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DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. 03 Liebe Leserin, lieber Leser, wer erinnert sich nicht an den vergangenen Sommer, als Tausende Fußball-Fans aus ganz Europa in Deutschland zu Gast waren, um gemeinsam die UEFA EURO 2024, die Fußball-Europameisterschaft, zu feiern? Dass diese Großveranstaltung nahezu reibungslos ablief und die Menschen eine gute Zeit miteinander verbracht haben, daran hatte auch das Deutsche Rote Kreuz seinen Anteil. Fast 17.000 DRK-Einsatz- kräfte sorgten nicht nur in den Stadien, sondern auch an den Trainingsstätten und auf den Fanmeilen für eine sichere medizinische Versorgung. Ein echter Kraftakt, der so nur durch den Einsatz der zum Großteil ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer ge- stemmt werden konnte. Dafür bedanke ich mich herzlich. Einmal mehr hat das Ehren- amt gezeigt, was es möglich macht und dass die Räder ohne dieses Engagement in vielen Bereichen stillstehen würden. Dazu zählt zum Beispiel der Bevölkerungsschutz in Deutschland. Rund 90 Prozent der einsatzrelevanten Aktivitäten werden dort von qualifizierten Ehrenamtlichen ge- leistet. Dass diese sich unentgeltlich engagieren, bedeutet nicht, dass Bevölkerungs- schutz „gratis“ zu haben ist. Im Gegenteil. Das DRK weist seit Jahren darauf hin, dass der Bevölkerungsschutz – gerade auch mit Blick auf die durch bewaffnete Konflikte, die Klimakrise und die aktuellen globalen Entwicklungen stetig wachsenden Heraus- forderungen – von der Politik vernachlässigt wird. Finanzierung, Ausstattung, Vorhal- tung, Ausbildung – die Liste ist lang, und das DRK geht angesichts der drängenden Situation bereits in einigen Bereichen in Vorleistung. Jetzt ist die Politik gefordert. Wachsenden Herausforderungen sieht sich auch die Internationale Zusammenarbeit des DRK gegenübergestellt. Seit der Jahrtausendwende hat sich die Zahl der be- waffneten Konflikte weltweit versechsfacht. Die Situation in der Ukraine und im Na- hen Osten sind hier zwei prominente Beispiele. Damit nicht genug, lassen zudem Kli- makrise und Katastrophen den Bedarf an humanitärer Hilfe in vielen Regionen der Erde stetig wachsen. Das DRK stellt sich diesen Herausforderungen – gemeinsam mit seinen Schwestergesellschaften sowie den Partnern aus der Internationalen Rot- kreuz- und Rothalbmond-Bewegung. Die Bandbreite reicht von schneller bedarfs- gerechter Hilfe im akuten Notfall bis hin zu langfristigen Maßnahmen, die darauf ab- zielen, die Resilienz der Menschen und Gemeinschaften nachhaltig zu fördern und Perspektiven für die Zukunft zu schaffen. Getragen wird all das durch den unermüdlichen Einsatz der ehrenamtlich Täti- gen und hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den DRK-Landes- und -Kreisverbänden sowie in den DRK-Ortsvereinen und hier im DRK-Generalsekretariat inklusive der Auslandsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter. Nicht zu vergessen unsere Spenderinnen und Spender sowie unsere Fördermitglieder. Ihnen allen möchte ich sagen: Vielen Dank für Ihr Engagement! Gerade auch im Namen der Menschen, die im In- und Ausland auf Hilfe angewiesen sind. Ihre Gerda Hasselfeldt Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes
Inhalt D R K - J A H R B U C H 2 0 2 4 03 e d i t o r i a l Vorwort der DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt s o n d e r s t r e c k e d r k b e i d e r u e f a e u r o 2 0 2 4 06 08 10 12 f u s s b a l l- e u r o p a m e i s t e r s c h a f t 2 0 2 4 Sportlich gemeistert mit rund 17.000 Einsatzkräften e i n e e c h t e t e a m l e i s t u n g Einsatzkräfte berichten Ehrenamt im Scheinwerferlicht v i e l e w e g e f ü h r e n z u m z i e l Neue Zugänge ins soziale Ehrenamt Engagement in den DRK-Gemeinschaften Ungebundene Helfende: frei und doch dazugehörig g e r d a h a s s e l f e l d t i m i n t e r v i e w „Worte und Anerkennung allein reichen nicht“ – Ehrenamtliches Engagement braucht mehr 14 g e m e i n s a m s ta r k Die DRK-Gemeinschaften Das DRK in Deutschland 18 21 22 24 26 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 b e v ö l k e r u n g s s c h u t z Besser vorbereitet in die Zukunft z i v i l- m i l i tä r i s c h e z u s a m m e n a r b e i t Positionspapier unterzeichnet c h r i s t i a n r e u t e r i m i n t e r v i e w Den Worten endlich Taten folgen lassen z u k u n f t g e h t n u r g e m e i n s a m Arbeitskräfte für den sozialen Sektor 100 Jahre BAGFW m e h r m e n s c h l i c h k e i t Migrationsarbeit im DRK d i g i ta l i s i e r u n g u n d s o z i a l e i n n o v a t i o n k l i m a s c h u t z u n d n a c h h a lt i g k e i t i m d r k j u g e n d r o t k r e u z „ Unsere Grundsätze – unsere Stärke“ LAUTSTARK in die Zukunft „JRK & Schule“: Schwerpunkte der Schularbeit m e n ta l e g e s u n d h e i t v o n j u g e n d l i c h e n d r k- s t r at e g i e 2 0 3 0 Attraktivität für Ehrenamtliche steigern k u r z b e i t r ä g e DRK-Dialogforum: Austausch mit der Politik Blutspende braucht Generationswechsel u n t e r n e h m e n s - u n d s t i f t u n g s k o o p e r at i o n e n Starke Partnerschaften mit großer Wirkung d r k- s u c h d i e n s t Von der Sorge zur Gewissheit – wie der DRK-Suchdienst hilft g e d e n k e n a n e i n e n h i s t o r i s c h e n e i n s at z Krankenhaus in Busan k u r z b e i t r ä g e Der Castiglione-Preis: Ehrung von erlebbarer Rotkreuz-Vergangenheit „ Kindererholungsheime“: Studie bald abgeschlossen
Das DRK im Ausland Das DRK im Überblick 40 41 42 44 45 46 47 48 49 50 53 c h r i s t o f j o h n e n i m i n t e r v i e w Humanitäre Hilfe in bewaffneten Konflikten: „Es braucht Mut und politischen Willen.“ w i e w i r h e l f e n Sudan – Fakten zu einer „fast“ vergessenen Krise w i e w i r h e l f e n Naher Osten und Ukraine v e r s o r g u n g u n d v o r s o r g e Gesundheit im Fokus v e r g e s s e n e k r i s e n Großes Leid, wenig Aufmerksamkeit k u r z b e i t r ä g e MEAL: Digitalisierung stärkt Eigenverantwortung Korruptionsprävention: Frühe Warnung für effizienten Mitteleinsatz v o r a u s s c h a u e n d e h u m a n i tä r e h i l f e Helfen, bevor die Katastrophe eintritt e r u - k l a s s i f i z i e r u n g Standards für bessere medizinische Hilfe w i e w i r a r b e i t e n Effiziente Sofort- und Nothilfe d a s d r k i m a u s l a n d Ausgaben für DRK-Projekte g r o s s e h i l f s b e r e i t s c h a f t Helfen, wo die Not am größten ist 58 60 62 64 65 Die Internationale Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung Wie funktioniert das DRK in Deutschland? Ausgewählte Leistungen des DRK DRK-Gremien Mitgliederübersicht Das DRK und seine Finanzen 68 69 70 71 72 73 74 76 77 Jahresabschluss Gewinn- und Verlustrechnung für den Deutsches Rotes Kreuz e.V. Erläuterungen zu ausgewählten Positionen der Gewinn- und Verlustrechnung Bilanz für den Deutsches Rotes Kreuz e.V. Erläuterungen zu ausgewählten Positionen der Bilanz Ausblick 2025 Wiedergabe des Bestätigungsvermerks Organigramm des DRK-Generalsekretariats Impressum
06 DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. F U S S B A L L - E U R O P A M E I S T E R S C H A F T 2 0 2 4 Sportlich gemeistert mit rund 17.000 Einsatzkräften Als Gastgeber der Europameisterschaft 2024 blickt Deutschland auf einen unvergesslichen Fuß- ballsommer zurück. Daran hat auch das Deutsche Rote Kreuz (DRK) seinen Anteil, das für die Union of European Football Associations (UEFA) die notfallmedizinische Versorgung und Betreuung in Stadien, auf Fanmeilen und an den Trainingsstätten übernahm. Es ist einer der größten Einsätze der Geschichte für das DRK. Für rund 17.000 Einsatzkräfte – der Großteil von ihnen sind Ehrenamtliche aus dem gesamten Bundesgebiet – bedeutete das: einen Monat lang Ausnahmezustand. An neun Standorten – in Berlin, Dort- mund, Düsseldorf, Frankfurt, Gelsen- kirchen, Köln, Leipzig, München und Stuttgart – waren die Teams aktiv. Die Rotkreuzlerinnen und Rotkreuzler wa- ren neben den Spielen ebenso in den Teamunterkünften, bei den Vorberei- tungstagen vor den Spielen, in öffentli- chen Trainingseinheiten und Public Vie- wings dabei und mussten jederzeit auch auf dynamische Lagen reagieren kön- nen. „Es war alles ein bisschen größer und intensiver als sonst. Dabei herrschte eine unglaublich energiegeladene Atmo- sphäre, die sich auf unsere Einsatzkräfte übertragen hat“, sagt Philipp Wiesener, Teamleiter Nationales Krisenmanage- ment und Gesundheitlicher Bevölke- rungsschutz im DRK-Generalsekretariat. „Die Vorbereitungen für das Großereig- nis begannen aus diesem Grund bereits rund zwei Jahre vor Turnierbeginn. Es handelte sich dabei um einen unheim- lich vielschichtigen Einsatz, der viel Ab- stimmungsbedarf mit sich brachte“, sagt er. Eine Herausforderung bestand da- rin, dass sich nicht alle Helfenden aus- schließlich auf die Europameisterschaft konzentrieren konnten. „Wir betreuen im Sommer schließlich auch andere Veran- staltungen und mussten im Kontext des Bevölkerungsschutzes auch auf andere Szenarien vorbereitet sein.“ Enger Schulterschluss im ganzen Damit Fußballbegeisterte Land ausgelassen feiern konnten, ar- beiteten Ehren- und Hauptamtliche des Deutschen Roten Kreuzes direkt vor Ort und im Hintergrund auf Hochtou- ren. Im Führungs- und Lagezentrum des DRK-Generalsekretariats in Berlin ( Info- box/Text „Hand in Hand“ S. 09) steuer- ten Rotkreuzler und Rotkreuzlerinnen in einer eigens eingerichteten Koordinie- Es war alles ein bisschen größer und intensiver als sonst. Dabei herrschte eine unglaublich energiegeladene Atmosphäre, die sich auf unsere Einsatzkräfte über- tragen hat. Philipp Wiesener Teamleiter Nationales Krisenmanagement und Gesundheitlicher Bevölkerungsschutz im DRK-Generalsekretariat Teamarbeit In den Einsatzteams kommt es auf ein perfektes Zusammenspiel an. drk.de/EinsatzEuro2024 drk.de/VideoEuro2024 DRK bei der UEFA EURO 2024
DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. 07 1 4 . J U N I B I S 1 4 . J U L I 2 0 2 4 Der Einsatz in Zahlen 46 Spiele, 437 Trainings und zahlreiche Fanmeilen 4.768 Versorgungen und Betreuungen 398 Krankentransporte Der Hauptgrund für die Einsätze: Herz-Kreislauf-Probleme 32 Medical Liaison Officers Diese wurden 140-mal zur Unterstützung der Mannschaftsärztinnen und -ärzte angefordert. > 16.800 Einsatzkräfte, allein 6.000 davon in Stadien > 145.500 Einsatzstunden Im Stadion Am Spielfeldrand, aber mitten im Geschehen: Die Einsatzkräfte sind da, wenn sie gebraucht werden. Das kam erfreulicherweise nicht zu häufig vor. rungsstelle den bundesweiten Einsatz. Bei bis zu vier Spielen pro Tag, zahl- reichen Trainings und Fanfesten keine leichte Aufgabe. Für das Fußball-Event setzte das DRK auch auf Einsatzkräfte, die Erfahrung aus vergleichbaren Großevents wie Bun- desliga- und Länderspielen mitbrachten. Wenn etwa am Tag vor einem Spiel Trai- nings der teilnehmenden Mannschaften angesetzt waren, sorgte das DRK mit ei- nem Team aus fünf Spezialistinnen und Spezialisten für die medizinische Absi- cherung auf und neben dem Platz. Zu solch einem Team gehörten hierbei im- mer Notärztinnnen und -ärzte, Sani- tätshelfende, Notfallsanitäterinnen und -sanitäter, Rettungssanitäterinnen und -sanitäter sowie Rettungswagenfahrende. oder Spielern helfen – eine deutlich ge- ringere Zahl als bei einem herkömmli- chen Bundesligaspiel. Ein Grund dafür mag unter anderem das Ausbleiben der Hitze sowie anderer Extremwetterereig- nisse gewesen sein.“ Die medizinische Versorgung der Spie- ler sowie der „Fußballfamilie“ wurde ne- ben den Mannschaftsärzten im Wesent- lichen über sogenannte Medical Liaison Officers organisiert. Diese Ärztinnen und Ärzte ermöglichen einen schnellen und unkomplizierten Zugang zum deut- schen Medizinsystem und eine umge- hende Versorgung zur Diagnostik und Behandlung. 140-mal wurden sie wäh- rend der vier Turnierwochen zur Unter- stützung der Mannschaftsärztinnen und -ärzte angefordert. Kaum komplizierte Fälle Das Können dieser Teams war bei einer Bandbreite von Einsätzen gefragt: Zum Behandlungsspektrum während der EM zählten beispielsweise Dehydrierung, Herz-Kreislauf-Probleme sowie Sturz- oder Schnittverletzungen. „Aus medizi- nischer Sicht blieb es insgesamt relativ ruhig“, sagt Philipp Wiesener. „Durch- schnittlich rund 56-mal pro Spiel, also insgesamt 2.582-mal, mussten die Ein- satzkräfte im Stadion Zuschauenden Zusätzlich bereit standen viele Ehren- amtliche aus dem Bereich Katastrophen- schutz, kamen aber zum Glück nicht zum Einsatz. „Wir haben ein Turnier mit weni- ger Einsätzen als erwartet erlebt. Beein- druckend war vor allem das große En- gagement unserer vielen ehrenamtlichen Helfenden, insbesondere aus unseren Bereitschaften. Sie haben entscheidend dazu beigetragen, dass der Fußball im Vordergrund stehen konnte“, resümiert DRK-Generalsekretär Christian Reuter.
Bleibende Erinnerung Alexander Berls und Farina Migura berichten über ihre Erfahrungen während der EM. Sie sind zwei von rund 17.000 Einsatzkräften des DRK. Eine echte Teamleistung: Einsatzkräfte berichten Ohrenbetäubende Jubelmomente, Singen, Tanzen, sich in den Armen liegen: Überall dort, wo Fußballfans die Europameisterschaft der Männer verfolgten, zeigten sich während der vier Turnierwochen vom 14. Juni bis 14. Juli 2024 ähnlich stimmungsvolle Bilder. Und immer am Ort des Geschehens: die Ehren- und Hauptamtlichen des DRK. Sonntag, 14. Juli, 21.00 Uhr. Die An- spannung ist groß, die Vorfreude auch. Beim Finale der UEFA EURO 2024 im Olympiastadion Berlin trifft Spanien auf England. Alles scheint den Atem anzu- halten. In der Luft liegt eine besondere Stimmung. „Das gibt’s nur bei einem Finale“, sagt Jan Drendel vom DRK- Kreisverband Wedding/Prenzlauer Berg. Spätestens seit der Austragung des Viertelfinales am selben Ort rund eine Woche zuvor sind alle Abläufe erprobt – nicht nur bei den Nationalmannschaf- ten, sondern auch bei den Ehrenamtli- chen des Deutschen Roten Kreuzes, die an diesem Abend hier im Einsatz sind. 71.000 Zuschauerplätze zählt das Stadi- on, alle sind besetzt. Jan Drendel ist nicht zum ersten Mal bei einem solchen Großereignis dabei, den- noch steigt das Lampenfieber auch bei ihm. Dem Bereitschaftsleiter, der als Hel- fer im Sanitätsdienst dabei ist, ist klar: „In jeder Sekunde kann etwas passieren, was unsere ganze Aufmerksamkeit er- fordert. Das ist Aufgabe des Roten Kreu- zes. Das ist unser Heimspiel!“ Ein Mom- entbericht. Eindrücke von ihren Einsätzen haben unter anderem auch Farina Migura und Alexander Berls auf den Social Me- dia-Plattformen des DRK gezeigt. Die beiden Ehrenamtlichen vom DRK-Orts- verein Bünde bestätigen, was die Bil- der erahnen lassen: „Wir haben uns von der Euphorie der Sportler und Fans an- stecken lassen und auch das Gemein- schaftliche unter uns Helfenden war sehr besonders“, sagt die 33-jährige Farina Migura, die eine Übungseinheit der por- tugiesischen Nationalmannschaft in Gü- tersloh sanitätsdienstlich begleitet hat. Dieses öffentliche Training wird später durch die Medien gehen. Binnen kür- zester Zeit sind alle Karten verkauft, es sind mehr Zuschauende vor Ort, als das Stadion Plätze zählt. Alexander Berls ist als Sanitäter dabei: „Vom DRK-Ortsver- ein Bünde waren wir mit zwölf Einsatz- kräften vor Ort: Einsatzleitung, KTW- und RTW-Besatzung mit Notarzt und sechs Sanitäterinnen und Sanitätern.“ Wenn er nicht gerade ehrenamtlich als stellvertretender Rotkreuzleiter – also als Leiter der ehrenamtlichen Gemeinschaft Bereitschaften – für das DRK unterwegs ist, ist Alexander Berls Heilerziehungs- pfleger, seine Kollegin Farina Migura ist Studentin für Berufsschullehramt mit dem Schwerpunkt Gesundheit. Wegen der „Flitzer“ auf dem Platz wird das Training nach rund 90 Minuten ab- gebrochen. Farina Migura, Alexander Berls und ihre Kolleginnen und Kolle- gen sind froh, dass sie an dem Tag nur Schnittwunden versorgen mussten: „Ei- nige Personen hatten versucht, über die Zäune zu klettern und haben sich da- bei die Hände aufgerissen.“ In Erinne- rung bleiben wird dieses besondere Spiel dennoch: „Wir sind vorab alle mög- lichen Szenarien durchgegangen. Es war eine große Herausforderung, zwi- schen dem Ordnungsdienst, der Feuer- wehr, der Polizei, der UEFA und den An- sprechpartnern der Nationalmannschaft alles passend abzustimmen.“ Wichtig für alle Einsatzkräfte sei stets eine intensive Vorbereitung, um eine schnelle und si- chere Reaktion im Ernstfall gewährleis- ten zu können, erklärt der 36-Jährige: „Dazu gehören eine genaue Einweisung in den Stadionbetrieb, die Einsatztaktik sowie das Training zu Sicherheitsrisiken und Rettungswegen. Das haben wir ge- meinsam gut bewältigt, wie die Nachbe- sprechung gezeigt hat.“
DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. 09 Ehrenamt im Scheinwerferlicht Die Begeisterung für die Fußball-Europa- meisterschaft hat das DRK genutzt, um jene in den Fokus zu rücken, die wertvol- le Arbeit leisten, häufig aber nicht sicht- bar sind: die Ehrenamtlichen. Im Rahmen einer Social Media-Kampagne stellte es Videos, Fotos, Animationen und Vorla- gen – allen voran individualisierbare digi- tale Sammelkarten – bereit, die die ein- zelnen DRK-Gliederungen teilen, für sich anpassen oder ergänzen konnten. Un- ter den Hashtags #einRotesKreuz und #TeamDRK wurde das Engagement der Ehrenamtlichen in den sozialen Netz- werken zum Thema. So entstanden 2.548 Sammelkarten, und die Commu- nity steuerte mehr als 2.500 Posts auf der Social Media-Wall des DRK-Ge- neralsekretariats bei, auf der die Inhal- te der verschiedenen Social Media-Ka- näle gesammelt einsehbar sind. „Die Kampagne lebte vor allem durch das Mitmachen – vom kleinen DRK-Orts- verein bis zum großen DRK-Landesver- band und den Ehrenamtlichen selbst ha- ben sich unzählige Menschen beteiligt“, sagt Andreas Denk, Bereichsleiter Mar- keting, Kommunikation, Fundraising im DRK-Generalsekretariat. Mit vielfältigs- ten, kreativen Ergebnissen, unter ande- rem Spielkommentaren aus DRK-Sicht, Interviews mit Einsatzkräften oder histo- rischen Rückblicken erreichte die Kam- pagne viele Interessierte. Allein die 139 Beiträge des DRK-Generalsekretari- ats im EM-Zeitraum haben sich mehr als 780.000 Personen angeschaut. „Wir sind sehr stolz, dass all die Menschen, die das möglich gemacht haben, und vor allem unsere Ehrenamtlichen damit gro- ßen und verdienten Zuspruch in Medien und Öffentlichkeit erhalten haben.“ drk.de/EinsatzEuro2024 Profis zum Sammeln Mit den digitalen Sammelkarten konnten sich die Ehrenamtlichen einmal selbst in Szene setzen. Die Möglichkeit wurde intensiv genutzt. K O O R D I N I E R U N G S S T E L L E Hand in Hand für eine gute Organisation Im Führungs- und Lagezentrum (FÜLZ) des Berliner DRK-Generalsekretariats koordinieren normalerweise speziell zusammengestellte Teams die Not- und Soforthilfe nach schweren Katastrophen oder in Krisenfällen. Die Einrich- tung der Koordinierungsstelle (KOS) im FÜLZ im Sommer 2024 jedoch hatte einen freudigen Anlass: die Fußballeuropameisterschaft. In der Koordinierungsstelle liefen alle Fäden des bundesweiten Sanitätsdienst-Einsatzes des DRK zusammen. Um einen reibungslosen Ablauf des Einsatzes zu gewährleisten, arbeiteten dort während der EM insgesamt 23 Ehren- und 38 Hauptamtliche aus ganz Deutschland eng zusammen, werteten täglich den vergangenen Spieltag aus und bereiteten den kommenden vor. Martin Bullermann, Bundesbereitschafts- leiter und ehrenamtlich Verantwortlicher für die EURO 2024 war ebenfalls vor Ort. „Zu unseren Aufgaben gehörte es vor allem, den Überblick zu behalten, also das Personal zu erfassen und stets ein gesamtverbandliches Lagebild zu haben“, sagt Martin Bullermann. „Schließlich waren tausende Rotkreuzlerinnen und Rotkreuzler im Einsatz, bei bis zu vier Spielen täglich sowie Mannschaftstrainings, zahlreichen Fanfesten und Public Viewings.“ Bei einer solchen Großveranstaltung musste die Organisation für alle Herausforderungen gewappnet sein, denn auch bei Terroranschlä- gen, Wetterextremen wie Hitze oder Hochwasser und anderen Großschadenslagen übernimmt das DRK Aufgaben des Bevölkerungsschutzes. In einem solchen Fall wäre die rund um die Uhr erreichbare Koordinierungsstelle Dreh- und Angelpunkt der Hilfsmaßnahmen geworden. „Wir sind sehr froh, dass den Beteiligten – Sportlern, Fans und Einsatzkräften – eine Großschadens- lage erspart blieb und alle das gemeinsame Erlebnis genießen konnten“, resümiert Philipp Wiesener. „Sehr stolz sind wir auf die hervor- ragende Zusammenarbeit unserer ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitenden. Das hat sich bei diesem Einsatz erneut als unschätzbarer Wert erwiesen – ob in der KOS, am Spielfeldrand oder den zahlreichen weiteren Einsatzstellen.“ Blick ins FÜLZ/KOS: drk.de/InstaBlickinsFUELZ
10 DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. Viele Wege führen zum Ziel Ehrenamtliche, die beim und fürs DRK aktiv sind, leisten nicht nur während vielbeachteter Großereignisse etwa als Sanitäterinnen und Sanitäter im Stadion wichtige Arbeit: Das Spektrum ehrenamtlichen Engagements ist groß. So stellt auch das soziale Ehrenamt ein großes Betätigungsfeld für Engagierte innerhalb des DRK dar. Plattform für Engagierte Mit der neuen DRK-Engagementplattform können alle DRK-Gliederungen ihre Angebote digital und reichwei- tenstark präsentieren. Interessierte können diese filtern, De- tails einsehen und direkt Kontakt aufnehmen. Ziel ist, den Zu- gang zum Ehrenamt möglichst niedrigschwellig zu gestalten. Nach einer fünfmonatigen Pilotphase, an der 17 Gliederun- gen teilnahmen und das Tool testeten, fiel der offizielle Start- schuss am 21. November mit einer digitalen Kick-Off-Veran- staltung. Flexibilität durch Zeitspenden Das Konzept der Zeitspende ermöglicht zeitlich begrenztes und projektbezogenes Engagement. Durch diese Form des Engagements sollen Menschen angesprochen werden, die aufgrund familiärer oder beruflicher Verpflichtungen nur ei- nen kleinen Teil ihrer Zeit spenden können, sich aber trotz- dem für eine gute Sache engagieren möchten. Mit dem Zeitspende-Leitfaden sollen Gliederungen unterstützt wer- den, Zeitspenden effektiv und wertschätzend zu gestalten. Herausforderungen und Perspektiven Neben diesen innovativen Zugängen stellt sich die Frage, welche Rolle das soziale Ehrenamt im Care-Bereich – dem so genannten Sorgebereich – künftig spielen soll. Welche Aufgaben können Ehrenamtliche übernehmen und wie ge- lingt das Zusammenwirken mit Einrichtungen und Fachkräf- ten besonders gut? Damit wird sich das DRK 2025 intensiv beschäftigen, um das soziale Ehrenamt zukunftsfest zu ge- stalten. Schnell zum Ziel Über die neue DRK-Engagementplattform finden Interessierte das passende Angebot. Neue Zugänge ins soziale Ehrenamt Das soziale Ehrenamt ist unverzichtbar: Es stärkt den gesell- schaftlichen Zusammenhalt, ermöglicht Teilhabe und entlastet Fachkräfte in sozialen Berufen. Doch wie kann es angesichts veränderter Lebensrealitäten attraktiver gestaltet werden? Das DRK geht mit innovativen Ansätzen wie der „DRK- Engagementplattform“ und der „Zeitspende“ neue Wege. Weitere Informationen zur DRK-Engagementplattform und zum Zeitspende-Leitfaden: drk-wohlfahrt.de/drk-engagementplattform
DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. 11 Engagement in den DRK-Gemeinschaften Wer sich eingebunden engagieren möchte, findet beim Deut- schen Roten Kreuz mit seinen Gemeinschaften ein breites Spektrum an Möglichkeiten. Neben der Wohlfahrts- und So- zialarbeit gehören die Wasser- und Bergwacht dazu, die mit ihren speziellen Fähigkeiten den Rettungsdienst ergänzen. Im Zuge des Bevölkerungsschutzes kommen auch die Be- reitschaften zum Einsatz – bei Großveranstaltungen wie der Fußball-EM oder Großschadenslagen. Sie unterteilen sich in den Betreuungs-, den Sanitätsdienst und die Rettungshun- dearbeit. An junge Menschen zwischen sechs und 27 Jahren richtet sich das Jugendrotkreuz. Alle DRK-Gemeinschaften sind vor allem lokal, in den DRK-Ortsvereinen und -Kreisver- bänden, angebunden und sind im Notfall schnell am Einsatz- ort ( S. 14/15). Ungebundene Helfende: frei und doch dazugehörig Ob Spontanhelfende, ungebundene oder nicht ehrenamtlich organisierte Helfende: Verschiedene Namen bezeichnen die Gruppe von Menschen, die nach Großschadenslagen oder Katastrophen wie dem Ahrtal-Hochwasser spontan helfen möchten. Das DRK begrüßt diese Helfenden sehr und bemüht sich, diese individuell nach ihren Möglichkeiten einzubinden, damit sie ihre Fähigkeiten in einer solchen, häufig komplexen, unübersichtlichen Situation, optimal einbringen können. Den DRK-Gliederungen hilft dabei die „Praxisbroschüre ungebun- dene Helfende“. drk.de/ungebundene-helfende drk.de/praxisbroschuere-ungebundene-helfende Breites Spektrum Die Gemeinschaften bieten vielfältige Möglichkeiten, sich zu engagieren.
Ganzer Einsatz Sanitätskräfte des DRK kümmern sich um einen verletzten Spieler. G E R D A H A S S E L F E L D T I M I N T E R V I E W „Worte und Anerkennung allein reichen nicht“ – Ehrenamtliches Engagement braucht mehr Die Fußball-EM hat einmal mehr gezeigt: Ohne das Ehrenamt geht es nicht. Aber es sind bei Weitem nicht nur Großveranstaltungen, die die Helferinnen und Helfer fordern. Im Interview spricht DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt darüber, wo sie große Herausforderungen sieht und welche Rolle dem Ehrenamt dabei zukommt. Frau Hasselfeldt, wie haben Sie die Fußball-EM im vergangenen Jahr erlebt? Sportliche Großereignisse im eigenen Land haben aus der Fanperspektive natürlich ihren eigenen Reiz. Ich hatte die Ge- legenheit, dem Halbfinalspiel in München beizuwohnen. Das war tatsächlich sehr besonders. Nicht nur weil es ein span- nendes Spiel war, sondern vor allem, weil ich den Einsatz un- serer Ehrenamtlichen hautnah miterleben konnte. Mit welcher Hingabe und Professionalität sie ihren Tätigkeiten nachgegan- gen sind und so einen reibungslosen Ablauf des ganzen Tur- niers ermöglicht haben, war wirklich beachtlich und verdient unser aller Dank. Sie haben damit einmal mehr gezeigt, dass sich große Herausforderungen nur im Rückgriff auf das Ehren- amt bewältigen lassen. Sportliche Großveranstaltungen wie die EM sind das eine. Welche Herausforderungen sehen Sie darüber hinaus auf die Gesellschaft zukommen? Aktuell wird viel von einem Zeitalter multipler Krisen gespro- chen. Zunehmende Naturkatastrophen, mögliche Angriffe auf die Infrastruktur, die wachsende Anzahl bewaffneter Konflik- te, die Zunahme globaler Migrationsbewegungen – all das sind
DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. 13 Was unternimmt das DRK, um Menschen für eine ehrenamtliche Tätigkeit zu begeistern? Aus Studien wissen wir, dass der Wille zum Engagement in der Bevölkerung ungebrochen ist. Geändert haben sich allerdings die präferierten Formen eines solchen Engagements. Hier ist es unsere Aufgabe, auf diese Veränderungen zu reagieren und den Menschen Möglichkeiten aufzuzeigen, wie ein für sie pas- sendes Ehrenamt aussehen könnte. Dazu ist etwa die von uns neu ins Leben gerufene „DRK-Engagementplattform“ ein wich- tiger Schritt in diese Richtung ( S. 10). In welchem Zusammenhang steht das hier Gesagte mit Ihrem öffentlichen Vorstoß zu einem Jahr für die Gesellschaft? Aktuell wird in der Politik über verschiedene Konzepte disku- tiert, wie etwa die Wiedereinführung der Wehrpflicht oder ein soziales Pflichtjahr. Unser Vorschlag versucht, vereinfacht ge- sagt, beide Modelle zusammenzuführen und dabei die rechtli- chen Hürden sowie den bürokratischen und finanziellen Auf- wand so gering wie möglich zu halten, indem auf die Strukturen und Expertise von bestehenden Freiwilligendienstträgern wie dem DRK zurückgegriffen wird. Alle jungen Menschen werden dabei zunächst angeschrieben und erhalten auf Grundlage ihrer Auskünfte eine Beratung über ein mögliches Engagement. Wer sich für einen Freiwilligendienst entscheidet, erhält eine angemessene Vergütung, die vergleichbar dem BAföG- Satz ist, sowie weitere Vergünstigungen. So wird ein wei- terer Grundstein für eine resiliente Gesellschaft gelegt, das Bewusstsein für gesellschaftlichen Zusammenhalt gestärkt und jungen Menschen die Möglichkeit geboten, sich weiter- zuentwickeln. Das Ehrenamt nimmt eine Schlüsselposition ein, da es staatliche Strukturen an entscheidenden Stellen ergänzen und stärken kann. Z U R P E R S O N Gerda Hasselfeldt Die frühere Bundesministerin und ehemalige Bundestagsabgeordnete ist seit Dezember 2017 Präsidentin des Deutschen Roten Kreuzes. Herausforderungen, mit denen wir uns in Zukunft noch ver- stärkt auseinandersetzen werden müssen. Da davon auszu- gehen ist, dass sich diese Krisen nicht nur verschärfen, son- dern sich auch zunehmend überlagern werden, ist ein in noch viel stärkerem Maße vorausschauendes Handeln nötig, als es momentan der Fall ist – und hier sehe ich uns als Gesellschaft noch nicht ausreichend vorbereitet. Welche Rolle kommt dabei dem Ehrenamt zu? Das Ehrenamt nimmt hier eine Schlüsselposition ein, da es staatliche Strukturen an entscheidenden Stellen ergänzen und stärken kann. Als DRK sind wir bereits in vielen Bereichen unserer Arbeit mit den genannten Herausforderungen kon- frontiert. Hier gilt schon jetzt, dass sich diese nicht ohne das Engagement der vielen Ehrenamtlichen bewältigen ließen. Da- rüber hinaus möchte ich festhalten, dass ehrenamtliche Helfe- rinnen und Helfer in den unterschiedlichsten Bereichen auch außerhalb von Krisenzeiten und Extremsituationen tagtäglich dafür sorgen, dass unsere Gesellschaft funktioniert. Wird dieses Engagement denn ausreichend gewürdigt? Dankende Worte und Anerkennung sind sehr wichtig, reichen allein aber nicht. Die Politik muss die Rahmenbedingungen verbessern, unter denen das Ehrenamt agiert, und es stärker fördern. Dazu zählt beispielsweise neben einer nachhaltigen Finanzierung auch die Verabschiedung einheitlicher Regelun- gen zur Gleichstellung ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer anerkannter Hilfsorganisationen wie dem DRK mit den Frei- willigen von Technischem Hilfswerk und Feuerwehr, etwa bei Fragen der Freistellung vom Arbeitsplatz, Verdienstausfallleis- tungen an die Arbeitgeber oder eines umfassenden sozial- versicherungsrechtlichen Schutzes. Für Außenstehende mö- gen das Detailfragen sein, aber man kann die Wirkung solcher Maßnahmen kaum überschätzen, weil von ihnen am Ende alle Beteiligten und somit wir als Gesellschaft profitieren.
