Verteilung von Hilfsgütern an Flüchtlinge aus dem Sudan durch das Äthiopische Rote Kreuz in den Orten Kurmuk und Guba an der Grenze zum Sudan. Frau mit ihrem kleinen Kind auf dem Arm

Humanitäre Hilfe im Sudan

Die Menschen im Sudan sehen sich mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert, darunter die Auswirkungen bewaffneter Konflikte, Wassermangel und eine Wirtschaftskrise. Erfahren Sie hier mehr über die Situation im Land und wie das Deutsche Rote Kreuz in enger Zusammenarbeit mit dem Sudanesischen Roten Halbmond Hilfe leistet.

Die humanitäre Lage im Sudan ist besorgniserregend: Die Gesundheitsversorgung ist größtenteils zusammengebrochen, und geflüchtete Menschen haben kaum Zugang zu sauberem Trinkwasser oder sicheren Sanitäranlagen. Folglich treten vermehrt Cholera-Ausbrüche in der Ostregion auf, einer Gegend, in der sich viele Binnenvertriebene befinden. In vielen Teilen des Landes ist die Wirtschaft weitgehend zum Erliegen gekommen. Eine sehr hohe Inflation macht Lebensmittel für den Großteil der Bevölkerung unerschwinglich. Die Menschen sind somit dringend auf Nahrungsmittel, Wasser, Medikamente und andere lebensnotwendige Güter angewiesen.

Ein Helfer des Sudanesischen Roten Halbmonds in roter Weste führt ein Gespräch mit einem lokalen Mann in einem karierten Hemd, umgeben von aufgehängter Wäsche in einer einfachen Unterkunft.
Die Menschen im Sudan sehen sich mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert, darunter die Auswirkungen bewaffneter Konflikte, Wassermangel und eine starke Wirtschaftskrise. Erfahren Sie hier mehr über die Situation im Land und wie das Deutsche Rote Kreuz in enger Zusammenarbeit mit dem Sudanesischen Roten Halbmond Hilfe leistet.

Wie ist die Lage vor Ort?

Die Folgen bewaffneter Konflikte, Wassermangel, chronische Armut und Ernährungsunsicherheit treffen im Sudan aufeinander. Eine starke Wirtschaftskrise und wiederkehrende Extremwetterereignisse wie Überschwemmungen und Dürren, bedingt durch den Klimawandel, verschärfen die ohnehin schon prekäre Situation der Bevölkerung sogar noch weiter.

Bereits vor der Eskalation des Konflikts war die Versorgung mit Lebensmitteln prekär. Seitdem sind 17,7 Millionen Menschen von ernsthafter Ernährungsunsicherheit betroffen – fast 40% der gesamten Bevölkerung, die unter akutem Hunger leidet. Die Hauptanbaugebiete sind stark vom Konflikt betroffen, was zu einem weitgehenden Zusammenbruch der lokalen Produktion geführt hat. Daher wird besonders ab Juni eine der schwersten Hungersnöte der jüngsten Vergangenheit erwartet.

Aufgrund der kritischen Sicherheitslage im ganzen Land ist der humanitäre Zugang erschwert. Die anhaltenden Gefechte führen dazu, dass zu wenig Hilfsgüter die betroffenen Gebiete erreichen. Hilfsorganisationen sind gezwungen, ihre Arbeit aufgrund der Gefahrenlage immer wieder einzuschränken oder sogar vollständig einzustellen.

 „Hilfsgüter werden an von Konflikten betroffene Personen ausgehändigt, organisiert durch den SRCS.
Hilfsgüter werden an von Konflikten betroffene Personen durch den SRCS verteilt.

