Symptome haben sie nur wenige Anlaufstellen wie eben die Behandlungsstation des DRK. Hier können ihre schweren Infektionen, wie Malaria, Meningitis, unklare Blutungen, Masern etc. versorgt werden – kostenlos, u.a. dank der Spenden aus Deutschland.

Lange Tage für die Helfer

Auf einem Feld sieht man viele weiße Kreuze auf Gräbern
Ebola hat viele Menschen in Liberia das Leben gekostet.

Die Tage sind lang, heiß und arbeitsreich. In den kühlen Morgenstunden um 7:30 Uhr gab es heute die erste Teambesprechung, die Tagesabschlussrunde endet meist erst gegen 19:30 Uhr. Dazwischen liegen Stunden in der brütenden Hitze mit ganz unterschiedlichen Aufgaben: die Wäscherei muss ausgebaut, der hauseigene Trainingskurs will begleitet werden, es taucht die Frage auf, ob digitale Fieberthermometer in der aggressiven Chlorlösung desinfiziert werden können, dann eine Besprechung mit den lokalen Gesundheitsbehörden.

Die Hoffnung auf den einzigen freien Tag der Woche: Sonntag. Vormittags gibt es „nur“ einen Rundgang durchs Behandlungszentrum – Juway, die Teamleiterin hat eine Frage, die Mitarbeiter singen und beten miteinander, läuft die Müllverbrennung auch? Nach dem Mittag ein wenig Entspannung – ein Buch lesen vielleicht? Die Ruhephase währt nur kurz, denn es sind gleich zwei Patienten, an inneren Blutungen und Hirnhautentzündung verstorben im Risikobereich unserer Klinik.

Schutzanzüge sind unsere Lebensversicherung

Ab in unsere „Lebensversicherung“: die undurchlässige Hülle der Schutzanzüge, Maske, Brille aufgesetzt und den Rest der Ausrüstung sorgfältig angelegt – um 17 Uhr sind es ja nur noch 33 Grad und 70% Luftfeuchtigkeit, das lässt sich leichter aushalten als tagsüber. Das Team ist eingespielt und arbeitet nach knappen Zurufen.

Gesenkte Köpfe, als der Psychosoziale Dienst ein Gebet spricht und die Verwandten eine kurze Ansprache halten. 35 Jahre war die Patientin, hatte im Dezember erst geheiratet, Mann und zwei Kinder bleiben zurück. Ein letztes Foto, der Leichensack wird geschlossen. Eine Stunde, dann tauchen die Mitglieder des Teams nach der langwierigen Prozedur des Ausziehens wieder aus ihrer Maskerade auf. Das Wasser lässt sich aus den Stiefeln kippen. Am gleichen Abend dann dasselbe Prozedere noch einmal. Und morgen?

Das Lachen der entlassenen Patienten belohnt

Zwei linberianische Kollegen in blauen Kitteln stehen neben Regine Reim
Die Ebolaepidemie brachte viele tragische Momente, dennoch gibt es Momente der Freude.

Was die Anstrengungen aufwiegt? Die entspannten Gesichter der entlassenen Patienten, Lachen überall, freundliches Knuffen der Ellenbogen aneinander zur Begrüßung (Händeschütteln geht noch nicht). Morgen wird James entlassen, der 11-Jährige, der so weinte darüber, ohne seine Mutter aufgenommen zu werden, der sich trotz aller Spielangebote langweilte. Breites Grinsen, es geht nach Hause!

Die liberianischen Kollegen rufen mir fröhlich meinen hiesigen Namen „Kabeh“ zu. Und jeden Morgen geht die Sonne auf.

Fotos: Alexandra Burck/ DRK, DRK

Video mit Regine Reim

Ein kleines Fazit von Regine Reim im Video