14 DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. Die DRK-Gemeinschaften G E M E I N S A M S T A R K Menschen für Menschen Die Gemeinschaften des DRK sind die tragenden Säulen des Ehrenamts. Mehr als 457.000 Ehren- amtliche sind beim DRK aktiv. Sie alle sind in ihrer Freizeit im Einsatz und helfen, indem sie retten, versorgen, betreuen, begleiten und gemeinsam Ideen für die Zukunft entwickeln. Mehr zu den Leistungen der Gemeinschaften lesen Sie auf den Seiten 62 – 63. Bereitschaften Wohlfahrts- & Sozialarbeit Multiplikatoren für Soziales Ehrenamt CBRN-Ausbildung geschult ist gefragt Um Kolleginnen und Kollegen auf Ein- sätze bei chemischen, biologischen, ra- diologischen und nuklearen Gefahren vorzubereiten und ihnen die Anforderun- gen in solchen Lagen zu vermitteln, führt das DRK regelmäßig sogenannte stan- dardisierte CBRN-Grundausbildungen durch. Geleitet werden sie von Multipli- katorinnen und Multiplikatoren aus den DRK-Landesverbänden, die sich dafür im Jahr 2024 in zwei Schulungen einwei- sen lassen konnten. Schon seit einigen Jahren beobachtet das DRK eine zunehmende Nachfrage an Angeboten in den Sozialen Hilfen. Ob in der Wohnungslosenhilfe, bei Essens- oder Kleiderausgaben: Menschen in schwierigen Lebenslagen sind auf Unter- stützung angewiesen. Daneben zeich- net sich ab, dass Versorgungsstruktu- ren, wie etwa in der Pflege, aufgrund des Personalmangels dauerhaft nicht auf- rechterhalten werden können. Soziales Ehrenamt ist gefragt! In der Ausbildung behandeln sie Themen wie das Erkennen und Verstehen von CBRN-Gefahren, den Selbstschutz vor solchen Risiken sowie spezielle Einsatz- regeln. Die Auszubildenden erhalten eine Basiskompetenz und sind für die Her- ausforderungen dieser Szenarien sensi- bilisiert. Zudem üben sie den Umgang mit der Persönlichen Schutzausrüstung, wie Atem- und Körperschutz, um die ei- gene Sicherheit zu gewährleisten. Eben- so geht es um mögliche psychische Be- lastungen. Die Gemeinschaft Wohlfahrts- und So- zialarbeit fokussierte sich in 2024 daher auf zwei Aspekte: Einsatzmöglichkeiten sichtbarer zu machen – Ende 2024 ging die DRK-Engagementplattform live – und: flexiblere Einsatzmöglichkeiten mit dem Konzept der Zeitspende zu schaf- fen. Beide Aspekte verfolgen das Ziel, mehr zu erreichen und das Mitmachen für sie passender zu gestalten. Eine Übersicht zu den „Neuen Wegen ins Soziale Ehrenamt“ siehe S. 10. drk.de/bereitschaften drk-wohlfahrt.de drk-wohlfahrt.de/ehrenamt
DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. Das DRK in Deutschland Das DRK im Ausland Das DRK im Überblick Das DRK und seine Finanzen 15 Jugendrotkreuz Gemeinsam Gesellschaft gestalten Bergwacht Spezialausbildung für neue Aufgaben Wasserwacht Digitale Welt trifft Tradition Das Jugendrotkreuz (JRK) ist der ei- genverantwortliche Jugendverband des DRK. Rund 160.000 Mitglieder im Alter von sechs bis 27 Jahren engagieren sich für eine Gesellschaft des Miteinanders, für Gesundheit, Umwelt, Frieden und in- ternationale Verständigung. Die zunehmenden Naturkatastrophen erweitern auch die Aufgaben der Berg- wacht. Immer öfter unterstützt sie etwa die Feuerwehren bei Waldbränden in Absturzgelände, sorgt für die Sicherung der Löschkräfte und die notfallmedizini- sche Versorgung. Gemeinsam mit den Kindern und Ju- gendlichen schafft das JRK Räume, in denen sie selbstbestimmt agieren und sich einbringen können. Denn Auftrag des Jugendrotkreuzes ist nicht nur die Schaffung vielfältiger Bildungsangebote: Vielmehr steht das JRK für die Selbstor- ganisation junger Menschen. Die Kinder und Jugendlichen lernen, sich als Teil ei- ner Gemeinschaft zu begreifen, die sie aktiv mitgestalten können und sollen. Sie engagieren sich für die Gesellschaft, er- fahren Selbstwirksamkeit und bauen wertvolles Selbstvertrauen auf. Mehr zum JRK siehe S. 30 f. Dafür wurden 2024 die ersten 20 „Spe- zialeinsatzkräfte zur Unterstützung im Vegetationsbrand“ ausgebildet. Bundes- weit soll es bald bis zu 170 dieser Ein- satzkräfte geben. Darüber hinaus ist das Großprojekt der SANbox Bergwacht abgeschlossen: Das Handbuch Sanitätsdienst wurde auf- wendig im „Bergwacht-Look“ aufberei- tet und mit eigenen Fallbeispielen und Praxisanleitungen sowie 16 spezifischen Unterrichtseinheiten für die Grundaus- bildung Notfallmedizin ergänzt. Parallel zu ersten Schulungen für Multiplikatoren wurde das etablierte E-Learning für die theoretischen Inhalte überarbeitet. Das mit zwei ehrenamtlichen Beauftrag- ten neu gebildete Social Media-Team setzt die Kommunikationsoffensive der Wasserwacht aktiv um. Regelmäßig wird gepostet und geteilt – nicht nur über die fünf Projekte zur Strategie 2030, die eh- renamtlich besetzt wurden und wie ge- plant gestartet sind. Ein Fokus liegt auf der digitalen Rettungsschwimmen-Aus- bildung für alle Interessierten. Der Theo- rie-Teil wurde als E-Learning konzipiert und kann seit Februar 2025 absolviert werden. Für alle Schwimmbegeisterten liegen die aktualisierten Baderegeln vor – einfach formuliert, in zahlreichen Sprachen und als Hörversion. Neben der Schwimm- ausbildung für Tausende Teilnehmen- de wurde auch politisch viel bewirkt: So setzt sich die Wasserwacht in der Bä- derallianz für den Erhalt von Schwimm- bädern ein. jugendrotkreuz.de jugendrotkreuz.de/auf-einen-blick drk.de/bergwacht facebook.de/DRKBergwacht drk.de/wasserwacht drk.de/baderegeln lerncampus.training/rettungsschwimmer
17 S E I T E 1 6 – 3 7 Das DRK in Deutschland Insgesamt über 457.000 Ehrenamtliche und mehr als 211.000 hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie rund 2,5 Millionen Förder mitglieder machen das Rote Kreuz in Deutschland stark. Allein rund 17.000 der ehrenamtlich Engagierten waren 2024 bei der Fußball-Europameisterschaft im Einsatz. Im Jugendrotkreuz sind fast 160.000 Kinder und Jugendliche aktiv. Mit ihren Initiativen sind die Grundsätze des Roten Kreuzes in der nächsten Generation angekommen: allen voran der Grundsatz der Menschlichkeit für ein friedvolles Zusammenleben in Gegenwart und Zukunft. Die sich zunehmend überlagernden Herausforderungen auch im Inland zu meistern, gelingt nur gemeinsam und durch den unermüdlichen Einsatz insbesondere der ehrenamtlichen Rotkreuzlerinnen und Rotkreuzler sowie der freiwilligen Helfer- innen und Helfer. Der Bevölkerungsschutz nimmt dabei für das Deutsche Rote Kreuz als Nationale Hilfsgesellschaft einen immer größeren Stellenwert ein. Und auch die Wohlfahrts- und Sozialarbeit steht vor der Aufgabe, das Versorgungssystem in Vorsorge und Pflege stabil zu halten.
18 DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. B E V Ö L K E R U N G S S C H U T Z Besser vorbereitet in die Zukunft In einer Zeit multipler Krisen rückt der Gesundheitliche Bevölkerungsschutz zunehmend in den Fokus. Notlagen, etwa durch Extremwetterereignisse und Naturkatastrophen, treten öfter und in größerem Ausmaß auf. In seiner aktuellen Form kann der Bevölkerungsschutz damit nicht Schritt halten. Das DRK mahnt seit Jahren zu deutlich besserer Vorbereitung. Bislang sind die Menschen in den Landkreisen Minden-Lüb- becke und Herford verschont geblieben. Doch die Katastro- phe war greifbar. Gleich mehrfach in den vergangenen Jahren kam die Trinkwasserversorgung für über 110.000 Menschen in der nordrhein-westfälischen Region an ihre Grenzen – ins- besondere durch extrem hohen Verbrauch in überdurch- schnittlich warmen Sommern. Nur teils glückliche Faktoren haben einen Komplettausfall verhindert, der immense Fol- gen für besonders vulnerable, pflegebedürftige Gruppen hät- te. Das DRK spielt im Notfall eine entscheidende Rolle, doch schon die drohenden Trinkwassernotstände der Vergangen- heit haben die Grenzen des Leistbaren aufgezeigt. Künftig soll das anders werden. Ein 2024 gestartetes Pilot- projekt des DRK-Landesverbandes Westfalen-Lippe will zei- gen, wie vorausschauender Bevölkerungsschutz aussehen könnte – ja eigentlich müsste. Im konkreten Fall sollen etwa die Frühwarn- und Maßnahmenprotokolle professionalisiert und Schulungen für alle Beteiligten entwickelt werden. Zu- dem ist geplant, die Trinkwasserherstellung, -aufbereitung und -verteilung innerhalb der regionalen DRK-Strukturen neu auszurichten, damit eine normgerechte Versorgung möglich ist. Dazu gehört auch, fehlendes Material und Geräte neu an- zuschaffen. Von solch einem vorausschauenden Ansatz ist Deutsch- land vielerorts weit entfernt. „Bisher agieren wir im Bevölke- rungsschutz eher reaktiv“, sagt Philipp Wiesener, Leiter des Teams Nationales Krisenmanagement/Gesundheitlicher Be- völkerungsschutz im DRK-Generalsekretariat: „Wir müssen antizipativer vorgehen und uns besser auf absehbare Not- lagen vorbereiten.“ Denn die Katastrophe hat viele Gesich- ter. Drei weitere Pilotprojekte in Hessen, Baden-Württemberg und Brandenburg thematisieren andere Herausforderungen, die sich aus klimawandelbedingten Extremwetterereignissen, wie zum Beispiel Starkregen, Hochwasser und Waldbränden, Übung für den Einsatzfall Eine Rotkreuzhelferin und ein Rotkreuzhelfer betreuen einen Verletzten nach einem simulierten Unfall beim Bundeswettbewerb der Bereitschaften in Cloppenburg. Wir müssen antizipativer vorgehen und uns besser auf absehbare Notlagen vorbereiten. Philipp Wiesener Teamleiter Nationales Krisenmanagement und Gesund- heitlicher Bevölkerungsschutz im DRK-Generalsekretariat
19 Hochwasserkatastrophe 2021 Sanitäter des DRK standen bei ihrem Einsatz im rheinland-pfälzischen Ahrweiler vor extremen Herausforderungen. Selbstschutzinhalten (EHSH) angeboten. 74.191 Menschen haben daran teilgenommen, um sich besser auf Notfallsitu- ationen wie Hochwasser, Stromausfall oder eine Pandemie vorzubereiten. Das Ziel: Die Menschen sollen sich selbst, An- gehörigen und Nachbarn helfen können, bis organisierte Un- terstützung eintrifft. Für den Zeitraum 2025 bis 2029 beabsichtigt die Bundes- regierung, die EHSH-Ausbildung von 450.000 Personen zu fördern. Das DRK plant, in dieser Zeit 19.253 Kurse mit ins- gesamt 288.795 Teilnehmenden anzubieten, und hat einen entsprechenden Antrag gestellt. Für DRK-Präsidentin Ger- da Hasselfeldt ist die von der Politik vorgesehene Größen- ordnung allerdings zu klein gedacht. „Um die Fähigkeiten zur Selbsthilfe in der Bevölkerung in dem Maße aufzubauen, wie diese im Krisenfall benötigt würden, müssten rund zehnmal so viele Menschen ausgebildet werden.“ Wichtige Expertise der Rotkreuzschwestern Rotkreuzschwestern erfüllen im Gesundheitlichen Bevölkerungsschutz eine wichtige Rolle. Damit sie auch in Ausnahmesituationen effektiv handeln und die pflegerische Versorgung der Bevölkerung verbessern können, setzt der VdS auf Qualifikation. Zu den derzeitigen Angeboten gehören der „Basiskurs Pflege im Bevölkerungsschutz“ der DRK-Schwesternschaft „Bonn“ sowie die Weiterbildung „Gruppenführer Pflege“ des VdS ( s. links). Zudem entwickeln die DRK-Schwesternschaft „Bonn“ und die Württember- gische Schwesternschaft vom Roten Kreuz im Auftrag des Bundesinstituts für Berufsbildung mit MODINA – Krisenresilienz im Bevölkerungsschutz seit Anfang August 2024 ein Modul für die Pflegeausbildung. rotkreuzschwestern.de modina.info ergeben können. Hinzu kommen Aufgaben im Rahmen ei- ner möglichen neuen Pandemie sowie bei größeren Bevöl- kerungsbewegungen – etwa infolge eines bewaffneten Kon- fliktes. Angesichts dieser Fülle von Herausforderungen müssten aus Sicht des DRK in Deutschland jährlich mindestens 0,5 Pro- zent des Bundeshaushalts in den Bevölkerungsschutz fließen – also rund 2,5 Milliarden Euro. „Bislang waren es aber nicht einmal 600 Millionen Euro“, kritisiert DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt. PUK-Ausbildung: DRK geht in finanzielle Vorleistung Um seine Vorstellungen für eine resilientere Bevölkerung um- zusetzen, greift das DRK daher auf eigene Mittel zurück. 500.000 Euro wurden 2024 für ein Förderprogramm zur Aus- bildung von sogenannten Pflegeunterstützungskräften (PUK) bereitgestellt. Sie sollen im Zivil- und Katastrophenschutzfall das schon unter Normalbedingungen überlastete Pflegesys- tem stärken, indem sie sich selbst und anderen bei Pfle- ge- und Gesundheitsleistungen helfen können. Gesamtziel – auch des Bundes – ist es, rund ein Prozent der Bevölke- rung bundesweit einheitlich auszubilden. Allerdings wurden für das Projekt PUK weder im Bundeshaushalt 2024 noch für 2025 Mittel eingestellt. Mit seinem Förderprogramm finanziert das DRK die Erarbeitung von Lehr- und Lernunterlagen so- wie erste Pilotschulungen deshalb selbst – „weil wir nicht auf den Umsetzungswillen der Bundespolitik warten wollen“, so DRK-Generalsekretär Christian Reuter. VdS schult „Gruppenführer Pflege“ Über das PUK-Engagement hinaus hat der Verband der Schwesternschaften vom Deutschen Roten Kreuz e. V. (VdS) eine erste Pilotschulung zum „Gruppenführer Pflege“ durch- geführt, unterstützt mit Fördermitteln des DRK. So können Pflegefachkräfte in die Führungsarbeit des Katastrophen- schutzes eingebunden werden. „Pflegekompetenz gehört aus unserer Sicht in alle Krisenstäbe“, erklärt VdS-Präsiden- tin Generaloberin Edith Dürr: „Dafür müssen Pflegefachkräfte auf allen Ebenen des Katastrophenschutzes Verantwortung übernehmen und ihre Expertise einbringen können.“ Die Bevölkerung mitnehmen Um auch die Breitenausbildung der Zivilbevölkerung auszu- weiten und deren Resilienz zu stärken, hat das DRK 2024 deutschlandweit insgesamt 4.161 Erste Hilfe-Kurse mit
20 DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. Stärkerer Fokus auf Vorhaltung Neben der Ausbildung investiert das DRK in die optimierte Vorhaltung von Material, Fahrzeugen und Ausrüstung für Kri- senzeiten. Im Oktober 2024 wurde im brandenburgischen Luckenwalde der Grundstein für eines der größten und mo- dernsten Bevölkerungsschutzzentren in Deutschland gelegt. Ab 2026 sollen dort unter anderem Hilfsgüter für internationa- le und nationale Einsätze vorgehalten werden. Zu dem Zentrum wird auch das durch das DRK implemen- tierte erste „Mobile Betreuungsmodul 5.000“ der Betreu- ungsreserve des Bundes für den Zivilschutz gehören. Mit ei- nem MBM 5.000 können in Krisensituationen bis zu 5.000 Personen autark untergebracht, betreut und versorgt wer- den. „Wir brauchen mehr dieser Module“, betont Gerda Has- selfeldt. Zwar sollten nach dem Wunsch der Bundespolitik bis 2027 mindestens zehn bereitstehen, bisher seien jedoch le- diglich eineinhalb anfinanziert. Europäische Solidarität im UCPM Über den „Union Civil Protection Mechanism“ (UCPM), den Katastrophenschutz-Mechanismus der EU-Staaten, ist das DRK in die länderübergreifende Vorsorge eingebunden. Regelmäßig nehmen Vertreterinnen und Vertreter des DRK an einem speziellen Trainingspro- gramm der EU teil und stehen für internationale Einsätze bereit. Derzeit stellt das DRK 16 Mitglieder dieses EU-weiten Expertenpools. 2024 war mit Blick auf Deutschlands Rolle in dem europäischen Verfahren in mehrfacher Hinsicht bedeutsam. So kam beim Winter-Hochwasser in Niedersachsen hierzulande erstmals ein Spezial-Modul des UCPM zum Einsatz – ein mobiles Damm-System des französischen Zivilschutzes. Außerdem fand im Oktober mit der „Magnitude“ zum ersten Mal eine multinationale UCPM-Großübung in Deutschland statt. Dabei wurde in Baden-Württemberg 36 Stunden lang ein Erdbebenszenario simuliert. Expertinnen und Experten des DRK haben dort wichtige Schnittstellen-Funktionen übernommen. Zudem hat im Januar 2024 die EU-Kompetenzstelle im Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophen- hilfe (BBK) die Arbeit aufgenommen. Sie sorgt für eine enge Verzahnung von Bund, Ländern und Hilfsorganisa- tionen bei Fragen zum EU-Bevölkerungsschutz. Das DRK ist dort mit Martin von Langenthal vertreten, dem stellvertretenden Teamleiter der Einsatzunterstüt- zung im In- und Ausland im DRK-Generalsekretariat. Grundsteinlegung Im brandenburgischen Luckenwalde ist der Grundstein für das neue Bevölkerungsschutzzentrum gelegt worden, das hier als Visualisierung zu sehen ist. International eingebunden Beim Thema Vorhaltungen agiert das DRK zudem als wichti- ger Partner der Europäischen Union. In Dresden etwa betreibt der DRK-Landesverband Sachsen im Auftrag des DRK-Ge- neralsekretariates den DRK-Teil des „rescEU medical stock- pile DE“. Als europäische Notfall-Reserve wird dort medizini- sche Schutzausrüstung für die Bekämpfung von Pandemien gelagert. Diese Aufgabe übernimmt das DRK im Rahmen des EU-Katastrophenschutzmechanismus (Union Civil Protection Mechanism, UCPM). „Über dieses Verfahren können Staaten bei der EU im Ernstfall internationale Unterstützung anfordern“, erklärt Martin von Langenthal, stellvertretender Teamleiter der Einsatzunterstützung im In- und Ausland im DRK-Generalse- kretariat: „Und das DRK stärkt sein Engagement im Rahmen des UCPM.“ ( s. links). Pflegesystem an der Belastungsgrenze Während Martin von Langenthal und Philipp Wiesener das DRK und die deutsche Bevölkerung mit ihren Teams auf künf- tige Katastrophen vorbereiten, ist die Krise für ihren Kollegen Benjamin Fehrecke-Harpke bereits alltäglich. Denn die pfle- gerische Versorgung in Deutschland, die in absehbaren Aus- nahmesituationen besonders gefordert wäre, befindet sich schon im Normalbetrieb am Anschlag. „Egal, ob man auf den Arbeitskräftemangel, die hohen Eigenanteile für zu pflegen- de Personen oder die angespannte finanzielle Lage der Pfle- geversicherung schaut – der Pflegebereich steht vor enor- men Herausforderungen“, sagt der stellvertretende Leiter des Teams Gesundheit, Seniorenarbeit und Pflege im DRK-Ge- neralsekretariat und Koordinator für die Altenhilfe. Das DRK hat mehrfach darauf hingewiesen, dass die Aufrechterhal- tung der Versorgungssicherheit mittel- bis langfristig gefähr- det ist – zumal sich die ohnehin dramatische Lage in Krisen- zeiten noch multiplizieren wird.
DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. Das DRK in Deutschland Das DRK im Ausland Das DRK im Überblick Das DRK und seine Finanzen 21 Dabei ist auch zu klären, wie die Zusammenarbeit mit dem Katastrophenschutz intensiviert werden kann. „Das Thema Krisen- und Katastrophenvorsorge von Langzeitpflegeein- richtungen wird angesichts der steigenden Zahl der Wetter- extreme eine bedeutendere Rolle spielen müssen“, betont der Experte. „Die Einrichtungen sowie Pflegedienste brau- chen individuelle Krisenkonzepte, die mit den lokalen Gefah- renabwehrbehörden der Kommunen abgestimmt sind – nicht zuletzt, da die Ressourcen des meist ehrenamtlich organi- sierten Katastrophenschutzes sehr begrenzt sind.“ Allerdings fehlen oft übergreifende Strukturen, in die sich die Einrichtungen einbinden können, sowie ausreichende finanzi- elle Ressourcen. Vor diesem Hintergrund hat das DRK mehrere Forschungs- projekte initiiert, die sich mit der bedarfsgerechten Versor- gung in Krisen beschäftigen. Angestrebt wird ein Innovati- onstransfer, der die Ergebnisse in die Praxis überführt und alle Beteiligten besser und nachhaltig vernetzt. „Krisenvor- bereitung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, betont Benjamin Fehrecke-Harpke. Starke Partner DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt und DRK-Generalsekretär Christian Reuter (2.v.l.) präsentieren mit DRK-Präsidiumsmitglied und Generalarzt Dr. Johannes Backus (l.) und Generaloberstabsarzt Dr. Ralf Hoffmann das Positionspapier. Z I V I L - M I L I T Ä R I S C H E Z U S A M M E N A R B E I T Positionspapier unterzeichnet Angesichts der sicherheitspolitischen Lage in den vergange- nen Jahren rückt die Zusammenarbeit zwischen zivilen und militärischen Gesundheitsdiensten zunehmend in den Fokus. Das DRK und die Bundeswehr haben daher im Dezember 2024 ein Positionspapier unterzeichnet, das die Kooperation weiter konkretisieren soll. Als freiwillige Hilfsgesellschaft der deutschen Behörden im humanitären Bereich hat das DRK die gesetzliche Aufgabe, den Sanitätsdienst der Bundeswehr im Falle bewaffneter Konflikte zu unterstützen. „Vorstellbar ist eine Mitwirkung in Sanitätseinrichtungen der Bundeswehr, im strategischen Patiententransport und in der verlässlichen Versorgung mit Blut und Blutprodukten“, erklärt DRK-Gene- ralsekretär Christian Reuter. Ziel ist es, in Krisensituationen ein koordiniertes medizinisches Netzwerk aufzubauen, das humanitäre Hilfe und gesundheitliche Sicherheit effektiv ge- währleistet. Die sicherheitspolitische Entwicklung habe ver- deutlicht, „dass Szenarien wieder realistisch werden, welche die Ressourcen des Sanitätsdienstes der Bundeswehr struk- turell überfordern könnten“, so Christian Reuter. „Deshalb ist es unsere Aufgabe als DRK, im Sinne des Gesetzes die nö- tigen Strukturen und Prozesse zu schaffen, um bedarfsge- recht und wirkungsvoll zu unterstützen.“ Das Positionspapier findet sich hier: drk.de/PositionspapierDRKSanDstBw Hilfe für die Schwachen Ein Mitarbeiter des DRK-Kreisverbandes Fläming-Spreewald betreut eine Seniorin. Viele Pflegeeinrichtungen sind für Krisen nicht ausreichend gewappnet. Brennpunkt Wohlfahrt Nr. 04/2024: Das deutsche Gesundheits- system auf bewaffnete Konflikte vorbereiten drk-wohlfahrt.de/gesundheitssystem-auf-bewaffnete- konflikte-vorbereiten
22 DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. C H R I S T I A N R E U T E R I M I N T E R V I E W Den Worten endlich Taten folgen lassen Im Interview unterstreicht DRK-Generalsekretär Christian Reuter die grundlegende Bedeutung des Bevölkerungsschutzes und setzt sich für dessen Stärkung ein. Es gilt, den Bevölkerungsschutz an die neuen Entwicklungen anzupassen. Herr Reuter, die Katastrophen und Krisen gerade der jüngsten Ver- gangenheit unterstreichen einmal mehr die Bedeutung des Bevölke- rungsschutzes. Ist das im Bewusst- sein der Verantwortlichen, aber auch der Bevölkerung in Deutsch- land angekommen? Die grundlegende Bedeutung des Be- völkerungsschutzes stellt niemand in Frage. Sie wird regelmäßig – vor allem nach konkreten Vorfällen wie den ver- gangenen Flutkatastrophen hierzulan- de – in Sonntagsreden beschworen. Al- lein, es mangelt an der Umsetzung und Unterstützung. Ein wirksamer Bevölke- rungsschutz lässt sich nicht ad hoc her- beizaubern. Vorsorge ist hier ein wichti- ges Stichwort. Zumal zu erwarten steht, dass zum Beispiel Extremwetterereig- nisse im Zuge der Klimakrise zunehmen werden und – was über Jahrzehnte in Europa nahezu undenkbar schien – die Möglichkeit einer bewaffneten Auseinan- dersetzung aufgrund der jüngsten Ent- wicklungen wieder stärker in Betracht gezogen werden muss. Darauf sind wir in Deutschland – Stand heute – nur be- dingt vorbereitet. Z U R P E R S O N Christian Reuter Seit April 2015 ist der Diplom-Volkswirt Generalsekretär und Vorsitzender des Vorstands des DRK e.V. Was genau fordern Sie? Vor allem, dass man den Worten und Ankündigungen endlich Taten folgen lässt. Dafür setzt sich das DRK seit Jah- ren vehement ein. Der Bevölkerungs- schutz muss an die neuen Lagen ange- passt und für künftige Krisen gestärkt werden. Dazu gehört eine nachhalti- ge Finanzierung von zukunftsorientier- ter Vorsorge, Vorratshaltung, Infrastruk- tur und – ehrenamtlicher Unterstützung. Was viele nicht wissen: Rund 90 Prozent der Aktivitäten im Bevölkerungsschutz- system werden von qualifizierten Ehren- amtlichen geleistet ( S. 18 ff). Wo sehen Sie Nachholbedarf? Können Sie ein konkretes Beispiel nennen? Ein zentraler Punkt ist die auskömmliche Finanzierung durch den Bund. Das DRK fordert bereits seit Jahren, dass mindes- tens ein halbes Prozent des Bundes- haushaltes für den Zivil- und Katastro- phenschutz ausgegeben wird, also circa 2,5 Milliarden Euro. Davon sind wir sehr weit entfernt. Es fehlt zum Beispiel an elementaren Dingen, um Menschen im Konflikt- oder Katastrophenfall unterzu- bringen. Etwa dann, wenn die Infrastruk- tur zerstört oder beschädigt wurde. Das mobile Betreuungsmodul 5.000 (MBM 5.000) bietet diese Möglichkeit. 5.000 Menschen können mit einem solchen Modul autark untergebracht und ver- sorgt werden. Zehn dieser MBM 5.000 sollen beschafft werden, so der Plan. Bislang ist allerdings nur eines aus- und ein weiteres anteilig finanziert. Darüber hinaus fehlt es auch an Ansätzen für eine resilientere Bevölkerung. Was ist damit gemeint? Menschen sollten sich in einer Krise selbst und anderen helfen können. Ein
DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. Das DRK in Deutschland Das DRK im Ausland Das DRK im Überblick Das DRK und seine Finanzen 23 Das ist keine Übung Mitglieder der Wasserwacht des Bayerischen Roten Kreuzes beim Einsatz während des Hochwassers in Bayern, Juni 2024. Stichwort und zugleich ein Beispiel da- für, dass auch mit relativ geringem fi- nanziellem Aufwand etwas möglich ist, sind die Pflegeunterstützungskräf- te, die in Krisenfällen zum Einsatz kom- men. Das DRK hat auf eigene Kosten ein Programm zur Ausbildung dieser Kräfte entwickelt, da die Bundesregierung das Geld bislang nicht bewilligt hat. Insge- samt muss es darum gehen, die Resili- enz der Bevölkerung zu stärken. Sie haben die Möglichkeit eines bewaffneten Konfliktes ange- sprochen. Welche Rolle spielt das DRK in einem solchen Fall? Ein zentraler Aspekt ist hier die Zivil-Mili- tärische Zusammenarbeit. Das DRK ar- beitet schon heute eng mit dem Sani- tätsdienst der Bundeswehr zusammen. Dazu verpflichten uns das DRK-Gesetz und die Genfer Abkommen. Diese Ko- operation werden wir angesichts der neueren Entwicklungen weiter intensi- vieren. Die Grundlage dafür bildet ein Positionspapier, das wir Ende 2024 ge- meinsam auf den Weg gebracht haben. Unsere Aufgabe als DRK ist es, im Sin- ne des Gesetzes die nötigen Strukturen und Prozesse zu schaffen, um den Sa- nitätsdienst der Bundeswehr bedarfs- gerecht und wirkungsvoll zu unterstüt- zen. Vorstellbar ist eine mitwirkende Unterstützung in Sanitätseinrichtungen der Bundeswehr, im strategischen Pati- ententransport und in der verlässlichen Versorgung mit Blut und Blutprodukten. Herr Reuter, vielen Dank für die Einordnung. Der Bevölkerungsschutz muss an die neuen Lagen angepasst und für künftige Krisen gestärkt werden. Sicherheit bieten Im Fall einer Katastrophe sind es häufig ehrenamtliche Helferinnen und Helfer, die sich um die Menschen kümmern, wie hier in einer Notunter- kunft während des Hochwassers in Bayern.