Bewaffneter Konflikt gefährdet die Zivilbevölkerung im Sudan

Im April 2023 brach im Sudan ein bewaffneter Konflikt zwischen der Armee und der paramilitärischen Einheit „Rapid Support Forces“ (RSF) aus, der bis heute andauert. Seitdem ist die Zahl der Todesfälle und Verletzten stetig gestiegen. Der Konflikt, der sich rasch von der Hauptstadt Khartum auf weitere Regionen, einschließlich Darfur, ausdehnte, hat zur größten Vertreibungskrise weltweit geführt. Über 8 Millionen Menschen mussten ihre Heimat verlassen und haben in anderen Teilen des Landes oder in benachbarten Ländern wie dem Tschad, Äthiopien oder Südsudan Zuflucht gefunden. Etwa 25 Millionen Menschen sind auf humanitäre Unterstützung angewiesen.

Mitarbeiter des Sudanesischen Roten Halbmonds bei der Bestattung Verstorbener in der Nordkordofan-Region.
Mitarbeiter des Sudanesischen Roten Halbmonds bei der Bestattung Verstorbener in der Nordkordofan-Region.

Humanitäre Notlage wird durch Konflikt verschärft

Sudan hat lange unter Katastrophen und bewaffneten Konflikten gelitten. Bis zur Eskalation des aktuellen Konflikts galt die Hauptstadt Khartum als ein Ort relativer Sicherheit, wo sich das politische und wirtschaftliche Zentrum des Landes befand. Doch diese Situation hat sich nun grundlegend geändert. Der Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung und der Versorgungsstrukturen ist das Resultat dieser Veränderung.

Als Konsequenz des Konflikts wurden die Städte Wad Madani und Port Sudan zu den neuen Regierungszentren erklärt. Seit dem 15. Dezember 2023 steht auch Wad Madani unter der Kontrolle der RSF. Diese Entwicklung hat gravierende Auswirkungen, da die Region eine wesentliche Rolle für die Ernährungssicherheit des Landes spielt und als „Brotkorb“ des Sudans bekannt ist.

Gespräch unter Rothalbmond- und IFRC-Mitarbeitern
Seit vielen Jahren arbeiten das DRK und der Sudanesische Rote Halbmond zusammen – nun auch in der vorausschauen humanitären Hilfe.

Welche Hilfe leistet das DRK?

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) ist besonders in den vom Konflikt schwer betroffenen Bundesstaaten Nord-Darfur und Blue Nile aktiv, die beide hohe Zahlen an Binnenvertriebenen beherbergen. Um die medizinische Versorgung zu verbessern, unterstützt das DRK den Nothilfeeinsatz des Sudanesischen Roten Halbmonds (SRCS) durch Bereitstellung von medizinischer Ausrüstung, Medizintechnik und Schutzausrüstung für das Krankenhauspersonal. Zudem werden gut ausgebildete Freiwillige des SRCS eingesetzt, um in den Gesundheitseinrichtungen zu helfen. Hunderte dieser Freiwilligen leisten in El Fasher, Nord-Darfur und weiteren Regionen unermüdlich Erste Hilfe und unterstützen das medizinische Personal.

In Kooperation mit dem SRCS und mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes setzt das DRK Soforthilfemaßnahmen für Menschen um, die vor den Kämpfen fliehen müssen. Binnenvertriebene erhalten in Aufnahmezentren Bargeldhilfen und/oder Sachleistungen sowie Zugang zu Wasser- und Sanitärversorgung. 

Um die humanitäre Lage im Sudan zu verbessern, ist das DRK seit mehr als 30 Jahren aktiv im Einsatz und arbeitet dabei eng mit dem Sudanesischen Roten Halbmond (SRCS) zusammen.

Bargeldhilfen: Effektive Hilfsmaßnahme

Das DRK unterstützt auch den SRCS beim Ausbau und der Anpassung seiner eigenen Kapazitäten. Besonders effektiv in schwierigen Situationen sind Bargeldhilfen. Dabei unterstützt das DRK den SRCS bei der schnellen und gezielten Auszahlung von Geldern an Bedürftige. Aufgrund der stark steigenden Lebenshaltungskosten und der Schwierigkeit für humanitäre Hilfsorganisationen, Güter in die Region zu transportieren, haben Bargeldhilfen Vorrang. Sie ermöglichen es den Notleidenden, die für sie relevanten und notwendigen Güter zu erwerben. Der Großteil der Geflüchteten lebt bei aufnehmenden Familien, auch hier ist vor allem die finanzielle Unterstützung entscheidend.