24 DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. Zukunft geht nur gemeinsam Arbeitskräfte für den sozialen Sektor Getreu dem Motto „Gemeinsam stärker“ organisierte das DRK-Generalsekretariat seine 2024er Ausgabe von #Zukunft- Wohlfahrt im November als Kooperationsveranstaltung mit dem DRK-Landesverband Baden-Württemberg und der LIGA der Freien Wohlfahrtspflege Baden-Württemberg in Stuttgart. 130 Fach- und Führungskräfte diskutierten die Zukunft der An- gebote und die Sicherstellung einer guten Versorgung der Be- völkerung unter den Vorzeichen des Arbeitskräftemangels. Lösungen sind vernetzt und innovativ zu denken. „Erfolgreiche Ansätze zur Arbeitskräftesicherung in sozialen und gesundheitlichen Berufen sichtbar machen, gemeinsam über diese nachdenken und Möglichkeiten der Übertragbar- keit diskutieren – darum ging es dieses Mal bei #ZukunftWohl- fahrt“, sagt Dr. Joß Steinke, Bereichsleiter Jugend und Wohl- fahrtspflege im DRK-Generalsekretariat. In Vorträgen, Workshops und Podien wurden Best Practice-An- sätze und -Projekte zur Gewinnung und Bindung von Mitarbei- tenden vorgestellt: Basierend auf einer Studie der Arbeitnehmerkammer Bremen zeigt zum Beispiel das Projekt „Ich pflege wieder, weil...“, dass der Weg zu gemeinsam gestalteten, guten Arbeitsbedingun- gen aufwändig, aber sehr wirkungsvoll sein kann. Gelingende Ankommens- und Bleibeprozesse für internationa- le Arbeits- und Fachkräfte im sozialen Sektor brauchen mehr Aufmerksamkeit: Das Welcome Center Sozialwirtschaft und die DRK-Kliniken Berlin Mitte nahmen diversitätsorientierte Onboarding-Prozesse in den Fokus und sprachen sich für eine gezielte fachliche und soziale Unterstützung, Vernetzung und Begleitung aus. Dabei wurde die Relevanz einer Auseinander- setzung mit dem Thema Diskriminierung am Arbeitsplatz deut- lich. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf neu zu gewinnenden Zielgruppen, Quereinsteigenden und Freiwilligendienstleisten- den sowie den Erfolgsfaktoren für ihren beruflichen Einstieg in den sozialen Sektor. Potenziale liegen auf der betrieblichen Ebene auch in einem konsequenten Ausbau des betrieblichen Gesundheitsmanage- ments. Hierzu ließe sich durch eine bessere Vernetzung inner- halb des DRK noch einiges erreichen. Fest steht: Neben den betrieblichen Ansätzen muss die Rolle der Wohlfahrtspflege in der Daseinsvorsorge noch stärker be- tont und sichtbar gemacht werden. Für die Verbände bedeu- tet dies ein gemeinsames Einstehen für einen starken sozia- len Sektor. drk-wohlfahrt.de/arbeitskraeftemangel drk-wohlfahrt.de
DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. Das DRK in Deutschland Das DRK im Ausland Das DRK im Überblick Das DRK und seine Finanzen 25 Treffen auf höchster Ebene Bei einem Gespräch mit Bundeskanzler Olaf Scholz im Juli unterstrich DRK-Vizepräsidentin Ulkrike Würth die Bedeutung des Erhalts des Sozialstaats und der Zukunft der Freien Wohlfahrtspflege. Feierstunde mit Bundespräsident Im Dezember 2024 kamen Vertreterinnen und Ver- treter der sechs Wohlfahrtsverbände der BAGFW zusammen, um das 100-jährige Bestehen zu feiern. Zu Gast: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundesfamilienministerin Lisa Paus. 100 Jahre Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege Mit der Gründung des Dachverbandes des Deutschen Ro- ten Kreuzes 1921 und der damit einhergehenden Etablie- rung als Spitzenverband der Freien Wohlfahrtspflege war ein Grundstein für die Zusammenarbeit der Wohlfahrtsverbände in Deutschland gelegt, die als Zusammenschluss der Bundesar- beitsgemeinschaft 2024 seit 100 Jahren besteht. Das DRK ge- hört dem Verbund seit der ersten Stunde an. „Angesichts der vielfältigen gesellschaftspolitischen Heraus- forderungen war das BAGFW-Jubiläum auch eine Art Selbst- vergewisserung“, sagt Dr. Joß Steinke, Bereichsleiter Jugend und Wohlfahrtspflege im DRK-Generalsekretariat. „Eines ist klar: Bestehen werden wir Verbände nur gemeinsam.“ Gemeinsames Jubiläum, große Feier: Am 10. Dezember ka- men die sechs Wohlfahrtsverbände der BAGFW – darunter die Arbeiterwohlfahrt (AWO), das Deutsche Rote Kreuz, der Paritä- tische Gesamtverband, der Deutsche Caritasverband, die Di- akonie Deutschland und die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland – zusammen, um ihr 100-jähriges Jubiläum zu feiern. Prominente Gäste würdigten das vielfältige soziale En- gagement der Spitzenverbände. So stellte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in seiner Festrede die Leistungen für Zusammenhalt und soziale Sicherheit heraus: „Die Wohlfahrts- verbände übernehmen in unserem Sozialstaat Verantwortung – Verantwortung für Menschen. Und ich bin Ihnen dankbar, dass Sie das tun“, so der Bundespräsident. Auch Bundesfa- milienministerin Lisa Paus gratulierte: „100 Jahre BAGFW – das sind 100 Jahre Einsatz für Menschlichkeit, Solidarität und ge- sellschaftlichen Zusammenhalt.“ Der Präsident der BAGFW, Michael Groß (AWO), hob das unermüdliche Engagement der rund zwei Millionen hauptamtlich Beschäftigten sowie der etwa drei Millionen Ehrenamtlichen in den rund 120.000 Einrichtun- gen hervor. Auf dem Podium berichteten Menschen aus verschiedenen Arbeitsfeldern über ihre praktische Arbeit und teilten ihre Ge- danken dazu mit dem Publikum. Myrthe Rosenbaum, Leiterin der Migrationsfachdienste im DRK-Landesverband Berlin, be- tonte ein Kernthema der sozialen Arbeit: „Integration muss als selbstverständliche Querschnittsaufgabe wahrgenommen und verankert werden.“ Insgesamt 140 Gäste waren der Einladung nach Berlin gefolgt. 200 weitere Zuschauerinnen und Zuschau- er waren im Livestream mit dabei. bagfw.de Die kommenden Jahre sind weg- weisend. Deswegen werden wir unsere gemeinsamen Aktivitäten in der BAGFW noch verstärken. D R K - V I Z E P R Ä S I D E N T I N Ulrike Würth Die Vizepräsidentin ist bereits seit mehr als 35 Jahren im DRK tätig.
26 DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. M E H R M E N S C H L I C H K E I T Migrationsarbeit im DRK Gewaltsame Konflikte, Verfolgung, Hungersnöte und zunehmend klimabedingte Krisen führen dazu, dass immer mehr Menschen gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen. Die meisten suchen Schutz innerhalb ihres eigenen Landes oder in benachbarten Regionen. Doch auch die Zahl der Menschen, die nach Deutschland zuwandern, bleibt auf hohem Niveau. Das DRK macht sich für sie stark. Die Grundmission der Internationalen Rotkreuz- und Rothalb- mond-Bewegung ist es, Menschen allein nach dem Maß der Not zu helfen. „Helfen bedeutet auch, die Interessen von be- nachteiligten und schutzbedürftigen Menschen in die politi- schen und gesellschaftlichen Prozesse einzubringen“ sagt Nadja Saborowski, Teamleiterin Soziale Hilfen und Soziales Eh- renamt im DRK-Generalsekretariat. Erste gemeinsame Strategie für die gesamte Bewegung Angesichts der weltweiten Herausforderungen in der Migrati- onsarbeit ist eine langfristige und koordinierte Strategie erfor- derlich. Ein bedeutender Meilenstein wurde 2024 im Rahmen der Internationalen Konferenz in Genf erreicht: Erstmals wur- de eine gemeinsame Migrationsstrategie für die Jahre 2024 bis 2030 verabschiedet. Die „Migration Strategy for the Internati- onal Red Cross and Red Crescent Movement 2024 – 2030“ soll die Zusammenarbeit innerhalb der Rotkreuz- und Rothalb- mond-Bewegung stärken und den Bedarfen geflüchteter Men- schen weltweit noch gezielter gerecht werden. Auch das DRK hat mit seiner Migrationsstrategie 2023 – 2027 eine klare Grundlage geschaffen. Sie formuliert verbandspoli- tische Ziele, die auf den bisherigen Erfahrungen aufbauen und künftige Entwicklungen berücksichtigen. Zwei zentrale Leitfra- gen stehen dabei im Fokus: Wie kann eine Gesellschaft zuge- wanderte Menschen gut aufnehmen? Und wie sind ein Mitein- ander und gesellschaftliche Teilhabe für alle möglich? Die Umsetzung dieser Strategie erfordert eine kontinuierliche Anpassung an aktuelle Bedarfe und Entwicklungen. Daher setzt sich das DRK dafür ein, bedarfsgerechte und qualitativ hochwertige Angebote bereitzustellen, um die gesellschaftli- che Teilhabe von Migrantinnen und Migranten zu ermöglichen. Umfassende Begleitung Das DRK hilft Menschen bei ihrer Ankunft in Deutschland und darüber hinaus. G U T Z U W I S S E N Mehr als 165 nationale Gesellschaften der Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung leisten humanitäre Hilfe und Schutz für Migrantinnen, Migranten und Binnenvertriebene. 115 davon, darunter auch das DRK, bieten speziell Unterstützung für Ge- flüchtete und Asylsuchende.
DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. Das DRK in Deutschland Das DRK im Ausland Das DRK im Überblick Das DRK und seine Finanzen 27 BKS: Das DRK zieht Bilanz Die Notwendigkeit schneller und koordinierter Hilfsmaßnah- men zeigte sich besonders deutlich mit dem Ausbruch des be- waffneten Konflikts in der Ukraine am 24. Februar 2022. Dies führte zur größten Fluchtbewegung in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. Um den besonderen Bedürfnissen von Geflüchteten mit Pflegebedarf oder Behinderungen gerecht zu werden, rich- tete das DRK bereits im Mai 2022 die Bundeskontaktstelle für Geflüchtete aus der Ukraine mit Pflegebedarf und/oder Behin- derungen (BKS) ein. Nach über zwei Jahren Konflikt zeigt die Bilanz der BKS: Rund 1.500 Unterbringungsanfragen für freie Plätze in der stationä- ren Pflege oder Eingliederungshilfe gingen ein, fast 300 Per- sonen konnten erfolgreich in stationäre Einrichtungen vermit- telt werden. Dies verdeutlicht nicht nur den hohen Bedarf an speziellen Unterstützungsangeboten, sondern auch die zentra- le Rolle des DRK in der Versorgung besonders vulnerabler Ge- flüchteter. Gleichzeitig zeigt sich, dass noch viele Geflüchtete keinen aus- reichenden Zugang zu Pflege- oder Eingliederungshilfe (EGH) haben. Um diesen Missstand zu beheben, wird sich das DRK auch in Zukunft dafür einsetzen, eine bessere Versorgung für vulnerable Geflüchtete sicherzustellen. Zwischenruf: Den Menschen in den Fokus rücken Neben der praktischen Hilfe engagiert sich das DRK auch po- litisch für Menschlichkeit in der Migrationspolitik. Zum Internati- onalen Tag der Migrantinnen und Migranten am 18. Dezember 2024 setzte das DRK gemeinsam mit den Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege ein deutliches Zeichen und rief zu einer humanitären und evidenzbasierten Migrationspolitik auf. „Dies war ein wichtiges Zeichen für mehr Sachlichkeit und Menschlichkeit in der Debatte und in den politischen Lösungs- ansätzen zum Thema Migration“, erklärt Nadja Saborowski. Sie betont, dass langfristige, konstruktive Antworten auf die Herausforderungen wachsender Migrationsbewegungen erfor- derlich sind. Migration habe es schon immer gegeben und für viele Staaten der Welt auch große Chancen geboten. Gerade in Zeiten hitziger Debatten und zunehmender Polarisierung for- dert das DRK, den Mensch und seine Bedürfnisse in den Mit- telpunkt zu stellen und gesamtgesellschaftlich langfristige und nachhaltige Lösungsansätze zu entwickeln – auch mit Blick auf das Teilen grundlegender demokratischer Werte und Normen. DRK-Migrationsstrategie 2023 – 2027 in englisch und deutsch: drk-wohlfahrt.de/migrationsstrategie G E F L Ü C H T E T E A U S D E R U K R A I N E M I T P F L E G E B E D A R F U N D / O D E R B E H I N D E R U N G E N Erfolgreiche Unterbringungen durch die BKS Gesamt: 298 185* 87* 29 18 27 69 mit Pflegebedarf mit EGH-Bedarf Begleitpersonen Kinder mit Pflege-/EGH-Bedarf Gruppenanfragen Einzelanfragen *Fälle nicht immer trennscharf Die vergangenen Jahre sind von Krisen geprägt, ein Ende ist leider nicht in Sicht. Menschen werden weiterhin Schutz und Sicherheit suchen und Krisengebiete ver- lassen – gerade für besonders vulnerable Menschen ist das eine besondere Heraus- forderung. Es braucht in solchen Fällen eine adäquate medizinische und soziale Versorgung, die zudem maßgeblich zur Integration der geflüchteten Menschen beiträgt. Dafür müssen entsprechende Rahmenbedingungen geschaffen und finanzielle Mittel bereitgestellt werden. Migration Strategy for the International Red Cross and Red Crescent Movement 2024 – 2030: drk.de/MigrationStrategy-24-30 Dr. Joß Steinke Bereichsleiter Jugend und Wohlfahrtspflege im DRK-Generalsekretariat
28 DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. Digitalisierung und Soziale Innovation Die digitale Transformation und die Entwicklung sozialer Innovationen sind für das DRK zentral, um in einer zunehmend digitalen Welt Angebote bedarfsgerecht weiterzuentwickeln, die Organisation zukunftsfähig aufzustellen und digitale Teilhabe für alle zu fördern. Innovationspreisträger 2024 Rette sich wer’s kann – Schwimmenlernen im Kindergarten (DRK-Landesverband Mecklenburg-Vorpommern e.V.) Wir in Hochfeld – Der Familienpodcast (DRK-Kreisverband Duisburg e.V.) TeilSein – Einsamkeitsbegleitung bei Kindern und Jugendlichen (DRK-Landesverband Schleswig-Hostein e.V.) drk-wohlfahrt.de/innovationspreis Neue digitale Angebote Innovationen sichtbar machen Viele Angebote des DRK sind bereits di- gital verfügbar. Auf dem DRK-Elterncam- pus finden Eltern Unterstützung durch virtuelle Kursangebote. Mit der App mbeon können erwachsene Zugewan- derte digital mit Beratenden in Kontakt treten. Bei RealTalk, einer kostenlosen Chatberatung für Jugendliche, helfen ne- ben Schulsozialarbeitenden auch ehren- amtliche Jugendliche Gleichaltrigen ( S. 31). Im Ehrenamtsbereich unter- stützt die neue DRK-Engagementplatt- form dabei, über das Internet Engagierte zu finden. Der DRK-Projektfinder ist eine digitale Karte innovativer Projekte aus dem ge- samten DRK. Mit rund 150 Einträgen bietet er eine Sammlung neuer Lösun- gen für soziale Herausforderungen und lädt zum Nachmachen ein. Er steht Pro- jekten aus allen Bereichen offen und soll zu weiteren Innovationen inspirieren. An drei herausragende Projekte verlieh das DRK-Präsidium am 30. November 2024 auf der Bundesversammlung den DRK-Innovationspreis. drk-wohlfahrt.de/drk-digital Digitale Kompetenzen fördern Netzwerk und Wissenstransfer Digitale Kompetenzen sind entschei- dend für einen digitalen Transformations- prozess. Neben digitalen Weiterbildungs- angeboten wie dem „Tandemprogramm Daten und KI“ oder „Kita Digital – Medien- pädagogik für Kita Fachkräfte“ wer- den daher frei zugängliche E-Learning- Module, zum Beispiel KI in der Sozia- len Arbeit, entwickelt und auf einer DRK- Lernplattform zur Verfügung gestellt. Die Social Innovation Community [sic] ist ein digitales Netzwerk und ein Ort des Mit- und Voneinander-Lernens und der Entwicklung neuer Ideen. Regelmäßig finden Veranstaltungen statt, die inhalt- lichen Input sowie Raum für den Erfah- rungsaustausch bieten – zur Förderung des Wissenstransfers und der Vernet- zung Haupt- und Ehrenamtlicher im DRK. drk-lernplattform.de Mehr zu Digitalisierung & Innovationen: drk-wohlfahrt.de/digitalisierung-und-soziale-innovationen
DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. Das DRK in Deutschland Das DRK im Ausland Das DRK im Überblick Das DRK und seine Finanzen 29 Klimaschutz und Nachhaltigkeit im DRK Nachhaltigkeit strategisch und systematisch verankern – und darüber berichten Ganz praktisch und über all seine Wirkungsbereiche und Ebenen hinweg ist das DRK dabei, sich klimafreundlich und nachhaltig aufzustellen. Neben vielen Projek- ten in einzelnen Einrichtungen und Gliederungen wird das Thema zudem strategisch verankert. Den Rahmen geben unter anderem neue und deutlich ausgeweitete recht- liche Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung vor. Eine umfassende Erhebung und Dokumentation von Nachhaltigkeitsdaten werden deshalb unerläss- lich. Auf Grundlage dieser Datenbasis wird daran gearbeitet, den Verband systema- tisch nachhaltiger aufzustellen, beispielsweise durch das Erfassen und Absenken der Treibhausgasemissionen. Die Folgen des Klimawandels abmildern – Klimaanpassung in der Langzeitpflege Hitzewellen, Starkregen, Überschwemmungen – die Liste der Auswirkungen des Kli- mawandels ist lang. Sie gefährden insbesondere auch die Menschen, für die das DRK in seinen sozialen Einrichtungen Verantwortung übernommen hat. Dank des vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Nukleare Sicherheit und Verbrau- cherschutz geförderten Projektes „Klimaanpassung in der DRK-Wohlfahrt“ werden Einrichtungen und Dienste gezielt dabei unterstützt, selbstständig konkrete Maßnah- men umzusetzen, die bei der Vorbereitung auf und der Bewältigung von Wetterextre- men und ihren Folgen hilfreich sind. Ein besonderer Fokus wird hier auf die Langzeit- pflege gelegt. Bedarfsgerechtes Schulungs- und Sensibilisierungsmaterial informiert Mitarbeitende und Angehörige, Multiplikatoren werden geschult und unterstützen zu- künftig Einrichtungen und Dienste bei Klimaanpassungsmaßnahmen. drk-wohlfahrt.de/klimaanpassung Aktiver Klimaschutz im DRK Die Flotte eines Pflegedienstes auf E-Mobilität umstellen? Den Kita-Garten naturnah, insektenfreundlich und spannend für Kinder gestalten? Oder klimafreundlich in sozi- alen Einrichtungen verpflegen? Im DRK wird bereits viel getan, um den Klimaschutz voranzubringen. Die digitale Lernreihe „Nachhaltigkeit in der Praxis“ bot auch 2024 spannende Einblicke und Anregungen in viele kleine und große Klimaschutzprojekte und lud zum Nachahmen ein. drk-wohlfahrt.de/lernreihe-nachhaltigkeit Mein Anliegen ist es, Nach- haltigkeit in all ihren Facetten strukturell und strategisch in unserem Verband zu veran- kern. Nicht allein aufgrund zunehmender politischer Anforderungen, sondern viel- mehr, weil wir es aus unseren Grundsätzen heraus als not- wendig erachten, in unserer Arbeit konsequent sozial und ökologisch verantwortungs- voll zu handeln. Z U R P E R S O N Lucy Schweingruber Lucy Schweingruber leitet seit Juli 2024 die neu geschaffene Stabsstelle Nachhaltigkeit im DRK-Generalsekretariat. Sie ist maßgeb- lich damit betraut, eine systematische Nachhaltigkeitsberichterstattung zu etablie- ren sowie das DRK-Generalsekretariat bei der Einführung und Umsetzung entsprechen- der Maßnahmen zu begleiten.
30 DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. Jugendrotkreuz „ Unsere Grundsätze – unsere Stärke“ Das Deutsche Jugendrotkreuz (JRK) vermittelt seinen Mitglie- dern altersgerecht die Grundsätze der Internationalen Rot- kreuz- und Rothalbmond-Bewegung. Mit seiner Bildungsarbeit unterstützt es die Verbreitungsarbeit des Deutschen Roten Kreuzes. Zum Weltrotkreuz- und Rothalbmond-Tag am 8. Mai veröffentlichte das JRK ein Erklärvideo zu den sieben Grund- sätzen, das sprachlich und bildlich junge Menschen anspricht. Die einzelnen Grundsätze wurden in einer Social Media-Reihe vorgestellt, um sie noch sichtbarer zu machen und dazu aufzu- rufen, gemeinsam für die humanitären Werte des Roten Kreu- zes einzustehen. LAUTSTARK in die Zukunft „Kinder und Jugendliche sind nicht nur die Zukunft, sie sind genauso die Gegenwart.“ – Das ist die Haltung des Deutschen Jugendrotkreuzes. Denn: Kinder und Jugendliche wollen jetzt mitreden, mitmachen und mitentscheiden. Immerhin sind sie und ihre Zukunft von Entscheidungen betroffen, die heute ge- fällt werden. Das ist auch ihr Recht und in der UN-Kinder- rechtskonvention verankert. Das Erklärvideo des Jugendrotkreuzes: wasgehtmitmenschlichkeit.de/news/unsere-grundsaetze Die JRK-Kampagne „LAUTSTARK für Kinderrechte und Ju- gendbeteiligung“ hat das Ziel, junge Menschen zu mehr aktiver Beteiligung, zur Wahrnehmung ihrer Rechte und zur Durchset- zung ihrer Interessen zu informieren, zu befähigen und zu er- mutigen. Dazu gehört auch, dass die Beteiligung in ihrem Um- feld ermöglicht wird, es also Räume, Strukturen, Ressourcen sowie die Wertschätzung für die Beteiligung junger Menschen gibt. Um dies konkret in die Praxis zu tragen, konzipierten die Teilnehmenden in einem Projektentwicklungslabor eigene Pro- jekte und entwickelten Ideen, beispielsweise zu Beteiligungs- formaten bei Veranstaltungen. Ein Schwerpunkt war die Europawahl 2024, bei der in Deutschland erstmals junge Menschen ab 16 Jahren mitwäh- len konnten. Mit Bildungsangeboten, Materialien und der Soci- al Media-Reihe „Ich gehe wählen, weil …“ wurden gezielt junge Wählende und Erstwählende informiert und motiviert, mit ihrer Stimmabgabe ihre Interessen zu vertreten. Initiativ und kreativ Im JRK-Projektentwicklungslabor starten Kinder und Jugendliche eigene Projekte. lautstark-jrk.de Instagram: @lautstark_jrk
DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. Das DRK in Deutschland Das DRK im Ausland Das DRK im Überblick Das DRK und seine Finanzen 31 „ JRK & Schule“: Schwerpunkte der Schularbeit 2024 setzte das Jugendrotkreuz im Bereich Schularbeit einen Schwerpunkt auf das Thema Laienreanimation, um frühzei- tig für Erste Hilfe zu sensibilisieren. Eine Qualifizierungsveran- staltung fand in Berlin unter dem Motto #ReanimationMacht- Schule statt: Dort wurden Haupt- und Ehrenamtliche der JRK-Landesverbände darin geschult, Reanimationskurse ei- genständig durchzuführen und Multiplikatorinnen und Multi- plikatoren auszubilden. Optisch und kommunikativ gestärkt wird die JRK-Schularbeit durch das im gesamten Rotkreuz- verband seit Mai gültige neue Markenzeichen „JRK & Schule“. Beim Austauschtreffen Anfang Juni in Münster referierte DRK- Bundesarzt Prof. Dr. Bernd Böttiger über die Bedeutung und Realisierung von Reanimationsschulungen an Schulen. Im Positionspapier Ganztagsschule 2026 betont das JRK die Chancen und Risiken des Ganztagsförderungsgesetzes, das ab 2026 bundesweit gilt: drk.de/ganztags2026 Das Online-Portal „Die Allerersten“ bietet digitale Erste Hilfe- Inhalte für junge Menschen und wächst stetig: dieallerersten.de Mentale Gesundheit von Jugendlichen Alarmierend: 70 Prozent der Jugendlichen in Deutschland ge- ben an, psychisch gestresst zu sein; bei bis zu zehn Prozent von ihnen wird eine psychische Erkrankung diagnostiziert. Bei rund einem Zehntel aller Grundschulkinder sieht es ähnlich aus – auch wenn in dem Alter vielleicht noch von psychischer Stö- rung oder Verhaltensauffälligkeit gesprochen wird. Und die weiteren Altersgruppen haben eine ähnliche Quote, Tendenz zunehmend. Das zeigt der 2023 veröffentlichte Abschlussbe- richt der interministeriellen Arbeitsgruppe „Gesundheitliche Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche durch Corona“. Die häufigsten Diagnosen bei Kindern und Jugendlichen sind laut Kinder- und Jugendreport der DAK 2022 Depressionen, Angst- und Essstörungen. Besonders besorgniserregend ist der Anstieg von Neuerkrankungen bei jugendlichen Mäd- chen in den von der Corona-Pandemie geprägten vergange- nen Jahren. „Wir als Deutsches Rotes Kreuz versuchen, dieser Entwicklung entgegenzuwirken“, sagt Delia Jakubek, Referentin für innova- tive Jugendhilfe im DRK-Generalsekretariat und Projektleite- rin von RealTalk, einer bundesweiten Chatberatung für junge Menschen. „Die Jugendlichen wenden sich mit allen mögli- chen Themen an uns, Stress in der Schule, Mobbing, Liebes- kummer und auch Depressionen.“ Die hohe Resonanz zeige, dass das Projekt zur richtigen Zeit am richtigen Ort – nämlich online – platziert wurde. drk-wohlfahrt.de/realtalk Kinder können Leben retten. In Kursen zur Wiederbelebung und Ersten Hilfe an Schulen erleben wir immer wieder, wie begeistert Kinder und Jugendliche bei der Sache sind. Denn helfen zu können, gibt ihnen ein Gefühl der Selbstwirksamkeit. Das stärkt ihre mentale Gesundheit und rettet Menschenleben. U N I V . - P R O F . D R . Bernd W. Böttiger DRK-Bundesarzt und langjähriger Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensiv- medizin am Universitätsklinikum Köln. Unter seiner Leitung und Mitwirkung macht sich die internationale Initiative KIDS SAVE LIVES dafür stark, dass weltweit zwei Unter- richtsstunden pro Jahr zum Thema Wiederbelebung spätestens ab der 7. Klasse eingeführt werden. Für diesen unermüdlichen Einsatz wurden Professor Dr. Bernd Böttiger und seine Mitstreiter im November 2024 von der American Heart Association mit dem renommierten Ian G. Jacobs Award ausgezeichnet. In Anerkennung seiner international herausragenden wissenschaftlichen Leistungen und seines weltweiten gesundheitspolitischen Engagements im Bereich der Wiederbelebung wurde Professor Dr. Bernd Böttiger von der Aristoteles-Universität Thessaloniki mit der Ehrendoktor- würde „Doctor Honoris Causa” gewürdigt.
32 DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. D R K - S T R A T E G I E 2 0 3 0 Attraktivität für Ehrenamtliche steigern Ein etwas anderer Weg der Mitgliedersuche ist eines von fünf Strategieprojekten, die das DRK 2024 mit je bis zu 10.000 Euro gefördert hat. Alle widmeten sich dem ersten Umsetzungsschwerpunkt der DRK-Strategie, neue Ehrenamtliche zu begeistern. Ulrike Gieger-Graßl trifft potenzielle neue DRK-Ehrenamtliche dort, wo sie – noch – arbeiten. Die Ehrenamtskoordinatorin des DRK-Kreisverbandes Nienburg/Weser will gezielt angehende Jungrentnerinnen und -rentner für das DRK gewinnen und arbeitet dafür mit Kommunen und Unternehmen in der Region zusammen. Für deren Beschäftigte organisiert sie Veranstal- tungen, bei denen eine Fachberaterin über den Rentenein- tritt informiert. Zudem stellt Ulrike Gieger-Graßl die Möglich- keiten vor, sich im DRK zu engagieren. Bislang hat sie fünf Termine geplant – und dabei auch schon direkt neue Ehren- amtliche überzeugt. „Die Unternehmen reagieren unterschied- lich, aber die Resonanz der Zielgruppe ist sehr positiv“, so ihre Zwischenbilanz: „Es braucht Durchhaltevermögen, doch es lohnt sich.“ Engagement sichtbar machen Das #TeamSozial des DRK-Landesverbandes Sachsen hat eine Zertifizierung für seine Einrichtungen entwickelt. Wer die Kriterien erfüllt, macht sein Engagement sichtbarer und erhöht gleichzeitig seine Attraktivität für ehrenamtlich Helfende. Digitales Lernen Um bei der folgenden Ausbildung die zeitlichen Ressourcen der „Neuen“ zu schonen, setzt der DRK-Kreisverband Gü- tersloh auf Virtual Reality (VR): Die Teilnehmenden lernen kom- plett digital, wie eine Personenauskunftsstelle (PAS) aufgebaut ist. Dank VR-Brille können sie sich in ihr bewegen und realitäts- nah die Abläufe trainieren. Künftig sollen auch weitere Ausbil- dungen für Ehrenamtliche im DRK-Kreisverband auf diese Wei- se virtualisiert werden. G U T Z U W I S S E N Ein Überblick über alle Förderprojekte: drk.de/2030inAktion/ Menschen frühzeitig informieren Interessierte Menschen, die kurz vor dem Renteneintritt stehen, erfahren im Rahmen der Veranstaltungen, welche Möglichkeiten des ehrenamtlichen Engagements es beim DRK gibt. Beispiele aus der Praxis. Kontakte zu den Leitungen der drei beschriebenen Projekte: Gewinnung von Jungrentnerinnen und -rentnern Ulrike Gieger-Graßl gieger-grassl@drk-nienburg.de #Team Sozial Katharina Stelzig k.stelzig@drksachsen.de Ausbildung mit Virtual Reality Patrick Schöne patrick.schoene@drk-guetersloh.de
DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. Das DRK in Deutschland Das DRK im Ausland Das DRK im Überblick Das DRK und seine Finanzen 33 DRK-Dialogforum: Austausch mit der Politik 106 Mitglieder zählt das DRK-Dialogforum inzwischen. 2022 ins Leben gerufen, dient es der Stärkung des strategischen und fraktionsübergreifenden Austauschs von DRK-Mitarbeitenden und Bundestagsabgeordneten (MdBs). Im Fokus stehen dabei gesellschaftliche Herausforderungen und Themen des DRK im nationalen und inter- nationalen Bereich. Neben virtuellen Briefings, so etwa zur humanitären Lage im Nahen Osten mit Be- teiligung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), veranstaltete das DRK-Dialogforum 2024 zwei parlamentarische Frühstücke im Bundestag. Die The- men: „Wiederbelebung stärken und der DRK-Sanitätsdienst bei der UEFA EURO 2024“ und: „Ein Mindestmaß an Menschlichkeit: 75 Jahre Genfer Abkommen – Er- folge, aktuelle Herausforderungen, zukünftige Aufgaben“. Für die wissenschaftlichen Mitarbeitenden der MdBs, die Mitglied im DRK-Dialogforum sind, wurde zudem ein neues Format im DRK-Generalsekretariat etabliert, das bereits guten Zuspruch fand: der so genannte WiMi-Lunch. 2024 setzte das DRK zwei Veranstaltungen der neu- en Reihe zu aktuellen Themen um: Die eine befasste sich mit der „Internationalen Zu- sammenarbeit und vorausschauenden humanitären Hilfe des DRK“, die andere mit der „Versorgungssicherheit im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung. Das DRK und das deutsche Gesundheitssystem auf bewaffnete Konflikte vorbereiten“. Am 8. Oktober fand im Bundestag die zweite Mitgliederversammlung des DRK-Dialogfo- rums statt. Themenschwerpunkt war die Bedeutung von Antizipation in der humanitä- ren Hilfe im Ausland ( S. 47) und dem Bevölkerungsschutz in Deutschland ( S. 18 ff). Im Austausch DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt spricht während eines Frühstückes mit Abgeordneten im Deutschen Bundestag. Blutspende braucht Generationswechsel „Jede Generation braucht ihren eigenen, großen Spenderstamm, um das solidari- sche Versorgungs-System aufrechtzuerhalten“, sagt Patric Nohe, Pressesprecher der DRK-Blutspendedienste. „Unsere Kernaufgabe, die Versorgung mit überlebens- wichtigen Blutpräparaten zu sichern, ist kein Selbstläufer, sondern ein fragiles Sys- tem, das im Jahresverlauf durch unterschiedlichste Einflüsse mitunter bedrohlich ins Wanken geraten kann.“ So steht die Blutspende in Deutschland vor der großen Her- ausforderung des demografischen Wandels. Allein die Blutspendedienste (BSD) des Deutschen Roten Kreuzes verlieren in den nächsten Jahren 275.000 Spenderinnen und Spender aus der spendestarken Babyboomer-Generation. Die altersbedingte Konsequenz: Aus Spendern werden Empfänger, der Bedarf an Blutpräparaten steigt. Es werden also dringend mehr Menschen benötigt, die zum ersten Mal spenden und dann am Ball bleiben. „Blutspende ist ein Generationenvertrag. Jetzt ist die Zeit für einen Generationswechsel gekommen“, sagt Patric Nohe. Weitere Infos und ein Terminfinder für Blutspendetermine im Postleitzahlenbereich unter: drk-blutspende.de G U T Z U W I S S E N Die fünf Blutspendedienste des DRK sind die Pioniere des Blutspendewe- sens in Deutschland. Bis heute tragen sie gemeinsam die Verantwortung für die bundesweite Versorgung der Patientinnen und Patienten mit lebensrettenden Blutpräparaten. Ge- meinsam mit Ehrenamtlichen aus den DRK-Mitgliedsverbänden setzen die bundesweit tätigen fünf Blutspende- dienste die regionalen Spendetermine um: Täglich sind das rund 200. In Deutschland werden jeden Tag 14.000 Blutspenden für die Akuthilfe bei Unfällen, in der Krebstherapie, für planbare Operationen und auch bei Immunkrankheiten benötigt. Jede Spende wird in bis zu drei Präparate aufgeteilt und hilft somit bis zu drei Menschen.
34 DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. U N T E R N E H M E N S - U N D S T I F T U N G S K O O P E R A T I O N E N Starke Partnerschaften mit großer Wirkung Immer mehr Unternehmen entwickeln zusammen mit dem DRK Lösungen und Programme, um humanitäre Hilfe nachhaltig zu verbessern. Wie vielfältig diese strategischen Partner- schaften sind, zeigen zum Beispiel die erfolgreichen Kooperationen mit STADA Consumer Health Deutschland und Hansaplast. Innovativ und ganzheitlich: Kinder und Familien an Erste Hilfe Der Gesundheitsfonds heranführen Als Gesundheitsunternehmen sieht sich STADA verpflich- tet, zur Unterstützung des Wohlergehens der Menschen in Deutschland beizutragen. Genau das gelingt in der strategi- schen Kooperation mit dem DRK. Nach einer ersten erfolg- reichen Zusammenarbeit, in welcher der Pharmakonzern re- gionale DRK-Projekte zur Gesundheitsversorgung besonders vulnerabler Gruppen unterstützte, haben die Partner 2024 ihre Kooperation erweitert und einen Gesundheitsfonds etabliert. Pro verkaufte Packung eines STADA-OTC-Generika-Produkts kommen zwei Cent dem Gesundheitsfonds sowie den da- durch unterstützten Hilfsprojekten in Deutschland zugute. Mit diesem Ansatz verfolgen die Partner das Ziel, Lücken in der Gesundheitsversorgung zu schließen und das Gesund- heitssystem zu stärken – und zwar auf drei Ebenen: Erstens unterstützt STADA weiterhin DRK-Gesundheitsangebote für vulnerable Menschen, die schnell durch das soziale Netz in Deutschland fallen würden. Als zweite Maßnahme werden Projekte zur besseren Gesundheitsvorsorge für die gesamte Bevölkerung entwickelt – wie Mobile Cooling Spots für den Schutz gegen Hitze in Städten. Der dritte Ansatz enthält neue Konzepte, etwa mobile Angebote gesundheitlicher Grundver- sorgung, die helfen sollen, das Gesundheitssystem zu stärken und für neue Herausforderungen fit zu machen. Den Pflasterhersteller Hansaplast und das DRK verbindet be- reits seit 2014 eine enge Partnerschaft. Die gemeinsame Mis- sion ist, Erste Hilfe-Kenntnisse unter Kindern und Familien zu stärken. Hansaplast unterstützt dazu unter anderem Erste Hil- fe-Programme des Jugendrotkreuzes an Grundschulen – mit Erfolg: Bislang wurden schon mehr als 150.000 Grundschul- kinder erreicht. Zudem fördert das Unternehmen seit 2022 den DRK Eltern- campus, eine Online-Plattform, die im Zuge der Corona-Pan- demie für Eltern und Familien entwickelt wurde. Mit virtuellen Kursangeboten begleitet der DRK Elterncampus Familien in unterschiedlichen Lebenssituationen. Das erste Kind, das ers- te Lebensjahr, die neue Rolle als Eltern – das Familienleben ist oft herausfordernd. Umso wichtiger sind Unterstützung und Austausch mit anderen Eltern. Zum zehnjährigen Jubiläum der Partnerschaft unterstützte Hansaplast die Produktion einer Videoreihe, die die Grundla- gen der Ersten Hilfe leicht verständlich vermittelt und auf die DRK-Kurse aufmerksam macht – ein hilfreiches Tool für den Verband und gleichzeitig ein attraktives Medium für die Un- ternehmenskommunikation. Mehr Informationen zum Gesundheitsfonds gibt es unter: stada-otc-generika.de/gesundheitsinitiative Von Hansaplast und DRK gemeinsam erstellte Erste Hilfe-Videos: drk.de/PrüfenRufenDrücken G U T Z U W I S S E N „Neben Hansaplast und STADA pflegen auch viele andere Unternehmen sowie Stiftungen eine Partnerschaft mit dem DRK. Ob strategische Partnerschaft, Cause-Related-Marketing, also etwa die Umsetzung einer Kampagne, die den Verkauf eines Produktes an die Unterstützung für einen guten Zweck bindet, Unternehmensspende oder Corporate Volunteering, das heißt die Förderung des Mitarbeitendenengagements: Unternehmens- und Stiftungskooperationen mit dem DRK sind immer individuell auf die Ziele und Kompetenzen der Unternehmen zugeschnitten. So schaffen wir einen Mehrwert für alle Beteiligten“, erklärt Nadine Haegeli, Teamleiterin Unternehmenskooperation im DRK-Generalsekretariat. drk.de/unternehmen
DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. Das DRK in Deutschland Das DRK im Ausland Das DRK im Überblick Das DRK und seine Finanzen 35 D R K - S U C H D I E N S T Von der Sorge zur Gewissheit – wie der DRK-Suchdienst hilft Bis heute beschäftigen viele Menschen drängende Fragen nach ihren im Zweiten Weltkrieg vermissten Familienmitgliedern, noch immer verlieren Angehörige einander durch Konflikte und Katastrophen aus den Augen, brauchen Familien Unterstützung, um wieder vereint zu leben. Der DRK-Suchdienst steht ihnen zur Seite. Im Jahr 2024 erhielt der DRK-Suchdienst mehr als 7.000 Suchanfragen von Personen, die die Schicksale ihrer im Zwei- ten Weltkrieg verschollenen Angehörigen klären möchten – fast 80 Jahre nach Kriegsende eine enorme Zahl. Dem anhaltenden Bedarf folgend, hat die Bundesregierung im Herbst erklärt, wei- terhin finanzielle Mittel für diese Teilaufgabe bereitzustellen. De- ren Förderung besteht damit bis 2028 fort. „Wir sind sehr dank- bar dafür, dass das DRK dieses wichtige Angebot für betroffene Familien aufrechterhalten kann – von unserer Seite aus ger- ne auch über 2028 hinaus“, sagt Frauke Weber, die im August 2024 die Leitung der DRK-Suchdienst-Leitstelle übernommen hat. Ihre Vorgängerin, Dorota Dziwoki, ist nach 28 Jahren beim DRK-Suchdienst, davon 23 Jahren in Führungsverantwortung, in den Ruhestand gegangen. Während ihrer über 20-jährigen Tätigkeit beim DRK-Suchdienst hat Frauke Weber immer wieder erlebt, wie sehr die Ungewiss- heit über den Verbleib der Liebsten an den suchenden Angehö- rigen zehren kann: „Der uneindeutige Verlust – die Unsicherheit, ob ein Familienmitglied noch lebt, wie es ihm geht oder wann es wieder ins eigene Leben tritt – quält die Betroffenen “, sagt sie. „Häufig hat das auch seelische, soziale und finanzielle Fol- gen.“ Das 2024 in deutscher Fassung veröffentlichte Video des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) „The Waiting Room“ – „Das Wartezimmer“ veranschaulicht dies eindringlich. Der DRK-Suchdienst unterstützt Betroffene in diesem unerträg- lichen Schwebezustand dabei, die Schicksale ihrer Angehöri- gen zu klären, den Kontakt zu getrennten Angehörigen wieder herzustellen oder die Familie räumlich wieder zu vereinen. „Das fängt damit an, dass Suchende von unseren Angeboten für sie wissen“, betont Frauke Weber. Um diese weitreichend sichtbar zu machen, präsentiert sich der DRK-Suchdienst seit August arabisch-sprachig auf Facebook. Das nach einer Bedarfsana- lyse initiierte Pilotprojekt ist sehr erfolgreich angelaufen, berich- tet die Leiterin: „Allein innerhalb des ersten Monats verzeichne- te unsere neue Facebook-Seite mehr als 250.000 Aufrufe. Über 700 Kommentare und Direkt-Nachrichten knüpften daran an.“ drk-suchdienst.de facebook.com/Suchdienst.DRK D R K - S U C H D I E N S T Wie wir helfen Der DRK-Suchdienst unterstützt Menschen, die durch bewaffnete Konflikte, Katastrophen, Flucht, Vertreibung oder Migration von ihren Nächsten getrennt wurden. Er hilft, Angehörige zu suchen, sie wieder miteinander in Kontakt zu bringen und Familien zu vereinen. Im Rahmen seines internationalen Netzwerks arbeitet der DRK-Suchdienst mit 190 Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften weltweit sowie mit dem IKRK zusammen. Seit 1953 wird der DRK-Suchdienst von der Bundesregierung institutionell gefördert. Die Suchdienstarbeit 2024 in Zahlen 7.101 Anfragen zur Klärung der Schicksale von Kriegs- und Zivilgefan- genen, von Wehrmachtsvermissten und Zivilverschleppten sowie vermissten Kindern aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs 5.383 Beratungen zur Familienzusammenführung von und zu Schutz- suchenden und Spätaussiedlern allein auf Bundesebene 1.662 eingegangene Anfragen der Internationalen Suche 2.481 Anfragen zur Unterstützung der Forschung und Wissenschaft
Starkes Symbol Oberst Taejong Ha, Verteidigungs- attaché der Botschaft der Republik Korea (1.v.l.), Oberin Doreen Fuhr, Vorstandsvorsitzende DRK-Schwes- ternschaft Berlin e.V. (2.v.l.), DRK- Generalsekretär Christian Reuter (5.v.l.), Kang Dong-whan (6.v.l.), Kang Jung-ai, Ministerin für Patrioten- und Veteranenangelegenheiten der Republik Korea (7.v.l.), DRK-Vize- präsident Dr. Volkmar Schön (8.v.l.), Lim Sang-beom, Botschafter der Republik Korea (r.) sowie Angehörige kamen am 8. Mai, dem Weltrotkreuz- tag, in Berlin zusammen. G E D E N K E N A N E I N E N H I S T O R I S C H E N E I N S A T Z Krankenhaus in Busan: Beitrag zum Wiederaufbau Koreas Im Auftrag der westdeutschen Bundesregierung unterhielt das Deutsche Rote Kreuz zwischen 1954 und 1959 ein Krankenhaus im südkoreanischen Busan. 70 Jahre nach Beginn des Einsatzes bedankte sich das Land für den Beistand der Ärzte und Rotkreuzschwestern mit einem besonderen Geschenk. Koreanische Zithernklänge erhellen am 8. Mai 2024 das Gelän- de des DRK-Generalsekretariats, das mit zahlreichen Gästen gefüllt ist: Vertreter der Republik Korea, darunter der Botschaf- ter Lim Sang-beom und Kang Jung-ai, Ministerin für Patrioten- und Veteranenangelegenheiten, deren Ministerium diese Veran- staltung finanziert. Auch DRK-Generalsekretär Christian Reuter, Vizepräsident Dr. Volkmar Schön, Oberin Doreen Fuhr, Vor- standsvorsitzende der DRK-Schwesternschaft Berlin, und zahl- reiche Angehörige damaliger Einsatzkräfte sind gekommen. Sie alle wollen an den ersten Auslandseinsatz des DRK nach dem Zweiten Weltkrieg erinnern, der noch heute als einer der längs- ten und aufwändigsten der DRK-Geschichte gilt. Weil es im vom Krieg zerstörten Korea nur wenige funktions- tüchtige Krankenhäuser gab, unterstützte das DRK mit einem Hospital die medizinische Versorgung in Busan fünf Jahre lang. „Mit rund 250.000 durchgeführten Behandlungen – darunter fast 16.000 Operationen und 6.025 Entbindungen – sowie der strategischen Aus- und Weiterbildung koreanischer Fachkräfte leisteten die Mitarbeitenden einen wertvollen Beitrag zum Wie- deraufbau Koreas“, fasst Oberin Doreen Fuhr den Einsatz zu- sammen. „Aus dieser Zusammenarbeit entwickelte sich eine bis heute bestehende Verbundenheit zwischen Deutschland und Korea.“ Zeugnis dieser Verbundenheit und des Einsatzes in Busan ist das Skulpturenpaar des Künstlers Kang Dong-whan, das nun den Vorplatz des DRK-Generalsekretariats schmückt. Sie sind traditionellen koreanischen Statuen von Schutzgeistern nach- empfunden. Der Künstler erklärt sein Werk: „Eine Krankenschwester [die weibliche Skulptur] versinnbildlicht für mich die hingebungsvol- le Helferin der Heilung.“ Sie sei ein symbolträchtiges Berufsbild in der deutsch-koreanischen Beziehung. Im Gesicht des Man- nes hingegen spiegelt sich Entsetzen wider, das für die Gefüh- le des Rotkreuzgründers Henry Dunant beim Anblick der ver- wundeten Soldaten nach der Schlacht von Solferino stehe. Kang Dong-whan bringt die Botschaft seiner Arbeit auf den Punkt: „Mitten im Grauen des Krieges tritt die schockierte Rot- kreuz-Person in Aktion und findet einen passenden Helfer“ – ganz wie die Ärzte und Rotkreuzschwestern in Busan nach der Zerstörung durch den Koreakrieg. drk.de/jangseung
DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. Das DRK in Deutschland Das DRK im Ausland Das DRK im Überblick Das DRK und seine Finanzen 37 D E R C A S T I G L I O N E - P R E I S Ehrung von erlebbarer Rotkreuz-Vergangenheit Seit 2023 zeichnet das DRK jährlich Projektgruppen mit dem Castiglio- ne-Preis aus. DRK-Vizepräsident Dr. Volkmar Schön ist Initiator des Preises. Als Teil einer fünfköpfigen Jury wählte er die beiden diesjährigen Gewinner- beiträge aus. Rotkreuzgeschichte mit Cross, Luna und Dia „Wie kann Kindern die Geschichte des Roten Kreuzes und die Idee dahin- ter anschaulich vermittelt werden?“, fragte sich Svea Biermann. Kurzerhand entwickelte sie zusammen mit ihrem Team des Jugendrotkreuzes in Nieder- sachsen ein Buch für die junge Zielgruppe. Das Besondere: Die Geschich- te im mit dem Castiglione-Preis ausgezeichneten „Rotkreuz-Buch für Kin- der“ wird szenisch von den drei Figuren „Cross“, „Luna“ und „Dia“ erzählt, die nach den Schutzzeichen Rotes Kreuz, Roter Halbmond und Roter Kris- tall benannt sind. Ergänzt wird die Erzählung durch eine Methodensamm- lung mit Spielvorschlägen. drk.de/RKBuchKinder 20.000 Kilometer unter dem Zeichen des Roten Kreuzes Zu Beginn des 20. Jahrhunderts reiste das Ehepaar Elisabeth und Walter von Oettingen in Lazarettzügen für das Rote Kreuz um die halbe Welt, um Verletzte zu versorgen. Vier Kriege erlebten die Krankenschwester und der Chirurg. Ihre Erfahrungen dokumentierten sie detailliert. Den fotografischen, mehr als 600 Fotografien umfassenden Schatz arbeiteten Dr. Sandra Abend und Michael Ebert vom Wilhelm-Fabry-Museum Hilden auf und konzipier- ten die Ausstellung „20.000 Kilometer unter dem Roten Kreuz“. Hierfür er- hielt das Kuratorenteam den Castiglione-Preis 2024. Die Begründung: Ih- nen gelang es, ein weitgehend unbekanntes Kapitel der Rotkreuzgeschichte zugänglich zu machen und dabei die wertvollen Beiträge Einzelner für die Menschlichkeit ins Zentrum zu stellen. wilhelm-fabry-museum.de/20000kilometer/ D R K - G E S C H I C H T E S I E R P - E N O I L G I T A S C „Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten. Von daher ist es uns wichtig, mit dem Castiglione- Preis die Arbeit von Menschen zu würdigen und zu fördern, die mit den verschiedensten Mitteln unsere Rot- kreuzgeschichte ganz unterschiedlichen Menschen näherbringen. Das ist ein wichtiger Beitrag, damit wir auch weiterhin ein lebendiger Verband blei- ben, der den Hilfebedarf von Menschen in seiner ganzen Breite nicht aus dem Blick verliert.“ Z U R P E R S O N Dr. Volkmar Schön Der promovierte Archäologe Volkmar Schön gehört seit 1997 dem DRK-Präsidium an und ist seit 2006 Vizepräsident des Deutschen Roten Kreuzes. „ Kindererholungsheime“: Studie bald abgeschlossen In den 1950er- bis 1990er-Jahren wurden Tausende Kinder unbegleitet in Kindererholungs- und -kur- heime verschickt; ein Teil von ihnen hat dort viel Leid erfahren. Der vom DRK 2021 eingeleitete Aufarbei- tungsprozess zum Thema „Kinderverschickung“ wurde auch 2024 fortgesetzt. Im Zentrum stand die Be- gleitung des von der Deutschen Rentenversicherung, der Caritas, der Diakonie und dem DRK in Auftrag gegebenen Forschungsvorhabens der Humboldt-Universität zu Berlin (HU). Dazu fand im Februar ein Symposium an der HU statt. Bei dem Kongress der Betroffeneninitiative „Verschickungsheime“ im No- vember tauschten sich zudem Teilnehmende des DRK und anderer Träger von Heimen in Gesprächskrei- sen mit den Betroffenen zu deren Vorstellungen und Wünschen aus, das Forscherteam stellte das For- schungsdesign der Studie vor. Die Ergebnisse werden im Frühjahr 2025 veröffentlicht. drk.de/verschickungskinder
39 S E I T E 3 8 – 5 5 Das DRK im Ausland Das Deutsche Rote Kreuz ist Teil des größten humanitären Netzwerks der Welt: der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung. Gemäß den funda- mentalen Rotkreuz-Grundsätzen hilft es allein nach dem Maß der Not und dort, wo Hilfe am dringendsten benötigt wird. Nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz hat sich die Zahl der bewaffneten Konflikte seit der Jahrtausendwende weltweit versechsfacht. Sudan, Ukraine, Naher Osten – die Liste ist lang. Insbesondere multiple Krisen, bei denen sich etwa bewaffnete Auseinandersetzungen und Naturkatastrophen überlagern, nehmen zu und stellen das Deutsche Rote Kreuz und seine Schwestergesellschaften vor immense Heraus- forderungen. Dabei gilt es auch diejenigen im Blick zu behalten, über deren Lebens- realität wir nur bedingt oder gar nichts aus den Medien erfahren: Die notleidenden Menschen der so genannten „vergessenen Krisen“, der langanhaltenden humanitä- ren Krisen, die es nur selten in den Fokus der Öffentlichkeit schaffen.
40 DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. C H R I S T O F J O H N E N I M I N T E R V I E W Humanitäre Hilfe in bewaffneten Konflikten: „Es braucht Mut und politischen Willen.“ Herr Johnen, was haben Sie gedacht, als im Dezember 2024 das Assad-Regime gestürzt wurde und Sie es mit einer weiteren Krise zu tun bekamen? Die Krise in Syrien ist ja nicht neu. Ein bereits mehr als 13 Jahre andauernder bewaffneter Konflikt hat den Menschen dort unermessliches Leid gebracht. Hin- zu kamen die Corona-Pandemie und das schwere Erdbeben im Jahr 2023. In- folgedessen waren schon vor den Ereig- nissen im Dezember 2024 16 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe ange- wiesen. Dieser Bedarf sinkt nicht plötz- lich, weil es einen Machtwechsel gege- ben hat. Deshalb wird das DRK weiterhin huma- nitäre Hilfe leisten und diese bei Bedarf nochmals ausbauen. Das tun wir vor al- lem durch die verstärkte Unterstützung unserer lokalen Schwestergesellschaft, dem Syrischen Arabischen Roten Halb- mond. Syrien ist nur ein Beispiel. Nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz hat sich die Zahl der bewaffneten Konflikte seit der Jahrtausendwende welt- weit versechsfacht – von 20 auf 120. Immer öfter steht die Zivilbevölke- rung im Fokus der Angriffe. Welche Auswirkungen hat das auf die Arbeit des DRK? Ob im Sudan, in den Palästinensischen Gebieten oder im Osten der Ukraine: Überall ist es nahezu unmöglich, Hilfs- Z U R P E R S O N Christof Johnen Christof Johnen leitet seit Ende 2012 die Internationale Zusammenarbeit des DRK. Im Jahr 2024 half das DRK in 52 Ländern weltweit. güter regelmäßig, im erforderlichen Um- fang und auch sicher zu den Hilfebe- dürftigen zu bringen. Denn der Zugang zu Menschen, die am dringendsten Hilfe benötigen, wird den humanitären Orga- nisationen oftmals verwehrt. Und immer häufiger sind sie selbst Ziel von Angrif- fen. 2024 war das bislang tödlichste Jahr für humanitär Helfende. Stand Dezem- ber wurden weltweit mehr als 280 Hel- ferinnen und Helfer im humanitären Ein- satz getötet. Teilweise führt das zum Rückzug von humanitären Organisationen aus den ge- fährlichsten Orten. Diese Option gibt es für die Internationale Rotkreuz- und Rot- halbmond-Bewegung nicht. Die Nati- onale Gesellschaft vor Ort kann nicht gehen. Ihre Einsatzkräfte leben in den betroffenen Regionen. Das verpflichtet uns als DRK – aber auch die gesamte Bewegung –, die Helferinnen und Helfer vor Ort zu unterstützen und unser Mög- lichstes für ihren Schutz zu tun. Was kann das DRK zum Schutz der Helferinnen und Helfer tun und sicherstellen, dass die Hilfe ankommt? Das gelingt einerseits durch die struk- turierte Vorbereitung der Schwester- gesellschaften auf Krisen und Kon- flikte. Katastrophenvorsorge und Kata- strophenrisikomanagement sind daher zurecht zwei der großen Themen in der In- ternationalen Zusammenarbeit des DRK. Zum Schutz der Helferinnen und Hel- fer vor Ort gehört aber auch der stän- dige Dialog mit den Staaten und Kon- fliktparteien. Auf nationaler Ebene ist das für uns als DRK der Dialog mit der Bun- desregierung. Auf internationaler Ebene ist es beispielsweise die Internationale Konferenz des Roten Kreuzes und des Roten Halbmonds, an der auch die Ver- tragsstaaten der Genfer Konventionen teilnehmen. Im vergangenen Jahr wurde auf der 34. Internationalen Konferenz eine Resolution verabschiedet, die die Vertragssaaten auffordert, ihre Verpflich- tungen gegenüber der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung zu bekräftigen und die Prinzipien der hu- manitären Hilfe jederzeit zu unterstützen und zu erleichtern. Wenn es aber nach wie vor Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht gibt, welchen Wert hat es noch? Es ist die Grundlage für unser Handeln. Darum ist dieses Recht nicht verhandel- bar. Zu akzeptieren, dass die bestehen- den Verpflichtungen und Mechanismen
DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V Das DRK in Deutschland Das DRK im Ausland Das DRK im Überblick Das DRK und seine Finanzen 41 ausgehebelt und ersetzt werden, wird für jeden folgenden bewaffneten Konflikt Folgen haben. Es braucht daher Mut und politischen Willen, auf alle Akteure einzuwirken. Hu- manität ist nicht nur ein Ideal der Genfer Abkommen aus historischen Zeiten. Sie muss heute und hier Leitlinie sein. Nur so kann dem Grauen des bewaffneten Kon- flikts etwas Vorbeugendes entgegenge- setzt werden. Weltweit sind rund 300 Millionen Menschen in einer akuten Notlage und benötigen Unterstützung. Mehr als jemals zuvor. Gelangt die humanitäre Hilfe an ihre Grenzen? Als Teil der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung entfalten wir eine hohe Leistungsfähigkeit vor Ort. Das zeigt das Beispiel Gaza: Trotz der anhaltenden Kampfhandlungen wurde im Mai 2024 ein Feldkrankenhaus des In- ternationalen Komitees vom Roten Kreuz in Zusammenarbeit mit elf Schwesterge- sellschaften in Rafah errichtet, um Ver- letzten und Kranken zu helfen. Insge- samt leistet das DRK in 52 Ländern Menschen in Not Hilfe – bedarfsgerecht, vorausschauend, verlässlich und nach- haltig. Diese Hilfe kommt an, aber sie steht vor enormen Herausforderungen. Denn zwischen den von den Verein- ten Nationen ermittelten Bedarfen und den vorhandenen Finanzierungen klafft eine stetig wachsende Lücke. Auch in Deutschland ist das Budget für huma- nitäre Hilfe im Ausland drastisch gesun- ken. Die künftigen Budgets sind unge- wiss. Weniger Geld bedeutet, dass wir unsere Hilfen noch stärker auf den drin- gendsten, akuten Unterstützungsbedarf fokussieren müssen und somit unseren Schwestergesellschaften nicht ausrei- chend bei der Vorbereitung auf Krisen und Katastrophen helfen können. Dabei ist Vorsorge und Vorbereitung von immenser Bedeutung. Vor einigen Mona- ten sagte der Leiter der Katastrophenvor- sorge des Palästinensischen Roten Halb- monds in Gaza: „Zehn Jahre haben wir uns auf kleine und große Krisen vorberei- tet. Und dann geschieht etwas, auf das man sich nicht vorbereiten kann. Den- noch: Ohne die Vorbereitung könnten wir nichts von dem leisten, was wir tun.“ Was gibt Ihnen die Kraft, weiterzumachen? Es sind vor allem die Freiwilligen in den Nationalen Gesellschaften vor Ort – wie zum Beispiel des Sudanesischen Roten Halbmonds. Obwohl ihre Einrichtungen zerstört und geplündert wurden, ma- chen sie weiter, ohne zu zögern. Weil sie, wie so viele Kolleginnen und Kollegen in von Konflikten betroffenen Ländern, Mandat und Rolle des Roten Kreuzes und Roten Halbmonds ernst nehmen: menschliches Leiden überall und jeder- zeit zu verhüten und zu lindern – allein nach dem Maß der Not. Wir als DRK lassen sie nicht allein, son- dern geben ihnen die Unterstützung, die sie brauchen. Und ich wünsche mir, dass die Leistungen der lokalen Helferin- nen und Helfer überall auf der Welt end- lich die gebotene Anerkennung, Unter- stützung und Förderung und sie dadurch den gleichen Schutz erfahren, wie die in- ternationalen Helferinnen und Helfer. Sudan – Fakten zu einer „fast“ vergessenen Krise W I E W I R H E L F E N Im Sudan sind aktuell mehr als 30 Millionen Menschen auf humanitäre Un- terstützung angewiesen, davon 16 Millionen Kinder. Dies macht Sudan zur größten humanitären Krise der Welt. Seit dem Ausbruch des verheerenden bewaffneten Konflikts zwischen der Sudanesischen Armee und der parami- litärischen Miliz Rapid Support Forces im April 2023 wurden mehr als zwölf Millionen Menschen vertrieben. Davon flohen drei Millionen über die Gren- zen in Nachbarländer. Menschen leiden an akuter Ernährungsunsicherheit und Hunger, das Gesundheitssystem funktioniert kaum noch. Die Folgen des Konflikts verstärken die Bedarfe der Menschen, die schon zuvor unter Natur- katastrophen, Epidemien, Armut und einer Wirtschaftskrise gelitten haben. Der Sudanesische Rote Halbmond (SRCS) arbeitet unter schwierigsten Um- ständen und persönlichen Verlusten. 2024 haben 18 Freiwillige sowie Mit- arbeiterinnen und Mitarbeiter ihr Leben verloren, acht von ihnen im Dienst. „Weil die Sicherheitslage unberechenbar ist, müssen Hilfsmaßnahmen kon stant flexibel und situationsbezogen angepasst werden“, sagt Marius Schneider, der das DRK-Büro für den Sudan leitet. Das DRK ist insbesondere in den Bundesstaaten Nord-Darfur und Blue Nile aktiv, in denen sehr viele Binnenvertriebene Zuflucht gesucht haben. Es un- terstützt den SRCS unter anderem in der Region Al-Fasher, wo mit Solarenergie angetriebene Wasserstel- len geschaffen und sanitäre Anlagen in medizinischen Einrichtungen re- habilitiert werden. Zudem wurde ein spezielles Programm für schwangere Frauen und notleidende Mütter aufgelegt. in der Region Blue Nile mit Bargeldhilfen und/oder Entbindungsaus- rüstung für schwangere und notleidende Mütter. Darüber hinaus wird die Nothilfe des lokalen SRCS-Verbandes in Damazine generell unterstützt, so etwa durch eine mobile Gesundheitsstation, welche die medizinische Versorgungslage in der Region verbessert. landesweit beim Aufbau von Kapazitäten für Bargeldhilfen. Im Jahr 2024 wurden mit Bargeldhilfen trotz logistischer Schwierigkeiten mehr als 34.000 bedürftige Menschen, rund 5.600 Haushalte, in den Bundesstaa- ten Kassala, Gedaref, Northern State und Blue Nile erreicht. beim Wiederaufbau der Logistikstrukturen, denn der SRCS musste wegen des Krieges mit dem Hauptquartier und der gesamten Belegschaft von Khartum nach Port Sudan ziehen. Die Lagerhäuser in und um Khartum wurden geplündert und zerstört. Blog von Marius Schneider (Stand 8. Januar 2025) drk.de/SudanBlogSchneider drk.de/sudan
DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. W I E W I R H E L F E N Naher Osten Die humanitären Folgen des bewaffneten Konfliktes in Israel und den Palästinensischen Gebieten beschäftigten das DRK auch 2024. Das Engagement wurde zudem in angrenzenden Regionen und Ländern fortgesetzt beziehungsweise an die Entwicklungen angepasst. 42 Gaza 16 Flüge starteten mit Hilfsgütern in das Krisengebiet. An Bord befanden sich unter anderem: 200 Bis Ende 2024 wurden 18 Fachkräfte aus dem Soforthilfepool des DRK, dem „Surge Roster“, an das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) ver- mittelt. Unter ihnen Allgemeinmediziner, Gesundheits- und Krankenpfleger sowie Hebammen. Sie waren teilweise mehrfach insbesondere für das im Mai 2024 eröffnete Feldkrankenhaus des IKRK in Rafah im Einsatz. Dort wurden in den ersten neun Monaten 51.195 Personen behandelt (37 Prozent waren jünger als 18 Jahre) 2.235 Operationen durchgeführt 1.300 Menschen aufgenommen 236 Kinder geboren 8.426 Menschen psychosozial betreut. 2.100 Familienzelte Trauma-Rucksäcke mit und 35.000 Schlafmatten medizinischem Material für die Notfallversorgnung Das DRK unterstützt das Krankenhaus regelmäßig mit neuem Material, nach- dem es schon bei Planung, Logistik und Aufbau des Krankenhauses aktiv beteiligt war. Etwa 25 Prozent des gesamten dort eingesetzten Materials hat das DRK beigetragen. drk.de/konflikt-isr-pal Westjordanland Parallel wurden die Aktivitäten im Westjordanland fortgesetzt: 50 30 Erste Hilfe-Trainings für First-Responder-Trainings für 1.900 Menschen 780 Menschen Ausstattung für 25 Erste Hilfe-Stationen zwei Allrad-Ambulanz- Fahrzeuge und Unterstützung des Rettungsdienstes. Libanon Im Zuge der Eskalation der Gewalt unterstützte das DRK von September bis Dezember 2024 das Libanesische Rote Kreuz zusätzlich zu den langfristig geplanten Maßnahmen mit: 4 10 Hilfsflügen mit medizinischer Krankenwagen und zwei mobilen Ausrüstung, Küchensets, Isomatten, Decken und Schlafsäcken Gesundheitsstationen der Verstärkung der bestehenden langfristigen Unterstützung des Rettungs- und Blutspendedienstes sowie der mobilen Gesundheits- der Unterstützung der sogenannten Urban Search und Rescue Teams, die Verletzte oder Verschüttete aus eingestürzten Gebäuden bergen. dienste 2024 waren im Libanon sechs DRK-Delegierte und zehn nationale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Einsatz. drk.de/libanon
DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V Das DRK in Deutschland Das DRK im Ausland Das DRK im Überblick Das DRK und seine Finanzen 43 W I E W I R H E L F E N Ukraine Auch im dritten Jahr nach der Eskalation des internationalen bewaffneten Konflikts zwischen Russland und der Ukraine bildete die Unterstützung des Ukrainischen Roten Kreuzes (URK) einen Schwerpunkt der weltweiten humanitären Hilfe des DRK. Mit Nothilfemaßnahmen, psychosozialer und medizinischer Versorgung wurden im Jahr 2024 mehr als 85.000 Menschen erreicht – vor allem in den Regionen Odessa, Saporischschja, Riwne und Wolhynien. 44.000 11.500 Menschen wurden durch 1.500 Menschen wurden Menschen erhielten psycho- 22 mobile Gesundheitsstationen kontinuierlich in der häuslichen soziale Unterstützung. versorgt. 14 Pflege betreut (183.500 Hausbesuche). 9 2.200 Menschen bekamen Bargeld und Supermarkt- gutscheine. 569 modulare Boiler sorgten für Wärme in Schulen und Kranken- häusern, was 19.000 Menschen zugute kam. Active Aging Clubs ermöglichten, dass 200 ältere Menschen soziale Kontakte pflegen konnten. 105 Erste Hilfe-Trainings Menschen wurden durch für 5.600 Menschen wurden mobile Rehabilitationsteams mit durchgeführt. physiotherapeutischen Maß- nahmen versorgt. Zudem unterstützte das DRK 30 Freiwillige der Notfalleinsatzteams des URK, welche in 600 Einsätzen 3.700 Menschen unmittelbar nach Kampfhandlungen versorgt haben. Schulungen (Capacity Building) des URK: Rund 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, soziale Helferinnen und Helfer sowie Freiwillige wurden im Bereich der häuslichen Pflege, psychosozialen Unterstützung, Ersten Hilfe, Sicherheit, Logistik und digitalen Transformation aus- und fortgebildet. Auch 2025 wird das DRK die Unterstützung seiner Schwestergesellschaft aufrechterhalten, weiter ausbauen und an den Bedarfen der vom bewaffneten Konflikt betroffenen Menschen ausrichten. drk.de/ukraine Bedarfsgerechte Hilfe Links Ausgabe von Hilfsgütern in einem Lager für Binnengeflüchtete im Gazastreifen. Rechts In der Ukraine geht es unter anderem darum, die Resilienz der Menschen zu stärken, etwa durch mobile Rehabilitationsmaßnahmen.