„Freiwillige des SRCS verteilen Ballons und Freude bei einer Veranstaltung für Kinder.“
Freiwillige des SRCS verteilen Ballons und somit ein wenig Freude bei einer Veranstaltung für Kinder.

Enge Zusammenarbeit mit dem Sudanesischen Roten Halbmond

In Anbetracht der katastrophalen Lage verfolgen wir in unserer Zusammenarbeit mit dem Sudanesischen Roten Halbmond (SRCS) zwei Hauptziele: Erstens, die Institution zu stärken und ihre Einsatzfähigkeiten zu erhöhen. Zweitens, Nothilfe-Aktivitäten zu unterstützen, die darauf abzielen, das akute Leid der Zivilbevölkerung so gut wie möglich zu lindern. Dem SRCS mit seinen freiwilligen Helferinnen und Helfern kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Gemeinsam arbeiten wir daran, wichtige Sanitäranlagen in Aufnahmezentren zu rehabilitieren und unterstützen mit Medizin, freiwilligen Helfenden sowie ausgebildetem Pflegepersonal.

Darüber hinaus bieten wir technische und wirtschaftliche Expertise. Auch der SRCS selbst ist stark von der Krise betroffen: Nachdem viele der Büros, Lagerhallen und der Fuhrpark größtenteils geplündert wurden und die Hauptstadt seit Beginn der bewaffneten Auseinandersetzungen betroffen ist, mussten die Kolleginnen und Kollegen das Hauptbüro von Khartum nach Port Sudan verlegen.

Sudanesisches Mädchen in temporärer Unterkunft im Südsudan

Unterstützung. Jetzt!

Die Folgen der Übernahme von Wad Madani werden noch deutlichere Auswirkungen auf die Ernährungsunsicherheit haben. Der Bevölkerung droht eine katastrophale Hungersnot! Zusätzlich besteht aufgrund der Nachwirkungen des Wetterphänomens El Niño ein erhöhtes Risiko für Überflutungen im Flussgebiet des Nil. Es wird dringend die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit und finanzielle Unterstützung benötigt, um das Leid substanziell zu lindern. Eine Verstärkung des humanitären Engagements ist unabdingbar, um Leben zu retten.

Aktuelle Projekte im Sudan

Portrait einer sudanesischen Seniorin

Das DRK unterstützt den Sudanesischen Roten Halbmond dabei, die vorausschauende humanitäre Hilfe im Land einzuführen. So können die Menschen künftig schon vor einer Katastrophe Unterstützung erhalten, um sich zu schützen.

DRK-Projekt zur Ernährungssicherung im Sudan

Nach jahrelangen Konflikten befindet sich der Sudan in einer tiefen Wirtschaftskrise. 60 Prozent der Bevölkerung leben in extremer Armut. Gemeinsam mit dem Sudanesischen Roten Halbmond trägt das DRK in der Region Girba dazu bei, die Ernährungs- und Erwerbssituation der Betroffenen zu verbessern.

Schulkinder umringen einen Handwaschstation

Die Menschen in Nord-Darfur, Sudan, spüren noch immer die Folgen bewaffneter Konflikte: Kinder im Schulalter haben einen nur unzureichenden Zugang zu Bildung. Viele Schulen sind in schlechtem Zustand. Das DRK hilft beim Bau und der Ausstattung von Klassenräumen.

Portrait einer sudanesischen Seniorin

Das DRK unterstützt den Sudanesischen Roten Halbmond dabei, die vorausschauende humanitäre Hilfe im Land einzuführen. So können die Menschen künftig schon vor einer Katastrophe Unterstützung erhalten, um sich zu schützen.