44 DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. V E R S O R G U N G U N D V O R S O R G E Gesundheit im Fokus Das Deutsche Rote Kreuz setzt sich weltweit für die Verbesserung der Gesundheitsversorgung und die Vorbeugung von Gesundheitskrisen ein. Gefährdete Bevölkerungsgruppen stehen bei der Zusammenarbeit mit seinen Schwestergesellschaften dabei im Fokus. Ein besonderes Projekt hat das DRK gemeinsam mit der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond- Gesellschaften (IFRK) in Kolumbien initiiert. Der Zugang zu umfassender Gesund- heitsversorgung in der sexuellen und re- produktiven Gesundheit, also das kör- perliche und seelische Wohlbefinden in Bezug auf alle Bereiche der Sexualität und der Fortpflanzung des Menschen, ist ein wichtiger Bereich in humanitä- Toolkit für sexuelle und reproduktive Gesundheit Das Toolkit, das vom DRK gemeinsam mit dem IFRK entwickelt wurde, beinhaltet moderne Verhütungsmethoden nach einem Schwanger- schaftsabbruch, Beratungsangebote sowie Hilfestellungen für die klinische Umsetzung oder die Etablierung von sicheren Überweisungswe- gen. Ein wesentlicher Bestandteil ist die systema- tische Aufklärung: In Schulungen und Workshops mit Fachkräften werden Werte und Einstellungen zu Schwangerschaftsabbrüchen reflektiert, Mythen und Vorurteile abgebaut. drk.de/gesundheitweltweit drk.de/familyplanning fördern“, erklärt Jana Lowsky. „Unser Engagement reicht dabei von medizini- scher Soforthilfe bis zu langfristigen Pro- jekten.“ Neben der direkten Gesundheitsver- sorgung unterstützt das DRK seine Schwestergesellschaften in den Berei- chen Ernährung, Hygiene sowie Was- ser- und Sanitärversorgung und stellt nationalen Gesundheitseinrichtungen in akuten Krisensituationen dringend be- nötigte medizinische Hilfe zur Verfügung. 2024 zählten die Einsätze in der Ukraine und in Gaza ( S. 42 f) zu den Schwer- punkten, aber auch kurzfristige Krank- heitsausbrüche wie die Viruserkrankung Mpox in Uganda, Cholera im Südsudan und Denguefieber in Lateinamerika er- forderten schnelles Handeln. In den zunehmend langanhaltenden hu- manitären Krisen legt das DRK ein ver- stärktes Augenmerk auf Präventionsar- beit und die Unterstützung im Bereich psychosoziale Gesundheit und Betreu- ung. „Dort steigen die Bedarfe massiv“, sagt Jana Lowsky. Das übergeordnete Ziel des breitgefä- cherten Engagements: „Wenn wir es schaffen, die jeweiligen nationalen Rot- kreuz- oder Rothalbmond-Gesellschaf- ten insgesamt so zu stärken, dass sie auf akuten, langanhaltenden oder ab- sehbaren Bedarf im Gesundheitsbereich schnell und wirksam reagieren können, dann haben wir sehr viel erreicht.“ ren Krisensituationen. Laut der Welt- gesundheitsorganisation (WHO) haben 257 Millionen Frauen im reproduktiven Alter keinen Zugang zu Verhütungsmit- teln. In Krisensituationen steigt die Zahl ungewollter Schwangerschaften, unsi- cherer Abtreibungen und Geburtskom- plikationen. Familienplanung kann hier Leben retten. Das DRK hat daher ge- meinsam mit der IFRK ein Toolkit entwi- ckelt und arbeitet mit seinen Schwester- gesellschaften an der Umsetzung dieses sensiblen Themas. So zum Beispiel in Kolumbien, wo das Maßnahmenpaket in Zusammenarbeit mit dem Kolumbia- nischen Roten Kreuz in verschiedenen Regionen erprobt wurde. Frauen erhiel- ten Zugang zu Familienplanungsdiens- ten, einschließlich kostenloser Beratun- gen sowie zu Verhütungsmitteln. Nach der erfolgreichen Pilotphase ist das Modul Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung ausgeweitet worden. „Diese Maßnah- men tragen nicht nur zur Förderung der selbstbestimmten Familienplanung bei, sondern helfen auch, die Müttersterb- lichkeit durch unsichere Abbrüche zu re- duzieren“, sagt Jana Lowsky, Referentin für Gesundheitsprogramme beim DRK. innerhalb der Lang- und kurzfristige Hilfe in Gesundheitsfragen Das Projekt in Kolumbien ist nur ein Bei- spiel für das Engagement des DRK im Bereich Gesundheit. „Im Schulterschluss mit unseren Schwestergesellschaften und durch eine enge Kooperation aller Komponenten der internationalen Be- wegung können wir es schaffen, die Ge- sundheitssituation vor Ort zu verbes- sern, nationale Gesundheitssysteme zu stärken und präventive Maßnahmen zu
P A N A M A K A R I B I S C H E S M E E R D A R I É N - G A P K O L U M B I E N Darién-Gap Der etwa 100 Kilometer breite Landstreifen in der Grenzregion zwischen Panama und Kolumbien zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten der Welt. > 300.000 Menschen nahmen allein im Jahr 2024 diese Route. P A Z I F I S C H E R O Z E A N V E R G E S S E N E K R I S E N Großes Leid, wenig Aufmerksamkeit Der weltweite Bedarf an humanitärer Hilfe ist immens. Es gibt zahlreiche Krisen, die andauern oder sich weiter verschärfen – sei es in Konfliktsituationen, aufgrund von Extremwetter- ereignissen oder einer Kombination aus beiden. Doch nicht alle Krisen finden öffentlich gleichermaßen Beachtung. Das, was sich entlang der Migrationsrouten in Lateinamerika sowie in Myanmar abspielt, macht die Dimension beispielhaft deutlich. Die Migrationskrise in Mittel- und Süd- amerika ist dramatisch. Besonders an- gespannt ist nach wie vor die Situation rund um den sogenannten Darién-Gap, der zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit zählt. „Dabei handelt es sich um einen etwa 100 Kilometer breiten Land- streifen in der Grenzregion zwischen Panama und Kolumbien, der größtenteils von Regenwald bedeckt ist und auf dem Weg in die USA genutzt wird“, schil- dert Mario Geiger, Berater für Flucht und Migration bei der Internationalen Zusam- menarbeit des DRK. „Der Weg durch den Dschungel ist gekennzeichnet durch unbefestigte Wege, reißende Flüsse, wil- de Tiere, Kriminalität sowie bewaffne- te Gruppen.“ Dennoch nahmen allein im Jahr 2024 mehr als 300.000 Menschen diese Route und riskierten ihr Leben. Vorfeld versucht, mögliche humanitäre Bedarfe zu erkennen, zunehmend ange- wendet ( S. 47). Angespannte Lage in Myanmar Der bewaffnete Konflikt in Myanmar und wiederkehrende Naturkatastrophen wie jüngst der Taifun Yagi haben inzwischen 3,5 Millionen Menschen aus ihrer Hei- mat vertrieben und die humanitäre Kri- se verschärft. Angesichts des steigen- den Bedarfs an humanitärer Hilfe leistet das Myanmarische Rote Kreuz mit seinen freiwilligen Helferinnen und Helfern trotz der sich verschlechternden Zugangs- möglichkeiten zu den Betroffenen täg- lich lebensrettende Hilfe. Als zuverlässiger Partner unterstützt das DRK vor Ort sei- ne Schwestergesellschaft unter anderem durch Projekte der Katastrophenvorsorge. Zusammen mit den Schwestergesell- schaften vor Ort arbeitet das DRK dar- an, die Situation zu verbessern. „Wir sind entlang der gesamten Fluchtroute aktiv – angefangen von Venezuela über Ko- lumbien bis Mexiko, um den Menschen durchgehend beizustehen“, sagt Ma- rio Geiger. Auch im Bereich der Migrati- on wird das Konzept der vorausschau- enden humanitären Hilfe, das bereits im Nachtrag: Am 28. März 2025 erschütter- te ein heftiges Erdbeben der Stärke 7,7 mehrere Länder in Südostasien. Das Epi- zentrum des Bebens lag in den Regionen Sagaing und Mandalay in Myanmar. Die starken Erschütterungen forderten Tau- sende Todesopfer und Verletzte. Straßen, Brücken, Gebäude und Gesundheitsein- richtungen wurden beschädigt oder zer- stört. Einsatz gegen das Vergessen Insbesondere lang anhaltende Krisen und Katastrophen drohen aus dem Fokus der Öffentlichkeit zu geraten ( S. 53 f). Dabei ist die Lebenswirklichkeit der betroffenen Men- schen durch große Entbehrungen und Gefahren gekennzeichnet. Das DRK arbeitet in vielen dieser Kontexte mit seinen Schwestergesell- schaften zusammen und setzt sich dafür ein, diese „vergessenen Krisen“ in das öffentliche Bewusstsein zu rücken. drk.de/vergessene-krisen drk.de/lateinamerika-karibik drk.de/myanmar
46 DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. MEAL: Digitalisierung stärkt Eigenverantwortung Durch Monitoring, Evaluation, Accountability (Rechenschafts- legung) and Learning – kurz: MEAL – sichert das DRK die Qualität in der Internationalen Zusammenarbeit. Wenn die Teams des Marokkanischen Roten Halbmonds (MRCS) ihre Arbeit vor Einsätzen in der Erdbebenhilfe doku- mentierten, haben sie bislang viel Papier beschrieben: Be- wertung der Risiken in der Gemeinschaft, Überwachung der Zufriedenheit mit den humanitären Leistungen und erhalte- ne Rückmeldungen, Zählung der erreichten Personen und Weiteres. Künftig geschieht dies über Tablets und Smart- phones, was die Qualität der gesammelten und ausgewerte- ten Daten verbessert. Nach einer vom DRK für die Schwes- tergesellschaft durchgeführten Schulung kennen sich nun 27 MRCS-Mitarbeitende mit der „Kobo Toolbox“ aus – und die- ses Wissen geben sie an andere Mitarbeitende weiter. Die in- tuitiv zu nutzende Open Source-Software ermöglicht die elek- tronische Durchführung von Umfragen und Auswertung der erhobenen Daten. „Dadurch können wir schneller nachvollzie- hen, wie wirksam unsere Hilfe ist, und ob sie die Bedürfnisse der Menschen trifft“, erklärt DRK-MEAL-Manager Wajih Freij: „So ist es auch einfacher, die Rechenschaftspflicht gegenüber allen Beteiligten zu gewährleisten und für zukünftige Hilfsmaß- nahmen zu lernen.“ Ähnliche Initiativen gibt es in Äthiopien und im Südsudan. „Wir unterstützen die jeweiligen Schwestergesellschaften sehr ge- zielt bei der Digitalisierung ihrer Arbeit“, sagt Wajih Freij – im- mer auf Basis der geäußerten Bedarfe und als Anstoß für ei- gene Weiterentwicklung. Die Kobo-Schulung, die im August 2024 in Marokko stattfand, steht mittlerweile allen arabisch- sprachigen Schwestergesellschaften zur Verfügung. Zudem arbeitet das DRK an Übersetzungen ins Englische, Französi- sche und Spanische. Korruptionsprävention: Frühe Warnung für effizienten Mitteleinsatz 2024 intensivierte das DRK seine Maßnahmen zur Korruptions- prävention mit Schwerpunkt auf Unregelmäßigkeiten und Fehl- verhalten im Beschaffungswesen. Für humanitäre Helferinnen und Helfer innerhalb und außerhalb der Rotkreuz- und Rothalb- mond-Bewegung führte es praxisnahe Schulungen durch, so zum Beispiel eine für deutsche Hilfsorganisationen in Zusam- menarbeit mit dem Verband Entwicklungspolitik und Humani- täre Hilfe und gefördert durch Mittel des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Interna- tionale Veranstaltungen der Internationalen Rotkreuz- und Rot- halbmond-Bewegung wurden ebenfalls intensiv begleitet und mitorganisiert, wie zum Beispiel ein Workshop in Budapest mit überwiegender Beteiligung osteuropäischer Nationaler Rot- kreuz-Gesellschaften. „In den Schulungen werden relevante Warnsignale und effek- tive Präventionsmaßnahmen vermittelt“, erläutert Roland Has- sel, Referent für Korruptionsprävention und -bekämpfung im Bereich Internationale Zusammenarbeit des DRK und Orga- nisator der Fortbildungen. „Seit wir diese Schulungen durch- führen, hat sich die Zahl interner Meldungen zu Auffälligkeiten deutlich erhöht. Das zeigt, dass wir ein starkes Bewusstsein für Risiken geschaffen haben. Dank frühzeitiger Hinweise konnten mehrere Betrugsfälle erkannt und verhindert werden, bevor die Beschaffung durchgeführt wurde. So stellen wir sicher, dass die Mittel effizient eingesetzt werden, wir den besten Preis er- zielen, niemand sich unrechtmäßig bereichert und die benötig- ten Güter dort ankommen, wo sie am dringendsten gebraucht werden.“ International vernetzt Teilnehmerinnen und Teilnehmer eines Workshops der Internatio - nalen Rotkreuz- und Rothalbmond- Bewegung zur Korruptions präven- tion in Budapest, Juni 2024.
DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V Das DRK in Deutschland Das DRK im Ausland Das DRK im Überblick Das DRK und seine Finanzen 47 V O R A U S S C H A U E N D E H U M A N I T Ä R E H I L F E Helfen, bevor die Katastrophe eintritt Wetterextreme treten häufiger auf, ihre humanitären Folgen werden immer schwerwiegender. Um das Risiko für Leid und großen Schaden zu minimieren, hat das DRK zusammen mit Partnern wie dem Rotkreuz-/Rothalbmond-Klimazentrum und der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalb- mond-Gesellschaften (IFRK) vor über zehn Jahren den Ansatz der vorausschauenden humanitären Hilfe entwickelt. Ziel ist es, auf der Basis von Vorhersagen und Risikoanalysen noch vor Eintreten einer Katastrophe Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Mittlerweile ist die voraus- schauende humanitäre Hilfe ein etablier- tes Instrument im humanitären System. Dreh- und Angelpunkt der DRK-Arbeit, die zum großen Teil vom Auswärtigen Amt finanziert wird, ist die enge Beglei- tung der Nationalen Rotkreuz- und Rot- halbmond-Gesellschaften bei der Ent- wicklung und Umsetzung so genannter Frühwarnprotokolle (Early Action Proto- cols, EAP). Darin werden Schwellenwer- te festgelegt, bei deren Überschreitung automatisch Gelder für vorausschau- ende Hilfsmaßnahmen an die Nationa- len Gesellschaften ausgezahlt werden. Dies ermöglicht bereits im Vorfeld einer drohenden Notsituation effizientes Han- deln: Frühzeitige Vorsorgemaßnahmen können eingeleitet und finanzielle Mittel schneller zur Verfügung gestellt werden. Seit 2014 hat das DRK bereits 28 Na- tionale Gesellschaften in diesem Be- reich unterstützt und so geholfen, Men- schen und ihre Lebensgrundlagen noch vor Eintritt einer drohenden Katastrophe besser zu schützen – wie beispielsweise in Äthiopien. Frühzeitiger Schutz vor der Dürre Im September 2024 hatte das Äthiopi- sche Rote Kreuz (ERCS) ein Frühwarn- protokoll ausgelöst, weil für Teile des Landes eine verheerende Dürre vorher- gesagt war. Sofort wurden Maßnahmen der vorausschauenden Hilfe eingeleitet. Da Vorhersagen Ende September er- neut auf eine besondere Schwere des Ereignisses hinwiesen, unterstützte das DRK mit einer Förderung des Auswär- tigen Amts, ERCS dabei, die Maßnah- men auszuweiten. Mit Bargeldleistungen für bedürftige Menschen, Impfungen von Vieh, Bevorratung von Futtermitteln so- wie Reparatur von Wasserentnahme- punkten, der Installation von Solaran- lagen für den Betrieb von Pumpen und Gesundheitsaufklärung, um die Aus- breitung von Krankheiten zu verhindern, konnten zusätzlich 300.000 Menschen geschützt werden. Verluste und Leid mindern Zu den Empfängern der Hilfe zählt Nura Dol Dagal. „In der letzten Dürre habe ich alles verloren, meine Kühe, meine Le- bensgrundlagen. Diesmal möchte ich auf die Dürre besser vorbereitet sein.“ Zu- sammen mit ihren sechs Kindern will sie etwa dürreresistentes Gemüse anbauen. Viele Menschen haben bei der letzten Dürre in dieser Region ihre gesamten Le- bensgrundlagen verloren, Krankheiten und Mangelernährung waren verbreitet. Umso wichtiger ist es, dass wir schneller eingreifen und zusammen mit den Ge- meinden Maßnahmen ergreifen können, die solches Leid mindern", sagt Stefanie Lux, Sachgebietsleiterin Antizipation in der humanitären Hilfe beim DRK. Bargeldhilfen für die Menschen in Äthiopien Bargeldleistungen bilden nur einen Teil der Maß nahmen. Hinzu kommen unter anderem Impfungen von Vieh, die Bevorratung von Futter mitteln sowie die Reparatur von Wasser- entnahmepunkten. Wichtige Resolution verabschiedet Das DRK macht sich dafür stark, die vo- rausschauende humanitäre Hilfe weiter- zuentwickeln und zu stärken. Zusammen mit der IFRK und dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz hat das DRK eine Resolution erarbeitet, die im Rah- men der 34. Internationalen Konferenz des Roten Kreuzes und des Roten Halb- monds im Oktober 2024 verabschiedet wurde. Die Entschließung zielt darauf ab, die Zusammenarbeit zwischen den Staaten und den Institutionen der Rot- kreuz- und Rothalbmond-Bewegung bei der Entwicklung und Verankerung von Systemen der vorausschauenden huma- nitären Hilfe in nationale Systeme weiter zu stärken. Globales Netzwerk Ansätze der vorausschauenden humanitären Hilfe weltweit etablieren: Das ist das Ziel des Anticipation Hubs. Die globale Wissens- und Austauschplattform wird vom Deutschen Roten Kreuz in Kooperation mit der Internati- onalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalb- mond-Gesellschaften und dem Rotkreuz-/ Rothalbmond-Klimazentrum mit finanzieller Un- terstützung des Auswärtigen Amtes organisiert. Sie bündelt Wissen und Erfahrungen und för- dert den Austausch und die Zusammenarbeit von Vertreterinnen und Vertretern aus Praxis, Wissenschaft und Politik. anticipation-hub.org
48 DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. E R U - K L A S S I F I Z I E R U N G Standards für bessere medizinische Hilfe Um künftig in Katastrophenfällen noch schneller und gezielter medizinische Hilfe leisten zu können, lässt das DRK drei seiner medizinischen Soforthilfe-Einheiten, die Emergency Response Units oder ERUs, nach internationalen, organisations- übergreifenden Standards klassifizieren. „In der medizinischen Hilfe ist eine schnelle, angemessene Behandlung oft aus- schlaggebend für den weiteren Verlauf“, sagt Timo Seimetz, Referent für Präklinische Notfallversorgung beim DRK. „Besonders kritisch ist das nach Katastrophen, wenn Häuser zerstört sind, wichtige Infrastruktur beschädigt ist und Chaos den Alltag be- stimmt. Dann kann Hilfe von außen nötig sein.“ Diese Hilfe muss gut koordiniert, qua- litativ angemessen und vergleichbar sein. „Um das sicherzustellen, setzen sich die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften (IFRK) dafür ein, weltweit einheitliche Mindeststan- dards einzuhalten und medizinische Notfall-Teams zu klassifizieren.“ Beide Organisationen haben das so genannte Red Channel Agreement unterzeich- net, das einen Klassifizierungsprozess innerhalb der Rotkreuz- und Rothalbmond-Be- wegung unter Verantwortung der IFRK festlegt. Das DRK hat diesen Prozess für drei seiner Nothilfe-Einheiten begonnen. „Wir streben an, unser Rotkreuz-Krankenhaus, unsere Gesundheitsstation und unsere mobile Gesundheitsstation klassifizieren zu lassen. Dazu haben wir Mitte 2024 ein umfassendes Self-Assessment, also eine syste- matische Eigenprüfung, begonnen, die wir Anfang Dezember abgeschlossen haben.“ Überdies hat das DRK gemeinsam mit seinen Partnern der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung weitere Einsatzmodule entwickelt, etwa zur Familien- planung in Krisensituationen, zur Infektionsvorbeugung und -kontrolle sowie zur präklinischen Notfallversorgung. Die bewährten Nothilfe-Einheiten sollen weiterhin innerhalb der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung kombinierbar sein. „Unser Ziel ist es, dass die ERUs bis Ende 2026 klassifiziert sind. 2025 beschaf- fen wir nötiges Material und arbeiten mit erfahrenen Fachleuten zusammen, um un- sere Einheiten weiter zu verbessern“, so Timo Seimetz. Das „Red Channel Agreement“ Partner WHO, IFRK Unterzeichnung 2020; Erneuerung/Konkretisierung 2024 Ziele Gesundheitsversorgungsbedarf der Bevölkerung in Krisen- und Katastrophenfällen besser decken durch schnellere und effizientere Mobilisierung qualifizierter medizinischer Teams Stärkung der Leistungsfähigkeit und der Koordination mit anderen inter- nationalen Organisationen Klassifizierung und internationale Anerkennung der ERUs durch Klassifi- zierungsprozess der Föderation, der sich an den Vorgaben der WHO und deren Kernstandards orientiert Emergency Response Unit Mit mobilen Nothilfe-Einheiten kann das DRK im Notfall schnell und flexibel reagieren. Dazu zählt auch das mobile Krankenhaus.
DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V Das DRK in Deutschland Das DRK im Ausland Das DRK im Überblick Das DRK und seine Finanzen 49 Effiziente Sofort- und Nothilfe W I E W I R A R B E I T E N Ob Naturkatastrophen, Epidemien, Migrationsbewegungen oder bewaffnete Konflikte: Das DRK unterstützt weltweit seine Schwestergesellschaften, um Menschen in Not zu helfen und Leben zu retten. Enge und bewährte Partnerschaften mit den lokalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften sorgen für klare Abstimmungsprozesse und ineinandergreifende Sofort- und Nothilfeaktivitäten. Für das DRK ist es daher wichtig, kontinuierlich die Kapazitäten der Schwestergesellschaften zur Krisenvorsorge und -bewältigung zu stärken. Krise im Ausland – Koordination der Hilfe Immer ist es die Nationale Rotkreuz- oder Rothalbmond-Gesellschaft, die bei Krisen noch vor allen anderen Hilfe für die betrof- fene Bevölkerung leistet. Benötigt sie zusätzliche Unterstützung, wendet sie sich mit einem Hilfegesuch an die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften oder an Partner wie das DRK direkt. In großen Katastrophensitua- tionen koordiniert die Föderation in Absprache mit der betroffenen Nationalen Gesellschaft die Hilfsangebote zur Deckung des humanitären Bedarfs. In Situationen bewaffneter Konflikte ist meist auch das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) gemäß seines humanitär-völkerrechtlichen Mandats an der Koordination und Erbringung der Hilfe beteiligt. Gemeinsame Planung Anhand des übermittelten Unterstützungsbedarfs schätzt das DRK zunächst die Lage und seine Hilfsmöglichkeiten ein und stimmt seine geplanten Maßnahmen mit der Rotkreuz- bzw. Rothalbmond-Gesellschaft des jeweiligen Landes ab. Wenn die mobilen Einheiten der Not- und Katastrophenhilfe (Emergency Response Units) wie etwa das Rotkreuzkrankenhaus in den Einsatz kommen sollen, findet zudem eine übergreifende Ressourcenplanung mit anderen Nationalen Gesellschaften und der Föderation oder dem IKRK statt. Nothilfe durch lokale Hilfsgüter oder Bargeld Wann immer möglich, werden dringend benötigte Hilfsgüter wie Hygieneartikel oder Materialien für Notunterkünfte lokal beschafft. Zudem stehen standardisierte Hilfsgüter permanent in den Logistik- zentren der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond- Bewegung an mehreren Standorten weltweit kurzfristig zur Verfügung. Hilfsmaterial aus Deutschland wird meist nur eingeflogen, wenn keine ausreichenden Alternativen zur Verfügung stehen. Immer häufiger wird auf Bargeldhilfen gesetzt, um individuellen Bedarfen besser begegnen zu können. Nothilfe durch Schwester- gesellschaften Unterstützung durch Experten Um die lokalen Helferinnen und Helfer zu unter stützen, entsendet das DRK bei Bedarf speziell ausge bildetes Sofort- und Nothilfe hilfepersonal beispielsweise für die medizinische Versorgung, zur Unterstützung der Logistik oder die fachgerechte Auf- bereitung von Trinkwasser. Finanzielle Hilfe durch Unterstützer Das DRK leistet der betroffenen Rotkreuz- oder Rothalbmond-Gesellschaft neben der Planung meist finanzielle Unterstützung, etwa für die Beschaffung von Hilfsgütern oder Bargeldauszahlungen an Bedürftige. Dafür setzt es Spenden sowie Zuwendungen öffentlicher Stellen wie des Auswärtigen Amtes oder der Europäischen Kommission ein. Dies geschieht ebenso für Maßnahmen zum Wie- Standort Deutschland deraufbau und zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit gegen künftige Krisen. Hilfe für 52 Schwester- gesellschaften weltweit
50 DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. Das DRK im Ausland Ausgaben für DRK-Projekte I N M I O . E U R O Internationale Zusammenarbeit 2024 * weltweit Afrika Amerika Asien Europa / Zentralasien Naher Osten / Nordafrika Gesamtausgaben Thematische Zusammenarbeit/ Projektbegleitung und -steuerung Projekte und Zusammenarbeit vor Ort Programme 117,9 19,9 98,0 98,0 Sofort- und Nothilfe 82,6 84,3 % Wiederaufbau und Rehabilitation Entwicklungszusammenarbeit Kooperationen vor Ort (Länderbüros) Sektoren 4,4 % 8,6 % 2,7 % 4,3 8,4 2,7 98,0 Ernährungssicherung / Lebensgrundlagen 3,7 3,8 % Gesundheit 32,4 33,1 % Wasser-, Sanitärversorgung und Hygiene 8,7 8,9 % Katastrophenvorsorge 39,1 39,9 % Stärkung der Schwestergesellschaften Notunterkünfte / Wohnen Kooperationen vor Ort (Länderbüros) Kooperationspartner 7,4 % 4,3 % 2,7 % 7,2 4,2 2,7 98,0 10,7 11,8 9,2 13,4 52,9 10,7 100,0 % 11,8 100,0 % 9,2 100,0 % 13,4 100,0 % 52,9 100,0 % 8,5 0,6 1,5 0,1 79,2 % 11,2 95,1 % 5,4 % 14,1 % 1,3 % 0,0 0,3 0,3 0,0 % 2,5 % 2,4 % 6,1 0,2 2,5 0,6 65,6 % 1,7 % 26,5 % 6,1 % 7,2 1,6 4,0 0,7 53,5 % 49,7 94,1 % 11,7 % 29,7 % 5,3 % 2,0 0,2 1,0 3,8 % 0,3 % 1,8 % 10,7 100,0 % 11,8 100,0 % 9,2 100,0 % 13,4 100,0 % 52,9 100,0 % 1,2 1,8 2,0 4,5 1,1 0,0 0,1 11,3 % 16,6 % 19,0 % 41,7 % 10,1 % 0,0 % 1,3 % 0,1 4,1 0,7 5,6 0,3 0,6 0,3 1,2 % 34,8 % 6,0 % 47,7 % 2,5 % 5,3 % 2,4 % 0,7 0,0 1,4 5,8 0,7 0,1 0,6 7,4 % 0,0 % 14,8 % 62,6 % 7,5 % 1,6 % 6,1 % 0,4 5,6 0,0 2,9 3,9 0,0 0,7 2,8 % 1,3 2,5 % 41,8 % 20,9 39,6 % 0,0 % 4,6 8,7 % 21,4 % 20,3 38,5 % 28,9 % 0,0 % 5,3 % 1,3 3,4 1,0 2,5 % 6,5 % 1,8 % 10,7 100,0 % 11,8 100,0 % 9,2 100,0 % 13,4 100,0 % 52,9 100,0 % Nationales Rotes Kreuz / Roter Halbmond 97,5 99,5 % 10,6 99,1 % 11,8 100,0 % 9,2 100,0 % 13,4 100,0 % 52,5 99,2 % IFRK¹ IKRK ² Finanzierung Spenden öffentliche Mittel Drittmittel (Stiftungen, andere Partner innerhalb der Rotkreuz- / Rothalbmond- Bewegung) 0,1 0,5 98,0 0,1 % 0,5 % 0,1 0,0 0,9 % 0,0 % 0,0 0,0 0,0 % 0,0 % 0,0 0,0 0,0 % 0,0 % 0,0 0,0 0,0 % 0,0 % 0,0 0,5 0,0 % 0,9 % 10,7 100,0 % 11,8 100,0 % 9,2 100,0 % 13,4 100,0 % 52,9 100,0 % 13,4 13,7 % 77,2 78,8 % 0,4 9,9 3,6% 0,5 4,5 % 92,8 % 11,2 95,3 % 1,1 8,0 12,3 % 86,9 % 6,4 4,7 47,7 % 5,0 9,5 % 35,1 % 43,3 81,9 % 7,4 7,5 % 0,4 3,6 % 0,03 0,2 % 0,1 0,8 % 2,3 17,2 % 4,5 8,6 % Öffentliche Mittel 2024 * weltweit Afrika Amerika Asien Europa / Zentralasien Naher Osten / Nordafrika für Thematische Zusammenarbeit Auswärtiges Amt für Projekte und Programme vor Ort Auswärtiges Amt BMZ ³ sonstige öffentliche Mittel ECHO ⁴ EU-Kommision (EU-Trust Fund) 6,9 6,9 77,2 51,0 7,6 0,5 18,0 0,1 9,9 5,1 1,7 0,2 2,9 0,0 11,2 4,6 0,2 0,3 6,1 0,0 8,0 4,0 1,5 0,0 2,6 0,0 4,7 2,4 1,5 0,0 0,9 0,0 43,3 34,9 2,7 0,0 5,5 0,1 * Aus rechentechnischen Gründen können in den Tabellen Rundungsdifferenzen in Höhe von +/- einer Einheit (€, %) auftreten. Berücksichtigt Buchungen bis zum Jahresabschluss 2024 1 2 IFRK: Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften IKRK: Internationales Komitee vom Roten Kreuz 3 BMZ: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung 4 ECHO: Generaldirektion Europäischer Katastrophenschutz und humanitäre Hilfe der EU-Kommission
DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. Weltweite Hilfe Im Jahr 2024 erwies sich die globale humanitäre Lage weiterhin als äußerst komplex und vielschichtig. Langandauernde bewaffnete Konflikte, die Folgen des Klimawandels sowie wirtschaftliche und politische Instabilitäten haben die Verletzlichkeit von Millionen Menschen weltweit verschärft. Die bewaff- neten Konflikte zwischen der Ukraine und der Russischen Föderation, im Sudan und im Nahen Osten führten zu massiven Vertreibungen sowie einer hohen Zahl ziviler Opfer, darunter unzählige Frauen und Kinder. Die Zahl an- gegriffener und getöteter lokal Helfender hat ein besorgniserregendes Aus- maß erreicht und zeigt, dass die Arbeit in Konfliktgebieten immer gefährlicher wird, da humanitäre Prinzipien und das humanitäre Völkerrecht in einigen Kontexten regelmäßig missachtet werden. Die Internationale Zusammen- arbeit des DRK e.V. leistete 2024 in 52 Ländern in bilateralen Kooperatio- nen mit Schwestergesellschaften sowie gemeinsam mit der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften (IFRK) und dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) humanitäre Hilfe und lang- fristige Unterstützung. Erreichte Menschen in Not Anzahl der Menschen, die mit DRK-Auslands projekten 2024 in den jeweiligen Sektoren weltweit erreicht wurden. 1.167.503 593.930 895.505 231.983 115.074 35.079 55.579 Gesundheit Wasser- , Sanitärversorgung und Hygiene Katastrophenvorsorge Ernährungssicherung / Lebensgrundlagen Notunterkünfte / Hilfsgüter des täglichen Bedarfs Stärkung der Schwestergesellschaften andere Unterstützungsformen Ausgaben und Finanzierung humanitäre Projekte / Programme (gerundet) Sektoren Regionen 4 % 40 % 33 % 9 % 4 % 7 % 3 % 11 % 12 % 9 % 14 % 54 % Notunterkünfte / Wohnen Katastrophenvorsorge Gesundheit Wasser-, Sanitärversorgung und Hygiene Ernährungssicherung / Lebensgrundlagen Stärkung der Schwestergesellschaften Kooperationen vor Ort (Länderbüros) Afrika Amerika Asien Europa Naher Osten / Nordafrika (MENA) E U R O P A / Z E N T R A L A S I E N 1 2 3 4 5 6 7 Armenien 75 Tsd. Euro Aserbaidschan 25 Tsd. Euro Kirgistan 593 Tsd. Euro Polen 3.871 Tsd. Euro Russische Föderation Tadschikistan 632 Tsd. Euro Ukraine 8.210 Tsd. Euro A M E R I K A A T L A N T I S C H E R O Z E A N 51 44 47 48 46 43 45 40 49 52 50 P A Z I F I S C H E R O Z E A N 41 A M E R I K A 42 39 S Ü D L I C H E R O Programme 84 % 4 % 9 % 3 % Sofort- und Nothilfe Wiederaufbau und Rehabilitation Entwicklungszusammenarbeit Kooperationen vor Ort (Länderbüros) Finanzierung 14 % 78 % 8 % Spenden öffentliche Mittel Drittmittel 39 40 41 42 43 44 45 46 Argentinien 104 Tsd. Euro Barbados Brasilien 350 Tsd. Euro Chile 104 Tsd. Euro Costa Rica 262 Tsd. Euro Dominikanische Republik 57 Tsd. Euro Ecuador 572 Tsd. Euro El Salvador 311 Tsd. Euro 47 48 49 50 51 52 Guatemala 1.388 Tsd. Euro Honduras 1.672 Tsd. Euro Jamaika Kolumbien 5.560 Tsd. Euro Mexiko 31 Tsd. Euro Venezuela 1.380 Tsd. Euro drk.de/hilfe-weltweit/wo-wir-helfen
Das DRK in Deutschland Das DRK im Ausland Das DRK im Überblick Das DRK und seine Finanzen 51 / 52 Mehr als 2,9 Millionen von Krisen betroffene Menschen konnten so durch über 120 Programme und Projekte und durch 187 Personalein- sätze erreicht werden. Durch die Entsendung von 16 Notfalldelegierten in die globalen Krisenmechanismen der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung wurden in zwölf Ländern humanitäre Sofort- und Nothilfemaßnahmen geleistet, so beispielsweise im Kontext des bewaffneten Konflikts in der Demokratischen Republik Kongo, nach dem Hurricane Beryl in der Karibik und dem Choleraausbruch auf den Komoren. Des Weiteren unterstützte das DRK die IFRK in Südafrika, Brasilien, Äthiopien, Bangladesch, Ägypten und Sri Lanka. Zur bilate- ralen Unterstützung der DRK-Länderbüros wurden 35 Notfalldelegierte entsendet, unter anderem nach Marokko, in die Palästinensischen Ge- biete und in den Libanon. 19 Mitglieder des DRK-Expertenpools für die Sofort- und Nothilfe (GRCReady) waren unter Vertrag des IKRK in Gaza tätig, um dort das Feldhospital in Rafah zu unterstützen. N A H E R O S T E N / N O R D A F R I K A 8 9 10 11 12 13 Ägypten 517 Tsd. Euro Irak 2.174 Tsd. Euro Iran 42 Tsd. Euro Israel Jemen 4.284 Tsd. Euro Libanon 11.632 Tsd. Euro 14 15 16 17 18 Libyen 855 Tsd. Euro Marokko 2.519 Tsd. Euro Palästinensische Gebiete 15.187 Tsd. Euro Syrien 6.952 Tsd. Euro Türkei 8.698 Tsd. Euro 19 Zypern 5 12 33 3 6 2 10 20 24 A S I E N 23 26 22 21 P A Z I F I S C H E R O Z E A N 25 A R K T I S C H E R O Z E A N 15 E U R O P A 4 14 13 8 34 35 7 18 19 17 16 11 1 9 37 28 38 27 29 A F R I K A 30 32 31 R O Z E A N 36 I N D I S C H E R O Z E A N A U S T R A L I E N A F R I K A 27 28 29 30 31 32 Äthiopien 1.289 Tsd. Euro Demokratische Republik Kongo Kenia 86 Tsd. Euro Komoren Madagaskar 3.388 Tsd. Euro Mosambik 521 Tsd. Euro 33 34 35 36 37 38 Somalia 1.340 Tsd. Euro Sudan 1.329 Tsd. Euro Südsudan 1.462 Tsd. Euro Südafrika Togo 430 Tsd. Euro Uganda 841 Tsd. Euro A S I E N 20 21 22 23 24 25 Afghanistan 386 Tsd. Euro Bangladesch 5.463 Tsd. Euro Myanmar 1.422 Tsd. Euro Nepal 283 Tsd. Euro Pakistan 901 Tsd. Euro Philippinen 781 Tsd. Euro 26 Sri Lanka Sofort-/Nothilfe Wiederaufbau und Rehabilitation Entwicklungszusammenarbeit/Stärkung von Schwestergesellschaften Kooperationen vor Ort (Länderbüros) Entsendung Sofort-/Nothilfepersonal (Surge)
53 / 54 G R O S S E H I L F S B E R E I T S C H A F T Helfen, wo die Not am größten ist Katastrophen, Krisen und bewaffnete Konflikte lassen Menschen in den betroffenen Gebieten häufig vor dem Nichts stehen. Das Deutsche Rote Kreuz hilft, wo die Not am größten ist. Dafür ist das DRK vor allem auf Spenden angewiesen, die bedarfsgerecht für humanitäre Bedarfe allein nach dem Maß der Not eingesetzt werden können – wie die Spenden für die Internationale Soforthilfe. Das gilt insbesondere für Länder und Regionen, die nicht im Fokus der Medienöffentlichkeit stehen. „Solange Medien über Krisen und Katastrophen berichten, ist die Spendenbereitschaft für die Hilfe in den betroffenen Gebieten oft groß – jedoch auch nicht immer und vor allem nicht anhaltend“, erklärt Na- dine Haegeli, Teamleiterin Unternehmenskooperationen beim DRK. Denn: „Mit zunehmender Dauer und Komplexität von Konflikten und Krisen kann das öffentliche Interesse erfahrungsgemäß wieder ab- nehmen, was sich mitunter auch negativ auf die Spendenbereitschaft auswirkt. Die humanitäre Notlage hingegen ist gleichbleibend hoch.“ „Der Schlüssel dazu sind Spenden für die Internationale Soforthilfe“, ergänzt Romy Haase-Dotschko, Teamleiterin Fundraising beim DRK. „Diese Mittel ermöglichen ein Maximum an Flexibilität und erwei- tern den Handlungsspielraum für dringend benötigte Unterstützung enorm.“ Naher Osten Seit der Eskalation des bewaffneten Konflikts in Israel und den Paläs- tinensischen Gebieten hat das DRK Hilfsgüter für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen bereit gestellt und seine Schwestergesellschaften vor Ort bei ihrer Arbeit unterstützt. In Zusammenarbeit mit dem Internatio- 2024 - Spenden im Vergleich Asien 13.384 € Lateinamerika 27.518 € Afrika 467.079 € Naher Osten 1.929.916 € Internat. Soforthilfe 3.478.817 € Ukraine 10.265.883 € Große Herausforderungen In vielen Ländern Lateinamerikas – wie hier in Venezuela – stellt der Zugang zur Gesund- heitsversorgung ein zentrales Problem dar. Schnell und bedarfs- gerecht helfen – mit Spenden für die Internationale Soforthilfe Spenden sind eine zentrale Grundlage für die Arbeit des DRK – ob im In- oder Ausland. Der Großteil der Gelder, die das DRK erreicht, ist jedoch zweckgebunden. Um bedarfsgerecht und schnell dort helfen zu können, wo die Not jeweils am größten ist, ist das DRK vor allem auf Finanzmittel angewiesen, die nicht an einen bestimmten Spendenzweck gebunden sind. Dazu zählen etwa Spenden für die Inter- nationale Soforthilfe. Einfach „Internationale Soforthilfe“ als Spendenzweck angeben und damit den Spielraum für den umfassenden Einsatz des DRK erweitern.
DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. Umfassender Einsatz Der Sudanesische Rote Halbmond leistet vor Ort bedarfsgerechte Hilfe. Mit dem DRK arbeitet er bereits seit mehr als 30 Jahren zusammen. nalen Komitee vom Roten Kreuz und mehreren nationalen Rot- kreuz-Gesellschaften hat das DRK zudem ein Feldkrankenhaus in Rafah errichtet. Das DRK wird auch bei vollständiger Einhaltung des Abkom- mens, das im Januar 2025 erzielt wurde, sein Engagement fort- setzen ( S. 40 ff). Angesichts der Eskalation der Gewalt in der Region, gerät auch Libanon in den Fokus. Das DRK unterstützt seine Schwester- gesellschaft, das Libanesische Rote Kreuz (LRK), seit Langem und hat sein Engagement an die aktuellen Entwicklungen an- gepasst. Das gilt insbesondere für den Rettungsdienst, die mobile Gesundheitsversorgung und Blutbanken. Zudem unter- stützt das DRK die Such- und Rettungsteams des LRK, die bei der Bergung von Verschütteten und Verletzten helfen. Vergessene Krisen: Sudan, Myanmar und Lateinamerika Zu den Ländern und Regionen, die weitaus weniger Aufmerk- samkeit erhalten, zählt unter anderem Sudan, ein Land, das auf eine lange Geschichte voller Konflikte zurückblickt. Mehr als 30 Jahre arbeitet das DRK eng mit dem Sudanesischen Ro- ten Halbmond (SRCS) zusammen. Seit April 2023 eskaliert die Situation vor Ort. Millionen Menschen wurden im Zuge der ak- tuellen bewaffneten Auseinandersetzungen vertrieben, davon sind viele in Nachbarländer geflohen. Sie leben in überfüllten Aufnahmezentren ohne genug Essen, sauberes Wasser oder medizinische Hilfe. In Anbetracht der katastrophalen Lage ver- folgt das DRK in der Zusammenarbeit mit dem SRCS zwei Hauptziele: Erstens, die Schwestergesellschaft zu stärken und ihre Einsatzfähigkeit zu erhöhen. Zweitens, Nothilfe-Aktivitäten zu unterstützen, die darauf abzielen, das akute Leid der Zivilbe- völkerung so gut wie möglich zu lindern ( S. 40 ff; S. 45). Ein weiteres Beispiel für so genannte vergessene Krisen ist Myanmar, eines der Länder Asiens, das besonders durch Na- turkatastrophen und Konflikte gefährdet ist. Die daraus resultie- rende humanitäre Krise war jedoch weitgehend aus dem Fokus der Weltöffentlichkeit verschwunden. Erst der Taifun Yagi sowie der eskalierende bewaffnete Konflikt und zuletzt das Erdbeben im März 2025 brachten das Leid der Menschen wieder zurück in die Schlagzeilen ( S. 45). Ortswechsel. In Lateinamerika sind Flucht und Vertreibung an der Tagesordnung. Hinzu kommen Naturkatastrophen und durch den Klimawandel bedingte Wetterextreme, die die Län- der Lateinamerikas und der Karibik regelmäßig erschüttern. Auch dort ist das Leid der Menschen immens, bewegt sich aber häufig unterhalb der Aufmerksamkeitsschwelle der Öf- fentlichkeit ( S. 45). > 49 Mio. € Gesamtspenden 2024 Vielen Dank an unsere verlässlichen Unterstützer und Partner Das DRK dankt allen Unternehmen und Stiftungen, für die Unterstützung in 2024, darunter insbesondere in schwierigen Kontexten: Beiersdorf AG, Boehringer Ingelheim, cosnova GmbH, Daimler Truck AG, die Gerhard und Paul-Hermann Bauder Stiftung, die Fontana Stiftung und die Lavatera Stiftung.
DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. Das DRK in Deutschland Das DRK im Ausland Das DRK im Überblick Das DRK und seine Finanzen 55 Mehr als 49 Millionen Euro gespendet Der DRK e.V. ist die Nationale Rotkreuz-Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland und anerkannter Spitzenverband der Freien Wohlfahrtspflege. Zur Erfüllung seiner satzungsgemäßen Aufgaben wirbt das DRK-Generalse- kretariat Spenden ein. Der verantwortungsvolle Umgang mit Spenden bildet die Grundlage seiner Arbeit. Zu den vielfältigen Formen der Spendenwerbung zählen: Spendenbriefe, Anzeigen, Firmenkooperationen, Newsletter, Online-Marketing, Social- Media-Kommunikation, Spendenaufrufe, Veranstaltungen, Aktionen und Publikationen. Unterstützt und potenziert werden die Aktivitäten durch das hauptamtliche Fundraising-, Marketing- und Kommunikationsteam, das dabei besonders mit folgenden spezialisierten Dienstleistern zusammen- arbeitet: BRL BOEGE ROHDE LUEBBEHUESEN, Deutsche Post AG, dvs – Deutscher Versand Service GmbH, e-pixler GmbH, getunik GmbH, GFS Fundraising Solutions GmbH, Google, Hiß / Samaras GbR / Firma Bildarchivare, infiniteFox GmbH, Lünebote GmbH, Mailingwork GmbH, Micropayment GmbH, Oakstone Productions GmbH, ODS – Office Data Service GmbH, PIEREG Druckcenter Berlin GmbH, Sherpa Design GmbH, Suchmeisterei GmbH, VAN ACKEN + Partner G.m.b.H. & Co. und ZANATTA media group GmbH & Co.KG. Kooperationen mit Unternehmen durchlaufen eine intensive Überprüfung. Unternehmen, die das DRK mit Werbemaßnahmen unterstützen, und in diesem Kontext in genau definiertem und vertraglich festgelegtem Umfang das Logo des Deutschen Roten Kreuzes verwenden dürfen, verpflichten sich zur Einhaltung der Grundsätze des DRK. drk.de/unternehmen Das DRK setzt die ihm anvertrauten Spenden unter anderem für soziale Pro- jekte im Inland und für die weltweite humanitäre Hilfe in Katastrophen- und Krisengebieten ein. Im Jahr 2024 lagen die Gesamteinnahmen aus Spenden bei mehr als 49 Millionen Euro. Im Jahr 2024 waren die Länder weltweit in zunehmendem Maße mit „multi- plen Krisen“ konfrontiert. So konnte das DRK zum Beispiel den notleidenden Menschen im Konflikt in Sudan, in Israel und den Palästinensischen Ge- bieten, Libanon und Syrien, in der Ukraine und in weiteren Krisenregionen weltweit beistehen. Ein weiterer Teil der Spenden floss in wichtige Aufgaben des DRK-Gesamtverbandes in Deutschland. Den Projekten der Auslandshilfe ist ein Projektdelegierter zugeordnet. Die Teams vor Ort können in ihrer Projektarbeit über Ausgaben bis zu 1.000 Euro entscheiden. Bei höheren Summen entscheidet das DRK-Generalsekretariat mit. Ausgaben ab 250.000 Euro muss ein Vergabeausschuss bewilligen. Mailingspenden 85 Prozent der Inlands-Mailingspenden (Nettospenden), die aus der stichtagsbezogenen Abrechnung der Mailingaktionen resultieren, werden an die DRK-Landesverbände ausgeschüttet. Die Mittelverwendung der Inlands-Mailingaktionen umfasste beziehungsweise umfasst neben den unmittelbar satzungsgemäßen Ausgaben auch Ausgaben für Projekte, Programme, Dienstleistungen und Einrichtungen sowie die satzungsgemäße Unterstützung anderer Organisationen und Projektträger. Wirkungsbeobachtung Durch Evaluationen misst das DRK-Generalsekretariat die Wirkung der Projekte des DRK. Dadurch kann das DRK die Qualität seiner Projekte kontinuierlich verbessern und sicherstellen. Ob interne Evaluation durch alle Beteiligten oder externe Evaluation durch Gutachter mit spezieller Expertise: Das Lernen und die Verbesserung der Qualität der Arbeit stehen für das DRK im Vordergrund. Eine Zusammenfassung von sogenannten executive summaries einzelner Evaluationsberichte zu den Projekten des DRK sind hier zu finden: drk.de/wirkungsmessung Wie viel von jeder Spende wird für Marketing- und Verwaltungsausgaben aufgewendet? Für 2021 lagen die Marketing- und Verwaltungskosten des DRK-General- sekretariats bei 16,74 Prozent. Diese 16,74 Prozent werden eingesetzt für die Planung und Steuerung der Hilfsprojekte, für Marketing, Öffentlichkeits- arbeit / Berichterstattung zur Spendenverwendung und Verwaltung / Qua- litätssicherung. Damit die Spenden verantwortungsvoll und sachgerecht verwendet werden, ist ein gewisses Maß an Verwaltung und Kontrolle unerlässlich. Das DRK berichtet über die Verwendung der Spenden auf seiner Webseite, in seinen Spendenbriefen und anderen Medien. Unabhängige Kontrolle ist wichtig Das DRK ist Mitglied im Deutschen Spendenrat. Zudem erkennt es als Grundlage seiner Arbeit die Leitlinien zur Selbstverpflichtung Spenden sam- melnder Organisationen des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) an. Das DZI bescheinigt dem DRK jedes Jahr mit dem Spenden-Siegel den sorgfältigen und verantwortungsvollen Umgang mit den Spenden und anderen Finanzmitteln. Das DZI-Siegel bestätigt: Das DRK leistet satzungsgemäße Arbeit und der Anteil der Werbe- und Verwaltungsausgaben an den Gesamtausgaben ist angemessen. Das DRK dokumentiert in seinem Jahresabschluss nachvoll- ziehbar, wie die Mittel beschafft und verwendet werden. Die Kontrolle des Vereins und seiner Organe ist gegeben. Außerdem ist das DRK Mitglied der Initiative „Transparente Zivilgesellschaft“. Nicht zuletzt sind die sieben Grundsätze (siehe Rückseite des Jahrbuchs) der Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung das Fundament allen Handelns des DRK. G U T Z U W I S S E N Mitgliedschaften Um noch mehr erreichen zu können, engagiert sich das DRK in unterschied- lichen nationalen und internationalen Netzwerken. Zusammen mit seinen Partnern verwirklicht es viele soziale Projekte und unterstützt Menschen, die Hilfe brauchen. Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesellschaften Aktion Mensch e.V. Aktionsbündnis Katastrophenhilfe AGJ – Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe BAGFW – Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege Deutsches Komitee Katastrophenvorsorge e.V. Deutscher Spendenrat e.V. ECRE – European Council on Refugees Weitere: drk.de/mitgliedschaften Spendenkontakt drk.de/spenden spenderservice@drk.de Tel. 030 85404-111 (14 Ct. / Min. aus dem Festnetz der Deutschen Telekom, Mobilfunktarife abweichend) Spendenkonto des Deutschen Roten Kreuzes IBAN: DE63 3702 0500 0005 0233 07 BIC: BFSWDE33XXX SozialBank
57 S E I T E 5 6 – 6 5 Das DRK im Überblick Das Deutsche Rote Kreuz besteht aus dem DRK-Generalsekretariat, DRK-Landes- und -Kreisverbänden, DRK-Ortsvereinen und dem Verband der Schwesternschaften vom Deutschen Roten Kreuz e.V. Dank dieser föderalen Struktur kann es deutsch- landweit flächendeckend agieren. Als Nationale Hilfsgesellschaft ist das DRK zudem Teil der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung, die ein weltweites Netzwerk für Einsätze bereitstellt. Die Bewegung ist mit 191 Nationalen Gesellschaften die größte humanitäre Organisation der Welt.
Austausch auf internationaler Ebene DRK-Vizepräsident Dr. Volkmar Schön während der Generalversammlung der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond- Gesellschaften. Links im Bild: Dr. Katja Schöberl, die Leiterin der Stabsstelle Internationale Beziehungen und Humanitäres Völkerrecht im DRK-Generalsekretariat. Die Internationale Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Neutralität, Unabhängigkeit, Freiwilligkeit, Einheit und Universalität: Diese Grundsätze prägen die Arbeit der größten humanitären Bewegung der Welt, der Millionen Menschen ein Gesicht geben. Um vielfältige Hilfe tagtäglich und weltweit, bei bewaffneten Konflikten, Katastrophen und anderen Krisen zu ermöglichen, ist die Bewegung in einem internationalen Netzwerk organisiert. Die Internationale Rotkreuz- und Rot- halbmond-Bewegung setzt sich aus dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK), der Internationalen Föde- ration der Rotkreuz- und Rothalbmond- Gesellschaften (Internationale Födera- tion, IFRK) und derzeit 191 Nationalen Gesellschaften zusammen. Das IKRK wurde 1863 gegründet und engagiert sich für den Schutz der Op- fer bewaffneter Konflikte, in dem es zum Beispiel Gefangene besucht, auf die Einhaltung des humanitären Völker- rechts (HVR) hinwirkt und dieses wei- terentwickelt. Das IKRK arbeitet mit an- deren Komponenten der Bewegung im Einklang mit ihren jeweiligen Mandaten zusammen. Als Dachverband der Nationalen Ge- sellschaften wurde 1919 die IFRK ge- gründet, die als Verbindungs-, Koordi- nations- und Planungsorgan zwischen ihren Mitgliedern dient und diese auf internationaler Ebene vertritt. Sie un- terstützt die Entwicklung Nationaler Gesellschaften, fördert nationale Kata- strophenschutzprogramme und koordi- niert auf Bitte der betroffenen Nationa- len Gesellschaft die internationale Hilfe im Katastrophenfall. Das DRK ist beiden Organisationen in enger strategischer und operationeller Partnerschaft verbunden. Stärke durch gemeinsame Positio- nen und Strategien Im Rahmen von Gremiensitzungen kom- men die Komponenten der Bewegung regelmäßig zusammen, um ihre wich- tigsten Aktionsfelder, Leitlinien und Stra- tegien festzulegen und gemeinsam mit den Vertragsstaaten der Genfer Abkom- men völkerrechtliche und humanitäre Fragen zu erörtern. Die Gremien tagten Ende Oktober 2024 in Genf. Im Rahmen der Generalversammlung der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmond-Gesell- schaften (23. bis 25. Oktober) kamen Delegierte der Nationalen Gesellschaf- ten mit ihrer Internationalen Föderation zusammen, um Strategien und Positio- nen der IFRK festzulegen. Die General- versammlung nahm unter anderem das Budget für 2025 und 2026 an, beriet über die Umsetzung der IFRK-Strate- gie 2030 sowie gemeinsamer Verpflich- tungen in den Bereichen Rechenschaft, Transparenz, Ethik und Integrität und bil- ligte Richtlinien zu Gesundheit und Ju- gendengagement. Anschließend ver- sammelte der Delegiertenrat der RK-/ RH-Bewegung (27. und 28. Oktober) IKRK, IFRK und Nationale Gesellschaf- ten, um gemeinsame Positionen zu hu- manitären Themen festzulegen, die die Bewegung als Ganzes betreffen. Die an- genommenen Resolutionen behandeln etwa die Stärkung der Schutzarbeit der Bewegung, Waffen und das HVR, die Rolle der Bewegung als Friedensfaktor sowie die Umsetzung des Memorandum of Understanding (2005) zwischen dem Palästinensischen Roten Halbmond und Magen David Adom in Israel. Außerdem wurde die erste bewegungsweite Migra- tionsstrategie (2024 – 30) verabschiedet, welche die komplementären Mandate und Aktivitäten der Komponenten ver- eint und somit ihre Fähigkeit stärkt, auf allen Ebenen prinzipienbasierte humani- täre Arbeit für Migrantinnen und Migran- ten zu leisten. Die Bewegung rief auf- grund zunehmender Einschränkungen humanitärer Hilfe weltweit in einer Reso- lution dazu auf, humanitäre Akteure und prinzipienbasierte humanitäre Hilfe welt- weit zu achten und zu unterstützen und appellierte angesichts der zunehmenden Urbanisierung von Konflikten in einer weiteren Resolution an alle Konfliktpar- teien, Zivilpersonen und Infrastruktur in Städten wirksam zu schützen.
DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. Das DRK in Deutschland Das DRK im Ausland Das DRK im Überblick Das DRK und seine Finanzen 59 Die 34. Internationale Konferenz des Roten Kreuzes und Roten Halbmon- des fand vom 28. bis 31. Oktober un- ter dem Titel „Ungewissheit bewälti- gen – Menschlichkeit stärken“ statt. Die Konferenz versammelt neben den Kom- ponenten der Bewegung die Vertrags- staaten der Genfer Abkommen, um – im Einklang mit den Grundsätzen der Be- wegung – humanitäre Fragen zu erörtern und gemeinsame Beschlüsse zu fassen. Alle Resolutionen konnten im Konsens angenommen werden. Eine Resolution zum Aufbau einer Kultur der Einhaltung des HVR wurde verabschiedet. Mit ihr wird im Jahr des 75. Jubiläums der Gen- fer Abkommen von 1949 die Pflicht zur Respektierung des HVR bekräftigt und konkrete Maßnahmen, zum Beispiel in der Umsetzung in nationales Recht, be- schlossen. Mit der Verabschiedung einer Resolution zum Schutz von Zivilpersonen und anderen geschützten Personen und Objekten vor den potenziellen menschli- chen Kosten von Informations- und Kom- munikationstechnologieaktivitäten (IKT) in bewaffneten Konflikten konnten zudem Fortschritte in einem Bereich erzielt wer- den, der weiter an Relevanz gewinnen wird. Zwei weitere Resolutionen behan- deln das Katastrophenrisikomanagement und die Lokalisierung humanitärer Hil- fe. Das DRK brachte erstmals – gemein- sam mit IFRK und IKRK – eine Resoluti- on in die Internationale Konferenz ein. Sie stärkt die Zusammenarbeit im Bereich vorausschauender humanitärer Hilfe, um Menschen besser vor den humanitären Auswirkungen von Extremwetter- und Klimaereignissen zu schützen. Um die Beschlüsse der Konferenz wei- ter zu konkretisieren, gab das DRK vier Selbstverpflichtungserklärungen („Pled- ges“) ab. Sie betreffen die Stärkung der nationalen Umsetzung des HVR gemein- sam mit der Bundesregierung. Sie um- fassen zudem Maßnahmen, die von der EU, allen EU-Mitgliedsstaaten und EU-Nationalen Rotkreuz-Gesellschaften zur Stärkung der Einhaltung des HVR, zum Schutz von humanitärem und me- dizinischem Personal und die urbane Kriegsführung betreffend angenommen wurden. Die Kenntnis des humanitären Völkerrechts ist Voraussetzung für seine Einhaltung. B U N D E S K O N V E N T I O N S - B E A U F T R A G T E R D E S D R K Dr. Dieter Weingärtner Der Jurist ist seit November 2021 Bundeskonventionsbeauftragter des DRK. Von der 34. Internationalen Konferenz verabschiedete Resolutionen D O K U M E N T E Z U M D O W N L O A D 1. Aufbau einer universellen Kultur der Einhal- tung des humanitären Völkerrechts (HVR) drk.de/HVRuniversalculture 2. Schutz von Zivilpersonen und anderen geschützten Personen und Objekten vor den potenziellen menschlichen Kosten von Informations- und Kommunikationstechnolo- gieaktivitäten (IKT) in bewaffneten Konflikten drk.de/ProtectionICTactivities 3. Stärkung der Steuerung von Katastrophen- risiko durch umfassende rechtliche und regulatorische Rahmenwerke drk.de/DRgovernance 4. Befähigung lokaler Führung, Kapazitäten und Umsetzung prinzipienbasierter humanitärer Hilfe sowie Stärkung von Resilienz drk.de/Enablinglocalleadership 5. Schutz der Menschen vor den humanitären Auswirkungen von Extremwetter- und Klima- ereignissen: Zusammenarbeit zur Stärkung von vorausschauender humanitärer Hilfe drk.de/ProtClimateWeatherEvents Verbreitungsarbeit Die Verbreitung der Regeln des humanitären Völkerrechts bleibt eine zentrale und angesichts der weltweiten Konflikte aktuelle Aufgabe des DRK. 2024 standen das 75. Jubiläum der Genfer Abkommen von 1949 und die Rotkreuz- und Rothalbmond-Grundsätze im Fokus. Highlights waren die 33. Tagung zum humanitären Völkerrecht mit Bundeswehr und dem DRK-Landesverband (LV) Baden-Württemberg, das Treffen der Konventionsbeauftragten in Kooperation mit dem DRK-LV Sachsen, zwei digitale HVR-Lunches, die Sommer- schule im HVR und eine bundesweite HVR-Kampagne.
60 DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. Wie funktioniert das DRK in Deutschland? Neben seinen internationalen Verpflichtungen kommt das Deutsche Rote Kreuz in seiner Rolle als größte Hilfsorganisation Deutsch- lands und Spitzenverband der Freien Wohlfahrtspflege auch im In- land seiner Verantwortung in verschiedenen Bereichen nach. Um überall in Deutschland schnell einsatzfähig sein zu können, ist das DRK flächendeckend und nach föderalen Strukturen organisiert. Zu seinen Gliederungen zählen der DRK-Bundesverband mit dem DRK-Generalsekretariat, 19 DRK-Landesverbände, der Verband der Schwesternschaften vom DRK e.V., 455 DRK-Kreisverbände, 31 DRK-Schwesternschaften und 3.872 DRK-Ortsvereine. Wer macht was im DRK? Der DRK-Bundesverband mit dem DRK-Generalsekretariat setzt verbandspolitische Ziele und gewährleistet, dass die Rotkreuz- Grundsätze eingehalten werden. Er hat die Aufgabe, die Zusammen- arbeit seiner eigenverantwortlichen DRK-Mitgliedsverbände durch zen trale Maßnahmen und einheitliche Regelungen zu fördern und ihr einen verbindlichen Rahmen zu setzen. Auch übernimmt er die Beratung und Schulung für den DRK-Gesamtverband, soweit dies gewünscht wird. In seinen Bereich fallen die Internationale Zusam- menarbeit, die Suchdienste, die Politikberatung auf Bundes- und Europaebene sowie die Interessenvertretung in der weltweiten Rot- kreuz- und Rothalbmond-Bewegung. Darüber hinaus übernimmt das DRK-Generalsekretariat die Führung in Großschadenslagen in Deutschland. Die DRK-Landesverbände sind als regionale Spitzenverbände or- ganisiert und betreiben zum Teil eigene Einrichtungen. Sie sind An- sprechpartner für die Landesregierungen und Landesbehörden. Ge- meinsam mit dem Verband der Schwesternschaften vom DRK e.V. haben sie eine Leitfunktion gegenüber ihren DRK-Mitgliedsver- bänden inne und koordinieren gemeinsame Entwicklungen. Die DRK-Schwesternschaften konzentrieren sich auf den Bereich der Kranken- und Altenpflege und bilden Krankenpflegerinnen und -pfle- ger aus. Die DRK-Kreisverbände und -Ortsvereine tragen vielfältige Aufgaben – allen voran die Organisation der ehrenamtlichen Arbeit und das Training für den Katastrophenfall. Dazu gibt es die fünf Rotkreuz-Ge- meinschaften: die Bereitschaften, die Bergwacht, die Wasserwacht, das Jugendrotkreuz und die Wohlfahrts- und Sozialarbeit. Die DRK-Kreisverbände übernehmen dabei vorwiegend unterstützende Funktionen, haben aber zusätzlich noch andere Aufgabenbereiche. Beispiele sind die Angebote in der Altenhilfe, der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe, des Rettungsdienstes und der Erste Hilfe-Ausbil- dung. Dank der zahlreichen kleineren Verbände ist das Deutsche Rote Kreuz immer nah am Menschen – und deshalb stark vor Ort. D A S D R K I N Z A H L E N Stark vor Ort Geht es um Hilfe, ist Nähe wichtig Das DRK ist dank seiner Struktur immer und überall nah an den Menschen. 2,5 Mio. Fördermitglieder 457.414 Ehrenamtliche, inkl. JRK 211.836 hauptamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 1,5 Mio. Blutspenderinnen und Blutspender 1 DRK-Generalsekretariat 1 Verband der Schwestern- schaften vom DRK e.V. 19 DRK-Landesverbände 5 DRK-Blutspendedienste 31 DRK-Schwesternschaften 455 DRK-Kreisverbände 3.872 DRK-Ortsvereine
Rechtliche Organisationsformen im DRK DRK e.V. Bundesschiedsgericht DRK-Stiftungen Organe Bundesversammlung DRK-Präsidium DRK-Präsidialrat Vorstand Verbandsgeschäftsführung Bund Geschäftsstelle DRK-Generalsekretariat Ausschüsse Ausschuss Ehrenamtlicher Dienst Ausschüsse der Rotkreuz- Gemeinschaften Fachausschüsse Welche Organisationsformen im DRK gibt es? Die DRK-Ortsvereine, -Kreis- und -Landesverbände, -Schwes- ternschaften und der Verband der Schwesternschaften vom DRK e.V. ebenso wie der DRK-Bundesverband mit dem Ge- neralsekretariat sind als Vereine organisiert. Einzige Ausnah- me ist der DRK-Landesverband Bayerisches Rotes Kreuz, der insgesamt eine Körperschaft des öffentlichen Rechts ist. Diese Verbände arbeiten in ihren Bereichen eigenverantwortlich. Die Mitglieder entscheiden in demokratischen Wahlen über Vor- stand und DRK-Präsidium und stimmen über Wirtschaftsplä- ne und Jahresabschlüsse ab. Die Führungen auf allen Ebenen leiten ihre demokratische Legitimation so von den Mitgliedern ab. Alle DRK-Landesverbände und der Verband der Schwes- ternschaften vom DRK e.V. sind Mitglied im Deutschen Roten Kreuz e.V. in Berlin. Viele Leistungen wie die Blutspendediens- te, Krankenhäuser, Rettungsdienste und Altenpflegeeinrich- tungen wurden aus Gründen der Risikobegrenzung oder der besseren Organisierbarkeit in die Rechtsform der GmbH ein- gebracht. Diese GmbHs befinden sich jedoch immer im Eigen- tum und damit unter Kontrolle der jeweiligen DRK-Gliederung. Für diese Gesellschaften gibt es ebenfalls verbindliche Rege- lungen, die in verpflichtenden DRK-Mustergesellschaftsverträ- gen festgelegt sind. Wie wird im DRK entschieden? Satzungsrechtlich und als Teil seines internationalen Auf- trags hat der DRK-Bundesverband die Pflicht, allgemeingül- tige Regeln und gemeinsame Ziele festzulegen. Dafür hat er die verbandliche Abstimmung bereits in seinen eigenen Or- ganen verankert: Die DRK-Präsidentin beziehungsweise der DRK-Präsident und das DRK-Präsidium haben das Initiativ- recht für allgemeingültige Beschlüsse im DRK. Um diese Re- geln wirksam für alle Gliederungen des DRK zu machen, ist zusätzlich ein Beschluss des DRK-Präsidialrates notwendig, der sich aus den DRK-Landespräsidenten und der General- oberin des Verbandes der Schwesternschaften vom DRK e.V. zusammensetzt. Um eine bessere praktische Koordination für gemeinsame strategische Ziele zu erreichen, ist die Verbands- geschäftsführung Bund eingerichtet worden. Die operative Führung und die Koordination aller Aktivitäten des DRK-Ge- neralsekretariats obliegen dem hauptamtlichen Vorstand. Ähnliche Entscheidungsstrukturen finden sich auch auf der Landesebene der DRK-Landes- zu ihren DRK-Kreisverbänden. Es gibt in Deutschland 16 Bundesländer, das DRK aber hat 19 DRK-Landesverbände. Wie kommt das? Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden im Westen Deutsch- lands bis 1952 die Bundesländer zum Teil neu geordnet. Aus Württemberg-Baden, Württemberg-Hohenzollern und Baden entstand das Land Baden-Württemberg. Nordrhein-Westfa- len setzt sich aus dem Nordteil der alten preußischen Rhein- provinz, der früheren preußischen Provinz Westfalen und dem Land Lippe zusammen. Das Land Oldenburg ging in Nieder- sachsen auf. Die DRK-Landesverbände vereinigten sich mit, außer in Oldenburg und Baden. In Nordrhein-Westfalen ent- standen mit dem DRK Nordrhein und dem DRK Westfalen-Lip- pe zwei DRK-Landesverbände. Alle übrigen DRK-Landesver- bände sind räumlich mit ihrem Bundesland identisch.