DRK-Projekt zur Ernährungssicherung im Sudan

Nach jahrelangen Konflikten befindet sich der Sudan in einer tiefen Wirtschaftskrise. 60 Prozent der Bevölkerung leben in extremer Armut. Gemeinsam mit dem Sudanesischen Roten Halbmond trägt das DRK in der Region Girba dazu bei, die Ernährungs- und Erwerbssituation der Betroffenen zu verbessern.

Schulkinder umringen einen Handwaschstation

Die Menschen in Nord-Darfur, Sudan, spüren noch immer die Folgen bewaffneter Konflikte: Kinder im Schulalter haben einen nur unzureichenden Zugang zu Bildung. Viele Schulen sind in schlechtem Zustand. Das DRK hilft beim Bau und der Ausstattung von Klassenräumen.

Soforthilfe für Geflüchtete in den Nachbarländern

Rotkreuz-Mitarbeiterin in Äthiopien mit Geflüchteten aus dem Sudan

In einer der am stärksten von Konflikten betroffenen Regionen in Äthiopien – an der Grenzen zum Sudan – leistet das DRK lebensnotwendige humanitäre Hilfe für Binnenvertriebene und Geflüchtete.  

Südsudanesisches Rote Kreuz verteilt Hilfsgüter für Geflüchtete aus dem Sudan

Infolge des bewaffneten Konflikts im Sudan unterstützt das DRK das Südsudanesische Rote Kreuz bei der Versorgung von Geflüchteten mit grundlegender humanitärer Hilfe. 

Rotkreuz-Mitarbeiterin in Äthiopien mit Geflüchteten aus dem Sudan

In einer der am stärksten von Konflikten betroffenen Regionen in Äthiopien – an der Grenzen zum Sudan – leistet das DRK lebensnotwendige humanitäre Hilfe für Binnenvertriebene und Geflüchtete.  

Südsudanesisches Rote Kreuz verteilt Hilfsgüter für Geflüchtete aus dem Sudan

Infolge des bewaffneten Konflikts im Sudan unterstützt das DRK das Südsudanesische Rote Kreuz bei der Versorgung von Geflüchteten mit grundlegender humanitärer Hilfe. 

Aus dem DRK-Blog

Sudanesisches Pärchen vor einfacher Hütte

Sudan: Frühe Hilfe bei Überschwemmungen

Diesen Sommer führten heftige Regenfälle im Sudan mehrfach zu flutartigen Überschwemmungen. Der Rote Halbmond leistete essenzielle Nothilfe. Doch der Plan ist es, künftig schon vor der Katastrophe zu helfen.

Rothalbmond-Freiwillige bei Überschwemmung im Sudan

Wie entwickelt man einen Schwellenwert für Hochwasser?

Weil die Menschen im Sudan immer wieder unter den Folgen von Überschwemmungen leiden, unterstützt das DRK den Sudanesischen Roten Halbmond dabei, im Land die vorausschauende humanitäre Hilfe (Forecast-based Financing – FbF) einzuführen. Ziel ist es, Überschwemmungen besser vorauszusagen und den Menschen zu helfen, sich und ihre Besitztümer zu schützen. In diesem Zusammenhang fallen immer wieder Bezeichnungen wie Trigger/Auslöser oder Schwellenwert. Doch was ist das und wie wird dieser Wert ermittelt? Klimaexperte David MacLeod kennt die Antworten.

Junge aus dem Sudan an Handwasch-Station

Wenn schon die Jüngsten sich für das Händewaschen begeistern

Der Empfang ist beeindruckend. Hunderte von Schulkindern und Erwachsenen haben uns zu Ehren ein Fest vorbereitet. Kinder führen mit Puppenspielen verschiedene Stücke rund um das Thema Hygiene auf und tun dies so bildhaft und begeistert, dass unsere Sprachbarriere gar keine Rolle spielt. Im Ost-Sudan besuchen wir das DRK-Projekt, das wir seit 2016 unterstützen.

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