62 DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. Ausgewählte Leistungen des DRK 1 Gemeinschaften des Ehrenamtes bildet 60.000 Menschen im (Rettungs-) Schwimmen aus verfügt über 6.000 Bootsführer, 2.100 Taucher und 200 Luftretter Die Bereitschaften Das Jugendrotkreuz mobilisieren bundesweit rund 170.000 Ehrenamtliche in 8.000 Gruppen werden bei Katastrophen, zum Beispiel Hoch- wasser oder Evakuierungen, eingesetzt und trainieren ganzjährig für derartige Einsätze sichern bundesweit Großveranstaltungen wie Fußballspiele, Marathonläufe, Straßenfeste oder Musikkonzerte sanitätsdienstlich ab versorgen Verletzte nach einem Verkehrsunfall und sorgen für die psychologische Betreuung von Betroffenen betreuen und verpflegen jährlich über 100.000 Menschen bei örtlichen Veranstaltungen und Einsätzen unterstützen mobile Test-, Impf- und Blut- spendezentren des DRK geben Angehörigen bei größeren Schadens- ereignissen Auskunft über vermisste oder betroffene Familienmitglieder suchen mit Spürhunden nach Verschütteten ist der eigenverantwortliche Jugendverband im Deutschen Roten Kreuz bietet jungen Menschen vielfältige Bildungs- und Beteiligungsmöglichkeiten hat rund 160.000 Mitglieder von 6 bis 27 Jahren in rund 5.500 Gruppen bundesweit erreicht mit seiner Schularbeit (Bildungspro- gramme und Schulsanitätsdienste) bundes- weit rund 80.000 Kinder und Jugendliche an Grund- und weiterführenden Schulen engagiert sich für Gesundheit, soziale Gerech- tigkeit, Frieden, internationale Völkerverständi- gung und Umweltschutz sowie humanitäre Wertevermittlung/Verbreitung der Ideen der Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung Die Wohlfahrts- und Sozialarbeit ist immer – und besonders in Krisenzeiten – für die Menschen da und unterstützt mit einem brei- ten Angebot: Die Bergwacht ist mit 12.000 Mitgliedern die größte Berg- rettungsorganisation Deutschlands und kann auf 5.000 Aktive zurückgreifen kommt jährlich rund 13.000 Mal zum Einsatz stellt in neun Bundesländern den Berg- rettungsdienst und die Rettung aus unweg- samem Gelände sicher erbringt mehr als neun von zehn Einsätzen in deutschen Mittel- und Hochgebirgen ist im präventiven Naturschutz tätig Die Wasserwacht hat 155.000 Mitglieder sichert mit 3.000 Wachstationen deutsche Badegewässer leistet 50 Prozent aller Wasserrettungseinsätze in Deutschland rettet jedes Jahr 250 Menschen vor dem Ertrinken leistet 50.000 Mal Erste Hilfe in über 150 Einrichtungen für Geflüchtete 110 Wohnformen mit 2.500 Plätzen, von denen 900 Plätze ambulant sind 10 stationäre Kurkliniken für Mütter und Väter mit ihren Kindern für rund 16.000 Kinder und Jugendliche im Rahmen der Hilfen zur Erziehung 533 stationäre Pflegeeinrichtungen mit 41.708 Plätzen in 588 ambulanten Pflegediensten für 52.774 Patientinnen und Patienten in 31 Kreisverbänden mit dem Aktivierenden Hausbesuch und über 300 ehrenamtlichen Aktivierungscoaches in über 60 Selbsthilfegruppen für 133.000 Kinder in 1.900 Kindertages- einrichtungen in 180 Einrichtungen der Familienbildung in über 390.000 Hausnotruf-Anschlüssen in 370 Menü-Diensten bei den Gesundheitsprogrammen in 274 DRK-Kreisverbänden in 80 Tafeln und Lebensmittelausgaben in 400 Kleiderläden und 362 Kleiderkammern rund 90 Projekte und Hilfen für wohnungs- und obdachlose Menschen, darunter Kältebusse, Notunterkünfte, Beratungsangebote und medizinische Versorgung. Viele dieser Angebote werden von den fast 38.000 Ehrenamtlichen in der Wohlfahrts- und Sozialarbeit getragen oder unterstützt. Dieses Engagement kommt insbesondere Kindern und Jugendlichen, älteren Menschen und Menschen in sozialen oder persönlichen Notlagen zugute. Durch eine gute Zusammenarbeit zwischen Ehren- und Hauptamt können vielfältige Ange- bote geschaffen werden, die den Bedürfnissen der Zielgruppen gerecht werden und dazu beitra- gen, den Grundsatz der Menschlichkeit im Alltag zu leben und zu fördern. Das soziale Ehrenamt bringt Menschen zusammen und leistet einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusam- menhalt. Die Beratungsstellen bieten neben persönlicher Beratung auch telefonische, E-Mail- oder Chat-Beratung an, um Menschen zu erreichen in den 36 Suchtberatungs- und Suchthilfeangeboten 31 Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen 150 Beratungsstellen zu Mutter-Vater-Kind- Kurmaßnahmen und Kuren für pflegende Angehörige rund 350 Beratungsstellen für Migranten und Migrantinnen mit etwa 500 Beratenden Im Rahmen von Pilotprojekten werden neue For- mate und Ansätze erprobt: Auf dem DRK-Elterncampus finden Eltern in Online-Kursen Unterstützung für ihren Famili- enalltag. Im Jahr 2024 wurden 417 Kurse ein- gestellt und mehr als 7.100 Kursbuchungen auf der digitalen Plattform abgeschlossen. Es gab 6.504 neue Registrierungen und die teilneh- menden DRK-Kreisverbände konnten mehr als 170.000 Euro an Kurseinnahmen generieren.
DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. Das DRK in Deutschland Das DRK im Ausland Das DRK im Überblick Das DRK und seine Finanzen 63 Im digitalen Netzwerk der DRK-Social Innovation Community [sic] arbeiten mehr als 550 Mitglieder gliederungs- und bereichs- übergreifend zusammen. Im DRK-Projektfinder präsentieren sich ca. 150 innovative Projekte aus allen Bereichen und Landesverbänden des DRK zum Vernet- zen und Nachahmen. Eine Vielzahl an Qualifizierungsangeboten unterstützt die Professionalität und Qualität der Dienste vor Ort: In 21 Seminaren und Workshops mit ins- gesamt rund 620 Teilnehmenden konnten DRK-Fachkräfte der Migrations- und Flücht- lingsberatung ihre rechtlichen und metho- dischen Kenntnisse ausbauen und vertiefen. Die Schulungsvideos zum Migrationsrecht für die Beratungspraxis wurden bis Ende 2024 insgesamt über 21.000-mal von Beratungs- fachkräften aufgerufen. Gut 400 Mitarbeitende absolvierten begleitende E-Learning-Angebote zu Themen wie Medien- pädagogik in der Kita und Daten und KI. Insgesamt wurden die offenen E-Learning- Kurse zu KI, Wirkung und Evaluation sowie Daten auf der DRK-Lernplattform über 7.000- mal aufgerufen. Pädagogische Fachkräfte von 27 Kinder- tageseinrichtungen wurden zu den Themen Klimaschutz und Klimaanpassung geschult. Um in den DRK-Mitgliedsverbänden Diversität gezielt strukturell zu verankern und gleich- berechtigte Teilhabe im DRK zu stärken, wurde das Projekt „ESF-Rückenwind: Diversität im DRK” ins Leben gerufen. Dabei ist das Ziel des Projekts, Fach- und Führungskräfte sowie Mitarbeitende aus Personal, Öffentlich- keitsarbeit und Ehrenamtskoordination zu sensibilisieren, zu schulen und in ihrer Praxis zu bestärken. Über 140 hauptamtliche Mit- arbeiterinnen und Mitarbeiter nahmen bereits an den ESF-Angeboten teil. 2 Verband der Schwesternschaften Der Verband der Schwesternschaften vom DRK e.V. vereint rund 20.000 Rotkreuzschwestern und Berufsangehörige der DRK-Schwestern- schaften vertritt als Dachorganisation bundesweit 31 DRK-Schwesternschaften Die 31 DRK-Schwesternschaften gestellen Mitglieder an zahlreiche Gesundheitseinrichtungen bieten jährlich rund 2.100 Ausbildungsplätze für Pflegeberufe an bilden an 59 Pflegeschulen in Deutschland aus bieten umfangreiche Leistungen im Sozial- und Gesundheitswesen Angebote und Dienstleistungen der DRK-Schwesternschaften 22 Krankenhäuser 22 stationäre Pflegeeinrichtungen 21 ambulante Pflegedienste 24 Kurzzeit- und Tagespflegezentren 12 Einrichtungen „Betreutes Wohnen“ 5 Kindertagesstätten 3 Hospize 3 DRK-Schwesternschaften als FSJ-Träger 3 Angebote und Dienstleistungen Die Blutversorgung des DRK wird von rund 5.700 hauptamtlichen und rund 150.000 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern unterstützt deckt ca. 75 Prozent des Bedarfs in Deutschland ab veranstaltet bundesweit jährlich rund 40.000 Blutspendetermine bringt jährlich mehr als drei Millionen mal Menschen zur Vollblutspende wird von rund 1,5 Millionen Menschen unter- stützt, die unentgeltlich Blut spenden ist auf gemeinnütziger Basis ausschließlich für das Gemeinwohl tätig Der DRK-Suchdienst klärt die Schicksale der Vermissten des Zweiten Weltkriegs und sucht nach Menschen, die infolge aktueller bewaffneter Konflikte und Katastrophen weltweit von ihren Angehörigen getrennt worden sind ermöglicht den Austausch von Nachrichten zwi- schen Angehörigen, deren gemeinsamer Kon- takt unterbrochen ist und mit herkömmlichen Mitteln nicht wiederhergestellt werden kann berät und unterstützt Angehörige, die durch bewaffnete Konflikte, Katastrophen, Flucht, Vertreibung oder Migration voneinander getrennt sind, bei der Familienzusammen- führung in Deutschland ist als originäre Rotkreuz-Kernaufgabe aktiver Teil des internationalen Suchdienst-Netzwerks der Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung, das weltweit hilft, vermisste Angehörige zu fin- den und Familienkontakte wiederherzustellen beantwortet jedes Jahr über 10.000 Such- anfragen und führt über 20.000 qualifizierte Beratungen zu den rechtlichen Voraussetzun- gen und der praktischen Durchführung der Familienzusammenführung von Spätaussied- lern und Flüchtlingen durch verfügt in der Zentralen Namenskartei über ca. 50 Millionen (digitalisierte) Karteikarten, die Auskunft zum Verbleib von über 20 Millionen Menschen geben betreut Betroffene deutschlandweit in rund 90 hauptamtlichen DRK-Suchdienst-Beratungs- stellen Eine weitere Aufgabe des DRK-Suchdienstes ist die Planung, Vorbereitung und Wahr- nehmung des Amtlichen Auskunftsbüros im Auftrag der Bundesrepublik Deutschland. In Erster Hilfe bildet das DRK jährlich ca. 1,7 Millionen Menschen (2023) aus und fort. Ein Überblick über die Rotkreuz-Kursangebote ist zu finden unter: drk.de/rotkreuzkurse DRK-Rettungsdienst im komplexen Hilfeleistungssystem Der Rettungsdienst umfasst die flächendecken- de (notfall-)medizinische Versorgung zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Er ist eine öffentliche Auf- gabe der Gesundheits- und Daseinsvorsorge und der Abwehr gesundheitlicher Gefahren und glie- dert sich in Notfallrettung und Krankentransport. Gleichzeitig ist der Rettungsdienst, neben dem vertragsärztlichen Notdienst und den Notaufnah- men der Krankenhäuser, Teil der (dreigliedrigen) Notfall- und Akutversorgung in Deutschland. Mit rund 37.200 angestellten sowie rund 23.000 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist das DRK mit über 5.200 Notarzt-Einsatz-Fahr- zeugen, Rettungs- und Krankentransportwagen jeden Tag für die Menschen im Bundesgebiet im Einsatz. Die Mitarbeiterschaft des Rettungsdienstes rückt täglich zu durchschnittlich rund 20.000 Einsätzen in der Notfallrettung sowie im Krankentransport aus. Sie ermöglicht schnelle Hilfe rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr. Der Rettungsdienst bildet die (notfall-)medizinische Brücke zwischen Gefahrenabwehr und Gesund- heitswesen. Das bedeutet: Der Rettungsdienst ist, über die individualmedizinische Versorgung von Notfallpatientinnen und -patienten hinaus, Be- standteil der Gefahrenabwehr und Bindeglied zum überwiegend ehrenamtlich getragenen gesund- heitlichen Bevölkerungsschutz bei niedrigschwel- ligen Schadenslagen bis hin zum Katastrophen- und Zivilschutz. Darüber hinaus wirkt die gesamte Mitarbeiterschaft des DRK, ehrenamtlich wie hauptamtlich, auch in anderen Aufgabenfeldern mit und bildet so das Komplexe Hilfeleistungs- system des DRK. Die Rotkreuz-Museen In ganz Deutschland erzählen die Rotkreuz- Museen spannende Geschichten über die Ein- sätze der ehren- und hauptamtlichen Kräfte des Deutschen Roten Kreuzes. Beeindruckenden Sammlungen, die an vielen Orten der Bundesrepublik zu sehen sind, geben Einblicke in Not und Verzweiflung, aber auch in den Mut und das Engagement der rund 460.000 freiwilligen Helferinnen und Helfer. Sie machen deutlich, wie unverzichtbar ehrenamtlicher Einsatz für die Gesellschaft ist. Zeitzeugen, Einsatzmaterial, historische Fahr- zeuge sowie unzählige Bilder und Dokumente lassen die Hilfe der weltweit größten humanitären Freiwilligenbewegung lebendig und greifbar werden. Nähere Informationen sind zu finden unter: museum.drk.de
64 DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. DRK-Gremien S T A N D : 3 1 . 1 2 . 2 0 2 4 DRK-Präsidialrat Hans Hartmann Vorsitzender, Niedersachsen Roland Halang Stellvertretender Vorsitzender, Sachsen-Anhalt Hanno Hurth Baden Barbara Bosch Baden-Württemberg Angelika Schorer Bayern Mario Czaja Berlin Dr. Frank-W. Hülsenbeck Brandenburg Karen Buse Bremen Dr. Michael Labe Hamburg Norbert Södler Hessen Werner Kuhn Mecklenburg-Vorpommern Dr. Alexander Schröder-Frerkes Nordrhein Helmut Gels Oldenburg Rainer Kaul Rheinland-Pfalz Michael Burkert Saarland Peter S. Kaul Sachsen Torsten Geerdts Schleswig-Holstein Gerhard Schneider Thüringen (bis 13.09.2024) Prof. Dr. Gabriele Beibst Thüringen (seit 13.09.2024) Dr. Fritz Baur Westfalen-Lippe Gabriele Müller-Stutzer Generaloberin und Präsidentin des Verbandes der Schwesternschaften vom DRK e.V. (bis 14.03.2024) Edith Dürr Generaloberin und Präsidentin des Verbandes der Schwesternschaften vom DRK e.V. (seit 14.03.2024) Gerda Hasselfeldt ständiger Gast Christian Reuter ständiger Gast Katrin Weinlein ständiger Gast DRK-Ehrenpräsident Dr. Rudolf Seiters DRK-Ehrenmitglieder Prof. Dr. Siegfried Akkermann Dr. Sabine Bergmann-Pohl Jürgen Claßen Eberhard Desch Helmut Eisenhut Prof. Dr. Günther Gillessen Jochen Glaeser Soscha Gräfin zu Eulenburg Lothar Henrich Dieter Holzapfel Marcus Janßen Dr. Martin Kaspari Volker Kröning Dr. Wolfgang Kuhr Dr. Gregor Mattheis Dr. Lorenz Menz Gabriele Müller-Stutzer (seit 29.11.2024) Bernhard Preiß Johann-Wilhelm Römer Hannelore Rönsch Sabine Schipplick Rudi Schmitt Ernst Schröder Prof. Dr. Peter Sefrin Hans Schwarz Christa Prinzessin von Thurn und Taxis Dr. Klaus-Dieter Uelhoff Dr. Ingeborg Vetter Dr. Ruprecht Vondran Prof. Dr. Manfred Willms (verstorben am 02.09.2024) DRK-Präsidium (Wahlperiode 2021 – 2025) v. l. n. r. Generalarzt Dr. Johannes Backus Beauftragter für Zivil-Militärische Zusammenarbeit Dr. Dieter Weingärtner Bundeskonventionsbeauftragter Prof. Dr. Bernd W. Böttiger Bundesarzt Prof. Dr. Volker Lischke Vertreter der Bergwacht im DRK-Präsidium Edith Dürr Generaloberin und Präsidentin des Verbandes der Schwesternschaften vom DRK e.V. Marcel Bösel Bundesleiter Jugendrotkreuz Christian Reuter DRK-Generalsekretär, ständiger Gast Hans Hartmann Vorsitzender des DRK-Präsidialrats, ständiger Gast Gerda Hasselfeldt DRK-Präsidentin Andreas Paatz Bundesleiter Wasserwacht Annette Strauß Bundesleiterin Wohlfahrts- und Sozialarbeit Martin Bullermann Bundesbereitschaftsleiter Ulrike Würth DRK-Vizepräsidentin Dr. Norbert C. Emmerich Bundesschatzmeister Dr. Volkmar Schön DRK-Vizepräsident drk.de/praesidium
DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. Das DRK in Deutschland Das DRK im Ausland Das DRK im Überblick Das DRK und seine Finanzen 65 Mitgliederübersicht S T I C H T A G : 3 1 . 1 2 . 2 0 2 4 Förder- mitglieder aktive Mitglieder ¹ Jugend- rotkreuz Anteil an Bevölkerung haupt amtl. Beschäftigte DRK-Kreis- verbände / Schwestern- schaften DRK- Orts vereine Verband der Schwesternschaften 790 DRK-Generalsekretariat Summe 2.463.919 298.637 158.777 1 ohne Jugendrotkreuz 2 Mitglieder der DRK-Schwesternschaften (Rotkreuzschwestern) DRK-Mitgliedsverband Baden Baden-Württemberg Bayern Berlin Brandenburg Bremen Hamburg Hessen Mecklenburg-Vorpommern Niedersachsen Nordrhein Oldenburg Rheinland-Pfalz Saarland Sachsen Sachsen-Anhalt Schleswig-Holstein Thüringen Westfalen-Lippe 125.292 424.836 739.413 36.325 33.663 4.311 22.237 164.821 30.383 174.120 137.767 16.247 162.018 29.122 61.040 32.449 54.772 45.940 12.745 38.248 121.337 2.202 4.041 573 1.068 13.550 4.218 21.058 14.805 2.232 12.263 3.756 9.223 4.013 6.985 5.175 168.373 21.145 2.036 10.495 97.717 578 1.103 92 268 4.438 2.049 5.002 6.344 439 4.293 1.261 5.161 2.645 4.700 2.492 7.664 6,01 % 5,26 % 7,14 % 1,00 % 1,50 % 0,71 % 1,23 % 2,85 % 2,32 % 2,84 % 1,62 % 1,70 % 4,33 % 3,37 % 1,85 % 1,83 % 2,23 % 2,53 % 2,36 % 4.028 14.021 33.483 729 5.810 1.665 3.116 9.841 9.790 26.925 11.840 1.786 12.680 603 14.548 7.301 8.174 7.524 16.741 2.044 18.463 ² 724 211.836 15 34 73 8 16 2 5 35 14 44 29 10 30 7 38 20 15 23 37 31 219 611 0 0 50 0 0 403 49 942 117 6 292 187 166 63 372 140 255 486 3.872
67 S E I T E 6 6 – 7 5 Das DRK und seine Finanzen Für die Sicherstellung wichtiger Aufgaben der Gliederungen in Deutschland, für die Katastrophenhilfe und die humanitäre Hilfe im Ausland sammelt das Deutsche Rote Kreuz Spenden. Eine transparente Darstellung der Verwendung liegt dem DRK dabei am Herzen. Es ist Mitglied des Deutschen Spendenrates, folgt der freiwilligen Selbstverpflichtung der Initiative Transparente Zivilgesellschaft und erhält jedes Jahr das Spendensiegel des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI).
68 DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. Jahresabschluss Allgemeine Angaben Der Deutsches Rotes Kreuz e.V. (kurz: DRK e.V. oder DRK-Generalsekre- tariat) verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige und mildtäti- ge Zwecke im Sinne des Abschnitts „Steuerbegünstigte Zwecke“ der Abga- benordnung. Der DRK e.V. ist selbstlos tätig; er verfolgt nicht in erster Linie eigenwirtschaftliche Zwecke. Mittel dürfen nur für satzungsmäßige Zwecke verwendet werden. Seine Finanzierung erfolgt durch Spenden der Bevölke- rung, zweckgebundene öffentliche Zuwendungen (Bund, Länder, EU, UN), Beiträge der Mitgliedsverbände und Zuschüsse sonstiger Dritter (z.B. Lot- teriemittel). Die öffentlichen Mittel werden zweckgebunden für die Wahr- nehmung von nationalen und internationalen Aufgaben im Bundesinteresse (z.B. Suchdienst, humanitäre Hilfe bei Katastrophen und Kriegen, Entwick- lungshilfe, Aktivitäten für Kinder, Jugendliche, Seniorinnen und Senioren sowie Migrantinnen und Migranten) eingesetzt. Geld- und Sachspenden erhält der DRK e.V. nach Spendenaufrufen für konkrete Hilfsaktionen bei Konflikten / Katastrophen im In- und Ausland und durch regelmäßige Spen- denbriefaktionen (Mailings) für die satzungsmäßigen Aufgabenbereiche. Die Bewirtschaftung erfolgt nach Maßgabe des Wirtschaftsplanes, DRK-interner Regelungen sowie unter Beachtung gesetz licher Vorschriften, insbesondere der Bundeshaushaltsordnung. Der Jahresabschluss zum 31. Dezember 2024 wurde nach den Vorschriften des Handelsgesetzbuches für große Kapitalgesellschaften unter Beachtung vereinsspezifischer Besonderheiten, des DRK-Kontierungshandbuchs und DRK-Generalsekretär Christian Reuter des Rechnungslegungsstandards RS HFA 21 „Besonderheiten der Rech- Das Berichtsjahr war durch folgende Hauptentwicklungen gekennzeichnet: nungslegung Spenden sammelnder Organisationen“ aufgestellt. Durch die Das Geschäftsvolumen - widergespiegelt durch die Summe der Erträge - Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Hamburger Treuhand Gesellschaft SCHO- ist im Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr insgesamt gestiegen. Im Bereich MERUS & Partner mbB wurde ein uneingeschränkter Bestätigungsvermerk der Spenden ist auf Grund von weniger Einnahmen für Opfer des bewaff- zu dem Jahresabschluss und Lagebericht 2024 erteilt. Im Rahmen der Jah- neten Konflikts in der Ukraine das Ergebnis sehr viel geringer als im Vorjahr. resabschlussprüfung unterzieht sich der DRK e.V. freiwillig der erweiterten Bei den zweckgebundenen Spenden war eine Verringerung von 39,1 Mio. Prüfung über die Ordnungsmäßigkeit der Geschäftsführung und der wirt- Euro im Vorjahr auf 22,3 Mio. Euro im Berichtsjahr zu verzeichnen. schaftlichen Verhältnisse nach § 53 Haushaltsgrundsätzegesetz. Trotz der Mindereinnahmen bei den Spenden und nahezu gleichbleiben- den öffentlichen Zuwendungen kommt es zu einer Erhöhung der Gesamt- einnahmen, so dass dem DRK e.V. im Geschäftsjahr zusammen mit den Mitgliedsbeiträgen und sonstigen Erträgen insgesamt 229,8 Mio. Euro (Vorjahr 206,2 Mio. Euro) zur Verfügung standen. Die Bilanzsumme für das Jahr 2024 sank wegen der Verringerung noch nicht verbrauchter Mittel bei der Umsetzung der Projekte um 3,4 % bzw. 14,0 Mio. Euro auf 398,2 Mio. Euro. Der Jahresüberschuss beträgt 0,6 Mio. Euro. Es wurden Projektrücklagen in Höhe von 1,5 Mio. Euro entnommen. Das daraus resultierende Ergebnis wurde mit 1,1 Mio. Euro der freien Rücklage und mit 1,0 Mio. Euro der Be- triebsmittelrücklage zugeführt. Seit August 2017 ist das DRK-Generalsekretariat Träger des Logos „Initiative Transparente Zivilgesellschaft“. Es ist ebenfalls Träger der Logos vom Deut- schen Spendenrat und des DZI.
DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. Das DRK in Deutschland Das DRK im Ausland Das DRK im Überblick Das DRK und seine Finanzen 69 Gewinn- und Verlustrechnung für den Deutsches Rotes Kreuz e.V. F Ü R D I E Z E I T V O M 0 1 . 0 1 . 2 0 2 4 B I S 3 1 . 1 2 . 2 0 2 4 , I N T S D . E U R O 1. Ertrag aus dem Verbrauch von Spenden, Erbschaften und Bußen a) Spenden, Erbschaften und Bußen – Zufluss des Geschäftsjahres b) Verbrauch Spenden aus Vorjahren c) noch nicht verbrauchter Zufluss an Spenden im Geschäftsjahr 2. Ertrag aus dem Verbrauch von Zuwendungen a) im Geschäftsjahr zugeflossene Zuwendungen b) Verbrauch in Vorjahren zugeflossener Zuwendungen c) noch nicht verbrauchter Zufluss von Zuwendungen im Geschäftsjahr Gesamt 3. Mitgliedsbeiträge 4. sonstige Erträge 5. Aufwendungen für bezogene Waren, Materialien und Leistungen 6. Personalaufwand 7. Abschreibungen 8. sonstige Aufwendungen 9. Mittelzuweisung an Dritte zur Verwendung für satzungsgemäße Aufgaben 10. Finanzergebnis 11. Ergebnis nach Steuern 12. sonstige Steuern 13. Jahresüberschuss 14. Entnahmen aus Rücklagen 15. Einstellungen in Rücklagen 16. Bilanzgewinn 2024 2023 49.073 28.759 -9.194 159.340 56.719 -72.659 98.581 30.611 -71.240 166.304 19.872 -51.039 212.038 193.089 4.033 13.777 74.129 48.530 1.719 40.442 70.770 6.612 872 297 575 1.504 2.079 0 4.033 9.047 65.242 43.356 1.590 35.713 62.875 4.618 2.011 240 1.772 1.194 2.966 0 Personal- und Sachaufwendungen 2024 I N T S D . E U R O 63.870 32.123 13.235 18.253 4.803 5.778 19.296 20.072 42.330 42.139 67.871 117.520 Nationale Hilfsgesellschaft Zentrale Dienste Mitgliedsbeiträge, Gremien, Vorstand, Revision und Pressearbeit Kommunikation & Marketing Jugend und Wohlfahrtspflege Internationale Zusammenarbeit Personal- und Personal- und Sachaufwendungen Sachaufwendungen
70 DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. Erläuterungen zu ausgewählten Positionen der Gewinn- und Verlustrechnung Erträge Im Jahre 2024 sind dem DRK e.V. Spenden, Erbschaften und Bußen in Höhe Personalaufwand Der Personalaufwand von 48,5 Mio. Euro (Vorjahr: 43,4 Mio. Euro) bezieht von insgesamt 49,1 Mio. Euro zugeflossen. Des Weiteren wurden rund sich auf alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im DRK-Generalsekretari- 28,8 Mio. Euro aus dem Sonderposten für nicht verbrauchte Spenden aus at, dem zeitweilig im Auslandseinsatz befindlichen Personal und den Mitar- Vorjahren zur planmäßigen Projektfinanzierung entnommen sowie 9,2 Mio. beitern des DRK-Suchdienstes in Hamburg und München. Im Jahresdurch- Euro zugeflossene, nicht verbrauchte liquide Mittel dem Sonderposten zu- schnitt wurden 685 (im Vorjahr 644) Mitarbeitende beschäftigt. geführt. Der Einsatz öffentlicher Zuwendungen war 2024 geringer als im Vorjahr. Mit der Tätigkeitsmerkmale 15 Entgeltgruppen (EG) unterschieden. Diese un- ins gesamt 159,4 Mio. Euro wurden die Projekte im In- und Ausland durch terteilen sich entsprechend der Dauer der Betriebszugehörigkeit der Be- Bundes- und EU-Mittel sowie Einnahmen aus den Soziallotterien unterstützt. schäftigten in bis zu 6 Stufen (St). Das tarifliche Bruttojahreseinkommen Im DRK e.V. werden auf Grundlage des DRK-Reformtarifvertrages anhand Darstellung der Erträge 2024 nach Kategorien des DZI-Spenden-Siegels in Tsd. Euro 2024 2023 21.970 27.809 erträge, durch durchschnittliche Spendeneinnahmen und einem sehr guten 9. Bestandsveränderung Mittel -15.939 -31.167 10. Zweckbetrieb 11. Zins- u. Vermögenseinnahmen (netto) 12. sonstige Einnahmen 8.758 6.612 5.019 2.519 4.618 6.528 Gesamteinnahmen / -erträge 236.433 210.731 Ergebnis bei den Erbschaften mit einem Jahresüberschuss von rund 0,6 Mio. Euro abgeschlossen werden. Der Bilanzgewinn erhöhte durch Rücklagen- entnahme für Projekte um 1,5 Mio. Euro auf 2,1 Mio. Euro. Dieser wurde zur Stärkung des Eigenkapitals mit 1,1 Mio. Euro der Freien Rücklage und mit 1,0 Mio. Euro den zweckgebundenen Rücklagen zugeführt. Sachaufwand Die Aufwendungen für bezogene Waren, Material und Leistungen zur Erfül- lung der satzungsmäßigen Zwecke betragen 74,1 Mio. Euro (Vorjahr 65,2 Mio. Euro) und stellen etwa 31,6 % des gesamten Aufwandes dar. Sie wurden zu 14 % aus Spenden und zu ca. 66 % aus öffentlichen Zuwendungen finanziert. Die sonstigen Aufwendungen umfassen die projektgebundenen Aufwendun- gen, Mailingkosten, allgemeine Geschäfts- und Gebäudekosten. Die Gesamt- höhe dieser Ausgaben liegt mit 40,4 Mio. Euro leicht über Vorjahresniveau. Die im Geschäftsjahr 2024 weitergeleiteten Mittel in Höhe von 70,8 Mio. Euro (Vorjahr 62,9 Mio. Euro) betreffen die nationalen Rotkreuz-Gliederungen und internationale DRK-Organisationen sowie Dritte. hauptamtlicher Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer setzt sich aus den Monatsgehältern, der tariflichen Jahressonderzahlung sowie Zusatzleistun- gen zu einer betrieblichen Altersversorgung (VBL) zusammen. Die Spanne des tariflichen Bruttojahreseinkommens auf Vollzeitbasis betrug: Bereichsleitungen (Durchschnittsgehalt): 134,9 TEUR Teamleitungen von 69,7 bis 98,1 TEUR Referenten sowie Sachgebietsleitungen von 51,8 bis 90,3 TEUR Sachbearbeitende von 43,4 bis 76,9 TEUR Bürosachbearbeitende von 37,9 bis 57,0 TEUR 86.809 -40.629 345 11.319 sonstige Bürokräfte von 35,7 bis 47,9 TEUR 4.033 108 61.985 138.439 Mit Bezug auf die Schutzklausel des § 286 Abs. 4 HGB wird auf die Angabe der Vergütungen der obersten Leitungsebene verzichtet. Jahresergebnis Das Geschäftsjahr 2024 konnte durch gestiegene Finanz- und Beteiligungs- 1. Geldspenden Zufluss 2. Geldspenden Bestandsveränderung 3. Sachspenden 4. Nachlässe 5. Mitgliedsbeiträge 6. Bußen Sammlungseinnahmen 7. Öffentliche Mittel Zufluss 8. Zuwendungen Andere (Drittmittel) Zufluss 42.308 19.566 156 6.539 4.033 70 72.672 137.341
DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. Das DRK in Deutschland Das DRK im Ausland Das DRK im Überblick Das DRK und seine Finanzen 71 Bilanz für den Deutsches Rotes Kreuz e.V. Z U M 3 1 . 1 2 . 2 0 2 4 ; A L L E A N G A B E N I N K L . D R K - S U C H D I E N S T E ; I N T S D . E U R O Aktiva 31.12.2024 31.12.2023 Passiva 31.12.2024 31.12.2023 A. Anlagevermögen I. Immaterielle Vermögens gegenstände II. Sachanlagen III. Finanzanlagen B. Umlaufvermögen A. Eigenkapital 211 277 I. Vereinsvermögen 3.200 3.200 30.395 117.210 26.846 107.185 II. Rücklagen III. Bilanzergebnis 65.874 65.299 0 0 B. Sonderposten für noch nicht 195.676 215.209 verwendete zweckgeb. Spenden I. Vorräte 35.176 18.698 C. Sonderposten für Investitions- zuschüsse II. Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände III. Kassenbestand, Bankguthaben 54.731 57.126 I. Sonderposten aus Investitionszu- 854 996 schüssen der DRK-Landesverbände 159.632 201.721 II. Sonderposten aus öffentlicher 25.823 11.708 Förderung und Spenden C. Rechnungsabgrenzung 836 343 D. Rückstellungen I. Rückstellungen für Pensionen II. Steuerrückstellung III. Sonstige Rückstellungen E. Verbindlichkeiten I. aus Anzahlungen auf Bestellungen II. aus Lieferungen und Leistungen III. gegenüber Rotkreuz- Organisationen 668 76 4.481 0 3.595 5.409 669 0 4.992 12 11.201 11.289 IV. aus noch nicht verwendeten 89.334 87.238 zweckgebundenen Mitteln V. Sonstige Verbindlichkeiten F. Rechnungsabgrenzung 3.098 103 257 126 Insgesamt 398.190 412.195 Insgesamt 398.190 412.195
72 DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. Erläuterungen zu ausgewählten Positionen der Bilanz Aktiva Die Position Forderungen/sonstige Vermögensgegenstände betrifft im We- Die Rückstellungen wurden insbesondere für laufende Rentenverpflichtun- gen gegenüber ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, für neu abge- sentlichen am Bilanzstichtag ausstehende öffentliche Mittel und die Vor- schlossene Alters teilzeitvereinbarungen sowie für zulässige und notwendige schüsse an Nationale Hilfsgesellschaften für Projekte, die noch nicht final Sachverhalte gebildet (z.B. Urlaubsverpflichtungen, Rechtsverfahren und abgerechnet sind. Nachlässe, Jahresabschlusskosten, u.a.). Der Bestand an Wertpapieren ist im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Die Verbindlichkeiten gegenüber Rotkreuz-Gliederungen betreffen die Aus- Der Bestand an liquiden Mitteln ist gesunken, was an der Erhöhung des Abrechnung der Mailingaktionen resultieren sowie noch nicht ausgezahlte Wert papierbestandes und an dem Verbrauch aus noch nicht verwendeten weiterzuleitende Bundesmittel für die Freiwilligendienste. schüttungen an die DRK-Landesverbände, die aus der stichtagsbezogenen Spenden aus Vorjahren liegt. Passiva Mit der Zuführung des Bilanzgewinn 2024 mit 1,1 Mio. Euro zur Freien Rück- lanzstetigkeit folgend die im Vorjahr angewendeten Methoden fortgesetzt. Das Sachanlagevermögen wird entsprechend der betriebsgewöhnlichen lage ergibt sich zum Abschlussstichtag ein Bestand von 51,9 Mio. Euro und Nutzungsdauer linear abgeschrieben. Für Investitionen aus Zuschüssen wird für die zweckgebundenen Rücklagen ergibt sich nach Verbrauch in Höhe von ein Sonderposten gebildet und über die Nutzungsdauer der Vermögensge- Bei den Ansatz- und Bewertungsvorschriften wurden dem Grundsatz der Bi- 1,5 Mio. Euro und Zuführung in Höhe von 1,0 Mio. Euro ein Endbestand von genstände aufgelöst. 14,0 Mio. Euro. Das Eigenkapital hat sich um 0,8 % auf 69,1 Mio. Euro erhöht. Auf der Passivseite verringerte sich der Sonderposten für noch nicht verwen- derstwertprinzip bewertet. Für Forderungen wurden erforderliche Einzelwert- dete zweckgebundene Spenden von 215,2 Mio. Euro auf 195,7 Mio. Euro. berichtigungen gebildet, Verbindlichkeiten werden mit dem Erfüllungsbetrag bilanziert. Die Pensionsverpflichtung wurde nach den handelsrechtlichen Die Verbindlichkeiten aus zweckgebundenen Mitteln veränderten sich von Vorschriften berechnet. Fremdwährungsbestände werden grundsätzlich mit 87,2 Mio. Euro auf 89,3 Mio. Euro. dem Devisenkassamittelkurs zum Abschlussstichtag abgeglichen. Die Wertpapiere des Anlagevermögens werden nach dem gemilderten Nie- Der Sonderposten für Investitionszuschüsse wurde zur Finanzierung des Anlagevermögens (Gebäude und Ausstattung) aus den Zuschüssen der DRK-Landesverbände zum Berlin-Umzug sowie aus Spenden und öffentli- chen Mitteln gebildet. Die Auflösung erfolgt planmäßig in Höhe der jeweili- gen Abschreibungen.
DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. Das DRK in Deutschland Das DRK im Ausland Das DRK im Überblick Das DRK und seine Finanzen 73 Ausblick 2025 Erneut wurde zusätzlich zum Wirtschaftsplan eine Mittelfristplanung für ei- Der Wirtschaftsplan 2025 enthält Gesamtausgaben von 237,2 Mio. Euro nen Zeitraum von zwei Jahren erstellt. Durch die Bundesversammlung be- (Vj. 214,7 Mio. Euro), was im Vergleich zum Vorjahresplan eine Erhöhung von schlossen wurde die Wirtschaftsplanung 2025. Diese erfüllt alle vom Präsi- 10 % (Vj. +6 %) darstellt. Die Erträge werden mit 236,0 Mio. Euro (Vj. 213,7 dium beschlossene Vorgaben. Die Mittelfristplanung für die Jahre 2026 und Mio. Euro) geplant. Der in 2025 geplante Jahresfehlbetrag resultiert aus der 2027 spiegelt lediglich eine prognostizierte Entwicklung wider und wird von zweckentsprechenden Verwendung, der in den Vorjahren gebildeten zweck- den Gremien zur Kenntnis genommen. gebunden Rücklagen. Ein Rückgriff auf die Rücklagen der Freien Mittel ist im Jahr 2025 nicht geplant. Struktur der Erträge I N T S D . E U R O 125.114 144.457 55.401 51.259 29.871 23.966 26.075 16.305 Zweckgebundene Spenden * Bundes- / EU-Mittel * Freie Mittel * Drittmittel * Vorjahresvergleich I N T S D . E U R O 236.461 235.988 Erträge * Personalkosten Sachkosten -48.530 -48.977 -187.356 -188.401 575 -1.390 Jahresergebnis Ist 2024 Plan 2025 * Zufluss + Verbrauch aus Altbestand
74 DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. Wiedergabe des Bestätigungsvermerks Zu dem vollständigen Jahresabschluss, der Bilanz, Gewinn- und Verlustrech- nung und Anhang umfasst sowie zu dem Lagebericht für das Geschäftsjahr Sonstige Informationen Die gesetzlichen Vertreter und das Präsidium sind für die zum Datum dieses 2024, hat die Hamburger Treuhand Gesellschaft Schomerus & Partner mbB, Bestätigungsvermerks erlangten sonstigen Informationen verantwortlich. Die Zweigniederlassung Berlin, den folgenden Bestätigungsvermerk des unab- sonstigen Informationen umfassen hängigen Abschlussprüfers erteilt. die Abschnitte „Das Rote Kreuz in Deutschland“, „Das Rote Kreuz im Aus- „An den Deutsches Rotes Kreuz e.V., Berlin: die inhaltlichen Ausführungen im Abschnitt B. I. des Lageberichtes. land“ und „Das Rote Kreuz im Überblick“ des Jahrbuches 2024 und Prüfungsurteile Wir haben den Jahresabschluss des Deutsches Rotes Kreuz e.V., Berlin, – Unser Prüfungsurteil zum Jahresabschluss erstreckt sich nicht auf die sons- tigen Informationen und dementsprechend geben wir weder ein Prüfungsur- bestehend aus der Bilanz zum 31. Dezember 2024 und der Gewinn- und Ver- teil noch irgendeine andere Form von Prüfungsschlussfolgerung hierzu ab. lustrechnung für das Geschäftsjahr vom 1. Januar bis zum 31. Dezember 2024 sowie dem Anhang, einschließlich der Darstellung der Bilanzierungs- Im Zusammenhang mit unserer Prüfung haben wir die Verantwortung, die und Bewertungsmethoden geprüft. Darüber hinaus haben wir den Lage- oben genannten sonstigen Informationen zu lesen und dabei zu würdigen, bericht des Deutsches Rotes Kreuz e.V., Berlin, für das Geschäftsjahr vom ob die sonstigen Informationen 1. Januar bis zum 31. Dezember 2024 geprüft. Die Ausführungen in Abschnitt wesentliche Unstimmigkeiten zum Jahresabschluss, zu den inhaltlich ge- B. I. des Lageberichtes haben wir in Einklang mit den deutschen gesetz- prüften Angaben im Lagebericht oder zu unseren bei der Prüfung erlang- lichen Vorschriften nicht inhaltlich geprüft. ten Kenntnissen aufweisen oder anderweitig wesentlich falsch dargestellt erscheinen. Nach unserer Beurteilung auf Grund der bei der Prüfung gewonnenen Erkenntnisse Falls wir auf Grundlage der von uns zu den vor dem Datum dieses Bestäti- entspricht der beigefügte Jahresabschluss in allen wesentlichen Belan- gungsvermerks erlangten sonstigen Informationen durchgeführten Arbeiten gen den deutschen, für Kapitalgesellschaften geltenden handelsrechtli- zu dem Schluss gelangen, dass eine wesentliche falsche Darstellung die- chen Vorschriften und vermittelt unter Beachtung der deutschen Grund- ser sonstigen Informationen vorliegt, sind wir verpflichtet, über diese Tatsa- sätze ordnungsmäßiger Buchführung ein den tatsächlichen Verhältnissen che zu berichten. Wir haben in diesem Zusammenhang nichts zu berichten. entsprechendes Bild der Vermögens- und Finanzlage des Vereins zum 31. Dezember 2024 sowie seiner Ertragslage für das Geschäftsjahr vom 1. Januar bis zum 31. Dezember 2024 und vermittelt der beigefügte Lagebericht insgesamt ein zutreffendes Bild von der Lage des Vereins. In allen wesentlichen Belangen steht dieser Lagebe- Verantwortung der gesetzlichen Vertreter und des Präsidiums für den Jahresabschluss und den Lagebericht Die gesetzlichen Vertreter sind verantwortlich für die Aufstellung des Jahres- richt in Einklang mit dem Jahresabschluss, entspricht den deutschen ge- abschlusses, der den deutschen, für Kapitalgesellschaften geltenden han- setzlichen Vorschriften und stellt die Chancen und Risiken der zukünftigen delsrechtlichen Vorschriften in allen wesentlichen Belangen entspricht, und Entwicklung zutreffend dar. Unser Prüfungsurteil zum Lagebericht erstreckt dafür, dass der Jahresabschluss unter Beachtung der deutschen Grundsät- sich nicht auf die Ausführungen im Abschnitt B. I. des Lageberichtes. ze ordnungsmäßiger Buchführung ein den tatsächlichen Verhältnissen ent- Gemäß § 322 Abs. 3 S. 1 HGB erklären wir, dass unsere Prüfung zu keinen mittelt. Ferner sind die gesetzlichen Vertreter verantwortlich für die internen Einwendungen gegen die Ordnungsmäßigkeit des Jahresabschlusses und Kontrollen, die sie in Übereinstimmung mit den deutschen Grundsätzen ord- sprechendes Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Vereins ver- des Lageberichts geführt hat. Grundlage für die Prüfungsurteile Wir haben unsere Prüfung des Jahresabschlusses und des Lageberichts in Übereinstimmung mit § 317 HGB unter Beachtung der vom Institut der Wirt- nungsmäßiger Buchführung als notwendig bestimmt haben, um die Aufstel- lung eines Jahresabschlusses zu ermöglichen, der frei von wesentlichen fal- schen Darstellungen aufgrund von dolosen Handlungen (d.h. Manipulationen der Rechnungslegung und Vermögensschädigungen) oder Irrtümern ist. schaftsprüfer (IDW) festgestellten deutschen Grundsätze ordnungsmäßiger Bei der Aufstellung des Jahresabschlusses sind die gesetzlichen Vertreter da- Abschlussprüfung durchgeführt. Unsere Verantwortung nach diesen Vor- für verantwortlich, die Fähigkeit des Vereins zur Fortführung der Vereinstätig- schriften und Grundsätzen ist im Abschnitt „Verantwortung des Abschluss- keit zu beurteilen. Des Weiteren haben sie die Verantwortung, Sachverhalte prüfers für die Prüfung des Jahresabschlusses und des Lageberichts“ un- im Zusammenhang mit der Fortführung der Vereinstätigkeit, sofern einschlä- seres Bestätigungsvermerks weitergehend beschrieben. Wir sind von dem gig, anzugeben. Darüber hinaus sind sie dafür verantwortlich, auf der Grund- Verein unabhängig in Übereinstimmung mit den deutschen handelsrechtli- lage des Rechnungslegungsgrundsatzes der Fortführung der Vereinstätigkeit chen und berufsrechtlichen Vorschriften und haben unsere sonstigen deut- zu bilanzieren, sofern dem nicht tatsächliche oder rechtliche Gegebenheiten schen Berufspflichten in Übereinstimmung mit diesen Anforderungen erfüllt. entgegenstehen. Wir sind der Auffassung, dass die von uns erlangten Prüfungsnachweise ausreichend und geeignet sind, um als Grundlage für unsere Prüfungsurteile Außerdem sind die gesetzlichen Vertreter verantwortlich für die Aufstellung zum Jahresabschluss und zum Lagebericht zu dienen. des Lageberichts, der insgesamt ein zutreffendes Bild von der Lage des
DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. Das DRK in Deutschland Das DRK im Ausland Das DRK im Überblick Das DRK und seine Finanzen 75 Vereins vermittelt sowie in allen wesentlichen Belangen mit dem Jahres- erlangen wir ein Verständnis von den für die Prüfung des Jahresabschlus- abschluss in Einklang steht, den deutschen gesetzlichen Vorschriften ent- ses relevanten internen Kontrollen und den für die Prüfung des Lagebe- spricht und die Chancen und Risiken der zukünftigen Entwicklung zutreffend richts relevanten Vorkehrungen und Maßnahmen, um Prüfungshandlungen darstellt. Ferner sind die gesetzlichen Vertreter verantwortlich für die Vor- zu planen, die unter den Umständen angemessen sind, jedoch nicht mit kehrungen und Maßnahmen (Systeme), die sie als notwendig erachtet ha- dem Ziel, ein Prüfungsurteil zur Wirksamkeit der internen Kontrollen des ben, um die Aufstellung eines Lageberichts in Übereinstimmung mit den an- Vereins bzw. dieser Vorkehrungen und Maßnahmen abzugeben. zuwendenden deutschen gesetzlichen Vorschriften zu ermöglichen, und um beurteilen wir die Angemessenheit der von den gesetzlichen Vertretern an- ausreichende geeignete Nachweise für die Aussagen im Lagebericht erbrin- gewandten Rechnungslegungsmethoden sowie die Vertretbarkeit der von gen zu können. den gesetzlichen Vertretern dargestellten geschätzten Werte und damit zusammenhängenden Angaben. Das Präsidium ist verantwortlich für die Überwachung des Rechnungs- ziehen wir Schlussfolgerungen über die Angemessenheit des von den ge- legungsprozesses des Vereins zur Aufstellung des Jahresabschlusses und setzlichen Vertretern angewandten Rechnungslegungsgrundsatzes der des Lageberichts. Verantwortung des Abschlussprüfers für die Prüfung des Jahresabschlusses und des Lageberichts Unsere Zielsetzung ist, hinreichende Sicherheit darüber zu erlangen, ob der Fortführung der Vereinstätigkeit sowie, auf der Grundlage der erlangten Prüfungsnachweise, ob eine wesentliche Unsicherheit im Zusammenhang mit Ereignissen oder Gegebenheiten besteht, die bedeutsame Zweifel an der Fähigkeit des Vereins zur Fortführung der Vereinstätigkeit aufwerfen können. Falls wir zu dem Schluss kommen, dass eine wesentliche Unsi- Jahresabschluss als Ganzes frei von wesentlichen falschen Darstellungen cherheit besteht, sind wir verpflichtet, im Bestätigungsvermerk auf die da- aufgrund von dolosen Handlungen oder Irrtümern ist, und ob der Lagebe- zugehörigen Angaben im Jahresabschluss und im Lagebericht aufmerk- richt insgesamt ein zutreffendes Bild von der Lage des Vereins vermittelt so- sam zu machen oder, falls diese Angaben unangemessen sind, unsere wie in allen wesentlichen Belangen mit dem Jahresabschluss sowie mit den Prüfungsurteile zu modifizieren. Wir ziehen unsere Schlussfolgerungen auf bei der Prüfung gewonnenen Erkenntnissen in Einklang steht, den deutschen der Grundlage der bis zum Datum unseres Bestätigungsvermerks erlang- gesetzlichen Vorschriften entspricht und die Chancen und Risiken der zu- ten Prüfungsnachweise. Zukünftige Ereignisse oder Gegebenheiten kön- künftigen Entwicklung zutreffend darstellt, sowie einen Bestätigungsvermerk nen jedoch dazu führen, dass der Verein seine Vereinstätigkeit nicht mehr zu erteilen, der unsere Prüfungsurteile zum Jahresabschluss und zum Lage- fortführen kann. bericht beinhaltet. beurteilen wir Darstellung, Aufbau und Inhalt des Jahresabschlusses ins- gesamt einschließlich der Angaben sowie ob der Jahresabschluss die zu- Hinreichende Sicherheit ist ein hohes Maß an Sicherheit, aber keine Garan- grunde liegenden Geschäftsvorfälle und Ereignisse so darstellt, dass der tie dafür, dass eine in Übereinstimmung mit § 317 HGB unter Beachtung der Jahresabschluss unter Beachtung der deutschen Grundsätze ordnungs- vom Institut der Wirtschaftsprüfer (IDW) festgestellten deutschen Grundsät- mäßiger Buchführung ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes ze ordnungsmäßiger Abschlussprüfung durchgeführte Prüfung eine wesent- Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Vereins vermittelt. liche falsche Darstellung stets aufdeckt. Falsche Darstellungen können aus beurteilen wir den Einklang des Lageberichts mit dem Jahresabschluss, dolosen Handlungen oder Irrtümern resultieren und werden als wesentlich seine Gesetzesentsprechung und das von ihm vermittelte Bild von der angesehen, wenn vernünftigerweise erwartet werden könnte, dass sie ein- Lage des Vereins. zeln oder insgesamt die auf der Grundlage dieses Jahresabschlusses und führen wir Prüfungshandlungen zu den von den gesetzlichen Vertretern Lageberichts getroffenen wirtschaftlichen Entscheidungen von Adressaten dargestellten zukunftsorientierten Angaben im Lagebericht durch. Auf Ba- beeinflussen sis ausreichender geeigneter Prüfungsnachweise vollziehen wir dabei ins- besondere die den zukunftsorientierten Angaben von den gesetzlichen Während der Prüfung üben wir pflichtgemäßes Ermessen aus und bewahren Vertretern zugrunde gelegten bedeutsamen Annahmen nach und beurtei- eine kritische Grundhaltung. Darüber hinaus len die sachgerechte Ableitung der zukunftsorientierten Angaben aus die- identifizieren und beurteilen wir die Risiken wesentlicher falscher Dar- sen Annahmen. Ein eigenständiges Prüfungsurteil zu den zukunftsorien- stellungen im Jahresabschluss und im Lagebericht aufgrund von dolo- tierten Angaben sowie zu den zugrunde liegenden Annahmen geben wir sen Handlungen oder Irrtümern, planen und führen Prüfungshandlungen nicht ab. Es besteht ein erhebliches unvermeidbares Risiko, dass künftige als Reaktion auf diese Risiken durch sowie erlangen Prüfungsnachweise, Ereignisse wesentlich von den zukunftsorientierten Angaben abweichen. die ausreichend und geeignet sind, um als Grundlage für unsere Prüfungs- urteile zu dienen. Das Risiko, dass eine aus dolosen Handlungen resul- Wir erörtern mit den für die Überwachung Verantwortlichen unter anderem tierende wesentliche falsche Darstellung nicht aufgedeckt wird, ist höher den geplanten Umfang und die Zeitplanung der Prüfung sowie bedeutsame als das Risiko, dass eine aus Irrtümern resultierende wesentliche falsche Prüfungsfeststellungen, einschließlich etwaiger bedeutsamer Mängel in in- Darstellung nicht aufgedeckt wird, da dolose Handlungen kollusives Zu- ternen Kontrollen, die wir während unserer Prüfung feststellen.“ sammenwirken, Fälschungen, beabsichtigte Unvollständigkeiten, irrefüh- rende Darstellungen bzw. das Außerkraftsetzen interner Kontrollen bein- halten können.
76 DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. DRK-Generalsekretariat S T A N D : 0 7 . 0 4 . 2 0 2 5 Interne Revision Paul Knapp, Tel. -188 Pressesprecherin Rebecca Winkels, Tel. -158 Fachkraft für Arbeitssicherheit Falk Frohberg PIMA Health & Safety GmbH Tel. 030 610821032 Datenschutzbeauftragter Benedikt Rudolph, Tel. 030 235992177 Stv. Datenschutzbeauftragter Philipp Weißmann, Tel. 030 235992177 Ombudsmann Kanzlei Weißmann + Partner Benedikt Rudolph, Tel. 030 235992177 11 32 · · 10 DRK-Präsidium Gerda Hasselfeldt DRK-Präsidentin 11 Vorstand Christian Reuter DRK-Generalsekretär und Vorsitzender des Vorstands 10/11 Präsidial- und Vorstandsbüro (Leitung: Claudia Weikopf) Referentin der DRK-Präsidentin Djamila Younis, Tel. -277 Assistentin des DRK-Präsidiums Ines Gründel, Tel. -275 Assistentin des DRK-Generalsekretärs Claudia Weikopf, Tel. -274 11 11 11 11 11 Referentin des DRK-Generalsekretärs Kristine Schmidt, Tel. -944 Referentinnen Politische Verbindungsstelle Ines Woithe, Tel. -524 Paula Stuckatz, Tel. -568 Referent Strategie-/ Verbandsentwicklung Thomas Eichmann, Tel. -577 Leiterin Stabsstelle Internationale Beziehungen und Humanitäres Völkerrecht Dr. Katja Schöberl, Tel. -805 Leiterin Stabsstelle Nachhaltigkeit Lucy Schweingruber, Tel. -117 20 30 40 50 60 Nationale Hilfsgesellschaft Dr. Heike Spieker (ad interim) Philipp Wiesener (ad interim) Tel. -168 Marketing, Kommunikation und Fundraising Andreas Denk Tel. -147 Jugend und Wohlfahrtspflege Dr. Joß Steinke Tel. -221 Zentrale Dienste / Stellvertretung des DRK-Generalsekretärs Katrin Weinlein Tel. -282 Internationale Zusammenarbeit Christof Johnen Tel. -261 31 32 33 34 Unternehmens- kooperation Nadine Haegeli Tel. -386 Kommunikation Rebecca Winkels Tel. -158 Marketing Jacob Janiesch Tel. -505 Fundraising, Beschwerde- management Romy Haase-Dotschko Tel. -106 22 23 24 27 Suchdienst (Suchdienst- leitstelle, Standorte Hamburg + München, AAB-Zentrale) Frauke Weber Tel. -195 Ehrenamt (Bereitschaften, Wasser- wacht, Bergwacht) und Breitenausbildung Annabelle Behnke Tel. -336 Einsatzunterstützung (Inland / Ausland) Clemens Pott Tel.: -322 Gesundheitlicher Bevölkerungsschutz, Nationales Krisen- management & Zivilmilitärische Zusammenarbeit Philipp Wiesener Tel. -168 28 Sicherheitsforschung und Innovations transfer Alexandra Rüth Tel. -326 41 42 43 44 45 46 Nachhaltigkeit & Digitalisierung Gisela Wedler Tel. -230 Soziale Hilfen & Soziales Ehrenamt Nadja Saborowksi Tel. -125 Kinder, Jugend & Bildung Luise Springer Tel. -350 Gesundheit, Senioren- arbeit & Pflege Karolina Molter Tel. -316 Finanzierung & Fördermittel management Sarah Nenstiel Tel. -931 Zukunft Sozialwesen & Gemeinnützigkeit Celina Soltek Tel. -822 47 Jugendrotkreuz Daniela Nagelschmidt Tel. -389 51 52 53 54 55 56 57 58 Rechnungswesen Matthias Hase Tel. -281 Controlling Frank Großmann Tel. -207 Personal Annette Schneider Tel. -180 Vergabe Claudia Beier Tel. -431 Facility Management Jennifer Stärk Tel. -546 Justitiariat Stefanie Pietzker (interim) Tel. -364 IT Christopher Koch Tel. -216 Casino Klaus Rech Tel. -576 61 62 63 64 Programme & Zusam- menarbeit Schwestern- gesellschaften Marc-André Souvignier Tel. -264 Planung & Risiko- management Christian Hörl Tel. -816 Partnerschaften & Lernen Silvia Sanz-Ramos Rojo Tel. -173 Thematische Entwick- lung & Innovationen Stefanie Orankan Tel. -101 DRK-Generalsekretariat Carstennstraße 58 12205 Berlin Tel. 030 85404-0 Fax 030 85404-450 drk.de
77 Bildnachweise Titel: Matthias Balk / BRK Seite 03: Henning Schacht / DRK Seite 06 : Matthias Balk / BRK Seite 07: Matthias Balk / BRK Seite 08: Jonas Westermeyer / DRK-LV Westfalen-Lippe Seite 09: Sven Rogge / DRK-LV Sachsen Screenshot Sammelkarte DRK-OV Fautenbach Seite 10: Rüdiger Fritz / DRK Seite 11: Willing-Holtz / DRK Seite 12: 2024 UEFA Seite 13: Henning Schacht / DRK Seite 14: links Willing-Holtz / DRK rechts Willing-Holtz / DRK Seite 15: links Willing-Holtz / Deutsches Jugendrotkreuz Mitte Sven Rogge / DRK-LV Sachsen rechts Sven Rogge / DRK-LV Sachsen Seite 16: Willing-Holtz / DRK Seite 18: Jan Seifert / DRK-LV Westfalen-Lippe Seite 19: Philipp Köhler / DRK Seite 20: FIEGE Logistik Stiftung & Co. KG Seite 21: links unten Willing-Holtz / DRK rechts oben Willing-Holtz / DRK Seite 22: Henning Schacht / DRK Seite 24: oben BRK unten Matthias Balk / BRK Seite 23: Henning Schacht / DRK Seite 25: oben links BAGFW / Dirk Hasskarl oben rechts privat unten Henning Schacht / DRK Seite 26: Armin Weigel / DRK Seite 27: DRK Seite 28: Willing-Holtz / DRK Seite 29: Henning Schacht / DRK Seite 30: oben Deutsches Jugendrotkreuz unten Deutsches Jugendrotkreuz Seite 31: Michael Wodak Seite 32: Ulrike Gieger-Graßl / DRK-KV Nienburg/Weser e.V. Seite 33: Henning Schacht / DRK Seite 35: shutterstock Seite 36: Henning Schacht / DRK Seite 37: Jörg F. Müller / DRK Seite 38: Moritz Meyer / DRK Seite 40: Gero Breloer / DRK Seite 43: links Palästinensischer Roter Halbmond rechts Ukrainisches Rotes Kreuz Seite 44: Maria José Ospino / Kolumbianisches Rotes Kreuz Seite 45: Quelle cfr.org Seite 46: Mays Zatari / DRK Seite 47: Jude Fuhnwi / IKRK Seite 48: DRK Seite 53: Venezolanisches Rotes Kreuz / DRK Seite 54: IKRK Seite 56: Willing-Holtz / DRK Seite 58: JABJAH PROD / IFRK / IKRK Seite 59: Henning Schacht / DRK Seite 64: Willing-Holtz / DRK Seite 66: Willing-Holtz / DRK Seite 68: Henning Schacht / DRK DRK Jahrbuch 2024 Deutsches Rotes Kreuz e.V. Impressum Herausgeber Deutsches Rotes Kreuz e.V., Carstennstr. 58, 12205 Berlin Verantwortlich im Sinne des Presserechts Christian Reuter, DRK-Generalsekretär Redaktion Gesine Pannhausen / GP-Editorial – Foto Text Design Konzept, Laurin Ahnert / DRK-Generalsekretariat, Tim Wohlfarth / DRK-Generalsekretariat Autorinnen und Autoren Kristin Hermann, Jens Kohrs, Anja Martin, Gesine Pannhausen, Marina Schröder-Heidtmann Gestaltung Sherpa Design GmbH, sherpa-design.de Druck PIEREG Druckcenter Berlin GmbH, piereg.de drk.de/jahrbuch
Unsere Grundsätze Menschlichkeit Die Internationale Rotkreuz- und Rothalbmond- Bewegung, entstanden aus dem Willen, den Verwun- deten der Schlachtfelder unterschiedslos Hilfe zu leis- ten, bemüht sich in ihrer internationalen und nationalen Tätigkeit, menschliches Leiden überall und jederzeit zu verhüten und zu lindern. Sie ist bestrebt, Leben und Gesundheit zu schützen und der Würde des Menschen Achtung zu verschaffen. Sie fördert gegen- seitiges Verständnis, Freundschaft, Zusammenarbeit und einen dauerhaften Frieden unter allen Völkern. Unabhängigkeit Die Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung ist un ab - hängig. Wenn auch die Nationalen Gesellschaften den Behörden bei ihrer humanitären Tätigkeit als Hilfsge- sellschaften zur Seite stehen und den jeweiligen Lan- desgesetzen unterworfen sind, müssen sie dennoch eine Eigenständigkeit bewahren, die ihnen gestattet, jederzeit nach den Grundsätzen der Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung zu handeln. Unparteilichkeit Die Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung unter- scheidet nicht nach Nationalität, Rasse, Religion, so zialer Stellung oder politischer Überzeugung. Sie ist einzig bemüht, den Menschen nach dem Maß ihrer Not zu helfen und dabei den dringendsten Fällen den Vorrang zu geben. Neutralität Um sich das Vertrauen aller zu bewahren, enthält sich die Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung der Teil- nahme an Feindseligkeiten wie auch, zu jeder Zeit, an politischen, rassischen, religiösen oder ideologischen Auseinandersetzungen. Freiwilligkeit Die Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung verkör- pert freiwillige und uneigennützige Hilfe ohne jedes Gewinnstreben. Einheit In jedem Land kann es nur eine einzige Nationale Rotkreuz- oder Rothalbmond-Gesellschaft geben. Sie muss allen offen stehen und ihre humanitäre Tätigkeit im ganzen Gebiet ausüben. Universalität Die Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung ist welt- umfassend. In ihr haben alle Nationalen Gesellschaf- ten gleiche Rechte und die Pflicht, einander zu helfen.